Das amerikanische Entwicklerstudio Illfonic kennt sich mit so genannten asymmetrischen Multiplayerspielen aus. Das 2017 veröffentlichte „Friday the 13th“ avancierte vom Insider-Tipp zum Streaming-Hit. Das Erfolgsrezept war simpel: Kult-Killer Jason Voorhees kehrt nach Camp Crystal Lake zurück und macht Jagd auf ängstliche Teenager. Das „Katz-und-Maus-Spiel“ funktionierte und sorgte in Verbindung mit der bekannten Filmlizenz für Aufmerksamkeit. Das exklusive „Predator: Hunting Grounds“ folgt einer ähnlichen Grundidee: Vier Soldaten gegen ein Monster.
Lizenz zum Töten
„Predator“ gehört zu den Kult-Filmen der Neunziger: ein Schwarzenegger-Hit aus One-Linern und Action. Kein Wunder also, dass Kinder dieser Zeit sofort auf dieses Spiel springen werden. Macht euch aber nicht zu viele Hoffnungen: ein Wiedersehen mit Arnold Schwarzenegger gibt es (noch) nicht. Stattdessen geht es in dem asymmetrischen Multiplayer-Spiel in jeder Runde im Kampf Vier-gegen-Einen zur Sache.
Was sich unfair anhört, erinnert dezent an „Evolve“: ihr seid nämlich wahlweise als Soldat im Vierer-Team oder eben als Predator unterwegs. Als Soldat arbeitet ihr euch auf den bislang drei veröffentlichten Maps durch kleinere Aufgaben wie etwa das Sammeln von Dokumenten.
Auf dem Weg nehmt ihr es mit KI-Truppen auf, die aber lediglich als Kanonenfutter und als Ablenkung dienen. Gelingt es euch, den Predator zu erlegen, folgen drei Möglichkeiten: das Sichern des Körpers, das Entschärfen der Bombe oder die Flucht vor dem Sprengkopf. Erfahrungspunkte gibt es aber eigentlich immer.
Als Predator habt ihr nur einen Job: Schaltet die Soldaten aus und holt euch danach eure Jagdtrophäen bestehend aus Schädel mitsamt Wirbelsäule – lecker!
Die Hitze des Gefechts
Beide Parteien spielen sich grundsätzlich unterschiedlich: als Soldat steuert ihr „Predator: Hunting Grounds“ aus der Ego-Perspektive wie einen klassischen Shooter. Das Arsenal passt zu diesem Anspruch: Maschinengewehre, Schrotflinten, Pistolen und andere konventionelle Waffen füllen die Menüs. Durch Stufenaufstiege schaltet ihr neue Skins, aber auch neue Fertigkeiten frei und verteilt so etwa Munitionspakete auf der Karte.
Der Shooter-Part spielt sich solide, wenn auch längst nicht so griffig wie bei größeren Produktionen. Trotzdem passen gerade die Kämpfe mit den Computer-Armeen gut zur Vorlage. Diese folgen einem sehr berechenbaren Muster und stürmen dadurch oft blindlings in euer Feuer. Letztlich sind sie aber nur Beiwerk. Der eigentliche Fokus liegt natürlich auf dem Kampf zwischen Marines und Predator.
Als Predator seid ihr moderner ausgerüstet und schaltet ebenfalls mit der Zeit zusätzliche Funktionen frei. Zu Beginn ist euer Arsenal aber noch relativ „basic“ und so malträtiert ihr Gegner im Nahkampf etwa noch mit den Klingen, ehe ihr später sogar ein Schwert freischaltet. Den Predator kontrolliert ihr aus der Verfolgerperspektive und seid weitaus agiler. Beispielsweise klettert ihr Bäume hinauf und rennt auf Ästen entlang. Mit der Tarnfunktion verschleiert ihr eure Erscheinung (in der Theorie), mit der Wärmebildansicht späht ihr Gegner aus und attackiert sie mit Raketenwerfer samt Ziellaser.
Die guten Momente
In der Theorie klingt „Predator: Hunting Grounds“ also nach dem perfekten Katz-und-Maus-Spiel: als Predator verwendet ein Spieler die überlegenen Technologien, tarnt sich und attackiert aus dem Hinterhalt. Als Soldatentrupp dagegen wehrt ihr Angriffe der KI-Horden ab, absolviert die Aufgaben und arbeitet euch so durch die Mission. Zum Abschluss wiederum folgt die Flucht in den Helikopter, die noch einmal pures Adrenalin durch eure Adern strömen lässt.
Und tatsächlich macht „Predator: Hunting Grounds“ trotz offensichtlicher Schwächen durchaus Spaß. Denn gerade in seinen guten Momenten, ist das Multiplayer-Actionspiel voll von großen Emotionen. Gerade in der Anfangsphase schüren die Attacken des Predators die Paranoia und die Angst vor möglichen Angriffen.
Als außerirdischer Jäger wiederum hatten wir am meisten Spaß da dran, uns Pläne zum „Aufsplitten“ des Trupps auszudenken. Verwenden wir beispielsweise einen angeschlagenen Marine als Lockvogel, um den Rest zu attackieren oder warten wir auf den einen Fehler? Dieser Nervenkitzel zeigt sich immer wieder und offenbart auch das Potenzial, das hinter dem Spiel steckt.
Keine Chance für den Predator!
Das Spiel verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie „Evolve“: ein übermächtiges Monster kämpft gegen zahlenmäßig überlegene Soldaten. Leider geht das Konzept in diesem Fall nur sehr bedingt auf, da der Predator alles andere als unbesiegbar ist und gegen ein eingespieltes Vierer-Team nicht den Hauch einer Chance hat. Bleiben die Soldaten zusammen und koordinieren sich gut, so bleiben dem Predator auch auf fortgeschrittener Stufe zu wenige Möglichkeiten, um die Blockade aufzubrechen.
Zugleich spielen Features wie etwa der Blutverlust des außerirdischen Jägers oder auch die mangelhafte Tarnfunktion den Menschen in die Karten. Im schlimmsten Fall kommt aufgrund der nicht perfekten Spielbalance sogar eine gute Portion Frust auf. Dafür, dass der Predator der Verkaufsgrund von „Hunting Grounds“ ist, verliert er jedenfalls im laufenden Spiel vergleichsweise schnell an Reiz. Ein weiteres Problem: wollt ihr unbedingt den Predator spielen, dauern die Verbindungszeiten teils recht lang und sind stark abhängig von er Tageszeit.
Geringer Umfang
Das größte Problem von „Predator: Hunting Grounds“ ist aber zweifellos der zu geringe Umfang und die allzu geringe Langzeitmotivation. So launig die Multiplayer-Gefechte sein mögen, so mangelt es dem Titel doch an Fleisch auf den Knochen. Die bislang drei vorgestellten Karten spielen sich – trotz wechselnder Aufgaben – sehr ähnlich und besitzen zu wenige Unterschiede. Auch das Charaktersystem bleibt hinter den Möglichkeiten zurück und bietet gerade für Langzeitspieler zu wenig.
Frisch aus den Neunzigern
Obwohl wir eingangs die Lizenz lobten, so müssen wir „Predator: Hunting Grounds“ auch attestieren, dass Illfonic längst nicht alles aus den Möglichkeiten macht. Technisch rangiert das Spiel lediglich im soliden Mittelfeld und wirkt im Vergleich zu anderen Multiplayer-Onlinespielen recht bieder. Uns störte vor allem, dass gerade die Soldaten derart generisch daher kamen und hier jegliche Persönlichkeit fehlt.
Der „Trash-Faktor“ der Filmvorlage bleibt bis auf wenige Ausnahmen unberührt. Einen Bonuspunkt erhält das Spiel allerdings für die gut umgesetzte Akustik und den wirklich atmosphärischen Sound.
Kommentare
SEGA-Fanatic
30. April 2020 um 16:41 UhrDas habe ich bereits an Tag eins gemerkt: Der Predator braucht einen Buff.
Bulllit
30. April 2020 um 16:46 UhrDa werde ich noch warten. Für mich zu wenig Content. Aber das Game hat viel Potential. ein 4 vs 4 vs Predator hätte ich mir gewünscht. Oder eine Map in einer Stadt wie Los Angeles (Predator 2)
MR.B
30. April 2020 um 17:17 Uhr90er? Der Predator ist aus den 80ern…
Shorty_Marzel
30. April 2020 um 18:14 UhrIllfonic hat Freitag der 13. fallen gelassen und mit Predator wird es auch so kommen.
Alleine deswegen kaufe ich das Spiel nicht.