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Lost Judgment im Test: Ein Mix aus Mobbing, Detektivarbeit und Minispielen

play3 Review: Lost Judgment im Test: Ein Mix aus Mobbing, Detektivarbeit und Minispielen

8.0

“Lost Judgment” stellt bereits den zweiten Ableger des Spin Offs der “Yakuza”-Reihe dar, das mit düsterer Story, aberwitzigen Aktionen und coolen Moves glänzen will. Dieses Mal stehen sensible Themen wie sexuelle Belästigung und Mobbing im Vordergrund. Wir haben uns die harte Kost angeschaut und verraten euch im Test, wie schrecklich die Welt sein kann.

Die Yakuza-Reihe steht seit jeher für coole Kämpfe, eine tiefgreifende Story und verrückte Minispiele. Spin-Off “Judgment”, das 2018 erschien, stellt dabei keine Ausnahme dar. Lediglich der Schwerpunkt hat sich dabei ein wenig verändert, denn Judgment konzentriert sich vor allem auf Detektivarbeit mit einem neuen Protagonisten. Das kam bei den Fans fantastisch an. Darauf bauen die Entwickler nun auf und veröffentlichen am 24. September 2021 den Nachfolger “Lost Judgment”, der sich erneut um Detektivarbeit und ernste Themen dreht.

Ihr fragt euch, was “Lost Judgment” eigentlich für ein Spiel ist? Eine gute Frage, die sich nicht ganz so leicht beantworten lässt. Publisher Koch Media ordnet es zu den JRPGs, aber das “Yakuza / Judgment”-Franchise ist so viel mehr. “Lost Judgment” ein JRPG-Minispiel-Stealth-Parcours-Brawler-Open World-Krimi mit Point and Click-Passagen zu nennen, geht vermutlich einfach schlecht von der Zunge. Übrigens: Obwohl es sich bei “Lost Judgment” um ein Sequel handelt, müsst ihr nicht zwingend den Vorgänger gespielt haben. Es ist aber empfehlenswert, denn ihr trefft auf zahlreiche alte Bekannte, die kleine Anekdoten aus der Vergangenheit präsentieren.

Zwei Anklagen, ein möglicher Täter und ein wasserdichtes Alibi

Bevor wir euch ein Stück mit in die verwobene Story nehmen, an dieser Stelle eine kleine Triggerwarnung: Das Spiel thematisiert viele (gesellschaftliche) Probleme, zeigt Gewalt und beschreibt teilweise explizit eher unangenehme Szenen. Bitte bedenkt das, bevor ihr weiter lest oder das Spiel startet.

In “Lost Judgment” schlüpft ihr wieder in die Rolle des Detektivs Takayuki Yagami, der zur Verteidigung eines Mannes hinzugerufen wird. Der Angeklagte hat eine junge Frau in der U-Bahn sexuell belästigt. Eigentlich war das sein einziges Delikt, doch wenige Augenblicke später wird klar: Eine soeben von der Feuerwehr entdeckte Leiche steht auch mit dem Angeklagten in Verbindung. Dem Gericht stellt sich dabei eine große Frage: Wie kann er den Mord begagngen haben, der nachweislich zur gleichen Zeit wie sein sexueller Übergriff in der U-Bahn stattfand?

Ein kniffliger Fall, den es für euch zu lösen gilt. Doch so strukturiert, wie alles bisher wirkt, bleibt es nicht. Während ihr die Hinweise miteinander verbindet und Nachforschungen anstellt, öffnen sich viele weitere Erzählstränge, die düstere Wahrheiten ans Licht bringen und euch nur noch tiefer in den Dschungel aus Belästigung, Mord und Mobbing ziehen. Themen, die nicht nur in Japan, sondern weltweit für Erschütterung sorgen und in zahlreichen Spielen thematisiert werden.

Mehr Detektivarbeit, weniger Yakuza

Obwohl ihr immer wieder Berührungspunkte mit der Yakuza habt, dreht sich in “Lost Judgment” das meiste um den juristischen Fall des Angeklagten und Takayukis Investigationen, die damit verknüpft sind. Das bedeutet für euch: Hinweise sammeln, Menschen observieren und zahlreiche Gespräche führen. Dabei ist es wichtig, möglichst unentdeckt zu bleiben – ihr seid schließlich Privatdetektiv!

Habt ihr eine Person ins Auge gefasst, könnt ihr eure Observation starten und ihr möglichst unauffällig folgen. Das läuft eigentlich immer gleich ab, bis ihr erwischt werdet: An diesem Punkt gilt es die Beine in die Hand und die Verfolgung aufzunehmen. Dabei zeigt sich eine der großen Neuerungen, die es in diesem Sequel gibt: Takayuki ist Meister des Parcours. Läuft die verdächtige Person weg, sprintet ihr in einem Affenzahn hinterher, springt über die Dächer von Autos und rennt an Wänden entlang.

Ob das wirklich Zeit spart wagen wir zu bezweifeln, es sieht aber häufig ganz cool aus. Schade, dass Takayuki dabei meist unmenschlich stark und wendig wirkt, was die Immersion eines “einfachen” Detektivs irgendwie zerstört.

Damit es erst gar nicht zu einer solchen Jagd kommt, solltet ihr vorsichtig sein und mit euren Detektiv-Accessoires arbeiten. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Abhörgerät, um Gespräche auf Distanz mitzubekommen? Oder setzt euren süßen Spürhund ein und knackt auf ziemlich unrealistische Art und Weise ein paar Schlösser, um weitere Geheimnisse zu entdecken.

Außerdem erlaubt es euch euer Detektiv-Spürsinn, gewisse Orte besonders gut zu untersuchen. Dazu zoomt ihr aus der Ego-Perspektive nah heran und sucht euch in feinster Point- and Click-Manier durch die angezeigten Punkte, bis ihr euren Hinweis gefunden habt. Ein Feature, das super in die Investigationen des Spielprinzips passt, hier und da aber ein bisschen langatmig wird.

Damit ihr möglichst unbemerkt nah an eure Zielperson heran kommt, ist der allerbeste Tipp: Eine gute Verkleidung! Ohne den richtigen Look geht bei “Lost Judgment” gar nichts.

Kung Fu at it’s best

Werdet ihr doch erwischt, endet der Zusammenstoß oft in einem Kampf, meist mitten auf der Straße. Takayuki ist glücklicherweise nicht nur ein Meister im Parcours und Verkleiden, sondern beherrscht auch Kung Fu. Im Echtzeit-Kampfsystem wechselt ihr zwischen verschiedenen Kampftechniken, um eure Gegner zu besiegen. So wirbeln eure weiten Tritte des Kranich-Stils Gegnergruppen umher, während ihr mit dem Tiger-Stil vor allem einzelnen Gegnern so richtig schön Schaden zufügen könnt. Solltet ihr “Judgment” gespielt haben, sind euch die Techniken nicht neu.

“Lost Judgment” führt zusätzlich den Schlagen-Stil ein, der weitere Spieltiefe bringen soll. Er eignet sich besonders für bewaffnete Feinde, die ihr mit einer gelungenen Konter-Bewegung ausschaltet. Das erfindet das Rad hinsichtlich Kämpfe nicht neu, spielt sich aber ähnlich gut wie die bereits bekannten Stile und stellt dadurch eine sinnvolle Ergänzung dar. Natürlich dürft ihr auch mit Stühlen, Fahrrädern und anderen Items aus eurer Umgebung agieren und sie den Feinden ins Gesicht schlagen.

Lasset die Spiele beginnen

Wenn ihr gerade nicht eure Fäuste sprechen lasst, hängt ihr vermutlich an einem Greifautomaten in der Spielhalle oder drückt hektisch die Knöpfe eures Controllers, um eins der acht SEGA Games zu spielen, die als Klassiker an den virtuellen Automaten komplett spielbar sind. Komplett! Die gesamte “Yakuza”-Reihe, und da schließen sich die “Judgment”-Spin Offs nicht aus, ist bekannt für verrückte Minispiele. Obwohl in unseren Augen “Like A Dragon” darin wohl kaum etwas toppen kann, trumpft auch “Lost Judgment” auf.

Im Laufe eurer Nachforschungen werdet ihr an die Seiryo High School gerufen, die ein schlimmes Mobbing-Problem hat. Als Detektiv vertraut man euch natürlich nicht wirklich, also wird es Zeit, sich ein wenig unter die Leute (also die Schüler) zu mischen! Durch eine Verkettung von Ereignissen werdet ihr zunächst dem Upskirting beschuldigt, nur um wenige Spielminuten später der Ratgeber des Tanzclubs zu werden. Hier gebt ihr, verknüpft mit einem Rhythmusspiel, den jungen Talenten mehr oder weniger hilfreiche Tipps, um den Wettbewerb zu bestehen. Doch das war noch lange nicht alles!

Die vielen Aktivitäten, die vom Entwickler liebevoll als “School Stories” bezeichnet werden, umfassen zahlreiche Minigames in und um die Schule. Wie wäre es mit einem Roboter Kampf oder Skateboarden? Wenn ihr noch mehr Action wollt, ist ein Motorradrennen ebenfalls möglich. Was ihr in der Girls Bar macht, verraten wir an dieser Stelle aber nicht. Dafür erzählen wir euch gern, dass Fan-Favoriten wie das Casino, Mahjong und Golf auch in “Lost Judgment” zum Zeitvertreib integriert wurden.

Wenn ihr es etwas ruhiger angehen möchtet, möchten wir euch einen kleinen Spaziergang in den relativ weitläufigen Straßen empfehlen. Ihr könnt zahlreiche Geschäfte betreten und das dank der Power der PlayStation 5 ohne große Ladezeiten. Schaut euch unbedingt auch mal etwas genauer in den Auslagen der Geschäfte um: Was früher noch schwammige Pixelsammlungen waren, sind in “Lost Judgment” klar erkennbare Produkte mit scharfen Kanten. Das macht einfach Spaß beim Ansehen! Ähnlich toll sind Mimik und Gestik der Charaktere, die teilweise wirklich lebensecht wirken.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Spannende Krimi-Geschichte mit vielen Twists
  • Ansprache von vielen Tabu-Themen wie sexuelle Belästigung & Mobbing
  • Spaßiges Echtzeit-Kampfsystem
  • Zahlreiche Minispiele
  • Detaillierte Grafik
  • Tolle Mimik der Charaktere
  • Viele bekannte Gesichter
CONTRA
  • Mehr Innovation und Abwechslung wünschenswert
  • Manche Aspekte fühlen sich recycelt an
  • Minispiele okay, aber ohne große Wow-Faktor
  • Investigationen manchmal langatmig

Lost Judgment im Test: Ein Mix aus Mobbing, Detektivarbeit und Minispielen

Die Entwickler von “Lost Judgment” wagen keine großen Sprünge, was das Gameplay betrifft. Beliebte und sehr gut funktionierende Bestandteile aus “Judgment” wurden lediglich genommen und weiter ausgebaut, teilweise auch etwas verbessert. Das Ergebnis: Ein Sequel, das sich geschmeidig gut spielt.

“Lost Judgment” begeistert durch lustige Minispiele und eine spannende Story. Die Grafik ist fantastisch, die Mimik fast immer realitätsnah. Im Zusammenspiel mit dem spaßigen Kampfsystem macht das Sequel einfach Spaß. Zumindest, wenn man ein bisschen was für knobeln und Detektivarbeit übrig hat. Wen gewisse “Tabuthemen” nicht abschrecken, der wird hier eine fantastische Zeit erleben. In “Lost Judgment” ist oft nichts so, wie es scheint. Perfekt für alle, die gern ein Detektiv in Tokyo wären.

Kommentare

Technikeinsiedler

Technikeinsiedler

16. September 2021 um 16:08 Uhr
RikuValentine

RikuValentine

16. September 2021 um 16:55 Uhr
xjohndoex86

xjohndoex86

16. September 2021 um 17:24 Uhr
Gurkengamer

Gurkengamer

16. September 2021 um 17:41 Uhr
Gurkengamer

Gurkengamer

16. September 2021 um 18:09 Uhr
sonderschuhle

sonderschuhle

17. September 2021 um 19:37 Uhr