Mit „Ghost of Tsushima: Director’s Cut“ bringen Sucker Punch ihr hochgelobtes Open-World-Game zurück und das nicht nur erstmals auch für die PlayStation 5, sondern ebenfalls mit einigen brandneuen Inhalten. Wir haben uns erneut in der Rolle des Samurai-Kriegers Jin Sakai ins feudale Japan gestürzt, die neue Insel Iki erkundet und verraten euch nachfolgend, warum ihr das Spiel nun nachholen solltet, falls ihr es bisher verpasst habt.
Der Weg des Samurai? Ehrhaftigkeit, Mut und blutige Rache
An der Hauptgeschichte des Titels haben die Verantwortlichen nichts geändert: Zu Beginn der Handlung fällt Bösewicht Khotun Khan mit seiner Mongolenarmee auf Tsushima ein, um das Eiland zu erobern. Den Invasoren stellt sich ein Trupp von 80 Samurai entgegen, die jedoch vernichtend geschlagen werden. Unser Held muss daraufhin erkennen, dass dieser Feind mit ehrenhaften Mitteln womöglich nicht zu besiegen sein wird.
Jin kommt deshalb immer mehr zu der Erkenntnis, dass er jemand anderes beziehungsweise etwas anderes werden muss, um die Aggressoren aus seiner Heimat zu vertreiben. Weder Ehrgefühl noch Aufrichtigkeit würden diese Gefahr bannen können, sondern vielmehr Hinterlist und blanker Terror. Zu sehen, wie unser Protagonist immer mehr an seinen Lehren zweifelt und sich in seiner eigenen Finsternis zu verlieren droht, um sich gewissermaßen neu zu erfinden, ist ein überaus packendes Erlebnis, das nichts von seiner Faszination verloren hat.
Dabei trifft er auch abseits der primären Storyline auf allerlei weitere Charaktere, die uns als Spieler nicht nur dabei helfen, diese Welt besser zu verstehen, sondern uns auch weitere Seiten an Jin zeigen und seine eigene Entwicklung vorantreiben. Die Qualität dieser Nebengeschichten schwankt zwar etwas, doch sie alle rücken interessante Figuren in den Mittelpunkt, zu denen man schnell eine Verbindung aufbauen kann.
Die Geschichte von „Ghost of Tsushima“ ist somit noch immer eine der größten Stärken, die Sucker Punchs Open-World-Epos zu bieten hat, und diese wird mit der Iki-Erweiterung im „Director’s Cut“ sogar noch ausgebaut. Dieser neue Inhalt entführt uns in ein komplett neues Gebiet, in dem mit dem Adler eine Gefahr wartet .wie Jin sie bisher nie gesehen hatte, denn dieser Feind unterscheidet sich deutlich von den anderen Mongolen.
Die Insel Iki ruft und mit ihr ein neues Abenteuer
Wir haben uns nach dem Abschluss der Hauptstory dazu entschlossen, nach Iki überzusetzen, doch alternativ könnt ihr euch bereits nach dem Ende des 1. Akts auf die Reise begeben. Zu diesem Zeitpunkt erscheint eine neue Markierung auf der Weltkarte, an der wir Bekanntschaft mit einem neuen Mongolenstamm machen. Auf dem Eiland angekommen soll Jin den Adler, eine Schamanin, schneller kennenlernen, als ihm lieb ist. Die Story der Iki-Erweiterung mitsamt mehrerer Nebentätigkeiten hat uns für zehn bis zwölf Stunden gut unterhalten. Um wirklich alles zu erledigen, was das neue Gebiet bereithält, könnt ihr vermutlich circa 15 Stunden Spielzeit einplanen.
Von Jins Treffen mit dem Adler an verläuft die Geschichte ähnlich wie jene des Hauptspiels: Unser Geist von Tsushima muss sich auf die Suche nach Verbündeten machen, um diesen neuen Feind besiegen zu können. Allerdings hat Jin eine sehr persönliche Beziehung zu diesem Ort und dessen Bewohner sind auf Samurai nicht allzu gut zu sprechen. Unser Held muss sich hierbei nicht nur seinen eigenen vergrabenen Erinnerungen, sondern auch seinen inneren Ängsten und Dämonen stellen, was dem Charaktere weitere spannende Nuancen hinzufügt.
Davon abgesehen ist der wahre Star der Erweiterung, wie schon im Original, die Spielwelt an sich. Iki ist ein wahrlich malerischer Ort und mehr als einmal ertappten wir uns dabei, wie wir kurz innehielten, hinaus in die Ferne blickten und noch einen kleinen Screenshot machten. Die unterschiedlichen Areale des Eilands verbreiten dabei allesamt eine ganz eigene Atmosphäre und heben sich angenehm voneinander ab. Darüber hinaus unterscheiden sich auch Flora und Fauna der kleinen Insel etwas von Tsushima, was ihr einen persönlichen Touch verleiht.
Aufgrund diverser Zufallsevents fühlt sich auch dieser neue Teil des „Ghost of Tsushima“-Universums wie ein echter und vor allem lebendiger Ort an. Wir begegnen Menschen in Not, werden von wilden Tieren angefallen oder stoßen auf Konflikte zwischen rivalisierenden Gruppierungen – die Spielwelt ist ein glaubhafter eigener Charakter, deren Erkundung erneut viel Spaß macht. Aufgrund vieler natürlicher Wegweiser und klarer Hinweise im Artdesign können Sucker Punch auf viele Anzeigen verzichten und den Spieler so noch tiefer ins Geschehen hineinziehen.
Gameplay mit Detailverbesserungen
Hinsichtlich des Gameplays und der verschiedenen Aufgaben haben die Macher derweil eher an Details geschraubt. Auf Iki gibt es beispielsweise neben einigen bereits bekannten Aufgaben wie dem Erklimmen von Schreinen auch ein paar neue Beschäftigungen, zu denen etwa ein Minispiel gehört, bei dem ihr auf eurer Flöte spielt, um Tiere zu besänftigen. Obwohl dies durchaus nette Ergänzungen sind, können sie dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Welt in ihren schwächsten Momenten mit einigen Aufgaben recht generisch anfühlt, da die Macher einen Spagat zwischen Einzigartigkeit und einer gewissen Massenkompatibilität erreichen wollten.
Etwas spendabler waren die Verantwortlichen dafür beim Kampfsystem, das um neue Facetten bereichert wurde. Ihr könnt nun beispielsweise euer Pferd aktiver in bestimmte Konfrontationen mit einbeziehen, was euch neue Optionen eröffnet. Besonders schön ist, dass ihr des Weiteren nun endlich Gegner per Knopfdruck anvisieren könnt – eine Möglichkeit, die im Original noch fehlte. Dadurch gehören einige Kameraprobleme der ursprünglichen PS4-Version im „Director’s Cut“ nun der Vergangenheit an und die Kämpfe gestalten sich noch etwas angenehmer als zuvor.
Das grundlegende Kampfsystem blieb dafür unverändert: Im Laufe der Story erlernt Jin insgesamt vier Kampfstile, zwischen denen ihr während der Konfrontationen jederzeit wechseln könnt. Dabei folgen diese Fights quasi einem Schere-Stein-Papier-Prinzip, es gibt also immer eine Technik, die gegen einen Gegnertyp besonders geeignet ist. Gerade auf Iki solltet ihr diese Mechanik gut verinnerlicht haben, denn mit den Schamanen gibt es eine komplett neue Art von Widersacher, die ihre Verbündeten beeinflussen kann, was ihr möglichst immer unterbinden solltet.
Manchmal ist es jedoch durchaus ratsam, nicht die direkte Konfrontation zu suchen. Dank Jins Fähigkeiten könnt ihr glücklicherweise Gegner auch still und leise hinterrücks erledigen, was dem Spieler dabei mehr spielerische Möglichkeiten an die Hand gibt. Sein ganzes Potenzial entfaltet das Stealth-System von „Ghost of Tsushima“ zwar nicht, doch hier könnte eine Fortsetzung sicherlich nachbessern. Selbiges gilt für das Klettersystem, das zwar an sich gut funktioniert, allerdings noch etwas anspruchsvoller und komplexer sein könnte.
Next-Gen-Technik mit kleinen Schönheitsfehlern
Abschließend möchten wir uns noch der Technik des „Director’s Cut“ widmen, wobei wir uns auf die PlayStation 5-Version des Titels beziehen, die uns für unseren Test zur Verfügung stand. Bereits auf der PS4 zauberten Sucker Punch vergangenes Jahr teils wunderschöne Panoramen auf den Bildschirm und kreierten mit dem Samurai-Abenteuer ihren ganz eigenen visuellen Stil. Aufgrund der 4K-Auflösung, noch schnelleren Ladezeiten und einer höheren Framerate sieht und fühlt sich das Open-World-Game nun auf PS5 besser aus/an als je zuvor.
Auf Sonys neuer Konsole binden die Macher natürlich die Features des DualSense-Controllers mit ein. Besonders gut gelungen sind hierbei die Integration des haptischen Feedbacks und der adaptiven Trigger. Jeder Untergrund, auf dem ihr lauft oder reitet, fühlt sich etwas anders an und auch die Kämpfe, sowohl mit Katana als auch mit Pfeil und Bogen, erhalten durch die feinen Vibrationen mehr Gewicht. Zudem wird auch der Lautsprecher des Controllers für kleine Soundeffekte genutzt, weshalb euch das Spiel auf der PS5 noch mehr in seinen Bann zieht.
Insgesamt haben die Entwickler hierbei also einen sehr guten Job gemacht und die Technik des Titels ordentlich an die Möglichkeiten der neuen Konsole angepasst: Tsushima sah, insbesondere in 4K, nie schöner aus und spielte sich nie besser. Technisch rundum perfekt ist das Spiel allerdings auch auf PS5 nicht. Uns sind einige Texturnachlader, vereinzelte matschige Texturen sowie wenige unrunde Animationsübergänge und Clippingfehler aufgefallen. Dies sind kleine Schönheitsfehler, die angesichts der ansonsten sehr hohen Qualität jedoch verschmerzbar sind.
Kommentare
klüngelkönig
22. August 2021 um 18:27 UhrSchade dass sie nicht mehr Grafische Verbesserungen eingebaut haben… Andererseits brauchen sie ja auch ihre Leute für ihr nächstes Projekt.. Bin mit dem Game leider bis heute nicht warm geworden… Manchmal braucht es aber auch einfach die richtige zeit bis es klick macht. War bei Morales dasselbe bei mir…