Dabei sei vorab erwähnt: Natürlich werden wir in diesem Artikel nicht um massive Spoiler zu „The Last of Us: Part 2“ herumkommen. Wenn ihr die Story des Survival-Horror-Abenteuers also noch nicht abgeschlossen habt, solltet ihr an dieser Stelle besser aufhören zu lesen. Doch kommt gerne später hierher zurück.
In diesem Text wollen wir uns insgesamt fünf häufig genannte Kritikpunkte an „The Last of Us: Part 2“ näher ansehen und schauen, was dafür oder auch dagegen spricht. Dies alles soll selbstverständlich auch als Grundlage für eine im Anschluss respektvoll geführte Diskussion in den Kommentaren dienen.
Kritikpunkt Nr. 1: Charaktere reagieren nicht nachvollziehbar
Dieser Punkt kommt speziell beim Mord an Joel. Zuvor spielten wir den neuen Charakter Abby und stolpern mit ihr über Joel und seinen Bruder Tommy, die der jungen Frau das Leben retten. Anschließend kann das Trio gerade noch so den Ort erreichen, an dem Abby und ihre Freunde ihr Lager aufgeschlagen haben. Nachdem sich Joel und Tommy den Fremden vorstellten, eskaliert die Situation, was letztendlich mit Abbys Mord an Joel endet.
Was spricht für diesen Kritikpunkt?
Joel lebte über 20 Jahre in der von Infizierten verseuchten „The Last of Us“-Welt und tat dabei teils schreckliche Dinge, um zu überleben. Er war ein Schmuggler, ein Mörder und tat sehr wahrscheinlich noch viele weitere schlimme Ding, um den nächsten Tag zu erleben. Seit dem Tod seiner Tochter Sarah verschloss er sich gegenüber seiner Umwelt und seinen Mitmenschen. Joel wurde mürrisch, misstrauisch und verbittert – bis Ellie ihm immer mehr ans Herz wuchs und ihm etwas zurückgab, was er längst verloren glaubte: Liebe.
Wenn wir uns an den Joel erinnern, den wir die meiste Zeit in „The Last of Us“ gespielt haben, erscheint es tatsächlich unglaubwürdig, dass dieser ansonsten so verschlossene und misstrauische Charakter so leichtfertig seine Deckung fallen lassen würde. Er muss schließlich wissen, dass ihn und den Menschen, die er liebt, ein solch leichtfertiges Verhalten das Leben kosten könnte. Aus dieser Perspektive ist die geäußerte Kritik an Joels Verhalten durchaus berechtigt, denn es wirkt so, als hätte er all das vergessen, was ihn so lange am Leben gehalten hatte.
Was spricht gegen diesen Kritikpunkt?
Gehen wir davon aus, Menschen seien grundsätzlich unfähig dazu, sich zu verändern, lässt sich gegen Joels und Tommys leichtsinniges Verhalten nur schwerlich argumentieren. Allerdings haben wir in „The Last of Us“ gesehen, dass zumindest Joel dazu fähig war, sich zu ändern – auch wenn seine dunkle Seite ihn am Ende wieder übermannte. Er ließ Ellie gegenüber seine Deckung fallen und entwickelte sich zu einem offeneren Menschen. Er veränderte sich durch sie und für sie.
Zudem sind seit dem Ende von „The Last of Us“ vier Jahre vergangen und sowohl Ellie als auch Joel haben etwas gefunden, was sie schon lange nicht mehr hatten: ein Zuhause, ein normales Leben. In Jackson fanden sie eine Heimat sowie ein neues soziales Umfeld. Das sind prägende Erfahrungen, gerade in einer ansonsten so hoffnungslos erscheinenden Welt wie der ihren. Über Notizen erfahren darüber hinaus, dass die Bewohner Jacksons dort gewissermaßen ihre Menschlichkeit wiedergefunden haben, ein Stück ihres alten Lebens. Sie erhielten eine Gemeinschaft, Liebe und Sicherheit.
Wenn wir Joels Leben in Jackson betrachten, über das uns „The Last of Us: Part 2“ durchaus einige Hinweise liefert, so scheint er ein angesehenes Mitglied der Siedlung gewesen zu sein. Er beschützte sein Zuhause, indem er regelmäßig auf Patrouille ging, er zog Ellie wie seine eigene Tochter groß und er baute sogar Gitarren. Wie beliebt Joel in Jackson war, beweisen nach seinem Tod nicht zuletzt die vielen Blumen vor seinem Haus, mit denen seine Freunde um ihn trauern. Angesichts dieser neu gewonnenen Sicherheit erscheint es keinesfalls abwegig, dass auch Joel seine eigene Menschlichkeit wiedererlangen konnte, weshalb er seine harte Seite, die nur aufs Überleben bedacht war, eventuell zu früh in den Ruhestand schickte.
Tipps zu The Last of Us Part 2:
- Tresor-Codes und Crafting-Tipps – Guide mit Lösung
- Survival-Tipps – So übersteht ihr die Kämpfe
- Waffen-Upgrades – Diese Hilfsmittel lohnen wirklich
- Skill-Guide – Diese Talente benötigt ihr wirklich
Kritikpunkt Nr. 2: Das Spiel hat keinen Respekt für Joel
Joels Ende ist nah und mit einem Golfschläger zertrümmert ihm Abby schließlich vor Ellies Augen den Schädel. Nach circa zwei Spielstunden stirbt also eine der „The Last of Us“-Hauptfiguren, mit der viele Spieler zahlreiche Erinnerungen verbinden. Joels Ende ist brutal und kommt nicht nur ziemlich früh im Spiel, sondern auch recht abrupt. Dies führte dazu, dass sich viele Spieler darüber beschwerten, Joel hätte ein würdigeres Ende und mehr Respekt verdient gehabt.
Was spricht für diesen Kritikpunkt?
Joel ist, trotz der schrecklichen Dinge, die er getan hat und die wir mit ihm getan haben, vielen Spielern in positiver Erinnerung geblieben. Dies liegt insbesondere daran, dass wir uns in ihn hineinversetzen konnten. Selbst wenn wir seine Taten nicht gut hießen, sie vielleicht nicht einmal begehen wollten, so konnten wir doch nachvollziehen, warum er all das tat. Entsprechend gab es von Spieler-Seite viele Sympathien für Joel, die bis heute anhalten. Aus diesem Grund ist der Wunsch vieler Spieler nach einem besser gehandhabten Ende Joels verständlich.
Des Weiteren spielt hier natürlich auch der Zufall eine entscheidende Rolle, denn wie sich die Dinge ab Joels und Tommys Treffen mit Abby entwickeln, wirkt ziemlich konstruiert – und zwar in einem recht unglaubwürdigen Maße. Auch der Zeitpunkt, immerhin müssen wir sehr früh von Joel Abschied nehmen, wird strittig gesehen, weshalb in diesem Zusammenhang öfter die Kritik fällt, Joels Tod diene einzig und allein dazu, uns Spieler zu schockieren. Das Problem ist für viele Fans nicht, dass Joel stirbt, sondern wie es zu seinem Tod kommt und wie dieser inszeniert ist.
Diese Kritik ist nachvollziehbar, denn es hätte für Naughty Dog sicherlich Mittel und Wege gegeben, Joels Ableben innerhalb der Story anders einzubauen. Abbys Mord an ihm hätte organischer in die Geschichte von „The Last of Us: Part 2“ verwoben werden können, anstatt dass er Abby und ihren Freunden auf dem Silbertablett serviert wird. Auch wenn Dinge natürlich durchaus zufällig geschehen können, wirkt es hier so, als wäre den Drehbuchautoren von Naughty Dog kein anderer, womöglich eleganterer Weg eingefallen, um Joels Ende einzuleiten.
Was spricht gegen diesen Kritikpunkt?
Angesichts Joels Taten in „The Last of Us“, die, die wir sehen und die, die wir nicht sehen, lässt sich nur schwerlich argumentieren, er habe etwas besseres verdient. Joel war nie ein Held, weder im ersten Teil noch jetzt in „The Last of Us: Part 2“. Ganz im Gegenteil: Joel wusste von Anfang an, nach all diesen Jahren und den Gräueltaten, die er begangen hatte, diese würden ihn eines Tages einholen. Er wusste, die Auswirkungen all seiner Taten könnten ihn am Ende sein Leben kosten, weshalb seine Reaktion gegenüber Abby, die ihm erzählen wollte, wieso sie ihn tot sehen will, auch so trocken ausfiel. Joel wusste genau, dass sein Ende unausweichlich war.
Darüber hinaus soll uns sein Tod natürlich schockieren, damit wir Ellies kurz darauf startenden Rachefeldzug nachempfinden können. Doch im Kontext des gesamten Spiels ist es mehr als ein Schock um des Schocks willen. Der Mord an Joel ist ein essentieller Bestandteil der Spielerfahrung und etwas, das nie aus den Augen verloren wird. Es motiviert Ellie und uns, diesen düsteren Pfad zu beschreiten. Es hinterlässt merkliche Spuren bei Ellie bis von dem einst so lebensfrohen Mädchen, das wir in „The Last of Us“ kennenlernten, kaum noch etwas übrig ist. Ihre Erinnerungen quälen sie, foltern sie und prägen sie.
Hinzukommen einige Flashbacks mit Ellie und Joel, die immer wieder in den Spielverlauf eingestreut werden. In diesen Abschnitten erleben wir, wie Joel Ellie großgezogen hat. Wir sehen etwa, wie er sie als liebender Vater mit dem Besuch in einem Museum überrascht und wie er erstaunt sowie zugleich sehr stolz über das Wissen seiner Tochter ist. In diesem Momenten erleben wir die wundervollen Höhen sowie niederschmetternden Tiefen ihrer Beziehung mit.
Dabei wird uns immer wieder eines besonders deutlich vor Augen geführt: Joel liebt Ellie und er würde alles für sie tun. Auch wenn sie ihn nicht mehr so sehen kann wie noch zuvor gesteht er ihr, er würde jede seiner Entscheidungen noch einmal genauso fällen – für sie. Naughty Dog zollen Joel im Laufe von „The Last of Us: Part 2“ immer wieder Respekt, allerdings nicht so, wie viele Spieler im Vornherein wohl erwartet hätten.
Kritikpunkt Nr. 3: Das Spiel hat eine schlechte Story
Nach dem Mord an Joel zieht Ellie bekanntlich los, um Abby zur Strecke zu bringen. Dabei macht sie vor nichts und niemandem halt, um ihr Ziel zu erreichen. Sie begibt sich auf einen Weg, der sie immer tiefer hinab in die Finsternis führt. Ohne es selbst zu merken oder sich darum zu kümmern zieht sie ihre Freunde mit hinab in diesen Abgrund. Abby wird gleichsam von ihrem Wunsch nach Rache angetrieben. Sowohl ihre Motivation als auch Ellies sind für uns als Spieler nachvollziehbar, doch die Story an sich kommt nicht bei allen Spielern gleichermaßen an.
Was spricht für diesen Kritikpunkt?
Viele Spieler kritisieren in diesem Zusammenhang, die Geschichte sei deshalb schlechter als in „The Last of Us“, da sie vor Plot Holes strotze. Als solche werden im Rahmen einer Erzählung auftauchende offensichtliche Ungereimtheiten bezeichnet, die im Kontext der Geschichte nicht erläutert werden. In „The Last of Us: Part 2“ wird diesbezüglich beispielsweise auf Momente verwiesen, in denen die „Bösewichte“ die „Helden“ hätten töten können, dies jedoch nicht tun. Wie durch eine glückliche Fügung des Schicksals gelingt es unseren Spielfiguren, ungeschoren aus diesen Situationen zu entkommen.
Dies bricht natürlich die Glaubwürdigkeit der Spielwelt, es zerstört die Immersion und holt uns gleichzeitig aus der Erfahrung heraus. Insbesondere in solchen Momenten wird uns wieder bewusst, dass wir lediglich ein Spiel spielen. Dass die Figuren zudem offensichtlich Plot Armor besitzen, also nur mit dem Leben davonkommen, weil die Story nicht will, dass sie jetzt schon sterben, kommt hinzu und reißt uns zusätzlich noch mehr aus der Spielwelt hinaus. Kritikpunkte, die immer wieder in Bezug auf Geschichten in allen Medien zu finden sind, und die, wenn sich jemand besonders stark an solchen Ungereimtheiten stört, die Erfahrung zweifelsohne negativ beeinflussen können.
Was spricht gegen diesen Kritikpunkt?
Um fair zu sein: Schon die Geschichte von „The Last of Us“ passte auf einen Bierdeckel. Ähnlich verhält es sich nun auch mit „The Last of Us: Part 2“, dessen Story an sich weder neu noch originell ist. Rache-Geschichten haben sich im Laufe der Jahrhunderte bewehrt, schließlich ist das Motiv der Rache etwas, das jeder von uns nachvollziehen kann. Doch nur weil eine Geschichte nicht originell ist, macht sie dies nicht automatisch schlecht, genauso wenig wie Plot Holes eine Story zwangsweise zerstören müssen und solche lassen sich nicht nur in „The Last of Us: Part 2“ finden, sondern genauso in „The Last of Us“.
Wer sich etwas mit der Theorie hinter dem Verfassen eines Drehbuchs beschäftigt, wird schnell merken, dass sich Plot Holes nur schwerlich vermeiden lassen und manchmal werden diese auch ganz bewusst im finalen Produkt belassen. Schon Film-Legende Alfred Hitchcock sagte einst, er sei nicht allzu sehr an Logik innerhalb seiner Geschichten interessiert, denn viel wichtiger sei ihm stets die Wirkung der Geschehnisse auf die Zuschauer gewesen. Beim Erzählen einer Story wollen deren Schöpfer bei ihrem Publikum primär Emotionen wecken, positive wie negative. Plot Holes erst dann zu einer Last, wenn sie die emotionale Bindung zwischen Publikum und Figur kappen.
Wann dies geschieht ist hingegen etwas sehr persönliches und subjektives. Plot Holes, Plot Armor oder andere narrative Ungereimtheiten machen eine Geschichte durch ihre bloße Existenz nicht per se schlecht oder müssen die jeweilige Erfahrung zwingend zerstören. Allerdings können sie das Erleben einer Story für einzelne Leute negativ beeinflussen.
Kritikpunkt Nr. 4: Das Spiel erzählt seine Story schlecht
Eng verbunden mit Kritikpunkt Nr. 3 ist der, um den es an dieser Stelle gehen soll: Die Art und Weise, wie Naughty Dog seine neueste Geschichte erzählt. Im Vergleich zu „The Last of Us“, das von vielen hinsichtlich seines Storytellings als einer der Höhepunkte der Videospiel-Geschichte gesehen wird, falle „Part 2“ ab. Hierbei werden sowohl die Anzahl der Charaktere als auch getroffene Entscheidungen hinsichtlich der auftretenden Figuren sowie die bloße Länge der Story angeführt. Zudem wird Naughty Dog vorgeworfen, eine politische Agenda zu verfolgen, was der Geschichte sowie ihrer Erzählung keinen Gefallen erweisen würde.
Was spricht für diesen Kritikpunkt?
Ähnlich wie im Vorgänger wird die Geschichte in „The Last of Us: Part 2“ nicht nur im Rahmen von Zwischensequenzen erzählt, sondern darüber hinaus ebenfalls über Gespräche zwischen den Charakteren während des eigentlichen Gameplays, über Dokumente innerhalb der Spielwelt sowie ebenso die Spielwelt selbst. Allerdings gelingt dies nicht mehr ähnlich elegant wie noch im Vorgänger, das Pacing, also die Geschwindigkeit, mit der die Story erzählt wird, hat Probleme.
Während es in der ersten Hälfte, die wir fast ausschließlich mit Ellie bestreiten, einen sehr guten erzählerischen Rhythmus gibt, kommt dieser im weiteren Spielverlauf zusehends ins Stocken. Gerade der Part mit Abby, der sich durchaus über zehn Stunden erstrecken kann, ist deutlich zu lang geraten, was besonders an den Flashbacks liegt. Die hierfür gewählten Zeitpunkte bremsen die eigentliche Story teils deutlich aus und lassen das Geschehen so länger wirken als es eigentlich ist. Zudem hätte ein nicht unerheblicher Teil dieses gesamten Abschnitts problemlos gekürzt werden können. Zwei oder drei Stunden weniger in Abbys Rolle zu verbringen, hätte der Erfahrung nicht geschadet, den Punkt, den Naughty Dog vermitteln wollen, nicht beeinträchtigt, sondern aufgewertet.
Darüber hinaus führt „The Last of Us: Part 2“ viele neue Charaktere in das Universum ein, mit denen nicht alle Spieler gleichermaßen anknüpfen können. Dies wird besonders dadurch erschwert, weil es zu viele Figuren sind als dass sie im Rahmen der Geschichte gleichwertig entwickelt werden könnten. Das Spiel versucht dies zwar, doch immer wieder fällt auf, dass einige Figuren, genauso wie etwaige Dialoge, nicht ähnlich nuanciert ausgearbeitet worden sind wie noch im Vorgänger. Ein Fokus auf einen kleineren Figurenkreis hätte hier sicherlich helfen können.
Was spricht gegen diesen Kritikpunkt?
Zunächst einmal: Jedwede Kunst ist immer politisch. Da diese Thematik an sich jedoch besser in einem eigenen Artikel aufgehoben wäre, zu dieser Kritik nur so viel: Sicherlich ist es ein Stück weit auffällig, wie sehr sich Naughty Dog in „The Last of Us: Part 2“ um eine möglichst breite Repräsentation vieler Teile unserer Gesellschaft bemüht. Dies ist jedoch wichtig und richtig, denn diese Menschen haben es genauso sehr verdient, in verschiedensten Medien repräsentiert zu werden, wie alle anderen Teile unserer Gesellschaft auch.
Diejenigen, die sich daran stören, haben wohl viel mehr Probleme damit, immer wieder daran erinnert zu werden, wie vielfältig unsere Gesellschaft ist. Naughty Dog zeichnete es zudem schon immer aus, ihre Charaktere besonders menschlich wirken zu lassen, so auch in „Part 2“. Welchen Glauben, welches Geschlecht oder welche Sexualität sie haben, ist zwar Teil dieser Figuren, doch nie alleiniger Dreh- und Angelpunkt.
Davon abgesehen erfüllt die schiere Länge von „The Last of Us: Part 2“ einen Zweck, denn sie stützt die wichtigsten Themen der Handlung. Wir sollen immer wieder Wut empfinden und immer wieder neue Gewalt erzeugen. Sicherlich kann dies über den Verlauf von ca. 25 Stunden ermüdend wirken, doch genau das ist einer der wichtigsten Punkte, die Naughty Dog mit Ellies Rachefeldzug vermitteln wollen: Wir sollen der Gewalt müde werden, wir sollen an einen Punkt gelangen, von dem aus wir nicht mehr selbst weitermachen wollen. Wir wollen ebenso aufhören wie wir uns wünschen, dass Ellie oder Abby aufhört.
Die vielen Charaktere sollen uns dabei stets daran erinnern, dass es durchaus auch andere Wege gäbe und sich Ellie sowie Abby anders entscheiden könnten. Das Töten muss nicht endlos weitergehen, denn wer, so schwer es auch fällt, seinen Frieden mit den Verlusten macht, hat die Chance auf ein neues Leben. Dadurch, dass viele der neuen Figuren, mit denen wir teils viel Zeit verbringen, uns dann doch gewaltsam entrissen werden, zwingt uns jedoch immer wieder zurück, damit wir den Kreislauf von Rache und Gewalt weiter in Gang halten – bis unsere Spielfiguren und wir es nicht mehr ertragen.
Kritikpunkt Nr. 5: Das Ende ist unbefriedigend und sinnlos
Während Ellie und Dina gemeinsam ein scheinbar glückliches Leben führen, wird Ellie wieder von den Erinnerungen an Joels Tod heimgesucht. Erneut zieht sie los, um Abby aufzuspüren und sie zu töten. Ellie braucht ihre Rache, um zu heilen und mit all diesen Geschehnissen abschließen zu können – doch am Ende lässt sie Abby nach einem harten Kampf laufen. An diesem Punkt fühlten sich viele Spieler der Möglichkeit beraubt, die Dinge wieder geraderücken zu können und all dem Schmerz doch noch einen Sinn zu geben.
Was spricht für diesen Kritikpunkt?
Rache-Geschichten folgen oftmals einem über die Jahrhunderte bewährten Schema: Der Held erfährt einen schmerzlichen Verlust und bringt am Ende den Bösewicht zur Strecke. Er nimmt Rache und kann fortan sein Leben weiterführen. Diesem Aufbau liegt der psychologisch in uns Menschen verankerte Glauben zugrunde, wir könnten durch den Akt der Rache eine zuvor entstandene Leere ausfüllen. Etwas, das wir aus vielen Medien kennen, etwa Filmen, Serien, Büchern, Comics oder auch Videospielen. Dabei wurden wir gewissermaßen darauf konditioniert, den Schurken zu töten. Es ist immerhin seine gerechte Strafe.
Darüber hinaus wiegen Schmerz und Verärgerung über Ellies Entscheidung am Ende für uns umso schwerer, weil sie scheinbar alles verliert. Ihr und uns wird die Chance verwehrt, Joels Tod zu rächen, und dafür verliert Ellie das Messer ihrer Mutter, zwei Finger, ihre Verbindung zu Joels sowie ihre Familie, da Dina und ihr Baby verschwinden.
Dadurch wirken unsere zuvor begangenen grausamen Taten nicht nur sinnlos, wir werden am Ende sogar noch zusätzlich dafür bestraft, dass Ellie die moralisch richtige Entscheidung getroffen hat. Dies hinterlässt nicht nur ein Gefühl der Leere in uns, sondern auch Wut darüber, dass uns diese so menschliche Wahl genommen wurde. Es erscheint an diesem Punkt tatsächlich alles sinnlos und unbefriedigend.
Was spricht gegen diesen Kritikpunkt?
Obwohl „The Last of Us: Part 2“ in seinem Kern zweifelsohne eine Rache-Geschichte erzählt, geht es innerhalb der Story mindestens ebenso sehr um Menschlichkeit, Mitgefühl und Vergebung. Naughty Dog verhandelt in dieser Erzählung höchst komplexe philosophische wie moralische Fragen, die uns und unsere Ansichten bewusst herausfordern sollen. Ellie und wir sollen in diesen finalen Momenten einsehen, dass Rache, so menschlich das Verlangen danach auch ist, nicht die Antwort sein kann.
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Es ist psychologisch gesehen ein Irrglaube, dem wir hier erliegen, denn obwohl wir denken, Rache würde die durch einen Verlust entstandene Leere füllen, so wird dies am Ende auf lange Sicht nie der Fall sein. Sollten wir uns diesem Bedürfnis hingeben, würden wir es letztendlich, so gut es sich für den Moment auch anfühlen mag, nur bereuen. Ellie mag am Ende tatsächlich alles verlieren, doch sie beweist gleichzeitig, dass sie sich als Mensch weiterentwickeln kann und nun bereit ist, ein neues, vielleicht besseres Leben zu beginnen.
Auch das Ende von „The Last of Us“ rief 2013 gemischte Reaktionen hervor, da sich viele gewünscht hätten, am Ende eine Wahl treffen zu können. Einige wollten Ellie nicht retten, sondern sie für das Gemeinwohl opfern. Diese Wahl gab es damals jedoch nicht und diese Wahl haben wir auch heute nicht, denn wir waren nicht Joel und wir sind weder Ellie noch Abby. Wir begleiten sie lediglich auf ihrer Reise und müssen es ertragen, wie sie sich an den wichtigen Punkten ihres Lebens entscheiden, auch wenn sich alles in uns dagegen sträubt.
Das Ende von „The Last of Us: Part 2“ widerspricht somit selbstverständlich allem, was wir in den meisten Mainstream-Geschichten dieser Art erleben und worauf wir gewissermaßen „geschult“ wurden. Allerdings soll uns dies dazu bringen, uns selbst zu hinterfragen. Wir sollen versuchen, so schwer es uns eben auch fällt, über unseren eigenen Horizont hinauszusehen.
Nun seid ihr gefragt: Wie steht ihr zu den geäußerten Kritikpunkten an „The Last of Us: Part 2“?
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Kommentare
Argonar
07. Juli 2020 um 02:11 UhrDas stimmt zwar grundsätzlich, aber immer öfter doch. Besonders wenn sie der Hauptgrund sind etwas zu gestallten, nur um gepushed zu werden.
Terminator 2 zum Beispiel hatte nicht die Agenda jetzt endlich mal eine Frau als Heldin zu pushen, sondern es ist die natürliche Weiterentwicklung aus Teil 1. Es wurde ja schon ein bisschen im ersten Teil angeteasert.
Und bei Alien wurde Ripley am Anfang noch als Mann geschrieben und dann erst später in eine Frau geändert. Hauptziel war es nicht Diversity zu pushen, sondern weil Cameron dachte es wäre interessant.
Und das mein ich damit, bei wirklich interessanten Charakteren sind Geschlecht, Religion und alles was ich sonst noch oben schrieb erst mal zweitrangig. Es sollte nicht im Vordergrund stehen, sondern der Charakter. Alles andere nur sind nur Nuancen.
Das ist auch der Grund warum TLoU 1 DLC noch sehr gut angekommen ist und warum sich, entgegen der ganzen Fanboy Beschwerden, so gut wie niemand an Ellie und Dina stört.
ras
07. Juli 2020 um 05:47 Uhr@DANIEL1
Bist du wirklich so eine beleidigte Leberwurst?
Jeder deiner Kommentare ist sinnlos, hat kein Gewicht, so typischer „Hauptsache von der Seite angemacht hört mir zu“ ich bin hier.
Und der einzige der keine Meinung hat bist du selbst, sieht man ständig an deinen Kommentaren.
DANIEL1
07. Juli 2020 um 06:46 Uhr@ras ein Schaf ohne Meinung kann mich nicht beleidigen
Klar hab ich ne eigene Meinung, ich habs ja auch durchgespielt .
Ich finde großartig!
Sogar besser als Part1 da Intensiver und Emotionaler.
Yago
07. Juli 2020 um 07:51 Uhr@Arganor
Die meisten stören sich nicht an Elli und Dina aber eine kleine Gruppe schon und das mit Hass und leider schreien die auch am lautesten und werden auch gehört.
Wer wollt ich auch nicht sagen.
Guten start euch allen in den tag
ras
07. Juli 2020 um 09:04 UhrTja Daniel deine Meinung ist aber die 0815 Meinung von einem Schaf.
LoneStar1983
07. Juli 2020 um 15:05 UhrDie Leute lassen sich in 2 Gruppen spalten. Diejenigen die sich manipulieren und blenden lassen und das Spiel feiern als wäre es das erste was sie je gespielt hätten, und diejenigen die das Spiel das sehen was es ist. Ein grafisch beeindruckendes, storymäßig und vorallem gameplay technisch aber höchstens mittelmäßiges Spiel was keinen Spaß machen will und nach spätestens 10std völlig monoton wird. Ohne die Kontroverse die künstlich in die Länge gezogen wird, wäre das Spiel schnell wieder vergessen. Insofern hat ND alles richtig gemacht. Die Leute spielen es gefühlt nur um zu wissen warum es so einen Aufschrei gibt.
Ansonsten ist das Spiel keine echte Fortsetzung. Die Charaktere sehen denen aus dem ersten Teil ähnlich. Das wars dann auch schon.
Die Film insdustrie war bei der Vernichtung etablierter Charaktere aus persönlichen und ideologischen Gründen weniger erfolgreich als die Spieleindustrie. Mal sehen was da auf Spieler noch zukommt, bzw wer als nächstes dran glauben muss damit sich eine Minderheit von Spielen angesprochen fühlt. Das man für solche „Inhalte“ gerne bestehende Franchises benutzt ist offensichtlich. Es ist leichter seine persönlichen politischen Ansichten mit einem bekannten und beliebten Franchise zu verbreiten. Was machen die Aktivisten nur wenn alle Franchises gewollt gegen die Wand gefahren wuden? Eigene Inhalte oder Franchises können sie sich ja nicht ausdenken. Und wer würde solche Produkte überhaupt kaufen wollen, wenn offensichtlich versucht wird ein kontroverses politisches Bild zu vermitteln ohne den Schutz einer beliebten Marke? Da kommt beim Gedanken an vorgeschriebene Inhalte durch always on Spiele und Streaming Dienste pure Freude auf.
Yago
07. Juli 2020 um 17:32 Uhr@LoneStar1983
Ist klar, alle die es gut finden lassen sich manipulieren und blenden.
Aber danke das du mir die Augen geöffnet hast und ich jetzt weiß das ich es nur gespielt habe um zu verstehen warum es den Aufschrei gab.
Schön das du für alle sprichst, nächste mal sprich bitte nur für dich. Wenn du das so siehst, ist es ja schön und gut aber andere sehen es anders, auch ohne manipuliert zu werden.
Welche persönliche politische Ansicht wollen sie denn verbreiten in deinen Augen?
Argonar
07. Juli 2020 um 21:07 Uhr@Yago
Solche Leute gibt es immer. Eine sehr kleine Minderheit mit extremer Meinung hast du auf beiden Seiten immer dabei.
Niemand ist also immer übertrieben, denn egal worum es geht. Mindestens eine Person hat es bereits gedacht, gesagt, gemacht oder in beliebiger Kombination davon ;–)
Recht laut kann diese Minderheit jedenfalls nicht sein, denn man hört sie fast nicht.
Da waren damals bei z.B.: FFVIIR oder GoW die ganzen nervigen Clowns viel, viel, und ich meine wirklich verdammt viel lauter.
Mit so Sachen wie „TIFA wurde ZENSIERT!!111, wtf ETHIK Abteilung!!11!!!11“
Oder auch „KRATOS kann nicht SPRINGEN!!!!11111!!!“
Yago
07. Juli 2020 um 21:20 UhrJa aber das kannst du nicht vergleichen, weil es hier ja gegen ho*mosexuelle geht von der Gruppe und nicht uns springen oder so.
Naja und die Gruppe ist halt am lautesten auf solchen Plattformen wie Facebook und Twitter.
Aber ist ja nun egal.
Frau und Kinder schlafen, jetzt wird gezockt 😀
Argonar
08. Juli 2020 um 20:09 UhrEs gibt für alles irgend eine Randgruppe die herum trolled, das Thema ist egal
Und Twitter und Facebook sind mittlerweile sowieso reinste cancel culture, aber das sowohl rechts als auch genauso links von der SJW Seite
Attack
19. Juli 2020 um 20:57 UhrEin wahnsinns Game. Aber es können wohl nur Leute mit höherem IQ reflektierend verarbeiten, wenn man hier mal die Kommentare liest.