Der japanische Spieleentwickler Platinum Games machte sich einen Namen mit rasend schnellen und verrückt inszenierten Actionspielen. Zuletzt zeigt man die Qualitäten bei der Switch-Umsetzung des Science-Fitction-Abenteuers „Astral Chain“. Mit dem „Bayonetta & Vanquish 10 Anniversary Bundle“ aber geht Platinum Games in Zusammenarbeit mit Armature Studios und Sega zurück zu den Wurzeln dieser kleinen Erfolgsgeschichte.
„Bayonetta“ kam im Oktober 2009 und „Vanquish“ ein Jahr später auf den Markt. Das am 14. Februar veröffentlichte Bundle bringt die beiden Action-Spektakel auf die PlayStation 4. Aber funktioniert das inzwischen zehn Jahre alte Erfolgsrezept noch?
Zwei echte Action-Spektakel
Zugegeben, „Bayonetta“ und „Vanquish“ waren finanziell keine herausragenden Erfolge für Platinum Games. Aber sie wurden innerhalb der kleinen Community sehr schnell zu Kultspielen. Denn so unterschiedlich diese beiden Titel auch sind, sie bieten schonungslose Action für Freunde der gepflegten Gamepad-Kunst.
Tolle Spiele, mäßige Neuauflage
Die Mini-Sammlung beinhaltet die beiden technisch aufgewerteten Originale. Während euch „Bayonetta“ mit seinen 14 Kapiteln bis zu 10 Stunden bei Laune hält, hängt „Vanquish“ stärker von euren persönlichen Fähigkeiten ab. Hier kommen auch noch einmal zehn bis fünfzehn Stunden dazu. Für 40 Euro erhaltet ihr also gut 25 Stunden Gameplay. In Sachen Umfang kann sich das Gesamtpaket also durchaus sehen lassen.
Das macht auch zehn Jahre später noch Spaß
Überraschenderweise ist das Gameplay von „Bayonetta“ und „Vanquish“ ausgezeichnet gealtert. Beide Spiele fühlen sich auch heute noch sehr griffig an und so finden wir schnell wieder in die Spiele hinein. „Bayonetta“ erinnert bisweilen stärker an „Devil May Cry“ und so schwingt die namensgebende Hexe nicht nur ihr Haar, sondern auch ihre kanonenbesetzten Highheels.
„Bayonetta“ ist absolut abgedrehte Action, die vor witzigen und schrägen Ideen und Style nur so strotzt. Nicht nur, dass ihr im Shop mit in Kämpfen erbeuteten Heiligenscheine immer neue Möglichkeiten und Hilfsmittel einkauft, ihr setzt natürlich auch auf Funktionen wie die Hexenzeit, mit denen ihr das Spiel kurzerhand in Zeitlupe versetzt.
„Vanquish“ auf der anderen Seite ist in seinem Kern ein bockschwerer Deckungsshooter, spielt sich aber zehn Jahr nach Release weiterhin erstklassig. Seinem Science-Fiction-Setting trägt das Spiel vor allem durch den Roboteranzug, den Titelheld Sam Gideon trägt, Rechnung. Dieser erweitert das Gameplay nämlich um schnelle Deckungswechsel, halsbrecherische Luftangriffe und andere coole Manöver.
In „Vanquish“ fliegen euch die Funken und Effekte im Dutzend billiger um die Ohren. Wer also ein Spiel zum Entspannen sucht, ist hier ganz sicher falsch. Die Ballerei ist extrem schnell und wird euch einiges abverlangen. Denn wie schon „Bayonetta“ setzt auch „Vanquish“ den Schwierigkeitsgrad vergleichsweise hoch an.
Höhere Framerate bei höherer Auflösung
Die Sammlung bietet keinerlei Bonus-Inhalte, sondern ist in erster Linie eine technische Portierung der ursprünglichen Versionen von „Vanquish“ und „Bayonetta“. Gerade im Falle von „Bayonetta“ dürfte das für viele Fans das erste Mal sein, dass sie richtig Freude mit dem Spiel haben. Die PS3-Version litt nämlich ihrer Zeit unter langen Ladezeiten und massiven Slowdowns.
Die gute Nachricht: Diese Probleme sind allesamt behoben. Stattdessen erstrahlen die Titel auf der Playstation 4 Pro in 4K und laufen zumeist auch bei 60 Frames pro Sekunde. Die kleineren, zuletzt durch Digital Foundry aufgedeckten Schwankungen erkennt man mit bloßem Auge kaum.
Kein großes Drumherum!
Eins sollte aber jedem klar sein: Abseits der abgepassten Auflösung und der Bildwiederholungsrate bleiben „Bayonetta“ und „Vanquish“ bis auf kleinere Veränderungen nahezu unangetastet. Und das ist extrem schade, schließlich waren beide Titel zum Launch echte Augenweiden. Heute aber fallen die technischen Unzulänglichkeiten umso mehr ins Auge. Die Schattendarstellung in „Vanquish“ wirkt selbst auf der Playstation 4 Pro grobschlächtig und auch die Texturqualität ist in beiden Spielen längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit.
Wir vermissten auch Behind-The-Scenes-Aufnahmen, zusätzliche Artworks oder andere Inhalte, die einen Mehrwert für langjährige Fans bieten. Diese fehlen leider – ebenso wie zusätzliche Levels oder Missionen – völlig. Im Klartext bedeutet das auch: wer „Bayonetta“ und „Vanquish“ bereits damals auf der Playstation 3 gekauft und gespielt hat, für den bietet das Bundle zu wenig Mehrwert.