Musik ist bekanntlich sowohl bei Games als auch bei Filmen und Serien ein wichtiger Bestandteil, der dabei helfen kann, uns noch tiefer in eine Story hineinzuziehen. Im Rahmen der Crunchyroll Expo 2022 (CRX) in San Jose ging es im Panel „Composing for Video Games & Anime“ unter anderem um die Herausforderungen, Musikstücke für beide Medien zu komponieren.
Darüber gesprochen haben auf der Crunchy City Music Fest Stage die beiden Komponisten Kevin Penkin („Made in Abyss“) und James Landino („Lightning Returns: Final Fantasy XIII“), die gemeinsam am Soundtrack zur Anime-Serie „Tower of God“ gearbeitet haben. Was die beiden alles zu erzählen hatten, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Von der Liebe zu Videospielen zu professionelle Komponisten
Zunächst verrieten Penkin und Landino, wieso sie das machen, was sie heute tun. Wie sich während des Panels herausstellte, verbindet beide eine große Begeisterung für Videospiele. Penkin erklärt, er habe in jungen Jahren liebend gerne auf dem GameCube gespielt und ein Titel habe es ihm damals besonders angetan: „Metroid Prime“. Das Spiel habe ihn damals so in seinen Bann geschlagen, dass er beschloss, irgendwann einmal selbst Musik für Games zu komponieren.
Eine ähnliche Geschichte erzählt Landino, der ebenfalls begeisterter Gamer ist und früher liebend gerne „Sonic“-Spiele gespielt hat. Während seiner College-Zeit habe er dann an verschiedenen „Sonic the Hedgehog“-Fan-Spielen gearbeitet, ehe eine Begegnung alles für ihn für immer verändern sollte. Wie sich herausstellte, arbeitete einer seiner Nachbarn gemeinsam mit SEGA an einem Spiel rund um den blauen Igel und später tat Landino seine ersten Schritte in der Branche.
Beide haben im Laufe der Jahre an den Soundtracks von diversen Videospielen mitgewirkt. Penkin arbeitete bei verschiedenen Gelegenheiten mit Nobuo Uematsu zusammen, welcher unter anderem für die Musik legendärer Games wie „Chrono Trigger“ und „Final Fantasy VII“ bekannt ist.
Gemeinsam kreierten sie die Melodien für „Jyuzaengi Engetsu Sangokuden“, „Norn9“ oder auch „Defender’s Quest II: Mists of Ruin“. Darüber hinaus war er an den Soundtracks bekannter Anime-Serien wie „The Rising of the Shield Hero“ und „Made in Abyss“ beteiligt. Letzterer Titel erhält bekanntlich bald ein neues Konsolen-Game.
Landino auf der anderen Seite arbeitete in seiner bisherigen Karriere beispielsweise an der Musik von „The Bureau: XCOM Declassified“, „Kingdom Hearts HD 2.5 Remix“ sowie SEGAs „Chunithm“ und dem Handy-Game „PUBG MOBILE“. Des Weiteren wirkte er als Komponist am Soundtrack des Hit-Anime „Tower of God“ mit.
Beide kennen sich dementsprechend gut in beiden Welten aus und erklärten deshalb auf der CRX, welche Herausforderungen es für sie mitbringt, sowohl für Videospielen als auch Anime-Projekten Musikstücke zu komponieren.
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Der Unterschied zwischen linearer und dynamischer Musik
Wie Penkin ausführt, würde es natürlich vor allem darum gehen, für jedes Projekt in erster Linie gute Musik zu erschaffen. Ein Unterschied zwischen Anime und den Games, an denen er bisher gearbeitet hat, sei jedoch, dass die Soundtracks zu ersteren oft ziemlich lang gewesen seien. Der OST zur düsteren Abenteuer-Serie „Made in Abyss“ habe etwa 52 Titel beinhaltet, der des Isekai-Hits „The Rising of the Shield Hero“ sogar 62 Musikstücke.
In einem kurzen Interview, das wir mit ihm im Rahmen der Crunchyroll Expo 2022 führen durften, erklärte Kevin Penkin außerdem: „Das ganze Konzept sollte eigentlich so aussehen, dass man zuerst das Musikstück schreibt […]“ und man „schaut, ob es interaktiv ist, so dass es eine interaktive Denkweise gibt.“ Bei „The Rising of the Shield Hero“ habe er das Glück gehabt, seine Erfahrungen aus beiden Bereichen vereinen zu können:
„Interessant ist, dass ich natürlich auch Videospiele mache, und „Shield Hero“ hat fast diese RPG-Tendenzen. In gewisser Weise hat es also funktioniert, Videospielmusik oder JRPG-Musik im Stil von „The Rising of the Shield Hero“ zu schreiben.“ Er fügte anschließend hinzu, dass es selbstverständlich auch Unterschiede zwischen Anime- und Games-Musik geben würde, „aber in diesem Fall war es eher eine coole kleine Mischung aus den beiden Seiten.“
Apropos Unterschiede: Diesbezüglich führte James Landino aus, dass die Komposition von Videospielmusik unter anderem deshalb so herausfordernd sei, da sie dynamisch sei. Das bedeutet, dass sich die Musik automatisch an das Geschehen auf dem Bildschirm anpassen kann, abhängig von den Aktionen des Spielers oder auch der Gegner. Aus diesem Grund müsse er oft Remixe seiner Songs ausarbeiten, die für verschiedene Situationen genutzt werden könnten.
Die Musik in Filmen sowie Serien, und somit ebenfalls Anime, sei derweil linear. Diese Musikstücke hätten einen klaren Anfang und einen klaren Schluss. Außerdem sei es bei seinen bisherigen Arbeiten oftmals so gewesen, dass er keine Musikstücke für spezielle Szenen komponiert habe. Vielmehr sei es darum gegangen, mit der musikalischen Untermalung idealerweise eine bestimmte emotionale Reaktion beim Publikum hervorzurufen.
Eine Gemeinsamkeit, die beide Komponisten teilen, ist, dass sie sich nach der Veröffentlichung ihrer Werke aktiv nach Fan-Feedback umsehen, etwa auf Reddit. Landino führt aus, da er auch als DJ arbeite, habe er das Glück, die Reaktionen auf seine Songs bei Live-Auftritten direkt zu bekommen, doch viele seiner Branchenkollegen hätten dieses Privileg nicht.
Zudem könne es manchmal vorkommen, dass einige Musikstücke über Jahre hinweg in einer Schublade liegen, ehe sie letztendlich veröffentlicht werden. In diesem Fällen würde er ebenfalls gucken, was die Fans emotional bewegt oder eben nicht bewegt habe.
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Kommentare
branch
29. August 2022 um 01:01 Uhr@Blond
Überproduktion ist ja quasi gang und gebe. Auch wenn ich ebenfalls der Meinung bin, bei Kunst sollte sowas nicht stattfinden.
Eigentlich gibt es viele Bereiche, in denen es keine Überproduktion geben sollte.
Erinnert mich gerade an 2Pac, der ja für den Fall, dass er erschossen werden sollte, noch reichlich Aufnahmen produzierte.
Bei Kunst ist es vielleicht nicht unbedingt wichtig wann sie erscheint, sondern dass sie erscheint
Namma1987
29. August 2022 um 07:04 Uhr@James-Blond mit Kunst hat es ja schon lange nichts mehr zu tun. Psychologie, Manipulation und Money.
Früher hat man Werbung für ein Produkt gemacht, heute macht man ein Produkt für Werbung.
Analysen, Statistiken, Investoren, mehr interessiert meistens nicht, ob in der Musik, Gaming und allen anderen Sparten auf der Welt.
Drakeline6
29. August 2022 um 07:22 UhrHätte ja gerne mehr gute Videospiele mit Animeoptik.
Sowas wie die Tales of Reihe wird komplett unterschätzt mMn.