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Review

Dreams im Test: Das beste Playstation-Kreativspiel auf dem Markt

Echtes Spiel oder doch eher ein gewaltiger Baukasten: Nach umfangreicher Early-Access-Phase lässt Media Molecule „Dreams“ von der Kette. Wie viel Freude macht das Bauen der eigenen Träume und wie viel Arbeit steckt wirklich dahinter?

play3 Review: Dreams im Test: Das beste Playstation-Kreativspiel auf dem Markt

9.0

In der Vergangenheit machte sich Media Molecule einen Namen mit der „LittleBigPlanet“-Serie und „Tearaway“. Während „Tearaway“ zwar einen klaren „Bastel-Bezug“ aufwies, zeigte sich gerade in „LittleBigPlanet“ die kreative Vision des Entwicklers. Videospiele sollen weitaus mehr sein als nur eine stumpfe Berieselung aus Bits und Bytes. Stattdessen sollen Games Menschen zusammenführen und auch deren Schaffenskraft fördern. Das Ergebnis dieser Maxime erkennen wir in „Dreams“ überdeutlich. Es ist weit mehr als nur ein Geschicklichkeitsspiel. Es ist ein Baukasten, mit dem man theoretisch alles basteln kann – vom Shooter bis zum Point&Click-Aventure.

Was wir gut finden

Das Traumiversum und Arts Geschichte

„Dreams“ lässt sich nur sehr schwer in eine Schublade stecken. Denn es besitzt alle Tugenden eines Level-Baukastens und letztlich sorgt die Kreativität der Community für einen steten Nachschub an Spielideen und Eigenkompositionen. Doch wie gelingt der Einstieg in ein Programm, das eigentlich so viel mehr ist als ein normales Spiel?

Media Molecule entführt euch zu diesem Zweck in das Traumiversum und macht gleich zu Beginn klar, dass eure Entscheidungen in „Dreams“ zählen. Zu Anfang wählt ihr also, ob ihr lieber mit dem Move Controller, den Bewegungssensoren des Dual-Shock-Controllers oder doch (ganz klassisch) mit den Analog-Sticks steuert. Zudem sucht ihr euren Wichtel – sozusagen als Cursor-Ersatz – aus und trainiert mit ihm die wichtigsten Befehle innerhalb des Traumiversums. Die Einstieg in die Materie ist malerisch und atmosphärisch einfach wunderschön.

Wie LEGO für Videospieler

Dazu passt auch die von Media Molecule eingestellte erste Kampagne „Arts Traum“. Die Geschichte um das Leben und die Vergangenheit des Musikers Art wirkt erstaunlich erwachsen und geradezu melancholisch. Es geht um Kinderheitserinnerungen, Trennungen, Streit und Einsamkeit – und darum, wieder zu sich selbst zu finden. Das alles rollt das Spiel in kleinen, in die Geschichte eingestreute Sequenzen auf.

Mal seid ihr also als Roboter D-Bug unterwegs und absolviert kleine Hüpfpassagen, mit den Spielzeugen Frances und Foxy geht es dank Hammer und Wurfgeschossen actionreicher zur Sache und zwischendurch integriert das Spiel sogar Dialog- und Rätselpassagen.

„Dreams“ zeigt mit der sehr kurzen, aber emotionalen Story eindringlich, was mit „Dreams“ alles möglich ist und entlässt euch danach in die Editor- und Community-Funktionen.

Spielerisch lernen

Damit kommen wir zum „Traumformen“: dahinter verstecken sich die Editor-Funktionen. Trotz der entspannten Stimmung ist „Dreams“ ein überaus komplexer Editor. Entsprechend arbeitet ihr euch zunächst durch eine Reihe von Tutorials, ehe euch das Programm von der Kette lässt. Dieser Einstieg erfordert zweifellos Ausdauer, allerdings motiviert „Dreams“ auch mit Belohnungen und ersten Freiheiten.

Selbst in den Einführungslevels bestimmt das Programm keine Objekte, die ihr platzieren müsst, sondern lässt euch fast immer die Wahl, eure eigene Kreation zu erzeugen. Später arbeitet ihr euch durch verschiedene Genre-Beispiele und andere Funktionen.

„Dreams“ ist das derzeit umfangreichste Kreativspiel für die Playstation 4 und entsprechend dürft ihr nicht dem Glauben verfallen, dass ihr innerhalb weniger Stunden das nächste „Call of Duty“ entwerft. Ohnehin limitiert „Dreams“ eure Schaffenskraft nicht auf ein bestimmtes Medium: denn obwohl natürlich der Fokus stark auf dem Entwerfen von Spielen liegt, so könnt ihr auch Musik, Animationen oder Filme entwerfen.

Die Möglichkeiten sind extrem vielschichtig und müssen letztlich nur von euch entdeckt und wahrgenommen werden. Sehr schön auch: das „Remixen“ – also das Herunterladen und Einarbeiten von Bauteilen – gehört ebenfalls zum Programm dazu, sodass ihr euch munter bei den Community-Kreationen bedienen und sie selbst verarbeiten könnt.

Die Community wächst und arbeitet zusammen

„Dreams“ erschien 14. Februar 2020 und bereits kurz nach dem Launch tummelten sich erste, frische Community-Kreationen im Aufgebot. Diese könnt ihr nicht nur runterladen und weiterverarbeiten, ihr sollt es sogar. „Dreams“ ist nämlich weit mehr als einfach nur die Inhalte von Media Molecule, es ist ein mächtiges Werkzeug zum Kreieren eigener Videospiel-Visionen.

Und genau darin liegt die große Stärke: immer mehr Spieler vernetzen sich miteinander und arbeiten an größeren Projekten. Das zeigt sich bereits in den aktuellen Jam-Beiträgen: hier gibt Media Molecule ein Thema vor und Schöpfer basteln dazu Kurzfilme, Szenen, Objekte oder andere Elemente. Vielleicht gehört auch ihr zu den Spielern, die länger als eigentlich notwendig mit den Essen-Beiträge des ersten Jams verbracht habt.

In Zukunft werden daher auf Basis von „Dreams“ ganze Spielwelten entstehen, deren Umfang und Komplexität so kurz nach dem Erscheinen – trotz Early-Access-Phase – kaum abzusehen sind. Fest steht: was ihr derzeit an Community-Inhalten findet, ist lediglich der Anfang. Da kommt noch bedeutend mehr!

Was wir schlecht finden

Bringt Geduld und Zeit mit

Media Molecule bemüht sich redlich, alle Funktionen komfortabel zu erklären und handlich zu integrieren. Angesichts der Komplexität und der Masse an Möglichkeiten sollte hier aber auch klar sein, dass „Dreams“ eine gewisse Einarbeitungszeit erfordert. Gerade die ersten Stunden wühlten wir uns immer wieder durch die Hilfefunktionen, kämpften mit der Kameraperspektive und suchten in den teils arg verschachtelten Menüs nach den gewünschten Bauteilen. Machen wir uns also nichts vor: wollt ihr in „Dreams“ Großes erschaffen, dann benötigt das Zeit – viel Zeit!

Kleinere Defizite bei der Steuerung

Allerdings ist das alles hier meckern auf hohem Niveau. Mit den meisten Schwächen werdet ihr euch nach einiger Eingewöhnung abfinden. Uns störte beispielsweise die für Media Molecule typische, träge Steuerung bei den Hüpfpassagen. Andere Spiele greifen diese Elemente deutlich griffiger und direkter auf.

9.0

Wertung und Fazit

PRO
  • mächtige Editor-Funktionen – nicht nur für Spiele
  • umfangreiche Community-Integration
  • liebevolle Umsetzung
CONTRA
  • leichte Verzögerung in der Steuerung
  • benötigt viel Einarbeitung
  • Menüs teils sehr verschachtelt

Dreams im Test: Das beste Playstation-Kreativspiel auf dem Markt

„Dreams“ ist eine erfrischende Abwechslung zwischen all den Open-World-Zeitfressern und knallharten Actionspielen. Media Molecule erfindet sich mit „Dreams“ nach „LittleBigPlanet“ und „Tearaway“ neu. Und so wundert es auch nicht, dass wir keine Genre-Schublade finden wollen, in die wir „Dreams“ hineinstopfen.

Denn dank der vielfältigen Baukasten- und Community-Funktionen kann „Dreams“ tatsächlich alles sein: Action, Musik oder einfach nur ein gewaltiger Baukasten und ein Sammelsurium von Ideen. Okay, die „Arts Traum“-Kampagne ist kurz und der Editor kostet einiges an Einarbeitung, aber spätestens wenn ihr euch am Remixen anderer Kreationen und am Durchforsten der bisherigen User-Kreationen probiert, hat euch „Dreams“ am Schlafittchen.

Gerade die Community-Funktionen werden in Zukunft noch für eine wahre Flut hochkarätiger Inhalte sorgen und „Dreams“ auf Dauer frisch halten. Media Molecule setzt hier eine kreative Vision in die Tat um und erschafft zugleich eines der spannendsten und vielschichtigsten Kreativspiele auf dem Markt.

Kommentare

Nathan Drake

Nathan Drake

20. Februar 2020 um 11:15 Uhr