In der vergangenen Woche gaben Warner Bros. Interactive und TT Games bekannt, dass „LEGO Star Wars: The Skywalker Saga“ ab dem 5. April 2022 für die Konsolen und den PC erscheinen wird.
Passend dazu veröffentlichte Polygon einen Bericht, in dem rund 30 Entwickler beziehungsweise Ex-Angestellte von TT Games zu Wort kamen und von kräftezehrenden Crunch-Phasen sowie „schrecklichen Arbeitsbedingungen“ sprachen, an denen sich auch in den vergangenen Jahren nichts geändert habe. Bei der Entwicklung von „LEGO Star Wars: The Skywalker Saga“ sei die Crunch-Phase vor allem auf ein internes Missmanagement und eine fragwürdige Entscheidung der Führungsetage zurückzuführen.
Eine neue Engine sorgte für technische Probleme
Um Lizenzgebühren zu sparen, entschlossen sich die Verantwortlichen von TT Games laut den zitierten Entwicklern nämlich dazu, Abstand von der Unreal-Engine zu nehmen und auf eine neue interne Engine mit dem Namen NTT zu setzen. Eine Entscheidung, die von zahlreichen Entwicklern kritisiert wurde. „Alle sagten: ‚Wir haben neue Programmierer, warum verwenden wir diese Technologie nicht?‘. Wir haben diese verrückte Technologie. Unreal erhebt für ihre Sachen niedrigere Lizenzgebühren als je zuvor, und die Leute wissen, wie man die Unreal verwendet. Warum verwenden wir diese Technologie nicht, anstatt etwas zu schaffen, das unfertig ist und in die Produktion gezwungen wird und wirklich schreckliche Endergebnisse liefern wird?“, wird ein ehemaliger Entwickler von TT Games zitiert.
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Als die Entwickler erstmals Hand an die neue NTT-Engine legen konnten, waren sie vor allem von den fehlenden technischen Features enttäuscht, die die Entwicklung von „LEGO Star Wars: The Skywalker Saga“ unnötig verkomplizierten. Als Beispiel wurden Aufgaben wie das Hinzufügen von Animationen genannt, die auf der Unreal-Engine eine Sache von zwei Minuten waren. Auf der NTT-Engine hingegen benötigen die Entwickler nicht selten mehr als zehn Minuten – je nachdem, wie oft die neue Engine während der Arbeiten abstürzte.
Erschwerend kam hinzu, dass der Großteil der Pre-Production-Phase von „LEGO Star Wars: The Skywalker Saga“ auf der Unreal-Engine über die Bühne ging und erst einmal auf die NTT-Engine übertragen werden musste. Vor allem die Umsetzung der Animationen und die Realisierung der Bosskämpfe hätten auf der neuen Engine zu zahlreichen Probleme und damit verbundenen Verzögerungen geführt.
Entwickler berichten von 100-Stunden-Wochen
Dies führt laut den zitierten Entwicklern so weit, dass die Moral der TT Games-Angestellten massiv unter den technischen Problemen der neuen Engine litt. Dies wurde auch Tom Stone, dem seinerzeit verantwortlichen Managing-Director von TT Games, mitgeteilt. „Im Grunde wurde Tom mitgeteilt, dass die Stimmung im Studio nicht so toll war“, führte ein ehemaliger Mitarbeiter aus. „Also brachte Tom die Hälfte des Studios in ein Meeting und die Hälfte des Studios in ein zweites Meeting und teilte die Leute im Wesentlichen in Gruppen auf, damit sie darüber sprechen konnten, was ihnen am Studio gefiel und was nicht. Und am Ende des Tages sehen Sie nur diese riesige Liste schrecklicher Dinge und diese kleine Menge guter Dinge auf der linken Seite. Und er hat dieses Feedback von mehreren Gruppen erhalten.“
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Geändert habe sich jedoch nur wenig. Erschwerend kommt laut dem Bericht von Polygon hinzu, dass Überstunden von den Angestellten erwartet wurden, wenn sich ein Projekt der Fertigstellung näherte. Dies führte in der Vergangenheit mitunter zu 80- bis 100-Stunden-Wochen für die betroffenen Entwickler. „Ein großes Problem war, dass Crunch vorausgesetzt wurde“, so ein Ex-Mitarbeiter von TT Games. „Es war kein Notfallprotokoll für den Fall, dass etwas schief gelaufen ist. Stattdessen war es bei der Produktion ein Tool in the Box.“
Untermauert werden die Angaben der Ex-Entwickler von ehemaligen Angestellten der Qualitätssicherung, die mit einem Blick auf ihre Zeit bei TT Games von den „schrecklichsten Arbeitsbedingungen berichten, die sie je erlebt haben“. Den kompletten Bericht zu diesem Thema und weitere Aussagen ehemaliger TT Games-Angestellter findet ihr bei Polygon.
TT Games und Warner Bros. Interactive waren bisher nicht für eine Stellungnahme zu haben.
Quelle: Polygon
Weitere Meldungen zu TT Games.
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Kommentare
Sekiro29
24. Januar 2022 um 10:52 UhrSchreckliche Arbeitsbedingungen, Crunch-Phasen wäre das nicht ein Studio für Microsoft? ( Activision, Blizzard =Sexismus, Crunch-Phasen ) Sorry der kleine Seitenhieb Richtung Microsoft war gerade passend.
Blacknitro
24. Januar 2022 um 10:57 UhrDas wäre was für ms 🙂
Eloy29
24. Januar 2022 um 10:57 UhrJa Microsoft ist das gute des Gaming , eine Lichtgestalt in Fairness, korrekt gegenüber der Konkurrenz, sie würden nie anderen etwas wegnehmen , nie andere Konzerne schaden.
Bestimmt hat ihr Logo bald den Heiligen Schein.
Zu Crunch ,kann ja wohl nicht sein das jeder Game Entwickler seine Mitarbeiter so ausbeutet…weiß nicht irgendwie klingt das langsam unglaubwürdig.
Echodeck
24. Januar 2022 um 11:06 UhrEigentlich kann man auch nur Sagen selber schuld, da muss man halt auch mal den Arsch in der Hose haben und sagen dann kündige ich, das gerade zum Projekt ende auch mal Samstag gearbeitet werden muss über 2 bis 3 Wochen ist auch klar so ist das halt mit Projektarbeit; aber sorry da ist dann auch mal bei 60 Stunden Schluss; auch wenn viele Gewerkschaften verfluchen, da können wir froh sein das wir hier Arbeitnehmer rechte haben und die sagen maximal 11 Stunden und dann darf man nicht mal mehr mit den eignen Wagen heim fahren, es gibt Studien die sagen das man nach 11 Stunden so fertig ist das das Reaktionsfähige einem Blutalkohlwert von 0,8 Promille gleich zusetzen ist.
Brok
24. Januar 2022 um 11:06 UhrWürden die Überstunden denn bezahlt? Und redet man da von 2 Wochen oder von 6 Monaten?
Bei sowas wird immer sehr schnell gejammert.
Diese Engine Sache ist halt eine Unternehmensentscheidung. Ob Sie falsch oder richtig war, sieht man wenn das das Spiel lang genug draußen ist und ob es sich verkauft oder nicht. Das wird man dann intern gegenrechnen. Da als Mitarbeiter zu jammern ist aber auch eher seltsam. Wenn Sie so etwas selbst entscheiden wollen, müssen Sie halt einen Management Posten anstreben oder machen ihre eigene Entwickler Bude auf.
AlgeraZF
24. Januar 2022 um 11:08 UhrSpiele sind jahrelang in Entwicklung, dann kann es halt auch mal wenige Wochen Crunch geben. Wird immer so dargestellt als ob das ein Dauerzustand wäre.
Gibt doch auch Studios die mittlerweile auf eine 4 Tage Arbeitswoche setzen.
AlgeraZF
24. Januar 2022 um 11:15 Uhr@Echodeck
Volle Zustimmung! Weiß auch nicht wie man sowas (100) Stunden die Woche mitmachen kann.
Trauen sich nicht den Vorgesetzten gegenüber den Mund aufzumachen.
Lieber sich dann anonym auskot…
Wie du schon sagt ist sowas einfach nicht erlaubt so viele Überstunden machen zu müssen.
Als ob die dann aus dem Grund gekündigt werden können, wenn sie es ablehnen.
Einfach keinen Arsch in der Hose.
Wollte das eigentlich nicht so deutlich schreiben, weil jetzt eh gleich wieder paar Experten hier drauf abgehen. ^^
RegM1
24. Januar 2022 um 11:35 UhrWas hier in den Kommentaren steht ist immer herrlich realitätsfern.
Als Spieleentwickler ist man stark an den Ort gebunden, denn Spielestudios gibt es nicht alle 100km.
Wenn man bereits ein Haus gekauft und eine Familie gegründet hat, muss man im Falle einer Kündigung vermutlich alles aufgeben und umziehen.
Crunchzeiten sind am Ende zwar relativ normal, sollten aber eben bei der Releaseplanung nicht als Voraussetzung enthalten sein und das ist auch die Tatsache, die von den Entwicklern kritisiert wird.
Der Umstieg auf eine eigene Engine ist mitten in der Entwicklung auch wirklich hart, vor allem bei den geringen Prozenten die Epic für UE nimmt. Auch der Endkunde könnte unter dieser Entscheidung leiden, denn die UE ist sehr gut optimiert, was bei neuen Eigenkreationen meist nicht der Fall ist.
xjohndoex86
24. Januar 2022 um 11:38 UhrEAs Entwickler können davon bestimmt auch Lieder singen. Muss toll sein, wenn man auf einmal ein neues Werkzeugset / Engine vor die Nase gesetzt bekommt und dein Chef sagt „Deal with it“. Da würde ich sagen „F*ck you!“ und tschüss. Was soll dieser Schwachsinn? Wenn das Studio eine eigene Engine für ihre Bedürfnisse entwickelt, toll aber ansonsten lass sie doch mit den Tools arbeiten, die sie kennen.
Und vor allem 100h Woche. Heißt dann, dass man nur noch 6h Schlaf hat und ansonsten vorm Bildschirm hockt. Kommt der Qualität bestimmt zu Gute… Wie krank ist das denn bitte?
Crysis
24. Januar 2022 um 11:40 UhrWürden gut zu MS passen.
Link87
24. Januar 2022 um 11:51 Uhr@Sekiro29 Zu Sony würden die aber auch gut passen
Crunch hatte sony Studios doch auch oft
Sekiro29
24. Januar 2022 um 12:04 Uhr@Link87 Es geht mir darum das Microsoft mit Activision & Blizzard zwei Unternehmen gekauft hat wo das katastrophale Arbeitsklima schon länger bekannt war und wo die ganzen Strukturen skandalös waren.
Bei Sony wurden die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert und die Crunch-Phasen bzw negativ Meldungen bei Naugthy Dog gab es auch nicht mehr und Quantic Dream war und ist kein Playstation Studio .
Yago
24. Januar 2022 um 12:10 Uhr@Link87
Aber bei Sony werden sie dafür gut 🙂
Link87
24. Januar 2022 um 12:16 UhrCrunch haben halt alle mal
Aber schön wenn sich das jetzt ändert bei Sony
darkbeater
24. Januar 2022 um 12:18 Uhr@Sekiro29 Kleiner Seitenhieb müssten auch Naughty Dog zu Microsoft und noch einige Studios mehr.
darkbeater
24. Januar 2022 um 12:20 Uhr@Sekiro29 Ok sorry, deinen zweiten Kommentar erst gelesen, nachdem ich meinen abgeschickt habe. ^^
Sekiro29
24. Januar 2022 um 12:26 Uhr@darkbeater Dein Seitenhieb ist aber nicht mehr passend weil die Unternehmsstruktur bei Naugthy Dog sich verändert hat und die Vorfälle Jahre her sind. Bei Activision & Blizzard sind das auch deutlich größere Dimensionen als alles bisher dagewesene und da finde ich solch eine Übernahme schon sehr bedenklich.
Sekiro29
24. Januar 2022 um 12:28 Uhr@darkbeater Alles gut ,ich habe deinen zweiten Kommentar auch zu spät gelesen 🙂
Scorpionx01
24. Januar 2022 um 12:30 UhrWie funktioniert eigentlich so eine 100 Std. Woche? Klingt nicht so richtig glaubwürdig. Zur Zeit habe ich Minusstunden und muss aufarbeiten. 50 Stunden ist noch gut machbar. Mit Wochenende auch 70, aber 100???
darkbeater
24. Januar 2022 um 12:34 Uhr@Sekiro29 Mir ging es auch bloß um die Crunch Phasen.
KingChief
24. Januar 2022 um 13:25 UhrCrunch ist mir gut und sollte vermieden werden.
xjohndoex86
24. Januar 2022 um 13:48 Uhr@Sekiro
Sie sind nicht Jahre her. TLOU2 kam 2020. Und niemand kann sagen, ob Naughty Dog nicht wieder in die Situation gerät. Bei denen lag es ja nicht am Missmanagement sondern ähnlich wie bei R* und RDR2 an der fanatischen Perfektion. Dass ist halt ’n Qualitätsanspruch der sich mit dem Umfang des Projektes beißt. Bei Santa Monica dürfte es ganz ähnlich aussehen mit Ragnarök. Sollte ihnen wieder Erwarten doch mehr Zeit eingeräumt werden, um Crunch weitgehend zu vermeiden, freue ich mich natürlich. Aber so ganz wird sich das bei Projekten dieser Größenordnung wohl nie vermeiden lassen. Irgendwann muss es halt in ’nem finanzierten Rahmen fertig werden.
Puhbaron
24. Januar 2022 um 18:26 UhrCrunch ist immer n Zeichen von ner sehr schlechtem Planung. OK, viele vergessen, das die meisten Entwickler nicht die tollen Rechte haben, die wir hier haben. ^^ Es gibt auch keine soziale Hängematte, die einem erstmal auffängt. „Einfach“ Eier haben heißt in den meisten Fällen, ne Kündigung mit schlechtem Zeugnis zu kassieren. Entwickler zu sein ist heute kein extravaganter Beruf mehr. Die meisten sind halt Fische, die sofort ersetzt werden können.