Wenn ein Spiel im Jahr 2020 besonders schwer ist, dann vergleichen es viele nahezu reflexartig mit „Dark Souls“. Dabei sind schwierige Titel keine echte Neuerung: Blicken wir zurück in die Videospielvergangenheit, dann gibt es viele Abenteuer wie „Driver“ oder „Ghosts’n Goblins“, die Spieler ganz bewusst zur Weißglut trieben.
Der Einfluss von „Dark Souls“ auf den Massenmarkt aber lässt sich nicht bestreiten. Nicht umsonst gibt es für „Sekiro“, „Nioh“ und Co. inzwischen die passende Genre-Bezeichnung: „Soulslike“. Und so wundert es auch nicht, dass in schöner Regelmäßigkeit mal mehr und mal weniger originelle „Dark Souls“-Klone den Markt stürmen.
Das größte Problem daran: Die Formel nutzt sich mit jedem weiteren Spiel immer stärker ab und was einstmals Nervenkitzel verursachte, ist inzwischen schnöder Alltag.
Die Sache mit dem Schwierigkeitsgrad
Egal, ob „Demon’s Souls“, später „Dark Souls“ oder eben auch „Bloodborne“ und „The Surge 2“ – sie alle beziehen ihren Reiz aus dem Scheitern. Die Lernkurven dieser Spiele sind enorm steil und zuletzt kratzte „Nioh 2“ hart an der Grenze des Ertragbaren. Der hohe Schwierigkeitsgrad gehört bei „Soulslike“-Spielen dazu: Sterben, erneut versuchen, sterben, daraus lernen, erneut versuchen, sterben … diese Spirale könnte ewig gehen.
Persönlich griff mich zuletzt etwa der Schmied Enenra in „Nioh 2“ bei der Spielerehre. Eigentlich wollte ich längst ins Bett, doch musste den Feuerteufel noch unbedingt (dezent unterlevelt) platt machen. Das Ergebnis: Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich den Burschen endlich besiegte und der nächste Tage war geprägt durch Gähnen und dicke Schatten unter den Augen.
Und ich verstehe diese Faszination an der Herausforderung: In einer Zeit, in der gerade die großen Produktionen zunehmend den so genannten „Flow“ – also den schmalen Grat zwischen Motivation und Herausforderung – herunter surfen, ist dieser Mut zur „Unbequemlichkeit“ geradezu erfrischend. Diesen Reiz am Andersartigen kann ich absolut nachvollziehen und ist der Grund, weshalb ich „Soulslike“-Spiele auch über zehn Jahre nach „Demon’s Souls“ mag.
Ich respawne, also bin ich
Was mich allerdings immer stärker stört, sind die ständig wiederkehrenden, nahezu identischen Gameplay-Elemente. Ein ausgeklügeltes Kampfsystem gehört hier natürlich zum Standard. Ohne eine gewisse Nachvollziehbarkeit von Attacken, Ausweichmanövern und Spezial-Manövern funktionieren „Soulslike“-Spiele nicht.
Was ich inzwischen aber nicht mehr sehen kann, sind respawnende Gegner, wenn ich wahlweise an Lagerfeuern oder anderen Punkten zwischenspeichere oder draufgehe. Dieser Gameplay-Mechanismus hat einen Sinn: Zum einen kann ich durch Grinding meinen Charakter hochleveln, zum anderen nötigt sie mich dazu, aufmerksam zu bleiben.
Allerdings sorgt gerade diese Dualität nicht selten für enormen Frust. Habe ich wirklich immer Lust, mich durch die immer gleichen Monster und Gegner zu prügeln – nur für ein paar Erfahrungspunkte? Will ich wirklich zu jeder Sekunde 100% konzentriert sein? Jeder Moment des Hochmuts und jeder Augenblick der Ablenkung sorgen unwiederbringlich für den Bildschirmtod. Diese Idee passt ins Konzept, aber es gab auch Zeiten, in denen respawnende Gegner als absolutes Gamedesign-No-Go durchgingen. Und manchmal denke ich, dieses Konzept gehört auch dort hin.
Kryptisch geht immer!
„Soulslike“-Spiele werfen euch stets in eine möglichst unwirtliche Welt hinein. Stets ist diese geprägt durch Gewalt und Tod, aber hauptsächlich durch allerlei Mysterien. Wenn ihr „Dark Souls“ oder „Bloodborne“ das erste Mal startet, wisst ihr nicht viel mehr als dass euch diese Spiele einfach nur hassen und möglichst schnell in den „Game Over“ treiben wollen.
„Soulslikes“ beziehen ihren Reiz oft aus der Faszination am Unbekannten. Das wiederum sorgt zwar beim Erforschen für einige Aha-Momente, zugleich aber garantiert dieser Aspekt auch oft viele Fragezeichen im Kopf. Was bewirkt nochmal der Einsatz von „Aroma-Schlick“ oder ein „Skeptiker-Gewürz“ in „Dark Souls 2“? Irgendwie bekommt man das Gefühl, als würden die Autoren munter Schlüsselworte zusammen werfen und anschließend an Items Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile verteilen.
Auch in Sachen Hintergrundgeschichte verfolgen die wenigstens „Soulslike“-Spiele ein klares Konzept. Mal sind es Rache-Stories, mal seltsame Fabeln über den Kampf zwischen Gut und Böse – zumeist aber steht die Geschichte eindeutig im Schatten der Kämpfe, sodass die meisten Konsumenten darüber getrost hinweg blicken.
Der Einfluss auf den Mainstream
Wie ja bereits eingangs erwähnt, mauserte sich „Dark Souls“ zu einer der einflussreichsten Marken in der Videospielbranche. Spätestens als auch „Star Wars: Jedi Fallen Order“ ebenfalls Stilmittel von Hidetaka Miyazakis Action-Serie übernahm, war dies ein Ritterschlag für die beinharte Dark-Fantasy-Reihe.
„Soulslike“-Spiele sind längst auf der großen Bühne angekommen und Entwickler versuchen händeringend ihre Produkte vom großen Vorbild abzusetzen: „Star Wars: Jedi Fallen Order“ trumpft mit der starken Lizenz und knackigen Lichtschwertkämpfen auf. In „The Surge 2“ gewinnen die Gefechte dank abgetrennter Gliedmaßen und damit verbundener Eigenschaften an Tiefe hinzu. Und „Nioh 2“ wirft Haltungen und Dämonen-Transformationen in den Ring.
Zum Thema
All diese Spiele rangieren auf einem guten bis sehr guten Niveau. Echte Totalausfälle gab es bislang selten – abgesehen vielleicht von „Lords of the Fallen“. Aber, es fehlt uns auch noch der nächste Quantensprung. „Soulslike“-Spiele fühlten sich zuletzt sehr ähnlich an und es scheint fast so, als würden lediglich Settings und Kleinigkeiten variieren.
Genau hier sollten die Entwickler ansetzen und dieses noch junge Genre weiterentwickeln. Damit es nicht länger den faden Stempel der „schweren Spiele“ aufgedrückt bekommt und eine noch prägnantere, eigene Identität entwickeln.
Und jetzt unsere Frage an euch: Wie steht ihr zu Soulslike-Spielen? Habt ihr etwa „Nioh 2“ gezockt und was sagt ihr dazu, dass etwa auch „Star Wars: Jedi Fallen Order“ auf Spielideen aus der „Dark Souls“-Reihe setzt?
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Kommentare
klüngelkönig
21. Juni 2020 um 21:41 UhrDie souls games sind zu zäh für mich. Da die technik leider auch meist low budget ist, hoffe ich dass Bp mich vielleicht endlich mal motiviert am ball zu bleiben! Das Remake sieht hammer aus! SotC muss ich auch noch beenden.
Frank Castle
21. Juni 2020 um 21:49 UhrUnd steht die „Mauer“ noch ?
Leo kasper
22. Juni 2020 um 00:19 UhrSieht gut aus
Doc Milu
22. Juni 2020 um 01:23 Uhr@Khadgar1: Wenn das für dich eine gute Story ist, dann ist es schön. Für mich ist keine Story/Geschichte, weil es keine Handlung besitzt. Das sind meist nur Fragmente, die einem die Welt halbwegs erklären. Man erfährt aber – und das gilt jetzt primär für die echten Souls-Teile – wenig bis gar nichts über die Motive der Hauptfigur. Es gibt keinen richtigen Handlungsstrang.
Der Grund dahinter ist simpel: Man spart sich Geld für Autoren, cineastische Effekte und weiteres.
Klar sind die Games was für Puristen, andere Leute tun sich schwer. Aber ich mag das nicht, weil mir eben eine (gute) und schlüssige Story wichtiger ist als das Gameplay.
Und zu deiner Aussage, dass man sich doch die Mühe machen sollte, um die Story zu finden, will ich nur sagen: Ich gehe nicht ins Theater, um dann hinter der Bühne das Skript zu lesen. Ebenso gehe ich nicht ins Kino, um dann dort das Buch zum Film zu lesen. Ich möchte die Geschichte sehen. Wenn dir das andere besser taugt, dann ist das schön für dich.
Leo kasper
22. Juni 2020 um 01:27 UhrOh man ihr Könnt nicht dagegen tun das TLOU 2 untergehen wird !!! Ihr könnt denn Menschen nicht eure Kaputte Weltanschauung aufdrängen versteht das endlich! Also bitte Hört auf damit Liebes „Play3 Team“
SchatziSchmatzi
22. Juni 2020 um 02:59 Uhr@Doc Milu
Demons Souls hat ne Story, die man bereits beim Intro vorgesetzt bekommt. So verhält es sich auch bei Souls/Borne. Die Fragmente fügen die restlichen Puzzleteile zusammen. Die Art und Weise, wie die Story erzählt wird, ist Geschmackssache, aber dennoch interessant und mystisch, was halt die Reihe auch so faszinierend macht, weil man nicht alles vorgesetzt bekommt, sondern was dafür tun muss. So fügt man mit jedem Item wie Waffen ect. die Puzzleteile zusammen um mehr von der Story zu erfahren. Ich bezweifle, dass du die Reihe je gespielt hast oder wenn du es gespielt hast, nicht verstanden hast, sonst würdest du nicht die Story verleugnen. Und so wie es Khadgar geschrieben hat, so ist es auch.
Doc Milu
22. Juni 2020 um 07:16 UhrDie Welt und das drumherum mag ja interessant sein, nur gefällt mir das kryptische an der Story ganz und gar nicht. Für mich hat eine gute Geschichte einen roten Faden, dem ich als Brobachter gut folgen kann. Wie du schon sagtest, die Art und Weise, wie sie erzählt wird, ist Geschmackssache – und meinen Geschmack trifft das gar nicht. Ich denke auch, dass die Spiele besser wären, wären sie filmischer Inszeniert. Aber dann wären sie vielleicht gar nicht so beliebt.
Ungeachtet dessen finde ich es gut, dass es sie gibt. Abwechslung tut gut und Geschmäcker sind verschieden. Wäre ja blöd, wenn es nur eine Art von Game gäbe.
funnyfargo
22. Juni 2020 um 07:47 UhrIch kann zwar mit den „Soulslike“-Games nichts anfangen. Aber ich finde es absolut richtig das es solche Spiele gibt, die ihre eigene Nische aufgebaut haben und eine treue Fangemeinde besitzen.
TheSchlonz
22. Juni 2020 um 07:55 UhrNachdem ich einige Male an Demon’s Souls und Dark Souls und dann an The Surge gescheitert bin, habe ich Nioh in die Finger bekommen und habe das Ding dann tatsächlich in knapp 100 Stunden durchgezockt. Da war ich dann so angefixt, dass ich mir die anderen Vertreter des Genres gleich noch mal vorgenommen habe und dieses Mal mit Erfolg.
Das einzige Problem besteht für mich jetzt allerdings darin, dass mir „normale“ Games so gut wie keinen Spaß mehr machen.
Zum Schwierigkeitsgrad kann man eigentlich nur sagen, dass wenn man sich die Speedrunner anschaut, die mit Level 1 solche Games beenden ohne auch nur ein mal getroffen zu werden, dann kommt mir das wesentlich fairer vor als bei anderen Games bei denen ich meinen Char erst mal auf lvl 100 grinden muss um nicht beim ersten Schlag des Bosses das zeitliche zu segnen.
Gutes Timing und eine gute Reaktionszeit sollte man allerdings mitbringen. 🙂
Das Respawnen der Gegner stört mich nur, wenn der Weg zum nächsten Boss zu lange ist. Das fand ich bisher bei Demon’s Souls am unangenehmsten.
Mir persönlich hat bisher Nioh am besten gefallen. Vielleicht liegt es auch daran, dass es mein erstes Mal war. Auf jeden Fall kamen mir alle anderen Games danach wie in Zeitlupe vor.
The Surge 2 fand ich zwar zu kurz, aber auch sehr gelungen. Außerdem war es eine sehr gute Abwechslung zu den ganzen Fantasy Games.
RedTrotsky
22. Juni 2020 um 07:57 UhrIch fand The Surge, Teil I & II, beide geil!
Hatte davor aber auch nur mal Demon’s Souls angetestet und Bloodbourne zu ungefähr 50% gezockt, dann wurde es mir zu schwer. Bin jetzt gerade an Dark Souls III dran, einfach grandios!
Boyka
22. Juni 2020 um 08:12 UhrDieses Star Wars Spiel ist einfach ne billige Kopie eines Dark Souls.. bzw. der Mechanik. und mMn total unpassend.
Wenn FromSoftware dran ist, dann wird das auch ein Brett.. Nioh 1 und 2, Bloodborne, DS 1-3, Sekiro -> alles Meisterwerke…
Diese Kopien auf den Mainstream finde ich aber unnötig und schlecht gelöst – oft!
VisionarY
22. Juni 2020 um 12:52 UhrDas Problem mit den Souls Like Spielen (also alle die nicht von From Software sind) ist die Qualität! Keines der Souls like games kommt weder im Umfang noch im Gameplay oder Design an die Spiele von From Software heran…
Cola
22. Juni 2020 um 14:25 UhrIch mag Demon‘s Souls.
TheSchlonz
22. Juni 2020 um 14:48 Uhr@VisionarY
Umfang hat nichts mit Qualität zu tun und Nioh ist den ersten beiden Souls Teilen im Umfang und im Gameplay IMHO deutlich überlegen.
Wobei ich Gameplay auf das Kampfsystem beziehe, weil Nioh da zum einen Abwechslungsreicher und exakter ist.
Worldbuild oder Erzählform sind Geschmackssache.
xjohndoex86
22. Juni 2020 um 15:03 UhrDie Souls Spiele von From Software sind allesamt pures Gold. Das Problem ist, das alle anderen Möchtegern Titel, das eigentliche Konzept verwässern. The Surge war da noch der Individuellste, hätte die Try & Respawn Formel aber gar nicht gebraucht und lieber die eigenen Ideen stärker umgesetzt. Aber auch From Software muss aufpassen, dass sich ihr Schaffen nicht verflüchtigt. Denn so eine wirkliche Evolution gibt es seit Dark Souls und damit 9 Jahre nicht mehr. So sind auch einstige Aha!-Momente schon selbstverständlich geworden.
VisionarY
24. Juni 2020 um 13:53 Uhr@TheSchlonz
Hab ja nicht behauptet das Umfang = Qualität ist… Zu Nioh kann ich leider nicht viel sagen, weil ich es nicht gespielt habe. Hab es ne zeit lang im Stream geschaut, fand aber vor allem das Level Design eher schlecht (von dem was ich gesehen habe).
Bei den From Titeln stimmt meiner meinung nach immer das Gesamtpaket.
Aber dennoch sehe ich nicht das Souls likes irgendwie in „Schwierigkeiten“ stecken… Wenn ein Soulslike ne ordentliche Qualität hat (wie zB Nioh) dann wird sich das auch verkaufen…