Update: Nach reichlich Kritik nahm sich John Riccitiello in einem Tweet dem Feedback der Spieler und Entwickler an. Zunächst sorgte er für eine Entschuldigung, bevor er versuchte, sein beabsichtigte Aussage ins rechte Licht zu rücken.
Nachfolgend lest ihr sein komplettes Statement:
„Ich möchte sowohl über das, was ich in dem Interview gesagt habe, als auch über meinen darauffolgenden Tweet sprechen. Ich werde mit einer Entschuldigung beginnen. Meine Wortwahl war ziemlich grob. Das tut mir leid. Ich höre zu und werde mich bessern.
Was ich vielleicht tun kann, ist, mehr darüber zu sagen, was ich dachte, als ich das Interview gab. Was ich gesagt hätte, wenn ich mir mehr Mühe gegeben hätte.
Erstens: Ich habe großen Respekt vor Spieleentwicklern. Die Arbeit, die sie leisten, ist erstaunlich. Die Kreativität kann unglaublich sein, egal ob es sich um ein AAA-Konsolen-, Handy- oder Indie-Spiel handelt, das von Millionen gespielt werden soll. Oder ein kreatives Projekt, ein Spiel, das nur aus purer Freude an der Sache gemacht wird.
Zweitens: Ich habe festgestellt, dass die meisten Spieleentwickler unglaublich hart arbeiten und wollen, dass die Leute ihr Spiel spielen. Dass sie es genießen. Und, wenn es für sie passt, dass die Spieler sich intensiv damit beschäftigen. Die Spieleentwickler, mit denen ich am engsten zusammengearbeitet habe, sind oft besorgt darüber, ob die Spieler das Spiel lieben und die ganze Arbeit und Liebe, die in die Entwicklung geflossen ist, zu schätzen wissen.
Drittens: Manchmal wollen Spieleentwickler einfach nur, dass eine Handvoll Freunde das Spiel genießen. Kunst um der Kunst willen und Kunst für Freunde. Andere wollen, dass die Spieler das Spiel oder Spielgegenstände kaufen, damit sie ihren Lebensunterhalt verdienen können. Beide Motivationen sind edel.
Viertens: Ich habe versucht zu sagen, dass es für Spieleentwickler bessere Möglichkeiten gibt, frühzeitig zu erfahren, was die Spieler von ihrem Spiel halten. Um aus ihrem Feedback zu lernen. Und wenn der Entwickler will, kann er das Spiel auf der Grundlage dieses Feedbacks anpassen. Man hat die Wahl: zuhören und handeln oder nur zuhören. Auch hier sind beide Entscheidungen sehr berechtigt.
Wenn ich meine Worte klüger gewählt hätte, hätte ich genau das gesagt… wir arbeiten daran, den Entwicklern Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie besser verstehen können, was ihre Spieler denken, und es liegt an ihnen, auf der Grundlage dieses Feedbacks zu handeln oder nicht.
Wie auch immer, das war’s. Viele Worte. Und ein Satz, von dem ich wünschte, ich hätte ihn nie gesagt“
Meldung vom 15. Juli 2022: Der Unity CEO John Riccitiello, der einst an der Spitze des Publishers Electronic Arts war, äußerte sich in einem Interview recht abfällig über Entwickler, die bei der Produktion von Spielen nicht frühzeitig die Monetisierung mit einbauen. Es seien „verdammte Idioten“.
Auf die Frage nach dem Widerstand einiger Entwickler gegen die Implementierung der Monetarisierung in einer frühen Phase des Entwicklungsprozesses antwortete der Unity-Geschäftsführer, dass er diese Leute zwar zu schätzen wisse, dieser Ansatz aber auch dumm sei.
Ferrari, Ton und Schnitzmesser
„Ferrari und einige der anderen High-End-Automobilhersteller arbeiten immer noch mit Ton und Schnitzmessern. Es ist ein sehr kleiner Teil der Spieleindustrie, der so arbeitet. Und einige dieser Leute sind mir die liebsten Menschen auf der Welt, mit denen ich streiten kann – sie sind die schönsten und reinsten, brillantesten Menschen. Sie sind aber auch einige der größten Idioten“, so Riccitiello.
Der Vorschlag, die Monetarisierung früher im kreativen Prozess zu implementieren, stieß bei einigen Entwicklern auf Ablehnung. Laut Riccitiello gebe es jedoch „keinen einzigen Entwickler auf der Welt“, der nicht wissen möchte, wie er seine Spiele optimieren kann, um damit mehr Erfolg zu haben.
Riccitiello erklärte weiter: „Ich bin schon länger in der Spieleindustrie als die meisten anderen – bis zu den grauen Haaren und all das. Früher war es so, dass die Entwickler ihr Spiel den Publishern und Vertriebsmitarbeitern über die Mauer warfen, ohne dass es vorher eine Interaktion gab. Dieses Modell ist in der Philosophie vieler Kunstformen und Medien verankert. Und ich habe großen Respekt davor; ich kenne ihre Hingabe und Sorgfalt.“
Allerdings teile sich diese Branche in „diejenigen, die immer noch an dieser Philosophie festhalten, und diejenigen, die sich massiv damit beschäftigen, wie man herausfindet, was ein erfolgreiches Produkt ausmacht“.
Entwickler reagieren auf die Aussagen von Riccitiello
Die Reaktionen aus den Reihen der Entwickler und Community ließen nicht lange auf sich warten und verurteilten die Äußerungen von Riccitiello weitgehend.
„Ich stimme John Riccitiello absolut nicht zu“, heißt es etwa in einem Statement auf Twitter. „Was dieser Drecksack nicht begreift, ist, dass manche Leute einfach Spaß daran haben, Spiele zum Spaß zu machen. Oder um sich weiterzubilden. Oder um einen Gedanken, eine Idee oder eine Erfahrung mit anderen zu teilen. Diese Schöpfer und ihre Spiele sind absolut legitim. Und ihr Prozess sollte nicht verurteilt werden.“
Es folgte die Frage, warum diese Entwickler Idioten seien, nur weil sie den Spielern nicht das Geld aus der Tasche ziehen möchten.
Oder auch: „John Riccitiello hält mich für einen Idioten. Ich halte ihn für ein kleines, gieriges Kapitalistenschwein, dem es nur ums Geld geht. Ich habe es so satt, dass Leute wie er Dinge ruinieren, die ich liebe.“
Ein anderer Twitter-User fasste seine Sicht auf die Dinge wie folgt zusammen:
Come on Game Dev twitter; why are we pretending that we’re only just now realizing John Riccitiello is the evil CEO that he is?
We’ve known this for *Decades*, the dude ran EA.
EA!
Do better!
— Snipehunter (@snipehunter) July 14, 2022
Weitere Meldungen zu Unity.
Diese News im PlayStation Forum diskutieren
(*) Bei Links zu Amazon, Media Markt, Saturn und einigen anderen Händlern handelt es sich in der Regel um Affiliate-Links. Bei einem Einkauf erhalten wir eine kleine Provision, mit der wir die kostenlos nutzbare Seite finanzieren können. Ihr habt dabei keine Nachteile.
Kommentare
Pitbull Monster
15. Juli 2022 um 14:35 UhrDem Kerl haben wir wahrscheinlich den katastrophalen dritten Teil von Dead Space zu verdanken. Er gehört wohl zu den größten Idioten in der Industrie, jetzt kauft er für Unity eine Malware Firma. Ist wohl so dumm wie der Vorstand von Bayer, die eine Gift Firma gekauft hatten.
Playzy
15. Juli 2022 um 14:49 UhrWas soll man dazu sagen? Jeder will geld verdienen, die einen ehrlicher als die anderen.
Rikibu
15. Juli 2022 um 14:50 Uhrwas willste da groß planen? liefer den kunden ein spielerlebnis, für welches sie ihre hart verdienten Steine hinlegen wollen um es day 1 spielen zu dürfen… fertig ist die monetarisierung.
stelle die kreativität, die kunst, die technologie und deren möglichkeiten in den fokus und nicht durch neuromarketing erkenntnisse erlangtes wissen in den fokus, welches quasi an körperverletzung grenzt, weil sich viele gegen diese loot karotte usw. nicht wehren können oder wollen.
Von gesetzeswegen müsste jedes spiel, welches versucht mit know how aus dem neuromarketing unter Glücksspiel-Gesetzmäßigkeiten gestellt werden – allein aus Opferschutzgründen.
du entwickler hast dich verrant, weil mehr BWLer und neuromarketing fritzen dir ins Produkt quatschen als es game designer, grafiker und 3d artists je könnten?
dann lass deine Schlipsträger ihre cashcow selbst entwickeln, zwinge aber keinen kreativen kopf mit der brieftasche zu denken
Horst
15. Juli 2022 um 14:52 UhrTja, so läuft das eben in den oberen Etagen der großen Firmen. Kapital- und Gewinnmaximierung, das ist alles was zählt. Sieht man dann auch an ihren Spielen. Herzlos, seelenlos, vollgepackt mit Microtransaktionen, DLCs, Season-Passes, und weiß der Geier was noch. Seht euch nur all die Studios an, die EA geschluckt hat. Kein einziges davon hat sich nach der Übernahme zum positiven verändert. Dass Leute, die einfach nicht nur Dollarzeichen in den Augen haben, sondern in erster Hinsicht ein schönes Spiel erstellen wollen, in seinen Augen Vollidioten sind, macht aus seiner Perspektive Sinn. Aber das ist eine Perspektive, aus der ich Videospiele nicht sehen möchte, und ich glaube, die meisten Entwickler auch nicht.
Zischrot
15. Juli 2022 um 15:03 UhrEhemaliger EA-CEO, was erwartet man von solch einer Persönlichkeit auch sonst? Mehr als Dollarzeichen in den Augen sieht solch eine Person nicht. Das sind genau die Art von Leuten, die gute IPs durch ihre Geldgeilheit ruinieren.
BruceWayne
15. Juli 2022 um 15:20 UhrDer Fisch fängt am Kopf an zu stinken.
Horst
15. Juli 2022 um 15:22 UhrÜbrigens, vor 3 Jahren berichtete Forbes folgendes:
„John Riccitiello, the CEO of gaming company Unity Technologies, repeatedly sexually harassed female colleagues, propositioning them for sex and then threatening one if she spoke about his behavior, the former executive claims in a lawsuit filed last week….“
Wieso also sollte man diesen Mann noch ernst nehmen, und wieso hat er seinen Posten noch inne?!?! Speaking of „idiots“, Mr Riccitiello!
xjohndoex86
15. Juli 2022 um 17:53 UhrWie kann es sein, dass dieser A*sch jetzt Chef von Unity ist? Ist ja vollkommen absurd. ^^ Damals schon ’ne ganz schlimme Galionsfigur, die nur noch von Peter Moore getoppt werden sollte. 2 Leute, die wirklich maßgeblich für EAs schlechten Ruf verantwortlich sind.
Rikibu
15. Juli 2022 um 19:53 UhrBedenkt man, dass er einst bei EA gescheitert ist als CEO – trotz dieser Ansicht, dass man eher an Monetarisierung statt dem eigentlichen Spiel denken sollte – ist ja voraussehbar, dass er auch bei seinem nächsten Job nicht lange bleiben wird, schließlich ist Unity in erster Linie ein Tool um kreative Visionen möglichst effektiv umzusetzen und keine Casino Klickibunti Zusammenbau Baukasten Software. Fliegt er auch hier, scheint ja ein Fehler in seinem Denkparadigma vorzuherrschen…
irgendwie erinnert er mich aber an den arroganten Don Mattrick von Xbox zur Zeit der Xbox One Anbrüllung
TrexXa
15. Juli 2022 um 20:19 UhrDer sieht aus wie der Imperator. 😉
Horst
18. Juli 2022 um 10:50 UhrNa da rudert aber jemand ganz gewaltig zurück. Vom großkotzigen „alles Idioten“ also zum „wir lieben uns alle und alle sind toll, egal wie man Spiele macht und vermarktet“?!?!?! Da hat wohl jemand von noch weiter oben eine schöne Maulschelle abgekriegt?! 😀 😀 Was für ein Witz! Der Kerl ist ekelhaft!
naughtydog
18. Juli 2022 um 11:15 Uhr@Zischrot
du hast natürlich Recht, aber die Aktionäre gehören in den gleichen Sack. Also die nicht vergessen.
naughtydog
18. Juli 2022 um 11:16 Uhr@TrexXa
mich erinnert er an ein Comic-Faultier.
xjohndoex86
18. Juli 2022 um 12:15 UhrNa, immerhin. Mal etwas Wertschätzung. Die konnte er ja so viele Jahre nicht aufbringen.
MOON
18. Juli 2022 um 14:22 Uhr„Ach Mist, mein Gelaber kam nicht gut an, schnell entschuldigen“
Argonar
18. Juli 2022 um 15:33 UhrUnrecht hat er nicht, zumindest mit dem Zusatz, dass er nur für Devs (eigentlich Studios) gilt, die von ihrer Arbeit leben wollen und es nicht als Hobby betreiben.
Mieten, Gehälter, Hardware, Lizenzen und Werbung müssen bezahlt werden. Man sollte sich schon früh in der Entwicklung im Klaren sein, wie man vor hat das alles zu finanzieren, weil es Einfluss auf das Spiel haben wird.
Das schlimmste wäre am Ende der Produktion auf ein klassisches single player game eine Paywall drüber zu stülpen.
Anon
18. Juli 2022 um 16:44 Uhr„diejenigen, die sich massiv damit beschäftigen, wie man herausfindet, was ein erfolgreiches Produkt ausmacht“.
Kotz, würg und spuck. Klar sind Videospiele „nur“ ein Produkt aber diesen Schweinen ist das Medium Videospiel doch scheißegal und nur ein Mittel zum Zweck um an schnöden Mammon zu kommen und die Gehirngewaschenen Schafe fressen ihnen aus der Hand. Wenn ich dann noch in einer anderen News lese das die Umsatz prognosen für Mikrotransaktionen im J2025 bei 20Milliarden liegen kann ich gar nicht so viel kotzen wie ich möchte.