Zwei Jahre nach dem letzten Ableger fährt mit „GRID Legends“ heute der neueste Teil von Codemasters langjähriger Rennspiel-Reihe in den Handel. Die Entwickler möchten alte Stärken ausbauen, während sie gleichzeitig neue Impulse setzen wollen. Ob dieser Plan gelingt, das verraten wir euch nachfolgend in unserem Test.
Lahme Story im Doku-Stil
Herzstück und zugleich größte Neuerung des Games ist der Story-Modus mit dem Titel Driven to Glory. Die Geschichte dreht sich um mehrere Rennsportteams, die um die Meisterschaft konkurrieren und währenddessen regelmäßig von Kamerateams begleitet und mit Fragen gelöchert werden. Mittendrin ist auch ein kleiner Rennstall namens Seneca, der bisher unter dem Radar flog. Doch damit könnte bald Schluss sein – dank euch!
Ein neues Autorenn-Supertalent hat beim Team unterschrieben und könnte dieses zur großes Sensation führen. Hierbei handelt es sich natürlich um euch beziehungsweise eure Spielfigur, die schlicht Nummer 22 genannt wird. Ihr schwingt euch also hinters Steuer diverser Rennwagen, immer auf der Jagd nach der nächsten Bestzeit und dem nächsten Podiumsplatz. Allerdings haben die Champions auch noch ein Wörtchen mitzureden.
Die Geschichte dürfte euch insgesamt zwischen fünf und acht Stunden beschäftigen, abhängig von eurem fahrerischen Können und dem gewählten Schwierigkeitsgrad. In Kombination mit dem umfangreichen Karriere-Modus, in dem ihr es vom Rookie zum Profi bringen müsst, kommt ihr locker auf über 20 Stunden Spielzeit und das nur in den reinen Singleplayer-Modi. Ein sehr ordentliches Paket.
Erzählt wird die Story im Stile einer Doku, für die die Macher erstmals in der Historie der „GRID“-Reihe, echte Schauspieler engagiert haben. Zu den bekanntesten Gesichtern zählt Ncuti Gatwa („Sex Education“), der einen Fahrer eines rivalisierenden Teams spielt.
Der Look wirkt insgesamt hochwertig und erinnert dezent an die Disney+-Produktion „The Mandalorian“. Dies liegt daran, dass auch Codemasters für den Dreh der Zwischensequenzen die sogenannte Virtual Production-Technologie nutzten, die meisten Hintergründe wurden somit digital erstellt. Allerdings ist die Story an sich nur wenig originell. Die Charaktere sind ziemlich eindimensional und den Dialogen fehlt eine gewisse Spritzigkeit. Das führt im Endeffekt dazu, dass die Handlung zumeist nur vor sich hinplätschert und nie wirklich mitreißt.
Abwechslungsreiche Saison inklusive spannender Rennen
Dafür weiß die Kampagne glücklicherweise mit anderen Qualitäten zu überzeugen. Abwechslung wird von Codemasters in diesem Modus groß geschrieben, denn wir treten in verschiedenen Rennevents an und dürfen uns hinter das Steuer zahlreicher verschiedener Vehikel setzen. Teilweise treten sogar verschiedene Autotypen gegeneinander an. Insgesamt bietet „GRID Legends“ mehr als 20 Strecken in über 140 unterschiedlichen Layouts. Zudem stehen euch 130 Autos aus neun Fahrzeugklassen zur Auswahl. Frei wählen dürfen wir den fahrbaren Untersatz im Rahmen der Story zwar nicht, doch aufgrund der stetigen Varianz, vom normalen Rennwagen über einen massigen LKW hin zu einem leichten Elektroauto, wurde uns nie langweilig.
Die meisten Events sind klassische Rennen, in denen es natürlich darum geht, eine möglichst gute Positionierung zu erreichen. Immer mal wieder dürfen wir uns jedoch auch in anderen Renntypen beweisen. Der bei Fans beliebte Elimination-Modus feiert beispielsweise sein Comeback, in dem circa alle 30 Sekunden die letzten zwei Fahrer eliminiert werden. Des Weiteren gibt es noch Time Attack, in dem wir die Bestzeit auf einer Strecke jagen, sowie die neue E-Klasse, die es uns erstmals in einem „GRID“-Spiel erlaubt, mit Elektroautos über die Strecken zu brettern.
Dass uns vor dem Start eines jeden Rennens eine Zielvorgabe mit auf den Weg gegeben wird, etwa eine Mindestplatzierung zu erreichen oder vor einem bestimmten Fahrer das Event zu beenden, sorgt für zusätzliche Motivation. Gerade Spieler, die eher selten Titel dieser Art spielen, dürften so dazu angehalten werden, durchgehend am Ball zu bleiben. Für erfahrene Rennspiel-Fans könnten viele dieser Vorgaben derweil einen Tick zu leicht ausfallen. Darüber lässt sich jedoch angesichts der durchweg spannenden Rennen durchaus hinwegsehen.
Diese profitieren vom erneut vertretenen Nemesis-System, welches dafür sorgt, dass ihr euch gewissermaßen Erzrivalen auf der Strecke macht. Das könnte so aussehen: In der Anfangsphase des Rennens, wenn das Feld noch dicht beisammen ist, rammt ihr in einer engen Kurve einen Kontrahenten in die Bande. Das Feature sorgt nun dafür, dass sich der Gegner eure Attacke merkt. Wenn ihr euch später im Rennen oder auch einem nachfolgenden Event nochmal begegnen solltet, könnte er sich an euch rächen wollen, indem er euch von der Strecke rammt. Sollte das einmal passieren, dürft ihr, wie in den Vorgängern, pro Rennen glücklicherweise dreimal die Zeit zurückdrehen, um Fehler auszubügeln.
In Kombination mit dem Choreographer 2.0 bleiben die Schlachten auf dem Asphalt so immer angenehm spannend. Dieses Feature ist dafür zuständig, dass sich idealerweise jedes Rennen einzigartig anfühlen soll. Es steuert die Gegner-KI und soll dafür sorgen, dass diese nicht einfach stur der Ideallinie folgen, sondern auch Fehler machen. Eure Kontrahenten rempeln sich untereinander an, vermasseln das Timing beim Bremsen oder überschlagen sich bei besonders brenzligen Manövern. Auch nach weit über 15 Stunden mit Story- und Karriere-Modus wurde uns nie langweilig – ganz im Gegenteil. Die Rennen blieben durchweg spannend.
Zudem fehlt schönerweise der berühmt berüchtigte Gummibandeffekt, der dafür sorgt, dass die Gegner selbst dann zu euch aufschließen, wenn ihr absolut perfekt fahrt. Codemasters haben sich für ein System entschieden, das sie Packing nennen. Das sorgt kurz gesagt dafür, dass eure Kontrahenten zu euch aufschließen, wenn ihr Fehler macht und beispielsweise in eine Bande reinrauscht. Fahrt ihr jedoch fehlerfrei, könnt ihr gut und gerne mit einem Vorsprung von zehn Sekunden ins Ziel kommen. Es ist ein ordentlicher Kompromiss, der uns während des Tests nie negativ aufgefallen ist. Selbiges können wir ebenfalls über das Fahrgefühl sagen.
Großartiges Fahrgefühl dank DualSense-Unterstützung
„GRID Legends“ wählt, wie schon seine Vorgänger, einen Mittelweg zwischen Arcade-Racer und beinharter Rennspielsimulation. Ihr könnt zwar verschiedene Fahrhilfen ausschalten und das Erlebnis so etwas mehr in Richtung Realismus lenken, doch von einer ausgewachsenen Simulation im Stile eines „Gran Turismo“ ist das Spiel weit entfernt. Das möchten wir Codemasters jedoch nicht vorwerfen, schließlich war dies nie ihre Intention.
Die verschiedenen Autos haben alle ein spürbares Gewicht auf der Strecke und steuern sich sehr präzise. Es gibt zwar Fahrzeuge, die etwas mehr Feingefühl verlangen, etwa ultraleichte Rennwagen oder wuchtige Trucks, doch nach spätestens einer Runde hatten wir uns in der Regel auch daran gewöhnt. Ihr könnt außerdem natürlich wieder zwischen verschiedenen Perspektiven wählen, wobei wir euch die Cockpit-Perspektive ans Herz legen möchten. Zu sehen, wie eure Spielfigur das Steuer herumreißt, während ihr mit dem rechten Stick immer wieder den Rückspiegel checkt, macht die ohnehin spannenden Rennen noch ein gutes Stück intensiver.
Dass sich die unterschiedlichen Events und Vehikel so gut anfühlen, liegt in der von uns getesteten PlayStation 5-Version zu einem großen Teil auch an der sehr guten Einbindung des DualSense-Controllers. Durch feine Vibrationen spürt ihr kleine Unebenheiten auf der Strecke oder das Rutschen über den Asphalt bei Drifts. Die adaptiven Trigger haben beim Gas geben und bremsen einen angenehmen Widerstand, der das Treten der Pedale nachstellt. Durch die Kombination all dieser kleinen Details fühlt sich das Fahren in „GRID Legends“ wirklich sehr gut an und zieht euch so noch etwas mehr in die Rennen hinein.
Schade ist allerdings, dass wir unsere freigeschalteten Autos, die wir mit erspielten Punkten im Rahmen der Story und Karriere für erfolgreiche Rennen erhalten, nicht richtig tunen dürfen. Diese Möglichkeit beschränkt sich eher auf die stufenweise Einstellung von fünf Parametern, etwa Federn und Stoßdämpfern, sowie optische Anpassungen. Neue Teile einzubauen ist nicht möglich, wodurch das Tuning etwas rudimentär bleibt. Gerade da wir Mitglied eines Rennstalls sind und über Talentbäume sogar unseren Mechaniker und Teamkollegen verbessern dürfen, wird hier etwas Potential verschenkt. In separaten Menüs können wir Punkte in Talentbäume investieren, um etwa die Preise beim Kauf neuer Autos zu reduzieren. Entscheidend für den Fortschritt in der Story oder Karriere war dies allerdings nicht.
Ordentliche Technik mit Schwächen
Kommen wir nun zur Technik von „GRID Legends“, die einen durchaus ordentlichen und guten Eindruck macht. Die Modelle der verschiedenen Fahrzeuge sind sehr gut gelungen und auch die Designs der Strecken wissen zu gefallen. Insbesondere nachts und bei Regen oder Schnee, einem neuen Wetterzustand, machen die Rennen einiges her und sehen dank Rauch und vieler Spiegelungen auf dem Asphalt und den Autos wirklich schick aus. Ihr solltet jedoch kein visuelles Meisterwerk erwarten. Darüber hinaus lief das Spiel stets butterweich auf der PS5, wodurch wir auch mit 22 Fahrzeugen auf der Strecke ein sehr gutes Geschwindigkeitsgefühl hatten.
Dass die Engine inzwischen etwas in die Jahre gekommen zu sein scheint, macht sich vor allem abseits der Strecke bemerkbar. Es kam während unseres Tests regelmäßig zu Textur- und Objekt-Pop-ups sowie deutlich zu spät nachladenden Umgebungstexturen. Das schmälert den ansonsten guten Gesamteindruck und nagt an der, auch wegen guter Soundeffekte, ordentlichen Atmosphäre während der Rennen. Auch abseits der Technik setzten Codemasters vorwiegend auf Bewehrtes, das zumeist vernünftig verbessert wurde. Nur echte Neuerungen gibt es, abseits vom Driven to Glory-Modus und dem Hop-in-Feature im Mehrspieler, gegenüber dem Vorgänger kaum.
Apropos Multiplayer: Den konnten wir natürlich noch nicht unter realen Bedingungen testen. Es gibt die Möglichkeit, durch die Hop-in-Funktion jederzeit einem Rennen beizutreten, selbst wenn dieses schon laufen sollte. Das funktionierte bereits ordentlich, auch wenn es teils recht lange Wartezeiten vor dem Start eines Events gab und auch die Server spielten noch nicht immer ganz mit. Wahlweise dürft ihr sogar die Karriere gemeinsam mit Freunden über dieses Feature durchspielen. Solltet ihr einmal kein Rennen nach eurem Geschmack finden, könnt ihr dank des Race Creators mit wenigen Handgriffen ein eigenes Event erstellen. Die Einstellungsmöglichkeiten sind angenehm umfangreich und laden dazu ein, sich kreativ schön auszutoben.
Kommentare
Horst
25. Februar 2022 um 13:51 UhrWie ich schon dachte. Im Kern gut, diesen Story-Scheiss hätte man sich sparen können. Wird mal für wenig geld gebraucht geholt. Schade um Codemasters, hätt sie liebend gerne unterstützt, aber ich hol mir dann lieber GT7!
kuw
25. Februar 2022 um 15:16 UhrWer braucht GRID? Wirkt eher wie ein Panik Release schnell vor GT7 raus bringen .. noch 1 Woche männers!
Zockerfreak
25. Februar 2022 um 15:44 UhrWerde ich mir auch noch holen,hab ja eigentlich keine Lust mehr auf der Konsole zu zocken,schade das GT7 nicht für PC kommt
samonuske
25. Februar 2022 um 15:46 UhrIch frag mich echt immer was solche Tester an Story bei einem Rennspiel erwarten !? Hier wird kein James Bond Titel abgeliefert der ab und an mal ein rennen fährt. HAHA warum nicht,stellt mich ein ich schreib euch eine Story !!!
ABWEHRBOLLWERK
25. Februar 2022 um 19:40 UhrHört sich alles nicht verkehrt an. Hätte Codemasters auch gerne unterstützt aber die döddel bringen das im gleichen Zeitraum wie GT7. Wie daneben kann man bitte sein?