„Fallout 76“ erschien im November 2018 und ließ viele Serien-Fans ratlos zurück. Gerade zum Start störten unzählige Bugs und nicht zuletzt der Multiplayer-Fokus. Wer ein Solo-„Fallout“ seitdem vermisst, für den ist „The Outer Worlds“ genau das Richtige. Obsidian Entertainment (u.a. bekannt für „Fallout: New Vegas“) betonte zwar bereits im Vorfeld, dass man in Sachen Budget nicht mit den großen Bethesda-Produktionen mithalten könne, aber liefert ein emotionales und vor allem toll geschriebenes Action-Rollenspiel ab.
Das Universum und eure Entscheidungen
Als Science-Fiction-Rollenspiel entführt euch „The Outer Worlds“ in das Halycon-System. Doch dies ist keine Vision einer goldenen Zukunft, sondern eher eine bitterböse Persiflage auf unser modernes Leben. Megakonzerne kämpfen mit hinterlistigen Mitteln um die Vorherrschaft und beuten die eigens zur Arbeit angesiedelten Kolonisten gnadenlos aus. Ohne euer Zutun landet ihr schließlich ebenfalls dort und werdet schnell zum Spielball der Fraktionen.
Große Emotionen und ganz viel Witz
Ihr entscheidet jedoch wem ihr euch anschließt oder wen ihr euch womöglich zum Feind macht. Schon in der ersten Hauptmission belastet euch „The Outer Worlds“ mit schwerwiegenden Entscheidungen. Wollt ihr lieber einer Arbeiterstadt mit zweifelhafter Führung oder einer Hippie-Kolonie von Deserteuren den Strom abdrehen? Es sind diese Art von moralisch-emotionalen Momenten, die „The Outer Worlds“ prägen und besonders machen.
Dazu tragen übrigens auch die herausragend geschriebenen Dialoge und der ebenso geniale Humor maßgeblich bei. Fast jede Mission – selbst die dümmsten Botengänge – besitzt einen erzählerischen Anspruch und einen kontextuellen Hintergrund. Wir jedenfalls hörten auch den längsten Dialogen liebend gerne zu, da sie vor Wortwitz und Kreativität nur so strotzten.
Zusammen seid ihr weniger allein
Ein Extra-Lob verdient sich Obsidian an dieser Stelle für das Design der Begleiter und ihrer Beweg- und Hintergründe. Im Verlauf gesellen sich nämlich sechs Kameraden als Crew-Mitglieder zu euch. Zwei von ihnen könnt ihr als Crew zu den Einsätzen mitnehmen.
Sie kämpfen automatisch an eurer Seite, jedoch könnt ihr auch Spezialattacken manuell ausführen, ihre Ausrüstung und Talente bestimmen. Spielerisch sind die Begleiter somit eine nette und vor allem nicht störende Ergänzung. In den Missionen gibt es kein Friendly-Fire und gehen unsere Kollegen mal drauf, stehen sie nach gewonnener Schlacht wieder auf.
Uns gefiel diese Funktion ausgezeichnet, weil uns Figuren wie die Ingenieurin Parvati oder der junge Haudrauf Felix schnell ans Herz wuchsen. Grund dafür sind nicht zuletzt die speziell auf sie zugeschnittenen Nebenmissionen, die ihre Persönlichkeit in den Fokus rücken.
Eine gute Mischung
Ansonsten aber liefert Obsidian ein souveränes Action-Rollenspiel ab. Nachdem ihr euren Kolonisten mit Hilfe des Editors gebaut und dessen Charaktereigenschaften konfiguriert habt, geht es aus der Ego-Perspektive zur Sache. „The Outer Worlds“ spielt sich wie ein richtig guter Shooter inklusive Waffenmodifizierungen und Zeitlupenfunktion. Diese orientiert sich natürlich stark am VATS aus „Fallout“, bietet aber nicht deren Tiefe.
Deutlich besser gefallen uns da die bereits erwähnten Begleiter. Sie bringen nicht nur tolle Quests mit sich, sondern ergänzen auch das Gameplay stimmig. Praktisch: Die Begleiter besitzen wechselnde Eigenschaften, die uns immer wieder zu Gute kommen. Zudem statten wir sie natürlich auch mit Waffen, Skills und Ausrüstungsobjekten aus. Das Science-Fiction-Setting schürt obendrein die Entdeckerlust und auch wenn sich immer wieder einzelne Grafik-Bauteile wiederholen, so besitzt das Spiel doch seinen eigenen Charme und ausreichend Geschichte, um uns langfristig zu motivieren.
Ansonsten bietet „The Outer Worlds“ gewohnte Rollenspielkost, indem wir unseren Kolonisten selbst ausstaffieren oder eben mit Fähigkeiten und Talentpunkten verbessern. Sehr schön: Obsidian verbindet Dialoge und Fähigkeiten geschickt miteinander, sodass unsere Fähigkeiten nicht nur im Kampf sondern auch in Gesprächen eine Rolle spielen. Oftmals lassen sich Konflikte daher auch gewaltlos lösen – sofern ihr das denn wollt. Diese Freiheiten unterstreicht das Spiel übrigens auch, indem es für so ziemlich jede Aktion, die Fähigkeiten oder Talente benötigt Erfahrungspunkte ausspuckt.
Immer das Gleiche!
Obsidian verzichtet auf eine gewaltige, offene Spielwelt und unterteilt sein Universum stattdessen in acht eher klein gehaltene Areale. Obwohl sich die Planeten optisch von einander unterschieden, mangelt es spielerisch doch stark an Abwechslung. Mit der Zeit wiederholen sich die Gegnertypen und auch das Gameplay bleibt nahezu unverändert. Das wiederum schmälert die Motivation mit der Zeit doch stärker als gedacht und wären die Dialoge nicht so herausragend, würde „The Outer Worlds“ eher ins Genre-Mittelfeld abrutschen.
Mehr Shooter als Rollenspiel?
Und so wundert es wenig, dass „The Outer Worlds“ recht innovationsarm daher kommt. Viele Elemente kennt man bereits aus anderen Action-Rollenspielen. Einige Aspekte wie beispielsweise die Menü- und Inventarführung hätten für unseren Geschmack noch einen Tick intuitiver und überschaubarer ausfallen dürfen. Ebenfalls schade: Wir erhalten tonnenweise Loot, doch viel zu wenige Objekte haben wirklich Einfluss auf das Spiel oder auf unseren Charakter.
Als Shooter ist „The Outer Worlds“ etwas zu leicht und so empfehlen wir Kennern gleich auf den höheren Schwierigkeitsgraden anzufangen. Leider fallen Talente und Fähigkeiten recht oberflächlich aus. Uns fehlten die großen Einflussmöglichkeiten, die unseren Spielstil wirklich unterstreichen. Stattdessen kratzen die meisten Perks lediglich an der Oberfläche und verbessern eher die Grundwerte.
Kommentare
Noir64Bit
28. Oktober 2019 um 11:20 UhrDas habe ich auf der Uhr, aber da muss der Preis erst was runter.
Twisted M_fan
28. Oktober 2019 um 11:47 UhrHab ich im PC Game Pass gespielt macht mir aber absolut keinen spaß,weil für mich relevante dinge wie Trefferfeedback keine deutsche Synchro Schriftgröße und einiges mehr einfach übel sind.
jonesey
28. Oktober 2019 um 11:48 UhrIch finde das Spiel genial! Kann den Test großteils so unterschrieben, würde sogar noch höher gehen!
Verstehe nur nicht warum es negativ sein soll, wenn ein Spiel einmal nicht so schwer ist auf dem ’normalen‘ Schwierigkeitsgrad. Gerade bei Rollenspielen! Dafür hab ich ja die Möglichkeit auf schwer zu stellen… Es muss nicht jedes Spiel sich mittlerweile an die Souls-Spiele orientieren…
Finde das hier ganz genau richtig gelöst und würde das zu den Pluspunkten zählen!
James T. Kirk
28. Oktober 2019 um 12:01 UhrWas mir an dem Spiel am meisten gefällt ist das man jeden Charakter töten kann. Das Spiel passt sich dann automatisch an und man wird woanders hingeschickt. So und nicht anders muss dass sein.
AlgeraZF
28. Oktober 2019 um 12:02 UhrWirkt wie ein 10 Jahre altes PS3 Spiel. Mit mein größter Fehlkauf dieser Generation.
@Twisted M_fan
Volle Zustimmung!
JustSebi4U
28. Oktober 2019 um 13:35 UhrPure Enttäuschung für mich. Hab den ersten Planeten hinter mich gebracht, aber spätestens dann war die Luft komplett draussen.
Muss ehrlich sagen, dass ich den Hype nicht verstehen kann.
Das Spiel ist stinklangweilig und total simpel.
Dachte mir anfangs das wird der Oberhammer, weil ich Spiele wie Fallout NV usw, geliebt hab.
War aber leider nicht so. 50 Euro rausgeschmissen.
Schade!
questmaster
28. Oktober 2019 um 15:03 Uhrdas game ist nicht so pralle hatte mir auch mehr vorgestellt und die grafik unter aller sau für PS4 geht ja mal garnicht kommt nicht mal an PS3 grafik ran schon traurig das bei der bewertung nicht gesagt wird auch mein fehlkauf des jahres.
PiKe
28. Oktober 2019 um 15:14 UhrBin zwar noch nicht so weit, gerade mal auf der einen Raumstation, aber bisher macht es schon laune. Das Fallout-Feeling ist real.
Mir fehlen aber doch schon einige Gameplay-Mechaniken wie Schlößer knacken oder hacken. Da hätte man sich ruhig etwas einfallen lassen können.
GolDoc
28. Oktober 2019 um 15:19 Uhr@questmaster
„die grafik unter aller sau für PS4 geht ja mal garnicht kommt nicht mal an PS3 grafik ran“
Dann würde ich dir einen Besuch beim Optiker empfehlen oder aber zum Arzt um dich auf mögliche Gedächtnisprobleme untersuchen zu lassen. Da sahen viele 2012/13 Ps3 und auch einige 14/15 Ps4 Spiele deutlich schlechter aus. Mit den Grafikbomben der letzten 3-4 jahre kann es definitiv nicht mithalten, allein schon weil es nicht in Richtung realistische Grafik geht (hat fast schon einen leichten Comiklook). Es sieht aus wie ein durchschnittliches Spiel aus dem Jahr 2013/14.
LukeCage
28. Oktober 2019 um 17:15 Uhr„Immer das Gleiche!“
ist halt nen Rollen spiel,was erwartet ihr da. Einen Budget ala Witcher haben die jungs nicht,dementsprechend ist es halt so.
Brok
29. Oktober 2019 um 08:23 UhrEiner der Grundsteine für den Erfolg der Mass Effect Teile oder auch Fallout war das es relativ einfach war und man so entspannt die Storys genießen konnte.
Wenn eines wohl kein Argument gegen ein Spiel ist, dann wohl ein niedrigerer Schwierigkeitsgrad.