Die diesjährige Ausgabe der Crunchyroll Expo (CRX) hielt nicht nur allerlei aufregende Neuigkeiten und Weltpremieren rund um das Thema Anime für die angereisten Fans bereit, sondern bot auch die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Einen solchen gewährte etwa Masahiko Minami, das Oberhaupt der Anime-Schmiede Studio BONES („Fullmetal Alchemist“) den ihm gebannt lauschenden Menschen im Crunchyroll Stage Room.
Dort sprach er unter anderem über seine Zeit beim Unternehmen und ging auf einige große Projekte ein, an denen die verschiedenen Teams derzeit arbeiten. Hierzu zählen natürlich bekannte Hochkaräter wie „Bungo Stray Dogs“, „Mob Psycho 100“ oder auch das Superhelden-Abenteuer „My Hero Academia“. Des Weiteren hatte PLAY3.DE die Gelegenheit, mit Minami-san nach dem Panel persönlich zu sprechen. Was er uns erzählt hat, erfahrt ihr weiter unten im Artikel.
Behind the Scenes bei Studio BONES mit Masahiko Minami
Zunächst gewährt der Studio BONES-Boss einen kleinen Einblick in seinen Arbeitsalltag. Laut eigener Aussage fühle er sich nicht wie der Leiter der Firma, sondern vielmehr wie ein Produzent, der mit allen Abteilungen zusammenarbeite. Er wirkt zum Beispiel an der Ausarbeitung von Designs und der Drehbuchentwicklung mit. Davon abgesehen sei er viel damit beschäftigt, seine E-Mails zu beantworten und an Besprechungen teilzunehmen. Das Zusammensitzen mit seinen Mitarbeitern nach Feierabend mit etwas Alkohol nutze er derweil zum Abschalten. Da hier allerdings auch immer wieder über laufende Projekte gesprochen werde, betrachte er diese Zeit jedoch ebenfalls gewissermaßen als Teil seiner Arbeit.
Angesprochen auf den Anime, der das Studio einem größeren Publikum bekannt gemacht habe, erwidert Minami-san kurz darauf das Fantasy-Adventure „Fullmetal Alchemist“, das einige Jahre später von Studio BONES auch eine Neuauflage mit dem Titelzusatz „Brotherhood“ spendiert bekam. Diese Serie habe dazu beigetragen, dass sich viele Zuschauer erst des breiten Anime-Katalogs, den das Unternehmen vorzuweisen hat, wirklich bewusst geworden seien. Zusammen mit weiteren Titeln, an denen BONES damals arbeitete, etwa „Wolf’s Rain“ sowie „Ouran“, habe das Unternehmen ein internationales Publikum erreichen können.
Ein besonderes Werk, auf das Masahiko Minami während des CRX-Panels zu sprechen kam, war das berührende Romantik-Drama „Josee, der Tiger und die Fische“. Wie er erklärt, habe sich das damalige Team, das für den Anime-Film verantwortlich war, vor allem deshalb für dessen Umsetzung stark gemacht, da diese Arbeit so anders gewesen sei als alles, was Studio BONES zuvor gemacht hätte. Es hätte eine neue Herausforderung für die Macher dargestellt, die so begeistert von der Aussicht waren, diese Produktion realisieren zu können, dass das Studiooberhaupt dem Film letztendlich grünes Licht gab.
Natürlich ging Minami-san ebenfalls auf den Anime-Hit „Mob Psycho 100“ ein. Die ersten zwei Episoden der 3. Staffel der Serie feierten direkt im Anschluss an das Panel ihre Weltpremiere auf der Crunchyroll Expo 2022. Unsere Meinung zum Auftakt von „Mob Psycho 100 III“ lest ihr hier. Die Arbeit an dieser Produktion sei laut dem Studio-Boss insbesondere deshalb so anspruchsvoll, da die Serie noch vollständig per Hand gezeichnet werde. Dies sei ein ungeheurer und sehr kräftezehrende Aufwand, den das für die Serie verantwortliche Team betreibe.
Doch nun kommen wir endlich zu unserem eingangs erwähnten Interview mit Masahiko Minami. In einem kurzen Gespräch erzählte er uns mehr über seine persönliche Beziehung zu „Mob Psycho 100“, den großen Druck, unter dem viele Anime-Studios angesichts oftmals knapper Produktionspläne stehen, sowie die Chancen, welche sich durch die Kooperation mit Streaming-Riese Netflix ergeben.
„Mit diesem neuen Medium können wir neue Herausforderungen annehmen“
Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Minami-san sowie zwei Übersetzerinnen im Pressebereich an einen Tisch zu setzen und ihm auf der Crunchyroll Expo 2022 ein paar Fragen zu stellen. Zunächst wollten wir vom Studio BONES-Boss wissen, was seiner Meinung nach den besonderen Reiz von „Mob Psycho 100“, mit dessen Manga-Vorlage unser sehr gut gelaunter Gesprächspartner anfangs übrigens nicht vertraut war, ausmachen würde.
Nachdem sein Unternehmen den Zuschlag für die Produktion der Anime-Serie erhalten hatte, habe er sich direkt die ersten fünf Manga-Sammelbände gekauft und diese an einem Tag durchgelesen. Er hatte dabei vor allem das Gefühl, der Reiz der Serie würde in den übersinnlichen Kämpfen liegen, allerdings mindestens ebenso sehr an der Tatsache, „dass Mob ein Kind mit einer Menge wirklich komplizierter und komplexer Probleme ist. Ich hatte das Gefühl, dass auch dieser realistische Aspekt eine großartige Gelegenheit für uns war, ihn in einem Anime umzusetzen.“
Anschließend ging es um ein durchaus ernstes Thema, mit dem sich viele Anime-Studios bereits seit Jahren konfrontiert sehen: Sehr eng bemessene Produktionspläne. Seit einiger Zeit tauchen fast regelmäßig Berichte über die teils harschen Bedingungen auf, unter denen selbst große Blockbuster-Titel wie „Attack on Titan: Final Season“ zu leiden haben. Deshalb wollten wir von Minami-san wissen, wie Studio BONES mit dem großen zeitlichen Druck umgeht.
„Ja, wir arbeiten mit einem sehr schwierigen Zeitplan. Wir arbeiten die ganze Zeit sehr hart. Aber wir als Studio BONES haben fünf Unterstudios und die Teams, die Produktionsteams und die Animationsteams, arbeiten sehr eng zusammen, obwohl jedes Studio unabhängig arbeitet. Es gibt also das Studio, das an „Mob Psycho 100“ arbeitet, und dann gibt es das Studio, das an „Bungo Stray Dogs“ arbeitet – Sie arbeiten nicht zusammen, sie arbeiten nicht an dem Projekt des anderen mit.“
Daraufhin fügt Masahiko Minami noch hinzu: „Das gilt nicht nur für BONES, sondern auch für Animationsstudios in ganz Japan: Wir bringen jedes Jahr eine Menge Anime heraus, und es ist in der Tat sehr schwer, mit dem Personal auf dem Laufenden zu bleiben und sicherzustellen, dass wir die nötigen Ressourcen haben.“
Ein Partner, mit dem Studio BONES, genauso wie weitere namhafte Anime-Unternehmen zusammenarbeiten, ist Streaming-Anbieter Netflix. In Kooperation mit dem VoD-Service entstehen verschiedene Originalproduktionen, die über die Plattform weltweit potentiell vielen Zuschauern gleichzeitig zur Verfügung gestellt werden. Wie Minami-san uns erklärte, arbeite seine Firma für neue Projekte mit Netflix zusammen, „auch aktuell“.
Der Fokus der „Mob Psycho 100“- oder auch „My Hero Academia“-Macher würde jedoch nicht auf kommenden Netflix-Produktionen liegen, sondern vielmehr darauf, mit ihren Werken „ein internationales Publikum zu erreichen, und ich finde es großartig, dass wir in der Lage sind, japanische Anime in die ganze Welt zu bringen.“ Dass nun zahlreiche Menschen überall auf der Erde die Möglichkeit hätten, nicht nur neue, sondern auch alte Werke des Studios anzusehen, „das ist etwas, dass mich sehr hoffnungsvoll stimmt und auf das ich sehr stolz und begeistert bin.“
Direkt im Anschluss schiebt Minami-san hinterher: „Mit diesem neuen Medium oder dieser neuen Methode können wir einige neue Herausforderungen annehmen. Wir sind in der Lage, mit neuen Stilen und neuen Ausdrucksformen zu arbeiten, und das ist sehr aufregend.“
Abschließend ging es noch um ein ganz anderes Thema, denn in einem älteren Interview erklärte Minami-san einmal, der Markt für weibliche Anime-Fans sei damals noch vergleichsweise unterentwickelt gewesen. Diese Frage brachte unseren Interviewpartner tatsächlich kurz aus dem Konzept, doch mit einem charmanten Lächeln erklärte er uns, er wisse aufgrund seines „hohen Alters“ nicht mehr, was er damals genau gesagt habe.
Tatsächlich sei der Anteil weiblicher Fans bei den aktuellen Studio BONES-Anime jedoch sehr hoch – sogar deutlich höher als der der männlichen Fans! „Bei „Mob Psycho 100“ haben wir also viele weibliche Fans. „Bungo Stray Dogs“ – viele weibliche Fans. Und auch bei “ My Hero Academia“ gibt es viele weibliche Fans; genauso wie bei „SK8“. Sie alle richten sich eher an ein weibliches Publikum. Im Moment versuchen wir also zu denken: Okay, wir müssen etwas erschaffen, das ein bisschen männlicher ist. Wir müssen jetzt mehr das männliche Publikum ansprechen! Es ist also ein ziemlicher Kontrast.“
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses kleine Interview genommen haben, Minami-san!
Auf welchen kommenden Anime von Studio BONES freut ihr euch in nächster Zeit besonders?
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Kommentare
DerRichter
14. August 2022 um 17:48 UhrIch Finds blöd dass ihr nicht mehr nur über Sony sachen berichtet… 🙁
Spaß beiseite, finde die Balance mit anderen Themen hier sehr gut!
Darth_Banane567
14. August 2022 um 17:54 Uhr@DerRichter Crunchyroll ist doch Sony
Christian1_9_7_8
14. August 2022 um 18:13 Uhr@ DerRichter 100% Sony
DerRichter
14. August 2022 um 19:04 UhrOhja, stimmt. Ist bei mir irgendwie noch nicht so drin ^^ aber auch wenns nicht Sony wäre, wäre es nicht schlimm 🙂
GeaR
14. August 2022 um 20:20 Uhr„Okay, wir müssen etwas erschaffen, das ein bisschen männlicher ist. Wir müssen jetzt mehr das männliche Publikum ansprechen! Es ist also ein ziemlicher Kontrast.“ – Das man sowas noch in der heutigen Zeit lesen kann 😀 Ich finde es aber super, wenn mal ein „männlicher Anime“ erscheint. Was wäre ein männlicher Anime? Golden boy oder Great Teacher Onizuka? Diese Animes vermisse ich aber tatsächlich. Die waren einfach so fremdschämlustig. Mir persönlich fehlen bei den Animes oft dieser eigene Stil. Voll oft sind sie einfach identisch mit anderen Animes. Da freue ich mich, wenn es mal so ein europäischen Look hat wie bei AOT. Auch One Punch Man fand ich super aber dann war die zweite Staffel mies gemacht worden. Sehr viel CGI und nicht mehr diese schnellen Bewegungen. Ich finde CGI macht so viel schlechter und dann ist es noch teurer.
Ich hoffe aber das Chrunchyroll mehr Animes synchronisiert. Ich persönlich kann mir es mit O Ton nicht geben. Glaube aber auch das Sony mit Chrunchyroll viele Leute ansprechen möchte und es dann auch hoffentlich auch passieren wird. Können von mir aus One Piece und Naruto neu synchronisieren, wenn RTL2 das nicht abdrücken möchte.
Sid3521
14. August 2022 um 21:34 UhrOhne Dragon Ball, ohne mich! Schade eigentlich. Aber sagt mir Bescheid sobald Dragon Ball, DBZ und Dragon Ball Super dabei sind.
Animes sind leider überhaupt nicht meins.
bastardo
15. August 2022 um 01:31 UhrUnd nicht vergessen bleach final arc geht zu disney +
Sven Raabe
15. August 2022 um 03:52 Uhr@bastardo
Dass „Bleach: Thousand-Year Blood War“ bei Disney+ im Stream verfügbar sein wird, ist aktuell nur ein unbestätigtes Gerücht. Es kann natürlich etwas an diesem dran sein, doch bisher gibt es diesbezüglich weder gesicherte Informationen von seriösen Quellen (beispielsweise AnimeNewsNetwork) noch offizielle Äußerungen von den Rechteinhabern der Anime-Serie.
Da die finale „Bleach“-Staffel jedoch schon bald in Japan starten wird, dürfte die Ankündigung eines Simulcasts vermutlich nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Bis dahin heißt es: Abwarten.
Drakeline6
15. August 2022 um 09:11 UhrIch will eig nur wissen, wann AoT weitergeht 😀
-__- und am liebsten den letzten Haupt Tod vergessen. Wehe die machen nochmal sowas. Hält doch keiner aus.
Darth_Banane567
15. August 2022 um 10:00 Uhr@Drakeline6 nächstes Jahr im Januar
Drakeline6
15. August 2022 um 15:34 Uhr@Darth_Banane567
echt Januar schon? Klasse 😀 Hab nur mitbekommen irgendwann nächstes Jahr.
Danke.