Heute zählt „Crash Bandicoot“ zu den bekanntesten Jump’n’Run-Reihen überhaupt. Oder besser, zählt wieder zu den bekanntesten Plattformern, denn nach einem überaus erfolgreichen Start auf der ersten PlayStation verschwand die Serie erst im Mittelmaß und später beinahe in der Bedeutungslosigkeit. Dies verwundert allein deshalb, da der freche Beuteldachs vor über 20 Jahren mal das Gesicht von Sonys erster eigener Konsole war. Crash war das erste Maskottchen der PlayStation und das, obwohl diese gar keines haben sollte.
Ein steiniger Start für Crash & Co.
Auf die Entstehungsgeschichte des ersten „Crash Bandicoot“-Spiels blickten wir bereits zuvor im Rahmen unserer Retrospektive zurück. Darin rissen wir schon kurz an, dass Naughty Dog damals einige Hürden überwinden musste, um das Game nach ihren Vorstellungen letztendlich in den Handel bringen zu können. Universal-Marketingchefin Kelly Flaherty war beispielsweise kein Fan des Namens „Crash“ für die Hauptfigur und störte sich ebenfalls an der Darstellung der Figur Tawna, die ihrer Meinung nach sexistisch gewesen sei.
Allen Widrigkeiten zum Trotz mauserte sich das allererste „Crash Bandicoot“ letztendlich jedoch sowohl zu einem Kritikerliebling als auch einem kommerziellen Erfolg. Dabei wurde das Spiel im Osten ähnlich gut aufgenommen wie hier im Westen; in Japan war es gar das erste westliche Spiel, das sich über 1 Million Mal verkaufen konnte. Mit dem durch die Levels wirbelnden, frechen Beuteldachs hatten Naughty Dog und Sony offenbar einen Nerv getroffen. Wenig verwunderlich investierte der PlayStation-Hersteller groß ins Marketing, das auch gegen Konkurrent Nintendo austeilte.
Kurz vor Crashs erstem Videospiel-Abenteuer feierte „Super Mario 64“ auf dem frisch veröffentlichten „Nintendo 64“ große Erfolge. Bis heute zählt das erste 3D-Abenteuer des Kult-Klempners zu den größten Meilensteinen der Videospielgeschichte und als wegweisendes Meisterwerk für ein ganzes Genre. Einen Stellenwert, den „Crash Bandicoot“, trotz guter Wertungen und Verkäufe, nie erreichen sollte. Die Rivalität mit Nintendo sorgte dafür, dass Sony beim Marketing ganz auf seinen neuen Publikumsliebling setzte und diesen entsprechend zu inszenieren wusste.
Crashs Aufstieg zum ersten PlayStation-Gesicht
Geradezu legendär ist ein Werbespot, in dem ein als Crash verkleideter Mann sich nur mit einem Megafon ausgestattet vor Nintendos US-Firmensitz stellt und für das PlayStation-Game wirbt. Ein riskanter Move, schließlich hätte diese Aktion auch einen positiven Aspekt für die Konkurrenz haben können. Für Sony sollte sich dieses Risiko jedoch auszahlen: Das Unternehmen inszenierte sich als David, der gegen einen haushoch überlegenen Goliath ins Feld zieht – und das Publikum liebt bekanntlich Underdog-Storys.
Ob gewollt oder nicht avancierte „Crash Bandicoot“ somit zum Gesicht der jungen PlayStation und war in den Augen vieler potentieller Käufer und Fans das Maskottchen der Konsole. Sonys US-Team hatte genau darauf spekuliert, denn die Verantwortlichen wollten ein amerikanisches Produkt als Aushängeschild der ersten PlayStation und sahen im neuesten Spiel von Naughty Dog für diesen Zweck das ideale Objekt. Im weit entfernten Japan bewerteten die zuständigen Personen dies allerdings ganz anders – insbesondere Ken Kutaragi.
Wie aus dem Buch „All Your Base Are Belong To Us“ hervorgeht, sei der „PlayStation-Vater“ damals überhaupt kein Fan des frechen Beuteldachs gewesen. Und auch der Erfolg sowie die öffentliche Wahrnehmung der Marke „Crash Bandicoot“ seien ihm im Zusammenhang mit seiner Konsole angeblich ein Dorn im Auge gewesen. Kutaragi war klar gegen die Idee, eine Konsole benötige ein Maskottchen, weshalb er nicht wollte, dass Crash als selbiges angesehen werden würde. Darüber hinaus missfiel ihm die Idee, eine Cartoon-Figur zum Aushängeschild der PlayStation zu machen, da die Hauptzielgruppe der Konsole in seinen Augen keine Kinder seien.
Crash Bandicoot war das erste und letzte PlayStation-Maskottchen
Wie wir heute wissen, konnte Kutaragi sich nach all dieser Aufregung wieder beruhigen. Crashs Ruhm war lediglich von kurzer Dauer und bereits zu PS2-Zeiten versank die einstige Vorzeige-Marke im Mittelmaß. Darüber hinaus liefen ihr andere Spiele mit „Cartoon-Charakteren“, etwa „Jak & Daxter“ oder auch „Ratchet & Clank“, den Rang ab. Ob es dem PlayStation-Schöpfer gefiel oder nicht, blieben solche Spiele weiterhin Teil der Marke und sind es bis heute. Zudem gab es immer wieder vereinzelte Charaktere oder Spiele-Reihen, wie „God of War“ oder „Uncharted“, die von den Spielern gewissermaßen als Maskottchen der Konsole gesehen wurden, obwohl sie es offiziell nie waren.
Einen letzten Versuch, der PlayStation ein Gesicht in Form eines Maskottchens zu geben, unternahm Sony schließlich im Jahre 2008 mit Sackboy, der Hauptfigur aus „Little Big Planet“. Wie Crashs Zeit im Rampenlicht war jedoch auch die seines Jump’n’Run-Kollegen begrenzt und heute dürfte vermutlich kein Gamer mehr Sackboy als Aushängeschild der PlayStation sehen. Wie er ist auch Crash, der bald mit seinem neuem Spiel „It’s About Time“ ein Comeback startet, nunmehr ein Relikt einer inzwischen vergangenen Zeit. Einer Zeit, als noch in dem festen Glauben der Versuch unternommen wurde, einer Videospielplattform ein Gesicht zu geben, weil sie ein solches benötigen würde. Für Crash gilt: Er war er das erste und mittlerweile fast vergessene PlayStation-Maskottchen.
Jetzt seid ihr dran: Habt ihr „Crash Bandicoot“ als PlayStation-Maskottchen wahrgenommen und findet ihr, eine Videospielkonsole benötigt sowas heute noch?
Weitere Meldungen zu Crash Bandicoot, Crash Bandicoot 4: It's About Time.
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Kommentare
Banane
28. September 2020 um 10:15 UhrCrash hat mich nie interessiert. Genausowenig wie Ratchet und Clank.
Meine Helden als ich noch ein Kind war, waren ganz klar Sonic und Super Mario. Und vielleicht noch Mega Man.
Aber dieser Crash Bandicoot hats mir nie angetan.
raphurius
28. September 2020 um 10:38 UhrMeine Helden als ich noch ein Kind war, waren ganz klar Terence Hill und Bud Spencer.
Upsidedown
28. September 2020 um 11:19 Uhr@raphurius…Amen
theHitman34
28. September 2020 um 11:20 UhrKonnte Crash Bandicoot nie etwas abgewinnen. Mochte die Spiele nicht und fand den Charakter einfach hässlich. Bei mir waren es Super Mario, Rayman, Sonic und Spyro.
Analyst Pachter
28. September 2020 um 11:34 UhrDer Nintendo-Diss ist ja hammer…warum ist Sony diese Schiene nicht weiter gefahren?
FSME
28. September 2020 um 11:42 UhrMit Trash Bandikot konnte ich auch noch nie etwas anfangen.
bausi
28. September 2020 um 12:07 UhrIch weiß noch wie ich den ersten Teil damals als Demo auf der ps1 gezockt habe..tolles Spiel
ilija1984
28. September 2020 um 12:26 UhrSolche Spiele müssen Multiplayer fähig sein. Sonst kauf ich die nicht.
xjohndoex86
28. September 2020 um 12:27 UhrCB fand ich schon durch das eigenwillige Design herausragend. Maskottchen gut und schön aber die erste PlayStation hatte viele kultige Gesichter. Snake, Parappa, Lara, der Resi & FF Cast etc. Auf der PS3 sehe ich viel mehr Kevin Butler als Kultfigur. Die frotzelige, leicht arrogante Art vermisse ich heute bei Sony.
SchatziSchmatzi
28. September 2020 um 12:32 Uhr@raphurius
Meine auch 🙂
Das war das coolste, wortgewandte Duo mit Schlagkraft. Ich schau die mir heute noch auf Blue Ray an. Man war das ne geile Zeit.
Stutenhengst
28. September 2020 um 12:48 UhrFSME: wie du einfach aus Crash – Trash gemacht hast ist wirklich beeindruckend. Krass!
Banane
28. September 2020 um 12:52 Uhr@Stutenhengst
Nicht nur das.
Er hat auch noch aus Bandicoot BandiKOT gemacht.
Mehr geht nicht. Er hats halt einfach drauf. 😉
Stutenhengst
28. September 2020 um 13:04 Uhr@Banane: jetzt sehe ich es und es läuft mir tatsächlich eiskalt den Rücken runter.
Wahnsinn! Ich hoffe wirklich, dass so viel Können, so viel Wortgewandtheit auch irgendwann im Leben Anerkennung finden, sodass man damit reich wird.
VincentV
28. September 2020 um 13:58 UhrHoffe mein Crash 4 kommt schon Mittwoch. My Hype is N.Sane.
Crysis
28. September 2020 um 16:00 UhrHabs mir direkt mal Digital gekauft, eigentlich konnte ich auch nie was mit Crash anfangen aber ich vertraue einfach dem Studio, dass sie ein Spiel machen das einfach richtig bock macht. Hab mir da auch schon einiges an Lets Plays angesehen und ich denke für den Vollpreis bekomme ich hier auch einiges an Unterhaltsamen Stunden geboten.
samonuske
29. September 2020 um 08:09 Uhr@raphurius…Amen
Arkani
29. September 2020 um 12:30 UhrGrad vorbestellt im Store…wird geil werden, dass sei mal gesagt. Die Demo ist schon nice…hoffe nur sehr das es auch richtig knifflige Passagen geben wird.