Der Release von “Scarlet Nexus” steht kurz bevor. Grund genug, dass wir uns das futuristische JRPG aus dem Hause Bandai Namco etwas genauer ansehen. Was uns gefällt und ob sich der Kauf lohnt, erfahrt ihr in unserem Test.
“Scarlet Nexus” möchte anders sein und zeigt in seinen Trailern eben nicht die kunterbunte JRPG-Welt mit knuffigen Maskottchen und einem großen Drachen, der vom Helden der Geschichte besiegt werden muss. Stattdessen entführt euch “Scarlet Nexus” in eine ferne Zukunft, in der die Erforschung des Gehirns weit fortgeschritten ist.
Ein darin entdecktes Hormon verleiht einigen Menschen ganz besondere Kräfte. Kein Wunder, dass diese Auserwählten rekrutiert werden, um als eine Art Abwehrstreitkraft die Stadt zu beschützen. Doch nicht alle Menschen mit einem solchen Psioniker-Hormon schaffen den Belastungstest – bereits in den ersten Minuten des Spiels werdet ihr einige potentielle Kameraden fallen sehen.
Wenn ihr das Spiel startet, könnt ihr zwischen Yuito Sumeragi und Kasane Randall auswählen. Obwohl die grundlegende Geschichte natürlich gleich abläuft, werdet ihr andere Story-Stränge mit den beiden Charakteren erleben, die sich mit der Zeit immer weiter verknoten. Die Verbindung der beiden Charaktere wird mit fortschreitender Spielzeit immer deutlicher und zieht sich bis ins Gameplay hinein. Generell ist uns bei “Scarlet Nexus” die Verknüpfung von den Fähigkeiten der Charaktere mit der erzählten Geschichte besonders ins Auge gefallen. Kaum ein Spiel schafft es so gut, Inhalte bis in das Gameplay zu verweben.
Wenn der Mensch ein Anderer wird
Für den Test haben wir Kasane ausgesucht, die auch als Fernkämpferin eine gute Figur macht. Für sie steht ihre Schwester Naomi an erster Stelle – kein Wunder, dass sie ein Auge auf den Rekruten eines anderen Teams hat, der Interesse an Naomi zeigt. In den ersten Stunden dreht sich viel um Teenager-Themen wie Liebe, Vertrauen und Freundschaft, was die Story schon fast kitschig wirken lässt. Doch lasst euch davon nicht täuschen, das Blatt wendet sich schnell!
Schon bald werdet ihr Zeuge von Naomis Tod! Oder etwa doch nicht? Die Gruppe wird von der außerirdischen Bedrohung, genannt “Andere”, attackiert, die plötzlich in großer Zahl vom Himmel fallen. Im Kampf versunken, wird Naomi plötzlich von der Seite angeschossen und geht zu Boden. Nur wenige Augenblicke später verwandelt sie sich in einen Anderen von unfassbarer Größe. Bitte was?!
So ganz begreifen könnt ihr das Geschehene an dieser Stelle noch lange nicht. Einige Stunden später, scheint vieles etwas klarer – bis plötzlich noch weitere verrückte Themen (wie Zeitreisen) ins Spiel kommen. Die Geschichte von “Scarlet Nexus” bringt einige Wendungen mit sich, die sich fantastisch mit den Fähigkeiten von Kasane und Yuito verbinden. Zudem ist sie nichts für schwache Nerven, denn die Angriffe der Anderen ist erst der Anfang und einige müssen ihr Leben lassen. Im Laufe des Spiels wird sich zudem die Vernichtung der Welt ankündigen. Es gibt glücklicherweise eine ganz einfache Lösung, um alles aufzuhalten und den Planeten zu retten. Jedoch müsst ihr dafür einen hohen Preis zahlen..!
So viel Gerede!
Bis ihr zum potentiellen Untergang der Welt gelangt, vergeht einiges an Spielzeit. Die verbringt ihr Hauptsächlich mit den Kämpfen gegen fantastisch designte Monster und unzähligen Gesprächen. Bevor wir zum Kämpfen kommen, wollen wir kurzt über die zahlreichen Dislogzeilen in “Scarlet Nexus” sprechen. Neben wunderschön animierten Sequenzen, erwarten euch zahllose Dialoge – voll vertont, aber leider optisch nur im Visual Novel-Look. Sie sind zwar ganz nett anzusehen, im Vergleich zu den Sequenzen aber ziemlich langweilig. Dazu kommen hunderte Hirnnachrichten, die sich die Mitglieder der Abwehrstreitkräfte zu schicken. An dieser Stelle haben die Entwickler ein cleveres Feature eingebaut:
Statt die Gespräche pausenlos über den Bildschirmrand flimmern zu lassen, bekommt ihr bei einer neuen Hirnnachricht einfach einen Popup-Hinweis. Danach lässt sich das Gespräch jederzeit im Menü nachlesen. Es wirkt wie einfache SMS-Nachrichten, etwa wie bei einem Persona-Spiel. Allerdings ist der Name Hirnnachrichten nicht grundlos gewählt: Aufgrund ihrer Fähigkeiten sind sie alle verbunden und kommunizieren telepathisch miteinander. Wir hätten uns gewünscht, wenn dieses Thema noch mehr in den vordergrund gerückt wäre. Diese Gespräche sind keine Gamechanger, verraten euch aber interessante Informationen zur Welt. Zum Beispiel, dass es wirkungsvolle Pillen gegen den Alterungsprozess geben soll!
Wenn ihr jetzt noch nicht genug Hintergrundwissen habt, dann beginnt doch einfach eine Bonusmission mit einem der Charakter ein eurem Unterschlupf. In recht regelmäßigen Abschnitten könnt ihr kleine Sequenzen auslösen, in denen ihr die Mitglieder der Anderen Abwehr Streitkraft, AAS, näher kennenlernt. Macht ihnen Geschenke, um euer Bindungslevel zu erhöhen und Vorteile im Kampf zu erzielen. Ein System, das bei “Persona 5” bereits ähnlich funktioniert hat.
Psionische Kräfte
Selbstverständlich kommt ein RPG nicht ohne Kämpfe aus. Ihr nutzt entweder eure Waffen oder die telekinetischen Kräfte eures Charakters, um Gegenstände in hohem Bogen auf Gegner zu werfen. Wie schon in der Preview erwähnt, liegen passende Trümmerteile und Co. überall in der Gegend herum und können frei verwendet werden. Habt ihr eine gute Bindung zu euren Teammitgliedern, unterstützen sie euch äußerst sinnvoll im Kampf und borgen euch ihre Fähigkeiten, damit ihr selbst eine große Auswahl an Elementarkräften nutzen könnt.
Die Teammitglieder könnt ihr selbstständig kämpfen lassen oder eine Strategie für sie auswählen – das klappt aber nur bedingt. Gebt ihr beispielsweise den Befehl, einen anderen Feind als der Protagonist zu attackieren, macht die KI bei nur einem Gegner einfach gar nichts. Flexibilität kennt man hier wohl eher nicht.
Ansonsten geht das Kampfsystem aber flüssig von der Hand und zusammen mit Zustandsveränderungen wie ölig, durchnässt und Co., entsteht ein dynamisches Kampfsystem, das gut von der Hand geht. Besonders spannend ist auch ein besonderer Kampfmodus, in dem ihr eine unfassbare Macht entfesseln könnt – allerdings ist sie lebensgefährlich. Bleibt ihr zu lange in diesem Stadium, wird es euch das Leben kosten.
Wie tot soll die Welt sein? – Ja.
Der leider allergrößte Kritikpunkt ist die Welt von “Scarlet Nexus”. Die tief verwobene Geschichte und das flüssige Kampfsystem stehen im absoluten Kontrast zur Umwelt. Wieso könnt ihr die Straße nicht überqueren? Warum lässt sich mit keinem einzigen Schaufenster interagieren? Oder ganz verrückt: Warum kann man kein Gebäude in der Stadt betreten? Wieso gibt es so viele künstliche Wände und Absperrungen? Warum ist alles grau und fad?
Wir könnten diese Liste an Fragen noch eine ganze Weile weiterführen. Wer genauer hinsieht, wird überraschenderweise feststellen: In “Scarlet Nexus” wurde trotzdem auf einige Kleinigkeiten Wert gelegt, große Baustellen konnten aber scheinbar nicht so umgesetzt werden, dass sie ins Jahr 2021 passen. Ein Beispiel: Ihr werdet mit der Zeit nach Seiran reisen. Nachdem das Anfangsgebiet völlig leblos und tot wirkte, scheint es dort auf den ersten Blick etwas besser zu sein. Straßenstände, umherstreifende Menschen und mehr. Doch schnell wird klar: Hier hat man einfach von allem ein einziges Modell erschaffen, das lediglich in anderen Farben kopiert und eingefügt wurde.
Herausgekommen sind mehrere gleich aussehende Streetfood-Stände, ein Lego-Stecksystem für Sitzplätze und unzählige Sonnenschirme, die wahllos in der Gegend herumliegen. Und kann uns bitte jemand erklären, wieso vor einer kahlen Mauer 6 Plastikhocker in einer Reihe aufgestellt wurden? Einfach so? Ein toller Sitzplatz ist es wohl eher nicht. Das sind Kleinigkeiten – in einer so leeren Welt fallen diese Dinge aber besonders auf, denn was anderes zu sehen gibt es nunmal außerhalb der Kämpfe nicht.
Kommentare
Juan
23. Juni 2021 um 16:11 UhrDas Spiel wirkte zwar etwas ps3 like aber war trotzdem ganz gut.
Juan
23. Juni 2021 um 16:12 UhrAlso die demo meinte ich war gut.
Squall Leonhart
23. Juni 2021 um 16:20 UhrSieht aus wie ein Tales of in modern.
Das Gameplay macht wirklich Lust darauf.
Hätte ich eine PS5, dann hätte ich mir die Guardians Edition bestellt. Kommt dann halt später zum Pile of Shame dazu :p
Liebevoll gestaltete Welt wie zu erwarten von Namco.
DarkSashMan92
23. Juni 2021 um 16:44 UhrIch fand die Demo schrecklich.
Vielleicht gebe ich dem Spiel noch eine Chance und leihe es mir aus
DubisteineSeele
23. Juni 2021 um 16:48 UhrWird mal gebraucht gekauft für 30 €, man verpasst scheinbar nichts besonderes
Saowart-Chan
23. Juni 2021 um 16:54 Uhr@DarkSashMan92
Die Demo scheint wohl nicht so schrecklich gewesen zu sein wenn du dir trotzdem überlegst es dir zu holen! xD
RegM1
23. Juni 2021 um 17:03 UhrFür PC ist Releasepreis bereits bei 35-40€.
Ich glaube ich warte noch, die Demo hat mich jetzt nicht umgehauen.
RegM1
23. Juni 2021 um 17:06 UhrÜbrigens guter Test, eine Frage hätte ich allerdings noch:
Wie lange dauert ein Playthrough in etwa?
Plastik Gitarre
23. Juni 2021 um 17:08 Uhrfinde die welt eigentlich ganz gut gestaltet. viele werden das anders sehen. grafisch halt nicht sehr anspruchsvoll. dieser pseudo neo megacity look gefällt mir total gut. eine 8 ist hervoragend am wochenende gehts los.
xjohndoex86
23. Juni 2021 um 17:47 UhrDie Abschnitte die ich gespielt habe, haben mir auch sehr gut gefallen. Vor allem die Stadt war doch vollgestopft mit Details. Fast schon zu viel des Guten. Die Präsentation an sich Hammer. Und am besten halt wirklich, wie Gameplay und Design miteinander verwoben ist. Freitag Abend geht’s dann endlich nach New Himuka. 🙂
Magatama
24. Juni 2021 um 13:09 Uhr@ Plastik Gitarre
Sehe ich genauso. Abfesehen davon, ob die Interaktion nicht so prall ist oder nicht – vom Style her sieht die Welt fett aus. Mit das Beste seit Jahren.
Ridgewalker
24. Juni 2021 um 14:57 UhrMir hat die Demo sehr gefallen und habe es vorgestellt! Am Anfang hat war ich sehr skeptisch, aber nach mehrmals spielen der Demo war ich voll überzeugt!
Puhbaron
26. Juni 2021 um 10:10 UhrWer jrpgs mag, kann zu greifen. Für alle anderen, ist’s halt n Standart 0815 Game. Einzig die Kämpfe laufen super von der Hand. Für n Grabbeltisch ist’s prima, für Vollpreis jedoch nicht.