Seit 25 Jahren braust „Need for Speed“ nun schon über die Bildschirme. Auf diesem Weg machte die Rennserie viele Metamorphosen durch – mal zum Hochglanz-Flitzer, mal zur Pseudo-Simulation und mal zum Tuner-Traum. Doch zuletzt konnte „Need for Speed“ nicht mehr an die früheren Erfolge anknüpfen. Ghost Games heimste für die vergangenen Ableger „Need for Speed“ und „Need for Speed: Payback“ eher bescheidene Kritiken ein. Mit „Need for Speed: Heat“ besinnt sich das im schwedischen Göteborg ansässige Team wieder auf die Stärken der Serie und hört vor allem auf die Community.
Geteilte Welt und Singleplayer
Dass Ghost Games die Rufe der Fans erhört, zeigt sich bereits in der Grundkonzeption hinter „Need for Speed: Heat“. Diesmal gibt es keine Online-Pflicht. Ihr entscheidet also selbst, ob ihr euch mit 16 Spielern eine Stadt teilt und mit Freunden unterwegs seid oder ob ihr offline und damit komplett für euch bleibt.
Kein neues „Underground“, aber ein deutlicher Fortschritt
„Need for Speed: Heat“ entführt euch in die offene Spielwelt Palm City. Eure Aufgabe besteht nun darin, in der dortigen Racing-Szene Fuß zu fassen. Das Setting verbindet in seiner Geschichte Elemente aus „The Fast and the Furious“ und dem Festival-Charakter eines „Forza Horizon“. Und so müssen wir uns zu Beginn zunächst unsere Sporen verdienen. Tagsüber sichern wir uns in „Speedhunters Showdown“ legal Credits, Nachts dagegen geht es um Ruf-Punkte und das Freischalten von Wagen und Extras.
Anfangs seid ihr daher oft auf Rundkursen bzw. Nachts in Straßenrennen unterwegs, erst später schaltet ihr beispielsweise Offroad-Kurse und Drift-Events frei.
Chaos bei Nacht …
Im Verlauf wechselt ihr zwischen Tag und Nacht. Gerade wenn die Sonne untergeht, zeigt „Need for Speed: Heat“ sein ganzes Potenzial. Während ihr tagsüber nach Herzenslust durch die Straßen düsen dürft, kontrollieren in der Dunkelheit die Cops die Freeways und haben euch als Raser auf dem Kieker.
Nachts sammelt ihr für erfolgreiche Events und Verfolgungsjagden Reputationspunkte, mit denen ihr wieder neue Bauteile und Fahrzeuge freischaltet. Je länger ihr dieses Fahndungslevel in die Höhe treibt und nicht in der Garage abspeichert, desto schneller steigen auch die Multiplikatoren. Der Haken an der Sache: Nehmen euch die Cops hoch, bevor ihr die Reputationspunkte sichern könnt, geht ein gewaltiger Teil der seit dem letzten Speichern gesammelten Punkte verloren.
Daraus ergibt sich eine gesunde Mischung aus Risiko und Belohnungen. Ihr entscheidet also immer wieder, wann und ob ihr auf Nummer sicher gehen wollt. Rückschläge gehören hier natürlich ebenso dazu wie Last-Minute-Rettungsaktionen und das gute Gefühl, den Bullen doch noch entkommen zu sein. Die Verfolgungsjagden machen gewohnt viel Freude und sind erstklassig inszeniert.
Wenn Mercers Einheiten das erste Mal mit Panzerwagen anrücken, geht einem der Allerwerteste ordentlich auf Grundeis. Eure Wagen besitzen nun übrigens eine Energieleiste. Sobald diese aufgebraucht ist, haben euch die Cops am Wickel. Wir vermissten in diesem Fall den Einfluss, den Schäden auf die Fahreigenschaften nehmen.
Stark umgesetzte Tuning- und Individualisierungsoptionen
„Need for Speed: Heat“ wandelt zumindest in Sachen Langzeitmotivation auf den Spuren der „Underground“-Ableger. Das Spiel bezieht seine Faszination nämlich aus dem Aufrüsten und Verbessern des eigenen Fuhrparks. Insgesamt gibt es in „Need for Speed: Heat“ 127 Autos, die wir mit Hilfe von Bauteilen anpassen. Dadurch verändern wir auch die Fahreigenschaften der Boliden, was der Langzeitmotivation sehr zu Gute kommt. Aus einer lahmen Heckschleuder machen wir so mit ein wenig Schrauber-Fähigkeiten ein echtes PS-Monster.
Insgesamt fallen die Individualisierungsoptionen in den Bereichen Antrieb, Chassis und Motor sehr reichhaltig aus. Noch besser als das pure Leistungs-Tuning gefallen uns aber die optischen und vor allem die akustischen Anpassungsmöglichkeiten. Nun verändern wir sogar den Sound unseres Auspuffs. Gerade in puncto Motorensounds und Geräuschkulisse überzeugt das Spiel somit und schafft es, den Boliden einen eigenen Charakter zu verleihen.
… Langeweile am Tage
Der Unterschied zwischen Tag und Nacht zeigen sich in Gameplay und Präsentation gleichermaßen. Wirkt das abendliche Palm City mit seinen grellen Neonfarben und den wilden Verfolgungsjagden noch wie eine Spielwiese für Raser, so erscheint die Stadt im Hellen leider allzu steril und langweilig.
Irgendwie mangelt es der Metropole an einer eigenen Identität und so bekommen wir tagsüber das Gefühl, als hätten wir diese Art von Ortschaft schon in unzähligen anderen Videospielen besucht. Noch schlimmer: Palm City erscheint merkwürdig leer und daher vermissen wir Fußgänger und ausreichend viel zivilen Verkehr in den Straßen.
Durchwachsene Story
Geschichten und Rennspiele – das ist seit jeher eine Beziehung voller Missverständnisse. Glücklicherweise besitzt die Story in „Need for Speed: Heat“ längst nicht den Fremdschämfaktor des 2015 veröffentlichten „Need for Speed“ mit seinen echten Schauspielern. Trotzdem wirkt das Gebotene arg künstlich und bemüht.
+++ Need for Speed Heat: Rasantes Gameplay-Video stimmt auf den Launch ein +++
Das Crew-Gehabe und auch Lt. Mercer als Bösewicht sind letztlich nicht viel mehr als eine wackelige Bühne für durchaus launige Rennen und die reichhaltigen Individualisierungsoptionen. Dafür ist der 15 bis 20 Stunden dauernde Story-Modus sicherlich ausreichend, lange erinnern werden wir uns daran aber nicht.
Defizite auf der Strecke
Mit „Need for Speed: Heat“ gibt Ghost Games im Arcade-Bereich Vollgas. Ähnlich wie in „The Crew 2“ sind nahezu alle Objekte zerstörbar und bremsen uns bei Zusammenstößen nur leicht ab. Auch der Gummiband-Effekt hält sich diesmal in Grenzen, was dem Spielgefühl zugute kommt. Insgesamt ist „Need for Speed: Heat“ eine spaßige Raserei. Allerdings übertreibt es Ghost Games in diesem Fall etwas mit dem Arcade-Spaß.
Die Boliden liegen arg schwer auf der Strecke und Kurvenfahrten fühlen sich daher viel zu träge an. Ohne Drifts sind normale Kehren kaum machbar. Und obwohl „Need for Speed: Heat“ erst auf höchster Stufe wirklich fordernd ist, so hätten wir uns doch etwas mehr Leichtigkeit und bessere Kontrollierbarkeit gewünscht.
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Kommentare
Red Hawk
13. November 2019 um 11:56 UhrUnter der Motorhaube von Heat steckt nur scheisse.
BigB_-_BloXBerg
13. November 2019 um 12:15 UhrWie im Kopf meines Vorposters…
Ich würde es mir tatsächlich mal ansehen, leider keine Zeit. Hab die Platte noch voll und StarWars steht auch bald an.
Lebewesen
13. November 2019 um 12:27 UhrVielleicht kauf ichs mir irgendwann mal im sale für 20 Euro. Mal sehen.
Zur Zeit hätte ich sowieso keine Zeit dafür. Bei mir ist nur MW angesagt.
Wastegate
13. November 2019 um 12:30 UhrWerds auf jeden Fall mal zocken wenns billiger geworden ist…
EightySix
13. November 2019 um 13:00 UhrSehr guter Test – trifft es absolut auf den Punkt. Ich würde wohl eher eine 7.8 geben, aber für eine 8 vorne fehlt es einfach doch ein wenig an den oben angesprochenen Punkten.
Die leeren Straßen stören mich nicht so und das Kurvenverhalten der Fahrzeuge ist auch nach ein paar Stunden „erlernt“, so dass ich damit wirklich Spaß habe – aber da ist noch Luft nach oben. Dennoch das beste NfS seit langer Zeit!
KeksBear
13. November 2019 um 13:15 UhrNach meiner 10h EA Access Trail auf der Xbox und nochmal knapp 5 Stunden bei nem Kumpel auf der PS4 gebe ich dem ganzen nur eine 7. Hab wirklich bessere Rennspiele in denn letzten Jahren gehabt. Aber ich hoffe das sich die NFS Reihe weiter steigern wird und in paar Jahren wieder oben mitmischen kann. Bis dahin bleibe ich bei meinen Mix aus Forza Horizon 4, GT Sports und Mario Kart
De_Maksch
13. November 2019 um 14:01 UhrIch verstehe nicht wieso jedes Mal bei Story rumgemeckert wird. Ich meine das ist ein rennspiel? Was soll man denn für eine Story erwarten? Meiner Meinung macht braucht man da nicht mal eine Story (siehe Forza Horizon) oder wenn dann halt nur das übliche vom Underdog zur Renn-Ikone hochfahren. Gut, gabs alles schon 100 mal, aber man kann nur wirklich keine Story vom schlage eines Witcher 3 oder Kojima spiel in ein Rennsport verpacken.
SchatziSchmatzi
13. November 2019 um 15:00 UhrIm Grunde genommen brauchst du keine Story für mehr Motivation oder Entertainment. Die Ridge Racer Reihe und Motorstorm 1 und 2 haben gezeigt wie man packende und gut inszenierte Rennen ohne den Story Käse machen kann.
pasma
13. November 2019 um 15:51 UhrDas war mir so klar mit 7,5 xD
Seven Eleven
13. November 2019 um 20:09 UhrWürde eine 6.5 geben. Motorstorm, oh yeah. Das wäre mal wieder was.
Rakyr
14. November 2019 um 08:27 UhrOkay, vielleicht werd ich es mir doch mal holen, wenn es vergünstigt ist.
Cult_Society
30. November 2019 um 23:35 UhrVon mir gäbe es eine 8.0 ! Hab viel Spaß bei Tag und bei Nacht. Tuning macht auch Bock. Die Story ist wie immer mies aber das kann man locker ignorieren .