„Project Cars“ blickt auf eine inzwischen bewegte Vergangenheit zurück. Die ersten beiden Teile finanzierte Entwickler Slightly Mad noch mit Hilfe von Crowdfunding, ehe das Studio 2019 schließlich vom Branchenriesen Codemasters übernommen wurde. Diese neue Führung zeigt sich auch in „Project Cars 3“. Man möchte weg vom Image der beinharten Rennsimulation hin zum zugänglichen Simcade-Game für passionierte Autofans. Kein Wunder also, dass der dritte Teil der Rennserie aus der Art schlägt, aber drückt das auch die Qualität des Spiels?
Einsteiger- und vor allem Gamepad-freundlich
Dass „Project Cars 3“ nicht mehr nur allein die eingeschworene Fangemeinde, sondern die breite Masse erreichen möchte, zeigt sich von Beginn an. Das Spiel begrüßt uns nämlich nach der recht überschaubaren Erstellung eines eigenen Fahrers zunächst in einem Einladungsrennen, das wiederum als Tutorial dient. An Bord einer Chevrolet Corvette C8.R schalten wir durch die Kameraperspektiven und lernen die Grundlagen der Steuerung kennen.
Die Einstellungsmöglichkeiten sind auch in „Project Cars 3“ üppig. Neben Brems- und Lenkassistenten fällt vor allem das neue Streckensystem auf. Statt einer dynamischen Ideallinie markieren Symbole die Punkte für abbremsen, einlenken und beschleunigen. Das System funktioniert überraschend gut und öffnet zugleich das Rennspiel ein wenig.
Slightly Mad nimmt im Vergleich zum Vorgänger starke Veränderungen am Handling vor. Mit Gamepad spielt sich der Racer jetzt deutlich besser und kontrollierbarer. Jeder Wagen fährt sich anders, aber eigentlich keiner wirklich schlecht. Und dazu nehmen Tuning und Upgrades auch noch starken Einfluss auf die Steuerung. In Sachen Steuerung macht „Project Cars 3“ gerade für Controller-Piloten einen gewaltigen Schritt nach vorne und auch Fahranfänger kommen dank der vielfältigen Hilfen besser ins Spiel. Das bedeutet aber nicht, dass das Rennspiel ein Selbstläufer ist. Einige Rennen haben es nämlich ganz schön in sich.
Geradlinige, aber motivierende Karriere
Kern-Spielmodus von „Project Cars 3“ ist die Singleplayer-Karriere, in der ihr euch durch insgesamt zehn Rennserien arbeitet. Im Zuge dieser Progression sammelt ihr in verschiedenen Bereichen Erfahrungspunkte sowie Credits, die ihr zum Einkaufen neuer Autos und Upgrades, aber auch etwa zum vorzeitigen Aktivieren von Rennserien benötigt. Die schaltet ihr nämlich eigentlich mit Hilfe von erledigten Aufgaben frei, könnt diese aber eben auch überspringen, falls ihr keine Lust darauf habt.
Auch wenn die Präsentation der Karriere trotz einiger netter Zwischensequenzen eher solide als prunkvoll ist, motiviert sie dennoch zum Weiterspielen. Ihr erhaltet nämlich ein stetes Gefühl des Fortschritts, da „Project Cars 3“ nahezu jede eurer Aktionen in irgend einer Form belohnt. Die verschiedenen XP-Profile sind fast schon unübersichtlich und werden durch zusätzliche Herausforderungen ergänzt, die ihr quasi „nebenbei“ meistert. Kurzum: Das Spiel belohnt euch selbst in Niederlagen und das kommt der Motivation sehr zu Gute.
Darüber hinaus überzeugt es mit seinem soliden Umfang und der neuen Möglichkeit, Autos einzukaufen und anzupassen. In der Werkstatt verpasst ihr euren Karossen einen mit Lack und Mustern einen eigenen Anstrich. Zusätzlich verbaut ihr Upgrades und könnt diese im Vorfeld des Rennens auch noch einmal anpassen. Durch die Upgrades könnt ihr eure Lieblingskarren auch in verschiedenen Rennklassen einsetzen. Das Spiel zwingt euch also nicht zum ständigen Durchrotieren. Wer möchte greift zudem auf den Fotomodus zurück und setzt den eigenen Liebling entsprechend in Szene.
Mehr als genug Content
Eine der großen Stärken von „Project Cars“ bleibt allerdings seine Vielseitigkeit, gewürzt mit einer gehörigen Portion Authentizität. Wenn wir unseren Porsche 959 erst mal ein paar neue Reifen aufziehen und dann erste Runden drehen, hüpft unser Herz doch einen Tick höher. Zudem gefällt uns gut, wie „Project Cars 3“ Faktoren wie beispielsweise das dynamische Wetter und die über 120 Strecken-Layouts. Gerade Fahrten bei Gewitter und entsprechendem Regen haben es wirklich in sich. Optisch und akustisch kann sich das Spiel ebenfalls sehen und hören lassen.
Die Modus-Vielfalt abseits der Karriere überzeugt ebenfalls. Für asynchrone Mehrspielerduelle sorgt das „Rivalen“-System. Hier messt ihr euch indirekt bzw. mit Hilfe von Ghosts mit den Leistungen eurer Freunde und anderer Piloten. In „Eigene Events“ könnt ihr alle Autos und Strecken ausprobieren, um eigene Proberunden zu drehen. Hinzu kommt noch der Online-Multiplayer mit eigenen Events und anderen Mehrspieler-Varianten. „Project Cars 3“ bietet also soliden Umfang für ein vermeintlich geradliniges Rennspiel.
Strenge Regelauslegungen
Trotz des insgesamt gelungenen Fahrspaßes, besitzt auch „Project Cars 3“ seine Frustmomente. Bei uns kamen diese vor allem im Spielmodus „Heiße Runde“ auf. Hier geht’s um das Erfahren einer sauberen und möglichst schnellen Rundenzeit. Allerdings ist das Abkommen von der Strecke nicht erlaubt. Und „Project Cars 3“ legt an dieser und an einigen anderen Stellen die Regeln sehr streng aus. Berühren wir teils nur minimal das Grün, gilt die Runde als ungültig und wir müssen noch einmal neu ansetzen.
Weiterhin keine Rückspulfunktion
Dazu passend weigert sich Slightly Mad weiterhin, die Rückspulfunktion in eines ihrer Spiele zu integrieren. Auch das sorgt für Ärger. Vor allem kollidiert das Fehlen mit den reichlich vorhandenen XP-Systemen. Wann immer wir also einen Unfall bauen oder es bereits sehr früh in einem Rennen aussieht, als würden wir nichts erreichen, müssen wir entscheiden: Fahren wir das Rennen trotzdem zu „Übungszwecken“ zu Ende und sammeln immerhin ein wenig Erfahrung oder brechen wir ab, sparen Zeit und starten von Neuem. So wirklich toll sind beide Varianten nicht.
Nicht innovativ, aber doch irgendwie anders
Für Kenner der ersten zwei Teile ist „Project Cars 3“ ein Kulturschock: Es richtet sich eindeutig an Gamepad-Piloten und öffnet die Serie spürbar für eine neue Zielgruppe. Trotzdem macht es nicht so viel anders als andere Rennspiele und genau das mochten ja viele an den biederen, aber durchaus komplex-authentischen Vorgängern.
Uns fehlten tatsächlich die ganz großen Innovationen des Renngenres in „Project Cars 3“. Es macht wenige Dinge wirklich deutlich anders und schiebt Slightly Mads Racing-Reihe eher einfach nur in eine andere Richtung. Wer auf diesen Spagat keine Lust hat, der wird auch wenig Freude am dritten Teil haben.
Kommentare
Crysis
25. August 2020 um 17:10 UhrWird dann für PS5 gekauft scheint richtig gelungen zu sein das Spiel.
_Hellrider_
25. August 2020 um 17:27 UhrGrafisch ist es schlechter als PC2. Das ist sehr schade.
BoC-Dread-King
25. August 2020 um 17:33 UhrScheint gelungen zu sein?
Da warten wir doch lieber erstmal GT7 ab, PC3 schaut nämlich eher nur nach gutem Durchschnitt aus, da gibs schon genug andere die das abdecken.
Crysis
25. August 2020 um 17:38 Uhr@BoC-Dread-King, ja das PS4 Gameplaymaterial sieht wirklich Grafisch nicht sehr schön aus. Mal schauen wie es Grafisch dann auf PS5 wirkt wenn es sich mit GT 7 messen wird, ohne Next Gen Update werd ich mir PC3 jedenfalls nicht kaufen.
JigsawAUT
25. August 2020 um 17:44 UhrJa ich hoffte, dass PC3 nach den ersten beiden Teilen ein Ersatz für Assetto Corsa Competizione sein könnte aber PC3 geht in die Richtung gegen SIM-Fans.
In PC2 gab es zwar wenige aber anständige Onlineligen. Das wird auch so bleiben da diese Spieler sicher nicht auf PC3 umsteigen werden oder wechseln dann halt zu ACC
DarkSashMan92
25. August 2020 um 18:18 Uhr„Keine Rückspulfunktion“ … ein Feature für Kacknoobs Kappa
Banane
25. August 2020 um 19:04 UhrFand Teil 2 schon grottig. Mit Pad unspielbar und auch mit Lenkrad echt kacke.
Habs extra nochmal geladen um es mal mit meinem G29 zu testen. Das kann gar nix für mich.
Nochmal kauf ich von denen kein Rennspiel.
Selbst mit Lenkrad müsste man da erstmal rumstellen bis zum Geht nicht mehr um es halbwegs fahrbar zu machen.
Ich bleib bei GT. Da stöpsel ich das G29 an und es passt perfekt so wie es ist.
Eloy29
25. August 2020 um 19:15 Uhr@Crysis
Es wird kein PS5 Update geben , das hätten sie schon längst angekündigt.
Wo für diese GT7 kommt kann PC 3 gerne gegen die Wand fahren.
PC2 war mit Pad selbst nach allen Patches unspielbar.
Von denen hole ich mir nichts mehr.
JigsawAUT
25. August 2020 um 19:24 Uhr@Banane
Simracing muss einen auch liegen. Wem das nicht liegt der wird mit Spielen wie PC2, Assetto Corsa (Competizione), iRacing, RaceRoom usw nicht glücklich. Da ist man in GT Sport dann halt besser aufgehoben!
M'Aiq the Liar
25. August 2020 um 19:33 Uhr8.0 wie ich es mir gedacht hab und was die Rückspulfucktion betrifft so brauche ich sie nicht aber ich warte bis es billiger wird dann greife ich zu.
Banane
25. August 2020 um 19:37 Uhr@JigsawAUT
Wahrscheinlich. Fühl mich in GT einfach am wohlsten. Das ist nicht zu sehr Sim und nicht zu sehr Arcade.
Und alle Action Arcade Racer wie z.Bsp. NFS spiele ich sowieso nur mit Pad.
redeye4
25. August 2020 um 20:18 UhrMeinte nicht der Chefentwickler vor einem Jahr noch, dass dieser Teil ein Gamechanger wird und 200 Prozent besser wird als der zweite Teil? Tja, mit solchen Aussagen sollte man sich besser zurückhalten…
Lox1982
25. August 2020 um 22:00 Uhr@Crysis
Auf dem PC ist die Grafik auch nicht wirklich besser, Teil 2 war schon nur Okay aber Teil 3 naja egal ich werd es mal holen wenns im Sale ist schlecht muss es ja trotzdem nicht sein .
nacholibre
26. August 2020 um 12:44 UhrIch warte nach wie vor auf ein Rennspiel, welches das Cockpit-Feeling von Shift auch nur im Ansatz so genial umsetzt. Seitdem habe ich kein einziges Rennspiel mehr gesehen, was die Power, die Geschwindigkeit, die Lautstärke, die Brutalität und die Kraft eines aufgemotzten Rennwagens so authentisch rübergebracht hat. Man hat beim Spielen schon fast seine Nackenmuskulatur gespürt und die Anstrengung des Rennfahrers. Gran Turismo und Co. wirken immer etwas wie eine gemütliche Sonntagsfahrt mit dem Golf dagegen. So auch Project Cars 3, wenn ich die Videos sehe.
DerDax
26. August 2020 um 13:28 Uhr@nacholibre
Kann dir nur Zustimmen, die Cockpitansicht aus Shift war wirklich einzigartig. In keinem anderem Game wurds seitem so gut umgesetzt. Selbst die Bodenwellen waren der hammer
Twisted M_fan
26. August 2020 um 14:26 UhrKeine Rückspulfunktion ist ein klarer Pluspunkt für mich.Wie ich diesen Rückspul dreck hasse und das dann noch als negativ zu beurteilen zeigt das eure Wertungen nicht ernst zu nehmen sind.Wenn ihr mit den kompromissen eines Rennspiels nicht klar kommt dann kauft auch kein Rennspiel.