Mit dem Prügelspiel „Injustice: Gods Among Us“ landete NetherRealm Studios im Jahr 2013 einen echten Überraschungshit, der um eine eigene Comicreihe erweitert wurde. Dabei stellten sich die Autoren des Films eine Frage, die bereits seit Jahrzehnten die Fantasie zahlreicher Fans anregt: Was wäre, wenn Superman böse werden sollte? Während im Ausgangsmaterial ein gewaltiges Epos entsteht, vergeudet die Film-Adaption ihr Potential.
Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut
Doch worum geht es? Eigentlich beginnt alles so schön: Superman und Lois Lane erfahren, dass sie bald Eltern werden, was den Mann aus Stahl nervöser macht als so mancher Kampf. Seine Freude soll jedoch nicht allzu lange währen, denn Batman berichtet ihm, der Joker befindet sich derzeit in Metropolis. Wie sich herausstellt, verfolgt der Clownprinz des Verbrechens einen diabolischen Plan und sein Ziel ist der letzte Sohn Kryptons.
Tatsächlich geht das Vorhaben des Jokers auf und es gelingt ihm, Superman in eine Falle zu locken. Das Ausmaß seiner Tat wird dem Stählernen jedoch zu spät bewusst, denn er hat seine eigene Frau und ihr gemeinsames ungeborenes Kind getötet. Von Trauer und Hass zerfressen, überschreitet der Mann aus Stahl eine Grenze und löscht ein Leben aus. Er schwört, dass sowas nie wieder geschehen dürfe und zwingt die Welt zum Frieden. Doch zu welchem Preis?
„Injustice“ beginnt stark und kann dabei vor allem von seiner spannenden Prämisse zehren, denn der moralische Verfall Supermans wurde selten besser skizziert als in dieser Elseworld-Story. Da die Geschichte entsprechend in einem alternativen Universum spielt, haben die Verantwortlichen größere kreative Freiheiten bei der Darstellung der Charaktere und ihren Beziehungen zueinander, was bereits so manche Comic-Klassiker hervorbrachte, etwa „Superman: Red Son“.
Nach dem starken Auftakt des Animationsfilms wird dessen größte Schwäche jedoch immer offensichtlicher: Die arg limitierte Laufzeit. Bereits die Videospiel-Vorlage hatte ihre Probleme, die Wandlung des strahlendsten Superhelden überhaupt zum skrupellosen Tyrannen glaubhaft zu schildern, doch die Comicreihe, welche die Vorgeschichte zum Game erzählt, springt diesbezüglich in die Bresche. Über Jahre hinweg bauten deren Autoren und Zeichner dieses düstere DC-Universum und seine teils gebrochenen Charaktere erfolgreich aus.
Nur eine leere Hülle
Ein Luxus, welcher der Zeichentrickfilm-Adaption des „Injustice“-Franchise indes nicht vergönnt ist. Der Inhalt hunderter Seiten und mehrerer Stunden wird in eine Laufzeit von gerade einmal 78 Minuten gepresst. Um dies zu bewerkstelligen, kürzten die Macher des Films zahlreiche Charaktere und Handlungsstränge, was dazu führt, dass sich das Endergebnis gehetzt anfühlt. Weder die Geschichte noch die Figuren, etwa Superman, Batman, Wonder Woman oder auch Harley Quinn, bekommen deshalb ausreichend Zeit, um sich ordentlich zu entfalten.
Das führt letztendlich auch dazu, dass viele an sich emotionalen Momente wirkungslos verpuffen. Darüber hinaus räumt „Injustice“ einige Charaktere bewusst aus dem Weg, um die Laufzeit möglichst kurz zu halten, andere Figuren wiederum verschwinden einfach. Letztendlich fühlt sich der Zeichentrickfilm weniger wie eine Adaption von NetherRealms Prügelspiel an, sondern vielmehr wie eine alternative Version von dessen Story. Allerdings eine, ohne einen vergleichbaren Impact – wie eine leere Hülle.
Enttäuschendes Superhelden-Epos
Obwohl all das bis hierhin nun sehr negativ klang, hat der Animationsfilm durchaus auch seine Stärken, etwa ein paar Momente, die nicht der Schere zum Opfer fielen und direkt aus der Vorlage entnommen wurden. Des Weiteren kann auch die Action überzeugen. Gerade die teils überaus blutigen Konfrontationen zwischen den verschiedenen Superhelden sind wunderbar dynamisch choreographiert und gut inszeniert sowie animiert. Zudem ist der Soundtrack stets schön atmosphärisch und die deutschen Synchronsprecher leisten ordentliche Arbeit.
Insgesamt fällt unser Fazit zu „Injustice“ dennoch ernüchternd aus. Es war von vornherein ein ambitioniertes Unterfangen, die Vorlage in nur einem einzigen Film umsetzen zu wollen. Weil DC Entertainment in den vergangenen Jahren zahlreiche hochkarätige Animationsfilme veröffentlicht hatte, gab es diesbezüglich jedoch zumindest etwas Hoffnung, die Verantwortlichen würden wenigstens ordentliche Arbeit abliefern.
Herauskam letztendlich einer der schwächsten Zeichentrickfilme, die das Unternehmen seit einigen Jahren produziert hat und zumindest wir stellten uns die Frage, wieso die Videospiel- und Comic-Vorlage nicht in Form einer Serie umgesetzt wurde, in der sowohl die Handlung als auch die Charaktere weitaus mehr Raum zur Entfaltung bekommen hätten. So ist das Resultat die enttäuschende Adaption eines gewaltigen Superhelden-Epos.
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Kommentare
KerasLucar
05. November 2021 um 13:32 UhrNett geschrieben und die Frage ist auch recht einfach zu beantworten weil Animationsserien die auf dem Level eines Animationsfilms dargestellt werden sollen einen extremen Aufwand beinhalten. Dabei ist nicht nur vom zeichnerischen Aufwand die Rede sondern auch von der Synchronisation.
Injustice ist nun mal eine recht große Story nicht nur in Bezug auf die Spiele sondern auch auf die Comics die dieses Universum darstellen. Würde sich eine Serie gut eignen zumal die Games recht bekannt sind und Comicinhalte sich dieser Tage besser verkaufen ? Sicherlich, aber es kommt auch drauf an wie stark es außerhalb der Nische funktioniert.
Rein optisch sieht es gut aus, zumindest soweit das ich daran Interesse habe. Für die anderen Punkte wird sich zeigen ob ich dem vorläufigen Urteil zustimme.
Und mal kurz abseits des Filmes wenn es wirklich um eine gute Animationsserie mit schöner Story und Zeichenstil aus dem Hause DC gehen soll lege ich jedem Young Justice ans Herz.