Für Sony endete das Jahr 2020 mit einem großen Erfolg. Die Playstation 5 stellte in Europa und den USA neue Verkaufsrekorde auf. Diese befeuerten das Weihnachtsgeschäft und allein im November 2020 gaben Kunden in den USA 1,5 Milliarden US-Dollar für neue Unterhaltungs-Hardware aus. Weltweit sollen in den ersten vier Wochen nach dem Launch 3.4 Millionen Einheiten über die zumeist virtuelle Ladentheke gegangen sein. In Verbindung mit weit über 110 verkauften Playstation-4-Konsolen entsteht so eine gewaltige Marktherrschaft.
Der einstige Kampf der Konsolen zwischen Sony und Microsoft ist vergleichsweise eintönig. Kein Wunder, dass die Xbox-Macher inzwischen eine andere Strategie fahren und verstärkt auf den Game Pass setzen, anstatt das Wettrennen um Exklusivdeals weiter zu befeuern.
Der Begriff „Playstation“ steht für viele weiterhin für Konsolen-Gaming und entsprechend stark ist auch die Position, die Sony – egal, ob mit der vergangenen oder der aktuellen PS-Generation – inne hat. Trotzdem gibt sich Sony konservativ und setzt vor allem auf Exklusivspiele und rückt vor allem das stationäre Konsolengeschäft in den Mittelpunkt. Dieses Konzept hat über Jahre gut funktioniert … aber wird es nicht langsam Zeit für einen Wechsel?
Streaming und Abo-Systeme
Das „Netflix der Videospiele“ – so wird der Xbox Game Pass oft in den Schlagzeilen tituliert. Ganz falsch ist das sicher nicht: Mit einer breiten Bibliothek an wechselnden Titel, Zugriff auf Exklusivspiele zum Launch, Mobile-Streaming, die Akquise von EA Play und Bethesda sowie vielen weiteren Extras mauserte sich der Game Pass über die vergangenen Monate zum Publikumsfavoriten.
Lizenzen, Technik und auch Möglichkeiten für ein Gegengewicht zum Xbox Game Pass wären bei Sony da. Die Frage ist eben nur, ob man hier in den Konkurrenzkampf gehen möchte oder lieber seine bisherige Schiene weiter fährt. Playstation Now hat bereits gute Ansätze, allerdings liegt der Dienst mit im Mai 2020 gezählten 2.2 Millionen Abonnenten weit abgeschlagen hinter dem Xbox Game Pass.
Es hat also fast den Eindruck, als würde der Streaming-Dienst eher eine Nebenbaustelle als ein echtes Verkaufsargument für Sony. Hier liegt definitiv viel ungenutztes Potenzial, das man in naher Zukunft unbedingt noch aktivieren sollte.
Problemkind Playstation VR
Mit dem Wechsel der Hardware bleibt ein beliebtes Gadget der vergangenen Konsolengeneration zurück: Die Playstation VR. Zwar liefert Sony Käufern der Playstation 5 bei Registrierung der VR-Brille einen entsprechenden Adapter, doch eine wirklich Rolle in den PR- und Marketing-Maßnahmen spielt Playstation VR nicht. Bisherige Spiele machen kaum Gebrauch von der zusätzlichen Hardware-Leistung. Hier sticht vor allem „Blood & Truth“ heraus.
Wenn man jedoch auf die Release-Liste schaut, herrscht gähnende Leere. Keines der angekündigten PS5-Exklusivspiele setzt auf VR. Okay, mit Hilfe der Abwärtskompatibilität können wir auf bereits veröffentlichte PS4-Titel wie zuletzt „Hitman“ oder kommende VR-Spiele zurückgreifen, aber insgesamt ist das doch arg wenig. Sony-Chef Jim Ryan bestätigte bereits im November, dass ein Nachfolgemodell der Playstation VR nicht vor 2022 kommen soll.
Machen wir es kurz: Playstation VR steht auf dem Abstellgleis. Abwärtskompatiblität hin oder her – VR spielt (noch) keine Rolle. Aber das könnte sich in den kommenden Jahren zumindest ändern. Da weder Nintendo, noch Microsoft hier heere Ziele hegen, gibt es auch keinen akuten Handlungsbedarf.
Mobiles Spielen?
Mit Handheld-Konsolen machte Sony bereits in der Vergangenheit seine Erfahrungen. Die Playstation Portable und die Playstation Vita hatten „überschaubaren“ Erfolg, gelten aber heutzutage noch als heimliche Fan-Favoriten. Trotz eines stetig wachsenden Mobile-Markts bewies Nintendo, dass ein Mix aus stationärem System und Handheld durchaus funktionieren kann. Bis Ende 2020 verkaufte Nintendo gut 70 Millionen Systeme und gerade in Lockdown-Zeiten entwickelte sich die Nintendo Switch zu einem echten Dauerbrenner. Nicht nur der Handheld überzeugte, auch Spiele wie „Animal Crossing“ wurden zum Kassenschlager.
Zum Thema
Was bedeutet das für Sony? Einen klassischen Handheld brauchen wir im Jahr 2021 nicht. Schließlich ist unser Leben – trotz Corona-Pandemie – schneller als jemals zuvor und Veränderungen in der Lebensweise erfolgen förmlich von einem Tag auf den anderen. Ein Kombi-Gerät dagegen hätte sicherlich was und könnte – neben dem Streaming – eine zusätzliche Käuferschicht erreichen. Das Problem dürfte hier vor allem die mobile Hardware-Leistung sein: Gerade Exklusiv-Spiele wie zuletzt etwa „The Last of Us Part 2“ holen oftmals das Letzte aus den Systemen raus. Diese Titel dann auf eine Handheld-Plattform zu portieren, ohne dass darunter die Inszenierung und das Spielerlebnis leiden, scheint nahezu aussichtslos.
Da aber genau sehe ich das Problem: Bereits das Entwickeln von Cross-Generation-Spielen scheint eine enorme Herausforderung zu sein. Hier noch eine mobile Plattform zu etablieren, sehen wir leider nicht.
Mehr Mut zum Ungewöhnlichen!
Wenn aber die vergangenen Monate eins gezeigt haben, dann dass auch ungewöhnliche Ideen den großen Erfolg mit sich bringen können: „Among Us“, „Animal Crossing“, „Rust“ oder „Fall Guys“ sind nur einige Beispiele und auch die Nintendo Switch demonstriert eindrucksvoll, dass frische Konzepte die Masse erreichen können. Deshalb unser Appell: Liebe Sony-Macher, traut euch mehr! Wo sind die verrückten Auswüchse früherer Zeiten und die Absurditäten, die gerade die frühen Playstation-Generationen so besonders gemacht haben?
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Kommentare
proevoirer
08. Februar 2021 um 15:54 UhrSelbst wenn ihr nur 1euro bezahlt seid ihr Kunden, und bestätigt MS nur damit weiter zu machen.
Ich benutze es nicht und Schimpfe auch nicht wie manch einer hier, die es aber doch nutzen.
Sony soll weiter wie bisher machen, aber bitte noch andere Genre probieren