Mit dem 2018 veröffentlichten Superhelden-Abenteuer „Spider-Man“ landete Insomniac Games einen waschechten Hit. Ein richtiger Nachfolger möchte das am 19. November 2020 erscheinende „Miles Morales“ aber nicht sein, sondern folgt eher der Tradition eines „Uncharted: Lost Legacy“. Hier gibt es also eine neue Geschichte, frische Charaktere und dezent verfeinertes Gameplay – und keinen kompletten Umbruch der eigentlichen Spielmechanik. Das zeigt sich auch im Test!
Eine neue Geschichte
„Spider-Man: Miles Morales“ entführt euch – wie schon der Vorgänger – nach New York, genauer gesagt nach Manhattan. Hier übernehmt ihr die Rolle des frisch nach Harlem gezogenen Miles Morales. Auch er wurde von einer genetisch veränderten Spinne gebissen und verfügt über ähnliche Fähigkeiten wie der originale Spidey. Nachdem sich Peter Parker in den Urlaub verabschiedet, übernimmt Miles die Aufgaben der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft. Schnell stellt er fest, dass das Leben eines Superhelden mit Entbehrungen und vor allem einer gehörigen Portion Verantwortung einher geht.
Schon bei seinem ersten Tag als einziger „Spider-Man“ deckt er eine Verschwörung auf, in die der Chemie-Konzern Roxxon verstrickt ist und gegen den sich bereits eine Gegenbewegung in Form des Undergrounds formiert hat.
Wir möchten in Sachen Story gar nicht zu sehr in die Tiefe gehen. Das zweite „Spider-Man“ lebt massiv von seiner Geschichte und den darin vorkommenden Figuren. Die etwa acht- bis zehnstündige Kampagne nimmt euch mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Während Miles‘ Abenteuer verspielt und harmlos beginnt, geht es gegen Ende um Leben und Tod. Diese Steigerung in Verbindung mit den gut geschriebenen Figuren erzeugt eine große Motivation, das Spiel auch wirklich zu beenden.
Miles ist der emotionale Anker in diesem Konstrukt. Sein Verhältnis zu seiner Familie, seinen Freunden und seiner Nachbarschaft prägen das Spielerlebnis immens und sorgt für tolle Momente und spannende Wendungen.
Klein, aber mein!
Spielerisch bleibt „Miles Morales“ dem Quasi-Vorgänger „Spider-Man“ treu. Als Spinnenmann schwingt ihr euch durch die Hochhausschluchten Manhattans, vereitelt Verbrechen und folgt den Hauptmissionen. Für die Nebenquests greift ihr mit Hilfe des Touchpads auf die Spidey-App zu. Mit ihr wählt ihr Nebenaufträge aus. Das Spiel selbst wechselt beim Durchscrollen durch die Menüs in Zeitlupe, sodass ihr eure Beutezüge durch die Stadt nicht unterbrechen müsst.
Grundsätzlich ist „Spider-Man: Miles Morales“ längst nicht so groß wie andere Open-World-Spiele oder sogar wie das Hauptspiel. Mit der Kampagne seid ihr etwa nach acht Stunden durch. Mit den zusätzlichen Einsätzen kommt ihr auf zwölf bis maximal fünfzehn Stunden. Insomniac Games überfrachtet seine Spielwelt nicht. Stattdessen koppelt man selbst Sammelobjekte an Charaktere und Fraktionen im Spiel. Beispielsweise knackt ihr Versorgungskisten des Undergrounds und erhaltet so Ressourcen zum Crafting von Hilfsmitteln. Oder ihr geht auf die Suche nach Zeitkapseln und entdeckt so Erinnerungsstücke an die Vergangenheit von Miles und seiner Freundin Phinn.
Die angesprochenen Nebenmissionen erweisen sich als angenehm abwechslungsreich. So unterstützt ihr beispielsweise die Rettungskräfte bei Notfällen oder helft kurzerhand den Anwohnern bei ihren Problemen. Als Spider-Man macht ihr also Ladendiebe dingfest oder bringt Lieferungen für die Hilfsorganisation F.E.A.S.T. zurück.
Spidey rettet Manhattan
„Spider-Man: Miles Morales“ mag in seinem Kern sehr ähnlich wie sein Vorgänger sein, spielt sich aber deutlich runder und ausgefeilter. Zugleich bietet es eine Reihe neuer Fähigkeiten und Vorteile. Da wäre auf der einen Seite Venom. Mit ihr teilt Miles Elektroschocks aus, knackt schwere Schilde und greift auf eine Reihe von Spezialmanövern zurück. Zudem verknüpft Insomniac Games diese „stromleitenden Fähigkeiten“ mit dem Rätsel- und Missionsdesign. So müsst ihr im Verlauf etwa mit Hilfe von Spinnennetzen Stromverbindungen herstellen, mit Venom Generatoren anwerfen oder auch mal Energie aus explodierenden Maschinen abziehen.
Dazu gesellt sich im späteren Verlauf die an ein Cooldown gekoppelte Tarnung. Mit ihr macht sich Spidey unsichtbar. Bei den später enorm wichtigen Stealth-Arenen schaltet ihr Wachleute und Underground-Schergen in bester „Batman“-Manier aus. Aus luftiger Höhe setzt ihr dann zu Lauer-Takedowns an oder könnt euch jetzt sogar an Wände hängen, um eure Widersacher auszuschalten. Das System funktioniert gewohnt gut, auch wenn die KI-Schergen gerade auf niedrigerem Schwierigkeitsgrad ein wenig taub daher kommen.
Im Zweifelsfall kommt es ohnehin irgendwann zu größeren Auseinandersetzungen und hier spielt „Spider-Man: Miles Morales“ seine ganze Stärke aus. Mit flotten Schlagsalven, Kontern und Netzattacken heizt ihr euren Kontrahenten mächtig ein. Die Steuerung ist gewohnt griffig und gerade mit wachsender Erfahrung reiht ihr schnell Aktion an Aktion und vollführt hübsch anzusehende Kombos. Lediglich die Kamera macht es uns hier schwer und zwischendurch entdeckt man immer wieder Clipping-Fehler und andere Probleme. Letzteres zieht sich auch bei der Interaktion mit Gegenständen oder Schaltern durch, die mitunter etwas fummelig ausfällt.
Neue Kleider für die Spinne
Das Erfahrungssystem unterstützt euch dabei und so schaltet ihr im Verlauf Talente in Bereichen wie Venom oder Tarnung frei. Mit gesammelten Aktivitätspunkten und Bauteilen wiederum schaltet ihr Anzugs- und Visier-Modifikationen sowie neue Outfits frei.
Natürlich will „Spider-Man: Miles Morales“ kein Rollenspiel sein. Neue Talente wie die Haftminen, Holo-Drohnen oder Klebenetze sind aber in Verbindung mit den aktiven und passiven Talenten eine schöne Ergänzung für das Spiel und motiviert außerdem zum Weiterspielen. Langeweile kommt hier zu keiner Sekunde auf.
Die Unterschiede zur PS4-Version
Grafisch macht das Spiel auf der Playstation 5 einen blitzsauberen Eindruck. Die Übergänge zwischen Filmsequenzen und Gameplay sind nahezu stufenlos und die Ladezeiten enorm kurz. Besonders die Schnellreisen verdienen jetzt endlich diesen Namen: Nach zwei bis drei Sekunden geht das Spiel schon weiter. Die höhere Bildrate und zusätzliche Grafikeffekte sorgen auf der Next-Generation-Konsole für einen insgesamt flotteren Spielverlauf. Gerade Licht- und Spiegeleffekte kommen bei dem bunten Weihnachtssetting des Spiels immer wieder gut zum Tragen.
Aber auch die PS4-Version kann sich absolut sehen lassen, muss aber (wenig verwunderlich) an einigen Stellen Abstriche machen. Die Ladezeiten etwa sind hier länger, die Bildrate niedriger und zwischendurch fallen Lade-Screens auf. Die Unterschiede sind klein, aber durchaus erkennbar.
Kommentare
RegM1
06. November 2020 um 14:34 UhrVielen Dank für den Bericht, deckt sich ja mit eurem Test zu Teil 1, auch die relativ kurze Spielzeit ist für mich kein Minuspunkt, lieber kurz und relevant als alles in die Länge zu ziehen.
Freue mich mega auf den Titel, auch wenn ich mir mehr DualSense-Einsatz gewünscht hätte.
clunkymcgee
06. November 2020 um 14:38 Uhr86 auf Meta, der Vorgänger hatte 87. Also wenn man mit dem ersten Teil viel Spaß hatte, dann wird man auch mit Miles glücklich 🙂
Khadgar1
06. November 2020 um 14:47 UhrLeider nix für mich. Teil 1 wurde nach kurzer Zeit sehr langweilig und repetitiv.
Allen anderen viel Spass damit.
Yago
06. November 2020 um 15:09 UhrPs5 hat auch geil abgeschnitten Jungs 🙂
JinofTsushima
06. November 2020 um 15:59 UhrGeiler Test.
Man freue mich mittlerweile richtig drauf.
Link
06. November 2020 um 16:10 UhrJa… und der neue Controller? Irgendwie sinnvoll mit Spielmechaniken gekoppelt? Ist das Teil jetzt die Offenbarung oder nicht?
RegM1
06. November 2020 um 16:36 Uhr@Link
Steht im Review, Zitat:
„In Sachen Technik- und Dualsense-Funktionalität geht sicher mehr. „
Yago
06. November 2020 um 17:04 Uhr@Link
Der neue Controller wird in fast jeden test hoch gelobt 🙂
vangus
06. November 2020 um 23:33 UhrDer kritische Konsens ist noch viel besser als gedacht und Grafik und Dualsense werden überall gelobt.
Vor allem aber soll das Spiel verdammt viel Spaß machen, das ist das wichtigste.
Wird sogar mehrmals als bester Playstation-Launchtitel aller Zeiten bezeichnet…
James T. Kirk
07. November 2020 um 03:07 UhrWird nicht gekauft. Aber gut das es einen 60fps modus gibt.
30fps auf Konsolen will ich nicht mehr sehen.
VincentV
07. November 2020 um 10:41 UhrMit Raytracing siehts aber sehr viel cooler aus :p
keviba
07. November 2020 um 11:48 Uhrscheint schon echt nice zu sein, werde ich mir aufjedenfall auch kaufen, aber erst wenns in nem Sale ist. Ich sehs nicht ein 60€ für 10h spielzeit zu bezahlen^^