Microsoft möchte Activision Blizzard für fast 70 Milliarden Dollar kaufen, was innerhalb der Spielebranche zu einer gewissen Verschiebung führen wird. Bevor der Deal, der im kommenden Jahr abgeschlossen werden soll, durchgewunken werden kann, müssen sich die Wettbewerbshüter mit dem Fall beschäftigen. Kurz nach der Ankündigung der Redmonder wurde offenbar die kartellrechtliche Überprüfung durch die Federal Trade Commission (FTC) eingeleitet.
Laut Bloomberg wird die FTC den geplanten Deal untersuchen, um einschätzen zu können, ob die Übernahme des Publishers einen unlauteren Wettbewerb darstellt. Die Publikation beruft sich auf eine Person, die anonym mit der Organisation sprach. Es wird davon ausgegangen, dass die Übernahme nicht vom Justizministerium geprüft wird, das normalerweise mit der FTC zusammenarbeitet, um in ähnlichen Fällen zu entscheiden.
Wichtige Marken werden übertragen
Mit der Übernahme von Activision Blizzard wandern einige Marken in den Besitz von Microsoft, die Spieler mitunter seit Jahrzehnten begleiten – allen voran die „Call of Duty“-Reihe oder auch „Crash Bandicoot“. Während bei den PC-Spielen von Blizzard alles beim Alten bleiben dürfte, besteht bei „Call of Duty“ die Gefahr, dass es Bestrebungen gibt, mit einer Exklusivität die recht großen Communitys andere Plattformen abzuziehen und damit langfristig den Wettbewerb zu schädigen.
Das Wettbewerbsrecht zielt in diesem Zusammenhang darauf ab, den Wettbewerb auf dem Markt zu erhalten, indem wettbewerbswidriges Verhalten von Unternehmen reguliert wird. Bei Fusionen und Übernahmen, die den Wettbewerb gefährden, können die Behörden entsprechend eingreifen und Alternativen nahelegen – wie etwa die Verpflichtung, einen Teil des neuen Geschäfts zu veräußern.
Call of Duty könnte ausschlaggebend sein
Im Fall der geplanten Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft könnte es die Verpflichtung geben, populäre Marken auf der PlayStation zu lassen, was den Bestrebungen der Redmonder, die neuen Besitztümer wie im Fall von „The Elder Scrolls 6“ exklusiv zu gestalten, entgegenwirken dürfte.
Auch DFC Intelligence kam zu diesem Schluss: „Wird dieses Geschäft zustande kommen? Die Regulierungsbehörden werden genau hinschauen. Und Franchises wie Call of Duty werden aufgrund von kartellrechtlichen Bedenken möglicherweise nicht exklusiv für Xbox-Plattformen angeboten.“
David Cole, Eigentümer von DFC, ergänzte diese Einschätzung in einem Gespräch mit GamesIndustry.biz wie folgt: „Das große Problem ist, wenn COD ein Microsoft-Exklusivtitel wird. Im Moment glaube ich nicht, dass es das wird. Zum einen wäre es schwer, es an den Regulierungsbehörden vorbei zu bekommen, wenn sie die Konkurrenz ausschließen wollen.“
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Im Vorfeld der geplanten Übernahme betonte das Xbox-Oberhaupt Phil Spencer, dass es nicht die Absicht von Microsoft sei, Communities von anderen Plattformen abzuziehen. Der eine oder andere Spieler dürfte vor allem aufgrund der Erfahrungen mit Bethesda durchaus Bedenken haben.
Sony und Bungie sorgen für Klarheit
Keine Exklusivveröffentlichungen sind nach der Übernahme von Bungie durch Sony geplant. Beide Unternehmen kommentierten den gestern angekündigten 3,6 Milliarden Dollar-Deal damit, dass die Communitys auf allen Plattformen erhalten bleiben und Bungie als eigenständiges Unternehmen innerhalb der PlayStation-Familie agieren darf.
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Kommentare
Puhbaron
01. Februar 2022 um 13:37 UhrÜbersetzt: Kartellamt sieht sich die Dokumente an und bekommt neue PCs, Autos und Zahlungen gespendet. Zack, alles bleibt beim Alten und es wird wie immer durchgewunken.
Azure_starlord
01. Februar 2022 um 13:39 Uhr@PlayStation4ever da hast du natürlich recht, etwaige KMU und Kleinstunternehmen werden davon ausgeschlossen. Ich kenne die Perspektive nur aus Konzernsicht, da haben sich aber alle unsere Akquisitionen in einer gewissen Höhe befunden und mussten dementsprechend gemeldet werden. Das hängt natürlich mit dem Risiko zusammen das falls man eine Übernahme anstößt und das Kartellamt danach die Akquisition verbietet es rechtliche Konsequenzen und Strafen nach sich zieht. Ebenso gibt es, grad bei internationalen Übernahmen weitaus komplexere Probleme, z.B. wenn man als deutsches Unternehmen eine Firma in Polen kauft ist das aus deutscher Kartellsicht kein Problem, jedoch müssen auch Marktsituation und die Wirkung auf den polnischen Markt betrachtet werden und dementsprechend das polnische Kartellamt hinzugezogen werden. Wie gesagt, hier kann ich nur Erfahrungen aus dem produzierenden Gewerbe vorweisen, in einer Medienbranche wie Videospiele wird da evtl anders bewertet weil eh internationaler Scale vorliegt. Grundsätzlich ist die Kartellprüfung jedoch nicht nur eine Absicherung das kein Monopol entsteht sondern auch das keine Wettbewerbsgeheimnisse ungewollt getauscht werden. Zum Beispiel wenn man eine Übernahme anstrebt bekommt die Buy-Side ja durch die Due Diligence Einsicht in unternehmensinterne Daten, wenn danach die Akquisition scheitern würde oder von der FTC verboten wird, hätte das kaufende Unternehmen strategisch äußert gefährliche Daten über das andere Unternehmen was missbraucht werden könnte. Allein aus dem Grund sichern sich viele Unternehmen rechtlich vorher ab indem das Kartellamt hinzugezogen wird.
Aber ich glaube wir driften hier etwas tief ab. Finde es trotzdem sehr interessant das du dich da so gut auskennst. Bin nicht davon ausgegangen hier gleich ne Sparringpartner zu finden 😉
clunkymcgee
01. Februar 2022 um 13:43 Uhr@Puhbaron
Wenn du meinst XD
„Der Zorn der Khan
Khan machte sich erstmals einen Namen, als sie 2017 im Yale Law Journal eine tiefgehende Kritik an der bestehenden Antikartell-Gesetzgebung der USA führte. Sie trat dabei für deutlich schärfere Möglichkeiten ein, die Regulierern an die Hand gegeben werden sollten, damit man die immer weiter wachsenden Tech-Giganten unter Kontrolle halten kann. Als sie im letzten Jahr im Zuge des Regierungswechsels in Washington zur FTC-Chefin gekürt wurde, forderten Unternehmen wie Amazon und Facebook auch gleich, dass sie aus Wettbewerbsuntersuchungen gegen ihre Unternehmen herausgehalten wird, da sie aufgrund früherer Aussagen über diese Konzerne als befangen gelten könne.
Entsprechend wenig Begeisterung dürfte es in Redmond auslösen, dass Khan nun die Hauptrolle bei der Prüfung des Activision-Blizzard-Deals übernehmen wird. Denn natürlich wird die Akquisition die Machtverhältnisse in mehreren Segmenten der Tech-Branche kräftig verschieben. Und auch wenn es teils schon so aussieht, als stünde die Übernahme längst fest und es seien nur noch Details zu klären: Dem ist mitnichten so und das Microsoft-Management hat nicht ohne Grund eine Schätzung getätigt, wonach man mit einem Abschluss des Deals erst mit der Mitte des kommenden Jahres rechnet.“
Ich wünsch M$ schon mal viel Spaß ;D
shadowangel887488
01. Februar 2022 um 13:53 UhrMal schauen mein Cousin möchte unbedingt CoD exklusiv auf Gamepass haben denn man bezahlt nur sehr wenig für 2 Jahres Pass.
GrayFox
01. Februar 2022 um 14:02 Uhr@shadowangel887488
Dein Cousin wurde infiziert mit dem Grünen Geiz ist Geil Virus 🙁
crocop86
01. Februar 2022 um 14:12 UhrShadow
Unwahrscheinlich. COD wird auf der PS5 öfters verkauft als alle Xbox Versionen zusammen. Wenn MS das machen würde dann würden sie einiges an Geld liegen lassen.
SlimFisher
01. Februar 2022 um 14:54 UhrWar doch klar, dass es überprüft wird… Aber Business as usual. Muss überprüft werden, wird überprüft. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen.
TheCarljey
01. Februar 2022 um 15:05 UhrDa wird nix passieren. Wie schon gesagt, ist das ganz normale Arbeit, die da vom FTC durchgeführt wird.
Außerdem hat MS zwei Argumente, die sehr überzeugend sind.
Einerseits schließen sich hier zwei Firmen aus dem amerikanischen Markt zusammen, die gemeinsam die weltweite Platz 3 in diesem Markt ergeben.
Die Konkurrenten sind Sony (Japan) und Tencent (China). Ich denke mal, es wird nicht verhindert werden, wenn man sich damit an die Fersen des Handelskriegs-Konkurrenten China heftet.
Das ist einfach Politik.
Zweites Argument:
Es gibt zwei Arten von Mergern. Horizontale und vertikale.
Horizontale Merger (Also Firmen auf dem gleichen Level im gleichen Geschäftsfeld) werden immer sehr kritisch beäugt im amerikanischen Rechtssystem.
Vertikale Merger (Also eine große Firma schluckt eine kleine Firma, die einen Teilbereich ausmacht) werden nicht so kritisch angesehen.
Microsoft wird einfach auf den vertikalen Merger verweisen. Sie kaufen im Grunde ja nur Entwicklerstudios zu, die nur einen Teilbereich des eigentlichen Geschäftsfeld ausmachen.
Genauso hat Disney in ihrer Argumentation einfach nur „Produktionsstudios zugekauft“.
Anogia
01. Februar 2022 um 15:35 Uhr@Slim
„ War doch klar, dass es überprüft wird… Aber Business as usual. Muss überprüft werden, wird überprüft. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen.“
Was los bist du frustriert das Microsoft keine Extra Wurst bekommt von den Behörden? :p
SlimFisher
01. Februar 2022 um 15:41 Uhr@Anogia wie kommst du darauf, dass ich frustriert sein soll? Du interpretierst mehr in mein Kommentar, als da drin steht….
clunkymcgee
01. Februar 2022 um 16:34 Uhr@TheCarljey
Dir ist schon klar, welche berüchtigte Person für die Prüfung zuständig ist, oder?
Natürlich kann da was passieren. Egal ob der Deal unter Bedingungen durchgeht oder eben überhaupt nicht durchgeht. Alles ist in der Theorie möglich. Hier von einer normalen Arbeit a.k.a „Papierkram“ zu sprechen, grenzt an Realitätsverlust. Dann können wir ja gleich alle unsere Glaskugel rausholen und Wetten abschließen. lul
Puhbaron
01. Februar 2022 um 17:38 Uhr@clunkymcgee Ja, es ist normale Arbeit. Die zuständige Beamtin gehört mit zur Leitung, sie wurde nicht explizit hinzugezogen. Auch wenn sie für Wirbel sorgte, erreicht hat sie bisher jedoch noch nichts.
Jordan82
01. Februar 2022 um 18:34 UhrNVIDIA hatte sich auch damals gedacht geht einfach durch wo sie ARM übernehmen wollten hat aber auch nicht so geklappt .
clunkymcgee
01. Februar 2022 um 18:53 Uhr@Jordan82
Korrekt. So wie es aussieht, wird Nvidia den Übernahmeversuch nun abbrechen. Viel Zeit haben sie ja nicht mehr, um die Behörden zu überzeugen.
Mal schauen wie das mit Activision jetzt ablaufen wird. Google und Amazon haben schon keinen Bock auf Khan und MS wird das mit Sicherheit auch Kopfzerbrechen bereiten. Kein wunder, warum die Übernahme laut MS für Mitte nächsten Jahres „geplant“ ist. Diesen Plan hatte Nvidia auch 😀
Enova
02. Februar 2022 um 21:20 UhrWas man sagen kann ist, dass die Gute Khan Mega-Konzerne auf den Kieker hat und MS berüchtigt ist mit ihrer Methode ihre Konkurrenz auszumerzen. Man kann gespannt sein.