Das kleine britische Entwicklerstudio Roll7 hat sich mit seinen zwei bisherigen „OlliOlli“-Titeln in die Herzen zahlreicher Gaming-Fans gespielt. In wenigen Wochen erscheint mit „OlliOlli World“ der dritte Teil der Reihe, der selbige in eine neue Richtung führen soll. Wir durften das Arcade-Sportspiel im Rahmen eines Preview-Events auf der PS5 bereits ausgiebig anspielen und verraten euch, was das Skate-Abenteuer auf dem Kasten hat.
Willkommen in Radlandia
Der jüngste Teil des Franchise entführt euch mit Radlandia in eine vollkommen neue Spielwelt, in der ungeahnte Herausforderungen und frische Charaktere auf euch warten. Falls ihr die Vorgänger nicht gespielt haben solltet, müsst ihr euch übrigens keinerlei Gedanken machen: Vorkenntnisse sind nicht notwendig, um der Story zu folgen. Radlandia ist übrigens ein sehr passender Name, denn die Levels sind wirklich abgefahren (Englisch: to be rad) designt.
Eure in einem angenehm umfangreichen Editor erstellte Spielfigur ist dabei gewissermaßen ein Wunderkind und könnte es zum größten Skater aller Zeiten bringen – vorausgesetzt, es gelingt euch, die wahrlich halsbrecherischen Parkours zu bezwingen. Insgesamt besteht dieser neue große Abenteuerspielplatz aus fünf Zonen, die zusammen ein gewaltiges Skater-Utopia bilden. Jeder Teil der Spielwelt hat dabei ein eigenes Thema und ist somit schön abwechslungsreich. Zunächst seid ihr in der Nähe eines Strandes unterwegs, später saust ihr mit einem Affenzahn durch einen verwunschenen Wald, nur um euch anschließend in einer Wüste wiederzufinden.
Den Zugang zu diesen Regionen müsst ihr euch jedoch erst mit guten Leistungen in den 2,5D-Levels verdienen. „OlliOlli World“ bietet somit keine offene Spielwelt. Die ersten Events in einer Zone dienen euch oftmals als Tutorial. Die Charaktere, denen ihr begegnet, erklären euch einige Kniffe der Steuerung, welche ihr anschließend zunächst auf simplen Strecken ausprobieren dürft. Erst in späteren anspruchsvolleren Events werdet ihr dazu angehalten, eure neu erlernten Fähigkeiten gewissermaßen unter „realen Bedingungen“ zu testen. Dieser Aufbau ist sinnvoll und motiviert dazu, konstant am Ball beziehungsweise auf dem Board zu bleiben.
Sollte dies das erste Spiel dieser Art sein, das euer Interesse weckt, müsst ihr übrigens keine Angst davor haben, euch womöglich die Finger zu verrenken. Die Levels sind sowohl für Gelegenheits- wie Hardcore-Spieler geeignet und bieten gerade in den späteren Zonen unterschiedliche Routen. Ihr habt somit oft die Wahl, selbst zu entscheiden, wie herausfordernd euer Spielerlebnis ausfallen soll, indem ihr entweder die vorgegebene normale Strecke weiter entlangskatet oder aber einen parallel dazu verlaufenden anspruchsvolleren Kurs ausprobiert.
Aus dem Weg, Tony Hawk!
In Kombination mit dem einfachen wie zugleich tiefgründigen Gameplay entfesselt „OlliOlli World“ schnell eine regelrechte Sogwirkung, derer wir uns während des Preview-Events nur schwerlich erwehren konnten. Immer wieder ertappten wir uns dabei, wie wir zu uns sagten, „Eine Runde geht noch“. Dies liegt, wie bereits erwähnt, unter anderem an der Steuerung. Mit X könnt ihr euer Board beschleunigen, während ihr mit dem linken Stick verschiedene Aktionen wie Sprünge oder Grinds ausführt. Das mag zwar simpel klingen, doch die hieraus resultierenden Möglichkeiten sind schön abwechslungsreich gelungen und spielen sich gut.
Dank der verständlichen Tutorials geht all das zudem schnell in Fleisch und Blut über, weshalb ihr bereits nach wenigen Rennen einige coole Kombos auf den Bildschirm zaubert. Apropos Kombos: Während eines Events läuft stets ein Zähler mit, der eure Aktionen bewertet. Je sauberer ihr eure Moves miteinander verknüpft, desto höher fällt am Ende euer Highscore aus. Außerdem gibt es in jedem Rennen mehrere optionale Bonusziele, für deren Abschluss ihr verschiedenen Goodies erhaltet. Hierzu zählen vor allem kosmetische Inhalte, mit denen ihr eure Spielfigur verschönern könnt. Das motiviert, immer wieder auf die Jagd nach der bestmöglichen Punktzahl zu gehen.
Die wunderbar gelungene Steuerung in Kombination mit den meist schön designten Kursen dürften euch sicherlich für mehrere Stunden an den Controller fesseln. „OlliOlli World“ muss sich somit keineswegs vor bekannten Genre-Größen wie Tony Hawk verstecken, sondern bietet ein rundum gelungenes Paket. Insbesondere die späteren Kurse werden eure Skills ordentlich auf die Probe stellen und von euch verlangen, alle vorangegangenen Lektionen verinnerlicht zu haben. Sprünge, Grinds sowie Wallruns und noch viel mehr sind möglich und verschmelzen in den malerischen Weiten von Radlandia zu einem großen spaßigen Ganzen. Mach Platz, Tony Hawk!
Allerdings gibt es an der einen oder anderen Stelle doch noch Raum für Verbesserungen, was wir hier nicht unterschlagen möchten. Obwohl der Großteil der Strecken wirklich sehr gut ausgearbeitet wurde, gab es ab und an Abschnitte, die nur mit Trial und Error, also zahllosen Wiederholungen, zu schaffen waren. Dies liegt primär daran, dass hier oftmals pixelgenaues Timing gefragt war und das Spiel entsprechend keine Fehler verzieh. Des Weiteren waren die Kameraeinstellungen manchmal suboptimal, weshalb wir einige Sprünge quasi blind ausführen mussten. Daran zerbricht der Spielspaß nicht, allerdings könnten die Entwickler hier vielleicht noch etwas nachjustieren.
Ein komplett neuer „OlliOlli“-Style
Von diesen Schnitzern einmal abgesehen, haben wir bei „OlliOlli World“ jedoch ziemlich wenig zu meckern. Die Verantwortlichen entschieden sich vor allem stilistisch für eine komplett neue Richtung, die der Reihe gut zu Gesicht steht. Vorbei sind die Zeiten des Pixellooks der Vorgänger. Der neue Style erinnert mit seinen knalligen Farben vielmehr an einen lebendig gewordenen Comic, der allerlei verspielte kleine Details im Hintergrund enthält. All dies flimmert stets butterweich und ohne nennenswerte Ladezeiten über den Bildschirm und passt darüber hinaus wunderbar zur positiven Stimmung des Titels.
Der Soundtrack mit seinen elektronischen Beats bleibt indes zumeist dezent im Hintergrund und peitscht euch somit nur selten nach vorne. Dies passt hervorragend zum erklärten Ziel von Roll7, denn das Spiel soll euch in einen richtigen Gameplay-Flow versetzen, also einen Zustand, in dem ihr über eure Aktionen gar nicht mehr nachdenkt, sondern einfach nur skatet. Hierfür eignet sich die Musik perfekt, die euch geradezu über die Parcours schweben lässt.
„Nur noch eine Runde.“ Dieser Gedanke ging mir während meiner Zeit mit „OlliOlli World“ regelmäßig durch den Kopf und es ist bereits lange her, dass ich so viel Spaß mit einem Arcade-Sportspiel hatte. Dies liegt in erster Linie am wundervollen Gesamtpaket, das Roll7 hier auf die Beine gestellt haben. Die Steuerung geht nach kurzer Zeit gut von der Hand und in den Aufbau der Strecken flossen merklich viel Hirnschmalz und Arbeit.
Da fallen auch vereinzelte Frustmomente und kleinere Schnitzer nicht allzu sehr ins Gewicht. Es gibt zwar Stellen, an denen die Entwickler vor Release eventuell noch etwas schrauben sollten, doch angesichts der ansonsten gebotenen Qualität lässt sich das durchaus verschmerzen. Wenn euch die vorherigen Teile der Reihe bereits gefallen haben und ihr generell Fans von Skating- sowie Arcade-Sportspielen seid, solltet ihr unbedingt auf euer Board springen und Radlandia erkunden. Es lohnt sich!
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Kommentare
Chad_Muska
18. Januar 2022 um 22:04 UhrSehr schön geschrieben. Entspricht genau meinen Erwartungen. Habe die Vorgänger geliebt und werde auch den neuen Teil suchten. Schön, dass es bei euch schon so gut ankam. Vielleicht kommen dann noch mehr Leute in den Genuss dieses Spiels. Kann die Vorgänger zum Aufwärmen nur wärmstens empfehlen. Und wem diese zu popelig sind, der sollte sich mal Skate City im PS Store angucken. Vom Prinzip genau das gleiche Schema, aber optisch weniger kitschig und mindestens genau so geil wie OlliOlli.
Chad_Muska
18. Januar 2022 um 22:06 Uhr*popelig = pixelig 😉