Habt ihr eine PlayStation 5 ergattern können? Inzwischen kommen ja immer wieder Chargen der neuen Konsole in den Handel. Doch wirklich befriedigend ist das Angebot nicht und dieser Zustand wird wohl auch noch ein wenig länger anhalten. Das Problem: Gerade große Exklusivproduktionen benötigen eine entsprechende Hardware-Basis, um die dafür aufgewendeten Kosten wieder einzuspielen.
Und an dieser Stelle wird es interessant, denn durch die Konsolenknappheit und die anhaltenden Lieferprobleme kommt nun selbst Tech-Gigant Sony in Probleme. Die Lösung: Kommende, eigentlich exklusiv für PlayStation 5 erscheinende Titel werden jetzt auch für PlayStation 4 erscheinen. Ist das schon Betrug am Kunden, einfach nur schlechte Kommunikation oder ein waghalsiger Spagat zwischen den Generation – inmitten unkalkulierbar-turbulenter Zeiten?
Die Generationen-Lüge
„We believe in generations“ – Diesen Satz las man geradezu gebetsmühlenartig in jedem Interview mit Sony-Verantwortlichen wie beispielsweise CEO und Präsident Jim Ryan. In den vergangenen Konsolengenerationen zog Sony stets einen rigorosen Strich. Mit dem Erscheinen der neuen Hardware versiegte irgendwann der Spiele-Nachschub für die alte Plattform. In der Konsequenz mussten Spieler zeitnah umsteigen, um auch aktuelle Blockbuster noch zocken zu dürfen.
Doch im Jahr 2021 ist alles anders: Denn nachdem Microsoft zunächst noch für das Konzept des Game Pass und der Abwärtskompatibilität belächelt wurde, geht Sony nun einen ähnlichen Weg. Vorbei die Zeiten, in denen man Cross-Generation-Veröffentlichungen womöglich als hinderlich für die neue Hardware erachtet. Nach den kürzlich erfolgten Ankündigungen kommen Titel wie „Gran Turismo 7“ oder „Horizon 2: Forbidden West“ oder auch „God of War 2“ für PlayStation 4.
Man setzt also weiterhin auf die großen Exklusivspiele, aber im Gegensatz zu vergangenen Generationen fehlt (bis auf wenige Ausnahmen) der klare Cut. Und auf den hatten sich wohl viele vorbereitet und knüpften daran wohl auch die Vorfreude und die Kaufmotivation der PlayStation 5.
Die Corona-Krise und andere Probleme
In ruhigen Zeiten hätten die neuen Konsolen ein wunderbarer Rückzugsort sein können. Ein Fluchtpunkt, um der Realität für einige Stunden zu entkommen. Stattdessen aber regt sich immer mehr Ungewissheit. Denn denken wir mal logisch nach: Wenn Titel wie „Gran Turismo 7“ oder „God of War 2“ jetzt Cross-Generation sind, wann sind denn dann endlich genug Konsolen da, damit die PlayStation 5 den Massenmarkt endlich erobern kann? Der Kurswechsel sorgt für noch mehr Unwägbarkeiten – in Bezug auf weitere Konsolen und über die Zukunft der Plattform selbst. Microsoft hat von Beginn an mit offenen Karten gespielt und stattdessen den Game Pass aufgemotzt, während Sony das eigene Deck kurzerhand neu durchmischt und dem verdutzten Kunden zurück spielt.
Die Verschiebung von Next-Generation-Exklusivität hin zur Cross-Generation-Unterstützung erschüttert das Vertrauen in eine gesamte Plattform und in die Zukunft der PlayStation 5. Hätte man hier nicht viel früher Klarheit schaffen können … nein, sogar müssen?
Schlimme Lüge oder nur geflunkert?
Aber sind die aktuellen Entwicklungen jetzt wirklich ein so großes Problem oder zeigen sie vielmehr, dass auch die vergangenen anderthalb Jahre nicht spurlos an der Spielebranche vorüber gezogen sind? Bereits im Mai 2020 erklärte PlayStation-Boss Jim Ryan: „Dieses Jahr war eine echte Achterbahnfahrt. Wir stellten vor einigen Monaten fest, dass wir unserer PS4-Community sehr viel länger Zeit widmen müssen als angedacht. Schließlich befindet sie sich, wie alle anderen auf der Welt auch, im Lockdown.“ Man investierte Ressourcen in das PlayStation Network und in Initiativen wie Play At Home. Man förderte und unterstützte die PS4-Community mit dem, was zur Verfügung steht.
Mit diesem Hintergrund erhalten die Cross-Generation-Zugeständnisse von Titeln wie „God of War 2“, „Horizon 2: Forbidden West“ oder „Gran Turismo 7“ ein anderes Gesicht. Natürlich fühlt es sich für „Early Adopter“, also frühzeitige Besitzer der PlayStation 5, merkwürdig an, dass eigentlich exklusive PS5-Inhalte plötzlich auch auf der alten Generation erscheinen sollen. Zugleich aber zeigten Titel wie eben „Spider-Man: Miles Morales“, dass dieser Spagat gelingen und gleichzeitig die Stärken der neuen Hardware ausspielen kann.
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Deshalb: Lasst euch nicht die Next-Generation-Laune verderben! Denn Sony nimmt niemandem etwas weg. Stattdessen hält man die PlayStation-Gemeinschaft längere Zeit zusammen und Solidarität ist letztlich ein Gut, dass wir derzeit gut an anderen Stellen des Lebens gebrauchen könnten.
Das Einzige, was ich an dieser Stelle kritisieren möchte, ist die Kommunikation seitens Sony PlayStation: Wieso spielte man nicht früher mit offenen Karten? Wieso gibt es keine klareren Worte? Wieso stellt man Vorteil der PS5-Version nicht stärker heraus? Die Außendarstellung – sonst eine Paradedisziplin von Sony – war in diesem Bereich wirklich mangelhaft und genau deshalb sind jetzt viele Vorbesteller enttäuscht.
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Kommentare
KoA
13. Juli 2021 um 12:05 Uhr@ Waltero_PES:
„Wir sollten aufhören, derartige Artikel zu kommentieren. Da fallen Begriffe wie „Lüge“ in einer Überschrift und am Ende des Artikels bleibt die Frage, warum es nicht früher klare Worte gab. […] Es ist die Zeit nicht wert, sich auf dieses Spielchen einzulassen.“
Ich bin durchaus der Ansicht, dass es Zeit und Aufwand wert sind, solchen absoluten Falschdarstellungen zu entgegnen und damit aufzuräumen. Anderenfalls setzt sich sowas ganz schnell allgemeingültig als vermeintlicher „Fakt“ fest und wird fortwährend immer wieder Gegenstand und vermeintliche Argumentationsgrundlage in zukünftigen Diskussionen.
Das hiesige Beispiel zeigt doch, wie hartnäckig sich gewisse Falschbehauptungen selbst mit beständiger Gegenrede dennoch festsetzen.
Von daher ist es schlicht notwendig und richtig, sich argumentieren dagegenzustellen.
KoA
13. Juli 2021 um 12:07 Uhr… sich argumentativ dagegenzustellen.
Waltero_PES
13. Juli 2021 um 12:35 UhrKoA:
Ich verliere dazu die Lust.
KoA
13. Juli 2021 um 12:56 Uhr@ Waltero_PES :
Das ist verständlich. Aber als Ergebnis mangelnder Aufklärung, bleibt eine ständige Konfrontation mit fortwährenden Falschdarstellungen. Und das ist mindestens ebenso ermüdend und sorgt für eine wachsende Unerträglichkeit. Da nehme ich doch lieber den Aufwand in Kauf. 🙂