Packend und gut umgesetzt, aber leider auch mitunter verkopft und unhandlich – So lautete vielerorts das Fazit zu „EA Sports UFC 3“. Die vor zweieinhalb Jahren erschienene Kampfsportsimulation konnte letztlich nur die ausgefuchste MMA-Fangemeinde begeistern. Die breite Masse blieb außen vor.
Mit dem ab dem 14. August 2020 erscheinenden Nachfolger „EA Sports UFC 4“ soll das anders laufen. EA Sports erleichtert gerade Einsteigern das Leben, bietet aber gewohnte Komplexität für Profis. Ob dieser Spagat funktioniert?
Geballte Lizenz-Power
Wie schon die Vorgänger setzt auch „EA Sports UFC 4“ die Lizenz der Kampfsport-Promotion Ultimate Fighting Championship gewinnbringend ein. Mit über 100 Kämpferinnen und Kämpfern aus verschiedenen Gewichtsklassen fährt das Spiel eine breite Vielzahl an unterschiedlichen Stilen, Aktionen und Eigenheiten seiner Stars auf.
Doch von diesem Makel abgesehen, ist „UFC 4“ ein gelungenes Lizenzspiel, das sofort Erinnerungen an die letzte TV-Übertragung aufkommen lässt. Technisch kann sich das Spiel ebenso sehen lassen: EA Sports passt noch einmal die Charaktermodelle an, feilt an Details und Animationen. Das Ergebnis ist eine grafisch und akustisch ausgewogene Kampfsportsimulation – inklusive ordentlich Blut und Schweiß.
Authentische Kämpfe – komplex, aber handlich
Das Wichtigste ist allerdings das Kampfsystem, an dem EA Sports im Vergleich zum Vorgänger viele Verbesserungen vornimmt. Für Einsteiger gibt es verschiedene Tutorial-Funktionen wie Onscreen-Hilfen, einem Training innerhalb der Karriere und einem Online-Handbuch. Komplex ist die Steuerung weiterhin – gerade wenn ihr die fortgeschrittenen Aktionen einsetzen möchtet. Eine gewisse Fingerfertigkeit und Lernbereitschaft sind daher Pflicht.
Im Gegenzug aber erleichtert man sowohl das Clinchen als auch das Aufgabesystem. Für letzteres greift ihr jetzt auf die so genannte Submission-Hilfe zurück, bei dir ihr zwischen „Aufstehen“, „Ground-and-Pound“ und „Submission“ wählt, um so Positionswechsel durchzuführen. Die eigentlichen Aufgabegriffe sind dann Mini-Spielchen, bei denen ihr Balken übereinander legen müsst, während euer Opfer dies zu verhindern versucht. Clinchen und Positionswechsel laufen nun über einfache Tastenkombinationen und Stick-Bewegungen.
Das Standup-Game wiederum fußt vor allem auf den Aktionstasten und Modifikatoren. Hier sind gerade beim Abblocken von Takedowns gute Reaktionen an den Schultertasten gefragt. Treffer hinterlassen nicht nur kleine Schweißwölkchen, sondern auch gut sichtbare Blessuren. Wer ordentlich Rippen oder Beine bearbeitet, bringt seinen Gegner damit ebenfalls zu Boden oder betäubt ihn kurzfristig. Im Test war das ein probates Mittel zum Sieg, Submission-Moves erfordern dagegen mehr Übung.
Die Karriere eures UFC-Ahtleten
Der Karrieremodus ist das zentrale Spielelement in „EA Sports UFC 4“. Hier begrüßt euch zunächst Coach Davis, ehe er euch in den Charaktereditor entlässt. Dort bastelt ihr euch einen eigenen Kämpfer (oder Kämpferin) mitsamt Gewichtsklasse und Stilrichtung – also etwa Boxen oder Ringen – zusammen. Ihr startet natürlich nicht in der UFC, sondern verdient euch eure Sporen zunächst im Amateurbereich. Dieser Abschnitt dient zugleich als Tutorial, in dem ihr alle wichtigen Bereiche des Spiels noch einmal wiederholt.
Nach einigen Siegen erhaltet ihr erste Angebote kleinerer Ligen, ehe es euch in den Dunstkreis der UFC verschlägt. Hier beginnt das Spiel so richtig. Vor jedem Kampf habt ihr eine bestimmte Anzahl an Wochen zum Trainieren und Hypen des Matches Zeit. Später heuert ihr Sponsoren an und müsst Pflichttermine erfüllen. Zu viel oder zu wenig Zeit im Gym wirkt sich negativ auf eure Kampfform aus. Zugleich können Trainingsverletzungen auch für Pausen oder gar handfeste Nachteile sorgen.
Ziel der Karriere ist neben dem Gewinn des Championtitels auch das Erobern des Titels Greatest of All Time. Den Charakterfortschritt koppelt „UFC 4“ geschickt an Training und euren Kampfstil. Benutzt ihr bestimmte Aktionen häufiger, steigen diese im Rang auf, das wiederum erhöht die Effektivität und beschert euch neue Entwicklungspunkte, die ihr in Talente oder Erweiterungen investiert. Zudem ladet ihr mit den verdienten Gagen andere UFC-Stars ein, die euch dann neue Aktionen beibringen. Das lädt zu Experimenten mit dem eigenen Moveset ein und wer möchte, verwandelt seinen Fighter so in ein echtes Highlight-Reel.
Zum Thema
Sehr schön: Für jede Aktion sammelt ihr im übergeordneten Spielerprofil Erfahrungspunkte. Damit schaltet ihr neue Kleidungsstücke sowie zusätzliche Coins frei, mit denen ihr neue Emojis und andere Individualisierungsobjekte frei. „UFC 4“ besitzt auch Mikrotransaktionen, die sich aber nur auf die teils sehr albernen Cosmetics beschränken.
Abseits der Karriere bietet „UFC 4“ die Möglichkeit zum Kreieren eigener Events und Turniere. Im Einzelkampfmodus könnt ihr auch Modifikatoren wie „Stand & Bang“ (kein Bodenkampf vornehmen. Online geht es in Blitz-Kämpfen, also kurzen Turnierserien mit wechselnden Voraussetzungen, zur Sache.
Längen in der Karriere
So spannend die Karriere vor allem aufgrund des motivierenden Kampf-Gameplays und dem Aufbau des eigenen UFC-Talents sein mag, so mangelt es ihr doch an Abwechslung. Speziell die Sparringssession nutzen sich mit der Zeit massiv ab: Noch eine Runde am Sandsack, noch eine Matchup in Muay-Thai oder beim Ringen.
Die Karriere ist – trotz im Vergleich zum Vorgänger – zu unspektakulär. Zu schade, dass lediglich Coach Davis eine prominente Rolle spielt und nicht etwa Dana White oder gar einige der Top-Talente von Ultimate Fighting Championship Gastauftritte übernehmen. Stattdessen klicken wir uns sehr lang durch künstliche Twitter-Fehden und PR-Termine. Etwas mehr Nähe zum Produkt wäre an dieser Stelle schön gewesen und hätte der Karriere sehr gut getan.
Schwächen in der Kampf-Balance
Wie bereits erwähnt, gefielen uns die Kämpfe an sich ausgezeichnet. Trotzdem hatten wir den Eindruck, als hätte „UFC 4“ mit einigen Balancing-Problemen zu tun. Beispielsweise erwiesen sich Legkicks als extrem effektiv, gleiches gilt für Tritte auf den Körper. Im Vergleich zur Realität endeten überproportional viele Matches durch Abbruch nach Legkicks, während Submissions eher selten zum Erfolg führten.
Gelegentliche Bugs und Glitches
Wie bei vielen Spielen dieser Art, kämpft auch „UFC 4“ mit kleineren Bugs und Glitches. Gerade bei Kollisionen kommt es immer wieder zu merkwürdigen Verrenkungen. Auch haben Schläge in turbulenten Situationen manchmal nicht nachvollziehbare Wirkung. Diese Probleme treten vor allem dann auf, wenn beide Spieler ähnliche Aktionen – also beispielsweise einen Kick zum Kopf – ins Ziel bringen wollen.
Kommentare
KeksBear
14. August 2020 um 14:51 UhrKommt es nur mir so vor oder ist es schwerer als die Vorgänger?
Banane
14. August 2020 um 15:01 Uhr8.5 – Der Klassiker
Red Hawk
14. August 2020 um 15:02 Uhrwird bestimmt schnell verscherbelt