Mit dem 2017 veröffentlichten „The Surge“ landete das in Frankfurt ansässige Entwicklerstudio Deck 13 einen Achtungserfolg. Auch wenn das Action-Rollenspiel sicher nicht an die Qualitäten eines „Bloodborne“ oder „Dark Souls“ heran reichte, so lieferte das Spiel durch die innovative Kampfmechanik ausreichend Potenzial, um sich von der übermächtigen Konkurrenz abzusetzen.
„The Surge“ etablierte sich so am Markt und wurde für Deck 13 zu einer wichtigen Marke. Die Ankündigung des zweiten Teils ließ nicht lange auf sich warten und wenig verwunderlich verbessert „The Surge 2“ vor allem das im Vorgänger bereits solide Basis-Gameplay. Ob der Nachfolger deshalb nicht nur ein Liebhaberspiel, sondern ein waschechter Pflichtkauf ist?
Eine interessante Welt
„The Surge 2“ führt euch in die durch die Regierung abgeriegelte Stadt Jericho City. Ihr erwacht mit eurem im Editor gebauten Hauptcharakter ahnungslos auf der Krankenstation eines Gefängnisses und müsst euch zunächst euren Weg ins Freie bahnen. Dort tobt die Naniten-Seuche und wenig verwunderlich müsst ihr schnell zu den Waffen greifen, als euch lieb ist.
Eine gelungene Fortsetzung!
Mit Jericho City erbaut Deck 13 eine interessante Welt, die gerade Entdecker anspricht. Ähnlich wie in „Dark Souls“ verfolgt ihr nämlich keinen linearen Weg, sondern geht immer wieder auf die Suche nach Geheimgängen, Abkürzungen oder versteckten Extras. Die rund 20-stündige Hauptgeschichte erweist sich als solide und ist somit definitiv eine Steigerung gegenüber dem Vorgänger. Die Qualität der Nebenmissionen schwankt dagegen stark.
Dank des Dialogsystems jedoch erfahrt ihr diesmal mehr über die Hintergründe und die Bewohner von Jericho City. Perfekt ist „The Surge“ in Sachen Storytelling nicht, zeigt aber deutlich mehr Potenzial als der erste Teil und hält daher gut bei Laune.
Das alte Spiel mit neuen Ideen
Der Fokus des Spiels liegt aber eindeutig auf dem Kampfsystem. Wie schon der Vorgänger verfolgt Deck 13 hier das „Dark Souls“-Prinzip. Als Rückzugsort dienen in diesem Fall Medical-Bays. Dort investiert ihr gesammelten Schrott in Updates. Netterweise lässt euch „The Surge 2“ auch überflüssige Erfahrung speichern. Trotzdem müsst ihr abwägen, wie viel Risiko ihr eingeht. Je mehr Schrott ihr nämlich mit euch herum tragt, desto mehr erhaltet ihr auch als Belohnung aus erfolgreichen Gefechten hinzu. Das Problem: Geht ihr drauf, verliert ihr die Erfahrung wieder und müsst sie zurückholen. Beim Ableben erwachen dummerweise auch alle zuvor besiegten Kontrahenten – außer Bossen natürlich – zu neuem Leben.
Das Kampfsystem wiederum dreht sich weiterhin um das Anvisieren und Abtrennen gegnerischer Körperteile zum Erobern von Waffen oder Rüstungsobjekten. Das Spiel zeigt euch Schwachstellen farblich an. Attacken weicht ihr geschwind aus, blockt oder pariert sie. Paraden erhalten nun eine Richtung dazu, was wiederum für zusätzliche Tiefe bei den Blocks sorgt. Ein Pfeil signalisiert, woher der Angriff geht.
Ihr müsst entsprechend im passenden Moment blocken und die Richtungstaste drücken. Perfekte Paraden fühlen sich ungemein befriedigend an und erlauben besonders zerstörerische Konter. Neu dabei: Zu Beginn des Spiel erhaltet ihr eine Drohne, die ihr auf Tastendruck hervor holt. Ihr habt somit auch eine Distanzwaffe im Arsenal.
„The Surge 2“ besitzt somit eine gelungene Kampftiefe, die Deck 13 auch in den durchaus ansehnlichen Boss-Kämpfen unterstreicht. Diese wechseln geschickt zwischen humanoiden Endgegnern und Maschinenwesen. Die Ansätze zum Sieg erweisen hier als vielseitiger als zuvor, das Design hätten wir uns dagegen einen Hauch abwechslungsreicher und kreativer gewünscht. Trotzdem: Die dicken Brocken haben es ordentlich in sich, besitzen verschiedene Angriffsmuster und treiben uns somit auch in dem nach Spielende freigeschalteten New Game Plus zur Weißglut.
Mein Held, meine Waffen!
Seinen Reiz bezieht „The Surge 2“ natürlich aus den Kämpfen und auch dem damit verbundenen Abtrennen der Körperteile zum Erlangen von Waffen und Rüstungsteilen. Das Arsenal ist mit Speeren, Schwertern, Äxten und anderen Werkzeugen prall gefüllt und wir würden lügen, wenn wir behaupten würden, dass das Ausprobieren der Finishing-Moves alleine nicht eine Menge Spaß machen würde.
Zum Thema: The Surge 2 – Zahl der Nebenquests wurde vervierfacht – Umfangreichere Geschichte versprochen
Allerdings unterfüttert „The Surge 2“ die virtuelle Gewalt auch mit reichlich Individualisierungsoptionen. Bereits zu Beginn schaltet ihr Slots für Implantate frei und könnt so zusätzliche aktive und passive Perks einsetzen. Aktive Fähigkeiten koppelt das Spiel wiederum an ein Energiesystem – ebenso wie die Finishing-Moves. Wollen wir also unsere Heilinjektionen einsetzen, müssen wir zunächst einen Akku-Block aufladen. Das wiederum gelingt uns nur mit Hilfe von Kämpfen. Dadurch können wir kaum auf Zeit spielen, sondern müssen uns immer wieder ins Gefecht werfen.
Waffen und Rüstungsgegenstände besitzen Seltenheitsgrade und Eigenschaften, sodass wir tunlichst genau auf unser Equipment achten müssen und viel Zeit im Charakterbildschirm verbringen.
Technisch dezent angestaubt
Die größte Schwäche bleibt aber die inzwischen die Jahre gekommene Grafik. „The Surge 2“ sieht an vielen Stellen bestenfalls ordentlich aus und krankte kurz nach dem Start an technischen Problemen wie etwa zu spät nachladenden Texturen und gelegentlichen Slowdowns. Inzwischen fallen diese nicht mehr so stark ins Gewicht. Jedoch ist gerade das Gegner- und NPC-Design alles andere als überzeugend.
Die Gesprächspartner wirken oft wie Schaufensterpuppen und auch Jericho City selbst hätte – trotz einiger wirklich schöner Schauplätze und Sehenswürdigkeiten – etwas mehr Pomp vertragen können. In Sachen Stil und Grafik jedenfalls rangiert „The Surge 2“ klar hinter der großen Konkurrenz.
Kameraprobleme
Ein Spiel wie „The Surge 2“ erfordert aufgrund des Schwierigkeitsgrads eine gewisse Nachvollziehbarkeit der Aktionen. Wenn wir scheitern, dann gefälligst aufgrund unserer eigenen Unfähigkeit und nicht wegen Technik- oder Gameplay-Problemen. In dem Action-Rollenspiel funktioniert die eigentliche Kampfmechanik trotz gewöhnungsbedürftiger Parade-Funktion sehr gut.
Allerdings spielt die Kamera genre-typisch gerne mal verrückt. Steht ihr also mit dem Rücken zur Wand, zieht die Perspektive gerne mal nach oben. Das schadet der Übersicht und verhindert vor allem, dass wir in die korrekte Richtung ausweichen können. Wenn dann noch die Teile zerstörter Gegenstände durch den Bereich fliegen, ist der nächste Bildschirmtod nicht mehr allzu weit entfernt.
Kommentare
Neutrino
28. September 2019 um 08:58 UhrMir macht es spass.
vor allem die neue Komponente des Blockens macht laune, weil sie ähnliche auswirkungen hat, wie dieses Block move in Dark souls, wenn das Timing stimmt.
das ist irgendwie witzig.
ich weiss aber nicht warum die technisch immer etwas hinterher hinken.
es ist wie bei Elex, irgendwie alles altmodisch (animationen, grafik).
Das hat aber alles seinen charme und macht spass.
SoulSamuraiZ
28. September 2019 um 15:54 UhrIch habe The Surge 2 eine Chance gegeben und es macht mir sehr Spaß. Bin schon einige Male gestorben. Grund sind die Klassiker: Ungeduld, Gier, …
Ich weiß nicht was es ist, wirklich nicht, aber irgendwie hat The Surge etwas was ich im Vergleich zu anderen Soulslike-Spielen besser finde. Es fehlt mir nur noch eine wirklich geile Story. Die Story ist in The Surge 2 gefühlt nur für den kleinen dünnen roten Faden.
Viel besser als im ersten Teil finde ich die Haupt- und Nebenquests. Die Interaktion mit den Charakteren find’ich deutlich besser.
Smuggl
28. September 2019 um 21:44 UhrIch fand den ersten Teil schon super. Wenn ich mal wieder mehr Zeit habe, hol ich mir den zweiten Teil auf alle Fälle.
attitude2011
30. September 2019 um 09:38 UhrDas Spiel hat defintiv eine 8 oder 8.5 verdient. Einzige Kritikpunkte: wenige große Bosskämpfe und insgesamt blasse und technisch schwache Grafik. Aber SPielspaß ist ectrem hoch mMn.
AmShagar
18. November 2019 um 14:12 UhrDas Spiel ist um Welten besser als Sekiro, bei Sekiro musste ich mich zwingen weiter zu zocken, das hatte ich bis jetzt bei keinen Dark Souls Titel. Schade das die Angestaubte Technik von Dark Souls 1+2+Remastered nie zur Sprache kommt auch das fehlende Questsystem. The Sourge ist mein persönliches DS-Spiel des Jahres, die Grafik hat hier und da seine Macken aber das Spiel ist um Welten besser als Sekiro alleine schon das Kampfsystem, gegen das gähnend langweilige Kämpfe von Sekiro: Abwehrhaltung, Konter und wieder von Vorne. Noch nie so wenig Zeit in ein From-Software Titel investiert. Dieses Überhypte Sekiro kann mir nach den tollen Bloodborne echt gestohlen bleiben. Sekiro 6,5 , The Surge 2 8,5.