From Software existiert bereits seit 1986 und machte sich früh durch Titel wie „King’s Field“ oder „Armored Core“ einen Namen. Der internationale Durchbruch aber gelang durch die „Souls“-Saga, mit der man ein Genre prägte und erschuf. Diesem folgte man zuletzt auch etwa in „Sekiro: Shadows Die Twice“ und wagt mit „Elden Ring“ die Etablierung einer neuen, eigenständigen Marke.
Bereits im Vorfeld bezeichneten viele „Elden Ring“ als „Dark Souls“ in einer offenen Spielwelt. Denn die Verwandtschaft zu den frühen „Souls“-Games ist unverkennbar. Nach einer Woche im Zwischenland aber können wir sagen: Diese Formulierung wird „Elden Ring“ nicht gerecht.
Denn wie stark sich klassische Open-World-Elemente auf die bewährte „Souls“-Mechanik auswirken würden, überrascht. „Elden Ring“ überzeugt und begeistert – vor allem aber emotionalisiert es mit tollen Augenblicken, die ohne das Zwischenland wohl nicht möglich gewesen wären.
Vom Befleckten zum Elden-Lord?
Die Geschichte hinter „Elden Ring“ könnte derweil beklemmender kaum sein. Das Zwischenland versinkt im Chaos: Seuchen, Krieg und Verrat sind über dem Reich hereingebrochen. Eure Aufgabe besteht nun darin, als Befleckter die Lords zu besiegen, den „Elden Ring“ zu einen und das Zwischenland zu retten. Das klingt wie ein typisches Fantasy-Märchen, wird aber düster und bedrückend präsentiert.
Euren Spielcharakter wählt ihr aus zehn vorgefertigten Klassen mit individuellen Statistiken, Waffen und Hintergründen. Zudem legen wir auch optionale Talismane fest, die euch einen kleinen Startbonus verpassen. Die Auswahl an Klassen reicht von Nahkämpfern wie dem Krieger oder dem Helden bis zu magisch versierten Distanzschützen wie dem Astrologen. Hinzu kommen Hybridklassen wie der Gefangene oder auch der Samurai.
Letztlich ist die Wahl der Klasse aber nur eine Momentaufnahme. Sobald ihr euren Fuß in das Zwischenland setzt, stehen euch alle Wege offen und ihr entscheidet mit dem Verteilen von Charakterwerten nach Stufenaufstiegen, welche Waffen und Fertigkeiten euer Befleckter tatsächlich verwenden kann.
Erste Schritt im Zwischenland
Nach einem kurzen Vorspiel und einem überschaubaren Tutorial entlässt euch „Elden Ring“ schließlich in seine offene Welt. Das Zwischenland ist unterteilt in verschiedene Regionen wie Limgrave oder die Seenlandschaft samt Akademie. Ladezeiten oder dergleichen gibt es aber nur nach Bildschirmtoden. Das Startgebiet Limgrave ist ein vergleichsweise freundlicher Ort: Dichte Wälder und saftige Wiesen zeigen, wie schön es im Reich mal gewesen sein muss. Doch spätestens, wenn euch am See ein riesiger Drache braun und kross brutzelt, wisst ihr, dass hier etwas nicht stimmt.
From Software greift bekannte „Souls“-Gameplay-Elemente auf und münzt sie auf die Welt von „Elden Ring“ um. Im Kampf erbeutete Runen investiert ihr in Stufenaufstiege, neue Ausrüstung beim Händler oder für Waffen-Upgrades. An so genannten Orten der Gnade rastet ihr und greift auf eine Reihe von Inventar- und Charakterfunktionen zurück. Solltet ihr aber zwischendurch drauf gehen, verliert ihr eure gesammelten Runen und habt eine Chance euch diese wiederzuholen. Sterbt ihr erneut, ist der erste Batzen weg. Der Verlust des eigenen Spielfortschritts und damit einer möglichen Weiterentwicklung spielt eine gewohnt große Rolle und erzeugt einen kleinen Nervenkitzel.
Zugleich aber passt From Software „Elden Ring“ auch an die gewaltige Spielwelt an: Entdeckte Orte der Gnade dienen als Schnellreisepunkte. In der Nähe eures Startpunkts macht ihr nicht nur Bekanntschaft mit dem Händler, sondern schaltet kurze Zeit später auch euer Reittier Sturmwind frei. Dieses leistet euch sowohl im Kampf als auch bei der Erkundung der Ländereien treue Dienste. Beispielsweise springt ihr mit Sturmwind in Wirbel und katapultiert euch so auf höhere Ebenen.
Außerdem ist das gehörnte Pferd dank seiner Doppelsprünge ideal für Klettertouren in den Bergen. Im Kampf ist Sturmwind ebenfalls extrem nützlich. Nicht nur, weil es eine eigene Energieleiste besitzt und somit Treffer aus- und abhält, sondern auch weil das Umrunden von Gegnern ein mehr als probates Mittel zum Sieg darstellt. Für unseren Geschmack muss From Software aber noch an der Steuerung, der Kamera und an der Spielbalance schrauben. Sturmwind ist eine tolle Ergänzung, aber noch nicht perfekt.
„Elden Ring“ ist ein einziges, gewaltiges Abenteuer
Wie schon aus der „Souls“-Reihe bekannt, nimmt euch auch „Elden Ring“ nicht sonderlich in die Hand oder stößt euch gar mit der Nase auf die nächste Story-Mission. Das zeigt sich auch bei einem Blick auf die Karte, die neben dem Terrain nur Orte der Gnade automatisch einzeichnet. Andere Orte wie etwa Dungeons müsst ihr händisch mit Stempel nachtragen. Zur Vervollständigung der Karte benötigt ihr zudem Fragmente, die ihr in der Spielwelt selbst vorfindet.
Die ersten Stunden seid ihr daher mit dem Zurechtfinden im Zwischenland und vermutlich mit der Jagd nach dem ersten Boss namens Margit das grausame Mal beschäftigt. Doch „Elden Ring“ möchte, dass ihr euch Zeit nehmt und entsprechend knackig ist der Bursche. Das Schöne: Dank der Open-World-Mechanik gibt es mehr als genügend Möglichkeiten, mehr Erfahrung zu sammeln und den Charakter aufzurüsten. Beispielsweise könnt ihr Camps oder Konvois überfallen, Katakomben durchsuchen oder unter Siegeln nach Mini-Bossen Ausschau halten. Die offene Spielwelt setzt euch keine Grenzen. Theoretisch könnt ihr bereits zu Beginn (fast) überall hin.
Dass das keine gute Idee ist, werdet ihr aber spätestens dann feststellen, wenn euch in späteren Gebieten Feinde mit einer Attacke ins Jenseits befördern. „Elden Ring“ ist fein ausbalanciert und macht überdeutlich klar, falls ihr mehr Zeit mit dem Entdecken und Aufleveln zubringen müsst. Das klassische Grinding spielt aber eine nicht ganz so dominante Rolle, da ihr nur selten alte Bereiche mehrfach durchlaufen müsst. Vielmehr sind die Gebiete so groß, dass ihr nebenbei Spielfortschritt erzielt und genau dadurch auch noch Entdeckungen macht.
Auf diesem Weg trefft ihr auch immer wieder Figuren, die euch im Spielverlauf begleiten und an der Tafel der Gnade – dem HUB-Level – zu finden sind. Dort könnt ihr etwa auch beim Schmied Waffen verstärken oder weiterführende Upgrades vornehmen. Nur, wenn ihr euch auch von dem Hauptpfad löst, werdet ihr weitere Fortschritte erzielen und Funktionen freischalten. Diese Verbindung aus Erkundung, Story und Gameplay motiviert enorm und unterstreicht die Bedeutung der Welt.
Mehr Magie
Aber egal, ob ihr das Zwischenland frei erkundet oder dem vermeintlichen roten Faden folgt – Der Kampf steht im Mittelpunkt. From Software spielt hier die Erfahrung aus den letzten Jahren souverän aus und präsentiert stark ausbalancierte Schlachten mit größerem Magie-Fokus als bislang. Man präsentiert mit Zauberei und Anrufungen gleich zwei mögliche Bereiche, mit denen ihr teils spektakuläre Aktionen wirken könnt.
Als zusätzliche Helfer erhaltet ihre eine geisterrufende Glocke, mit der ihr Erscheinungen wie Wölfe oder Skelettkrieger herbeirufen könnt. Sie kämpfen in vorgegebenen Bereichen an eurer Seite und sind gerade in Boss-Kämpfen eine gute Ablenkung.
Kommt ihr trotzdem nicht weiter, könnt ihr auch Koop-Partner zu Hilfe holen oder an bestimmten Punkten einen zusätzlichen NPC als Mitstreiter beschwören. Kurzum: Auf dem Schlachtfeld geht es turbulent zu und besonders die Bosse haben es einmal mehr in sich. Hier kommt es darauf an, Bewegungsabläufe zu erkennen und zu kontern, um so die richtigen Gegenattacken zu setzen.
Das Monster- und Gegnerdesign ist ausgezeichnet und reicht von Fußsoldaten und schweren Rittern bis hin zu Drachen und Baum-Wesen. Was in den High-Level-Regionen abgeht, lassen wir an dieser Stelle unkommentiert.
Die Tiefen des Action-Rollenspiels
Im Test von „Elden Ring“ vergingen die unzähligen Spielstunden wie im Fluge. Natürlich herrschte währenddessen nicht nur eitel Sonnenschein. Immer wieder blieben wir auch an Gegnern hängen, starben tausend Bildschirmtode und verloren dadurch unsere Runen. From Software setzt auf die hinterhältigsten Tricks und sorgt damit zwischendurch auch für Ärger und Frust. Auch wenn sich das Spiel insgesamt zugänglicher, offener und vor allem komfortabler gibt, ist es eben doch ein „Souls-like“ und damit wird es euch immer wieder an eure Grenzen bringen.
Zugleich aber betont es die schönen Seiten des Genres stärker. Der Charakterfortschritt bietet im Verlauf extrem viele Möglichkeiten zum Micromanagment: Wir mussten etwa mit Stufenaufstiege auf die Benutzung einer neuen Waffe hin arbeiten, suchten ewig lange nach einem stärkeren Stab für unseren Astrologen und tüftelten immer wieder an der Ausrüstung herum.
Mit Kriegsasche passen wir zudem Waffentalente an und verändern so den angerichteten Schaden. Auch das Crafting, welches ihr im Gegensatz zum Verstärken der Waffen unterwegs durchführt, fügt sich ausgezeichnet ein. Beim Erforschen sammelt ihr tonnenweise Ressourcen, die ihr entweder gegen Runen tauschen oder verbauen könnt. Die Masse an Helfer und Items ist immens und lädt zum Ausprobieren ein.
Meldungen zu Elden Ring:
- Miyazaki über die Spielzeit, die Entwicklung, das Gameplay und mehr
- Preload- und Freischaltungstermine vorgestellt
„Elden Ring“ präsentiert sich somit als Rollenspiel-Schwergewicht, das auch nach 20 und mehr Stunden neue Funktionen anbietet. In Kombination mit dem Entdecken einer sagenhaften Spielwelt ergibt sich eine explosive Mischung, die euch über viele Stunden vor den Bildschirm bannt. Dass ihr dem Spiel auch gerne zuschaut, liegt nicht zuletzt an der starken und atmosphärischen Präsentation.
„Elden Ring“ bietet auf der einen Seite immer wieder Postkartenmotive, kann aber auch zum Grusel-Abenteuer mutieren, wenn ihr durch abgelegene Dörfer voller Untoter schleicht. Sehr schön: From Software setzt den wuchtigen Soundtrack fast ausschließlich in den Boss-Kämpfen ein und macht sie so zu etwas Besonderem.
Kommentare
RikuValentine
24. Februar 2022 um 10:49 Uhr@John
Es gibt halt ein Unterschied wie man Dinge in so einem Konzept erzählt.
Die Nebenquests bei Horizon 2 die ich bis jetzt gespielt haben kratzen am Witcher 3 Niveau, Bösewichte sind noch wichtig für die Story, die Story selbst wirkt derweil nicht halbherzig, das Konzept der Maschinen ist interessant.
Odyssey war dahingegen einfach nur noch aufgebläht, die Bösen waren eine Sammelaufgabe, Nebenquests waren ziemlich uninteressant. Mythologie natürlich wieder gut umgesetzt aber seit es Witcher 3 gab ist AC auch ein Fantasy Ding geworden was keine direkte Richtung mehr hat. Und die Menge machts. Horizon und GoT sind trotz der Größe niemals aufgebläht und lang gezogen. Zumindest nicht so wie AC Odyssey. Und den schmalen Grad hin zu kriegen und nicht in Verwurstung zu ende ist diese Expertise die du suchst.
AC ist sicher kein schlechtes Game. Aber weit davon entfernt mit dem Umfang etwas gutes zu erzählen.
Valhalla hab ich nicht weit gespielt. Vllt ist das ja in späteren Stunden anders.
xjohndoex86
24. Februar 2022 um 12:12 Uhr@Riku
Die Expertise die ich suche findet man bspw. bei TW3, RDR2, Death Stranding und jetzt Elden Ring. Wenn man nämlich wagt wirklich eigenen Charakter in ein Spiel einzubringen bzw. ihm ein vollkommen eigenes Spielgefühl zu verleihen. 😉 Wie gesagt, im Kern sind diese Spiele genauso gestrickt und aufgebaut wie Ubi Titel. Ich hab da auch kein Problem damit, finde es nur schade dass Sony hier nicht mehr Eigenständigkeit zeigt. Gerade Ghost of Tsushima hat mich da maßlos enttäuscht, obwohl es an sich ein gutes Spiel war. Aber alles wirkte irgendwie… aufgesetzt.
RikuValentine
24. Februar 2022 um 12:30 UhrWitcher 3 war auch vollgepumt mit den normalen Aufgaben eines solchen Spiels. Nur hatte es den Vorteil gute Nebenquests zu haben. Daher nahm sich ja Ubisoft diese Formal für AC. Vergaß aber dabei was damals an AC gefeiert wurde. Hätte man das vielleicht besser verbunden wären sie sicher die besseren des Genres.
Puhbaron
24. Februar 2022 um 12:49 Uhr@xjohndoex86 Niesche waren die nie, gerade am Anfang haben die mit kingsfield ne erfolgreiche Reihe gehabt, dessen Wurzeln man sehr stark in jedem Soulsgame von denen sieht.
xjohndoex86
24. Februar 2022 um 13:17 Uhr@Puhbaron
So erfolgreich, dass erst der 4. Teil von KF in den Westen kam. 😉 Hinsichtlich der anderen Produktionen seiner Zeit fand ich FS immer nischig. Und damit haben sie sich ja auch wohl gefühlt.
Schnäbedehämbrä
24. Februar 2022 um 14:02 UhrElden Ring, HZD & AC zu vergleichen ist als ob man Kaviar, Filet Mignon & Maggi Tütensuppe vergleicht. Alle 3 sind Grundverschieden. Wobei eines ( Muss nicht erwähnt werden welches ) klar Qualitativ total Minderwertig ist. Das eine Befriedigt die Bedürfnisse der Massen durchaus. Aber verwöhnte Gourmet Gamer widert es einfach nur an. Guten Appetit mit der Digitalen Kost 🙂
Schnäbedehämbrä
24. Februar 2022 um 14:20 UhrAC Hat eine viel zu verwirrende unlogische Story. Assassinen & Templer waren nie in Ägypten, Amerika usw… Auch dieser Switch in die Gegenwart ist doch total Banane. eine Hauptstory mit 4-5 Nebenmissionen die immer gleich sind und viel mit sammle dies, suche jenes, bringe A nach B. Ein stur aufgelegtes Schema halt.
HZD hat dies auch aber in einem gesunden Mass. Dazu aber viel erfrischend anderes & hochwertiger in der Erzählung.
GoT war genau wie AC. Auch wenn es ein an für sich gutes Spiel war. Die Platin war nach der 10-20 Wiederholung der immer gleichen Nebenmissionen einfach nur Mühsam & Nervend.
HZD zocke ich von Anfang bis Ende durch ohne nur din Satz Text weg zu drücken & die Nebenmissionen sind die aufgesetzt oder Nervig.
AC mit HZD Gleichzusetzen ist blasphemisch & total an den Haaren herbei gezogen
knojo29
24. Februar 2022 um 15:20 UhrGestern erste Runden gedreht und muss sagen ist der Hammer das Game freu Michaelen heute Feierabend ist und es weiter geht
Yaku
24. Februar 2022 um 16:25 UhrSpielt hier schon jemand mit der PS5 Version und kann mir sagen, ob man einen Save Transfer von dem PS4 Save auswählen kann?
Rias1892
24. Februar 2022 um 18:07 UhrFür jeden der Angst vor Elden Ring hat ne kleine Anekdote.
Voller Vorfreude starte ich das Spiel, entscheide mich für einen Charakter, komme ins Spiel, öffne das Tor, gehe auf die Treppe zu und falle herunter. Bildschirm zeigt an: Ihr seid gestorben.
Meine Freundin lacht immer noch.
Jacksonaction
25. Februar 2022 um 07:13 UhrDie PS5 ist, wie soll es auch anders sein, doppelt so gut wie die Xbox 😀
BekBoss
25. Februar 2022 um 09:01 UhrHFW hat bessere Nebenquests als AC und sonstiges von Ubisoft je in einer Hauptmission geschafft hat. Alleine schon die Dialoge und die Gesten die die NPC machen beim erzählen ist eine eigene Hausnummer. Sorry aber HFW ist ein Meisterwerk, nur weil hier ein Elden Ring kommt mit einer Düsteren Welt und Story sollte man HFW ganz sicher nicht klein reden. Werde irgendwann mal bestimmt reinzocken aber bis dahin HFW dann GT7.