Update: Thomas Mahler hat sich zu seinen gestrigen Aussagen zu Wort gemeldet und eingeräumt, dass er womöglich etwas zu emotional war. Das Statement war laut seiner Aussage von der Frustration über die „aktuelle Hype-Kultur“ motiviert, von der er glaubt, dass sie die Industrie, die er liebt, beschädigt.
„Jetzt, einen Tag später, habe ich die Antworten gelesen und erkenne, dass ich meine Gedanken nicht durchdacht präsentiert und nicht den richtigen Ton oder die richtige Plattform dafür gewählt habe“, so Mahler auf Twitter. „Nachdem ich diesen Thread erstellt hatte, hatten wir intern eine ziemlich lange Unterhaltung über all das. Und ich habe Moon Studio definitiv nicht so repräsentiert, wie ich es hätte tun sollen.“
Er fügte hinzu: „Gestern habe ich einen übermäßig aggressiven Ton verwendet, der für jemanden in meiner Position nicht wirklich geeignet war. Meine Absicht war es nicht, irgendjemanden zu verletzen, sondern einen Diskussionsanstoß zu aktuellen Themen der Branche zu geben. Wir alle teilen die Liebe zu dieser Kunstform und wir sollten immer respektvoll miteinander umgehen. Und das habe ich gestern nicht.“
„Und dafür tut es mir wirklich leid, besonders bei denen, die ich namentlich erwähnt habe. Ich verspreche, dass ich aus diesem Fehler lernen werde und wünsche niemandem etwas Böses“, so Mahler weiter.
Yup, I screwed up yesterday. Here’s my thoughts: pic.twitter.com/4gH0KGxURA
— thomasmahler (@thomasmahler) February 4, 2021
Meldung vom 4. Februar 2021: „Cyberpunk 2077“ kam auf den Konsolen in einem enttäuschenden Zustand auf den Markt, der Sony zu einem recht ungewöhnlichen Schritt ansetzen ließ: Der Titel wurde aufgrund der Mängel aus dem PlayStation Store entfernt und Käufer konnten eine Rückerstattung des Kaufpreises anfordern.
Doch „Cyberpunk 2077“ ist längst nicht das einzige Spiel, das nach dem Aufbau eines gigantischen Hypes für Ernüchterung sorgte. In einem Resetera-Post nannte Thomas Mahler, CEO und Game Director bei den Moon Studios, zwei weitere Beispiele.
Da wären zunächst die Projekte von Peter Molyneux, der zuletzt an „Curiosity“ und „Godus“ arbeiten ließ. „Er war der Meister des ‚Anstatt euch zu sagen, was mein Produkt ist, lasst mich einfach wild drauflosreden, was ich denke, was es sein könnte, und euch alle begeistern!‘, so Mahler.
Dieser Ansatz hätte solange funktioniert, bis die Spieler tatsächlich Geld ausgaben und laut Mahler erkennen mussten, dass das Spiel nicht das war, was Molyneux angepriesen hatte. „Er hat diesen Scheiß ein gutes Jahrzehnt oder länger durchgezogen, mit Journalisten und Gamern, die es liebten, Onkel Peter zuzuhören“, so seine weiteren Worte. Es habe ein paar schäbige Spiele benötigt, bis die Spieler und Journalisten „endlich nicht mehr auf die Lügen hörten“.
Ähnliche Schwierigkeiten bei No Man’s Sky
Als zweites Beispiel nannte Mahler „No Man’s Sky“, das ebenfalls in einem fragwürdigen Zustand auf den Markt kam. Der Titel war nicht was, was ein Großteil der Spieler nach den vorangegangenen Marketingbemühungen erwartet hatten. Der für das Spiel verantwortliche Sean Murray habe offenbar „direkt aus dem Peter Molyneux-Handbuch gelernt“.
Hello Games war im Anschluss intensiv bemüht, aus „No Man’s Sky“ ein besseres Spiel zu machen. Und nach etlichen Updates und Erweiterungen gelang es den Entwicklern tatsächlich, eine nahezu rundum gelungene Spielerfahrung zu erschaffen.
Mahler ist jedoch noch immer nicht zufrieden: „Sie brachten einen Haufen Updates heraus. Also lasst uns die anfänglichen Lügen und Täuschungen vergessen. Und hey, lasst uns ihn wieder mit Auszeichnungen überhäufen, denn er hat endlich irgendwie das geliefert, was er Jahre zuvor über das Spiel gesagt hat. Danke, Geoff Keighley. So ein Verhalten zu belohnen, wird der Industrie sicherlich helfen, stärker zu werden.“
Dasselbe Spiel mit Cyberpunk 2077
Kommen wir zum Finale. Im weiteren Verlauf widmete sich der CEO der Moon Studios dem neusten Werk von CD Projekt. Nach den Erfolgen mit „The Witcher 3“ inszenierte sich das Unternehmen als eine Art Heilsbringer der Videospielindustrie. Die Aktienkurse und das Ansehen bei den Spielern stiegen nahezu unaufhaltsam. Bis „Cyberpunk 2077“ auf den Markt kam.
„Hier ist unser Cyberpunk-Universum und – vertraut uns – ihr könnt verdammt nochmal alles machen“, so Mahler zum Marketing. „Hier nahm die gesamte CDPR-PR-Abteilung alle Hinweise von dem, was für Molyneux und Murray funktionierte, und drehte einfach völlig durch. Die Spieler sollten glauben, dass es ‚Sci-Fi GTA in First Person‘ ist. Was gibt es da nicht zu lieben? Jedes von CDPR veröffentlichte Video wurde sorgfältig bearbeitet, um ein Bild in den Köpfen der Spieler zu erzeugen, das einfach wahnsinnig fesselnd war.“
Zum Thema
Bereits im Vorverkauf wurden acht Millionen Exemplare von „Cyberpunk 2077“ abgesetzt – also zu einem Zeitpunkt, an dem die Käufer nicht wussten, was sie später tatsächlich in den Händen halten werden. Die Ernüchterung folgte, zumindest auf den Last-Gen-Konsolen: „Das Produkt war nur ein Bruchteil von dem, was der Entwickler angepriesen hatte. Und obendrein lief es kaum auf den Konsolen, auf denen es angeblich ‚überraschend gut laufen sollte!“
Spieler wurden für dumm verkauft
„Ich würde behaupten, dass alle drei Beispiele dafür sind, dass ihr alle für dumm verkauft wurdet. Und sogar die ‚Journalisten‘ in dieser Branche haben jedes Mal fröhlich mitgespielt“, so Mahler. Gleichzeitig wundert er sich darüber, dass derartige Mängel oft hingenommen werden: „Ja, die Gegenreaktion kommt, aber normalerweise sieht man eine Tonne Leute, die dann argumentieren, dass sie das Spiel, das dabei herauskam, sowieso mögen.“
„Das ist nicht der Punkt“, so Mahler abschließend. „Es spielt keine Rolle, ob das Schlangenöl tatsächlich gut schmeckt. Verkauft mir keine Features, die es nicht gibt. Malt kein Bild, das ihr nicht liefern könnt. Lügt mich einfach nicht an. Ihr verarscht die Gamer, ihr verarscht die Journalisten (die es besser wissen sollten, also schämt euch!) und ihr verarscht andere Entwickler.“
Weitere Meldungen zu Cyberpunk 2077, No Man's Sky.
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Kommentare
AgentJamie
05. Februar 2021 um 17:44 Uhr@RoyceRoyal
Um das mal klarzustellen: In erster Linie sind die Spieler schuld, denn sie entscheiden am Ende ob sie das Spiel kaufen wollen oder nicht. Die Marketing Abteilung wie auch die Journalisten machen nur ihren Job. Hirn einschalten ist vor dem Kauf immer gefragt, um nicht am Ende wie ein Lemming im Abgrund zu enden. Wer sich vom Hype treiben lässt muss auch mal in den sauren Apfel beißen um daraus zu lernen. Wie allzu oft wird das schnell wieder vergessen und man macht den gleichen, nur das ist dann gelinde gesagt „dumm“. Aus Fehlern sollte man ja lernen, aber vielen trifft das leider nicht zu.
AgentJamie
05. Februar 2021 um 17:45 Uhr*gleichen Fehler
TrexXa
05. Februar 2021 um 17:54 UhrIst doch nichts Neues. Ich sag nur die unzähligen Grafik Downgrades nach der E3. Vorreiter Ubisoft, siehe Youtube.
CDPR hatte schon bei The Witcher 3 gelogen. „es gibt kein Grafik Downgrade“. Den gab es sehr wohl. Ganze Grafik Features waren nicht mehr vorhanden, die es noch gab zur VGX. Mit Cyberpunk geht es noch weiter. Was wurde alles versprochen, vieles ist gar nicht existent im Spiel. Wie z.B. die NPC KI wo jeder sein eigenen Tagesablauf hat. Was haben wir bekommen? Die dümmste NPC KI die ich je gesehen hab. Das macht selbst GTA San Andreas besser.
Aber die Leute sind auch Mitschuldig. Immer sich Hypen lassen von perfekten PK Demos, perfekten PR blabla Videos. Vorbestellengen usw.
Speedy Gonzales
05. Februar 2021 um 17:57 UhrDie tätowierten sind schuld das es so schlecht ist
VerrückterZocker
05. Februar 2021 um 19:08 Uhr@AgentJamie
Rechtfertigst du allen ernstes asoziale Marketingabteilungen?
Bist auch bestimmt ein Freund der Waffenexporte, ohne diese hätte DE kaum einen Cent. Macht die Scheiße dennoch nicht besser.
AgentJamie
06. Februar 2021 um 08:44 Uhr@VerrückterZocker
Gegenfrage: Was ist daran asozial, wenn in der Marketingabteilung die Visionen erläutert werden, die jedoch am Ende fallen gelassen werden, weil die aktuelle Gen nicht dazu in der Lage ist?
Tja, aber du genießt doch als Moralapostel auch die schönen Seiten im reichen Deutschland, was den ärmeren Ländern verwehrt bleibt oder möchtest du wie eine arme Socke in der dritten Welt leben wo die Altersrate bei 50-60 liegt und die Arbeitsbedingungen miserabel sind und auf der Straße betteln, weil dein Lohn nur für einen halben Monat reicht und die Ärzte dich sterben lassen weil du kein Geld hast?
VerrückterZocker
06. Februar 2021 um 12:13 Uhr@AgentJamie
Versionen sind was anderes als Tatsachen zu verkaufen.
Au Backe du bist aufm Kopf gefallen 😀
Also rechtfertigst unser Wohlstand damit das andere deswegen umgebracht werden. Bist bestimmt einer der Geiz ist geil schreit und sich wundert weshalb so viele hierher wollen.
AloytheHunter
06. Februar 2021 um 13:51 Uhr@AgentJamie
Hä? xD
GermanOutlaw
06. Februar 2021 um 14:11 Uhr@VisionarY und Co.
Im Prinzip sind Präsentationen, Trailer, Vorabberichte und Co. doch nichts anderes wie die Sendungen beim Teleshopping. Man verspricht das Blaue vom Himmel und weiß zu 99 % im voraus das feige Produkt nicht wirklich das einhalten wird, was man Grade erzählt. Das weiß die Tante bei h24 genauso wieder Marketingsprecher bei einer E3 PK, nur mit dem unterschied das zu viele Gamer alles noch glauben und später enttäuscht sind, wären man beim Teleshopping weiß das es meistens Mist ist. Anstatt alles im Vorfeld zu Hypen sollte man eben skeptisch an die ganze Sache gehen, und die Entwickler erst mal liefern lassen, anstatt sich auf irgend welche Trailer zu stürzen und im Vorfeld ein Game um Ding des Jahres zu erklären.
Dunderklumpen
06. Februar 2021 um 15:27 UhrNur mal so gedacht:
Die Aussage „Läuf auf den alten Generationen besser als gedacht“ trifft 100%ig zu, wenn man dachte das es da überhaupt nicht laufen wird 😉
Tag Team
08. Februar 2021 um 10:12 Uhr@German Outlaw
Sony legt sehr viel Wert an Qualität. Kein First Party Playstation Spiel muss Day One noch gepatched werden. TLOU2 hat man gekauft, installiert und man konnte direkt das ganze Spiel durchspielen. Gerade die Naughty Dog Spiele sind was Qualität und technischer Finesse angeht von keinem anderen Spiel je erreicht worden. Es ist einfach so. Dafür hat Sony auch jede positive Rezension auch verdient. Und dafür kann ich Sony nur dankbar sein und zahle gerne das Geld für die Spiele. Am Ende will ich halt geile Spiele haben, die mich interessieren. Wenn ich Geld sparen will und auf jeden Cent achte dann gehe ich zum Game Pass. Da muss ich aber auch an Qualität etwas zurückstecken.