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Review

F1 Manager 2022 im Test: Manager-Sim mit Benzin im Blut!

Lenkt als Teamchef die Geschicke eines Formel-1-Rennstalls und holt euch die Meisterschaft: Frontier Developments „F1 Manager 2022“ protzt mit gewaltiger Lizenz und Inszenierung, aber steckt in der Sportsimulation auch Substanz?

play3 Review: F1 Manager 2022 im Test: Manager-Sim mit Benzin im Blut!

7.5

Die Formel 1 gehört zu den stärksten Lizenzen im Sportsektor. Zuletzt hattet ihr in Codemasters „F1 22“ die Gelegenheit, euch selbst hinter das Steuer der F1-Boliden zu setzen und mit Lewis Hamilton und Co. um den Sieg fahren. In Frontier Developments „F1 Manager 2022“ jedoch zieht ihr die Fäden im Hintergrund und kümmert euch als Teamchef um Finanzen, Weiterentwicklung und sogar die Strategie eures Rennstalls.

Das klingt nach dem wahr gewordenen Traum aller Formel-1-Fans – aber ist „F1 Manager 2022“ auch so gut wie es sich viele erhoffen?

Stimmiger Einstieg

In „F1 Manager 2022“ übernehmt ihr als Teamchef die Kontrolle über einen der zehn Rennställe des Formel-1-Zirkus. Das Erstellen eines eigenen Unternehmens ist im Gegensatz zu „F1 2022“ leider nicht möglich. Die Wahl eures Team legt die Startvoraussetzungen fest. Bei Ferrari etwa habt ihr ein solides finanzielles Polster, jedoch erwartet der Vorstand auch, dass ihr am Ende der Saison unter den Top 3 in der Konstrukteurs- und Fahrerwertung landet.

Als Wirtschafts- und Sportsimulation erschlägt einen „F1 Manager 2022“ in den ersten Minuten mit Aufgaben, Tabellen und Fachbegriffen. Für Einsteiger bietet das Spiel glücklicherweise eine Assistentin, die sie durch die ersten Wochen als Teamchef leitet und ihnen viele Aufgaben erklärt bzw. abnimmt. Frontier Developments bemüht sich insgesamt redlich darum, das Spiel bei aller Komplexität auch übersichtlich und durchschaubar zu gestalten.

Man balanciert daher ständig auf dem schmalen Grat zwischen Casual-Fans und Formel-1-Profis. Ähnlich wie in „F1 2022“ könnt ihr viele Abläufe – etwa bei der Durchführung der Rennwochenenden – automatisieren lassen. Auf diese Weise entscheidet ihr selbst, wie viel Zeit und Mühen ihr in „F1 Manager 2022“ investieren möchtet.

Grundsätzlich ist die Menüführung sehr klar und nachvollziehbar. Nach dem Tutorial entwickeln sich schnell Routinen und Abläufe, an denen ihr euch entlang hangelt.

Highlight Rennwochenende

Als Teamchef kümmert ihr euch später u.a. um das Einholen von Sponsorings, managt euer Team und entscheidet vor allem über die Weiterentwicklung des Fuhrparks. Zu diesem Zweck lasst ihr in der Forschungsabteilung neue Bauteile für eure Boliden anfertigen. Durch das Anpassen von Schwerpunkten und Werten verändert ihr beispielsweise bei den Seitenkästen die Attribute für den Luftstrom, die Motorkühlung und den Luftwiderstand.

Wichtig dabei: Ihr habt stets den Vergleich mit der Konkurrenz auf dem Schirm und müsst so die Veränderungen an euren Wagen entsprechend abwägen. Gerade in der ersten Saison macht das Verbessern der Leistung daher gehörig Spaß.

Auch die Interaktion mit dem Team und die Einbindung der Lizenzen überzeugen. So schaut ihr nicht nur im Fahrerlager nach dem Rechten, sondern interagiert auch mit euren Konstrukteuren. Im Verlauf wertet ihr deren Fähigkeiten sogar auf, sodass sie zu echten Persönlichkeiten heranreifen.

Die Höhepunkt des Spiels sind zweifellos die Grand-Prix-Wochenenden: Diese starten im Prinzip mit der Vorbereitung und dem Festlegen von Sponsorenzielen. Beim Erreichen der vorgegebenen Platzierungen oder Wertungen erhaltet ihr im Nachgang einen Bonus.

Auch bei den Grand-Prix könnt ihr einstellen, wie viel ihr tatsächlich spielen wollt. So gibt es beispielsweise die Option, das Qualifying zu überspringen oder die vorgefertigten Strategien zu verwenden.

Die Rennen selbst simuliert Frontier Developments mit stimmungsvollem 3D-Gameplay, das sich (trotz übertriebener Unschärfefilter) für ein Manager-Spiel absolut sehen lassen kann. Für zusätzliche Atmosphäre sorgen Kamerawinkel sowie der Boxenfunk. Im Rennen gebt ihr auf Tastendruck Kommandos an die Fahrer und weist sie etwa an aggressiver oder zurückhaltender zu agieren. Über Daten-Bildschirme verschafft ihr euch einen Überblick über Faktoren wie den Benzinverbrauch oder den Reifenabrieb.

Die Rennen sind trotz Vorspulfunktion zeitaufwendig. Wer mit 16-facher Geschwindigkeit durch die Events rauscht, blickt letztlich nur aus der Totalen auf einige herum wuselnde Punkte. Im Test verfolgten wir meist die erste Runde in Echtzeit und wechselten danach zwischen zwei- und vierfachem Tempo.

Sehr wichtig: Das Spiel bzw. eure Konstrukteure unterbrechen das Vorspulen bei wichtigen Ereignissen. Das Taktieren macht hier durchaus Freude –wenn die Strategie schlussendlich von Erfolg gekrönt ist. Faktoren wie Wetterwechsel oder auch Unfälle bringen zudem zusätzliche Dynamik mit ins Spiel.

Schwächen auf lange Sicht

„F1 Manager 2022“ nimmt gerade Racing-Fans in den ersten Stunden gefangen. Die Formel-1-Atmosphäre ist großartig umgesetzt und man fühlt sich wirklich mittendrin. Trotzdem zeigen sich im Gameplay und bei der Präsentation mit der Zeit kleinere Abnutzungserscheinungen. Im Rennen beispielsweise wiederholen sich die ansonsten stimmungsvollen Funkdurchsagen spürbar. Die kürzlich eingeführten Sprint-Rennen fehlen. Darüber hinaus hätte der Schwierigkeitsgrad etwas höher sein dürfen. Wer nicht komplettes Missmanagement betreibt, wird auf lange Sicht schnell zu einfach an der Spitze stehen.

Wirklich störend wirken sich allerdings die für Langzeitspieler mangelnden Funktionen aus. Denn während Einsteiger sich gut zurechtfinden, mangelt es an tiefergehenden Optionen zum Micromanagement und Detail-Optimieren. Speziell das Erforschen neuer Bauteile wird schnell arg monoton und bietet zu wenige Möglichkeiten. Gleiches gilt für die Rennstrategien, die mehr Tiefe und Komplexität hätten vertragen können.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Lizenzen für Formel 1 und Formel 2
  • Stimmige Präsentation und spannende Rennwochenenden
  • Übersichtliche Menüstruktur
  • Viele Hilfe- und Automatisierungsfunktionen
CONTRA
  • Abläufe wiederholen sich mit der Zeit
  • Ungenutzte Potenzial – etwa fehlende Sprintrennen
  • Rennstrategien nicht vielseitig genug
  • Kleinere Bugs und Ungereimtheiten

F1 Manager 2022 im Test: Manager-Sim mit Benzin im Blut!

Wie viel Spaß ihr mit „F1 Manager 2022“ habt, hängt stark von eurem Anspruch ab. Möchtet ihr euren Rennstall bis ins kleinste Detail optimieren, anpassen und individualisieren? Dann geht der Rennsimulation spätestens nach einer Saison merklich das Benzin aus.

Wollt ihr jedoch als Teamchef im Hintergrund die Fäden ziehen und euch an der F1-Atmosphäre erfreuen, dann wird euch „F1 Manager 2022“ gefangen nehmen. Das Spiel wirkt zwar auf den ersten Blick sehr komplex, ist aber für eine Sport- bzw. Wirtschaftssimulation überschaubar gehalten. Die Lernkurve ist somit steil. Aber habt ihr die anfängliche Überforderung gemeistert, entwickelt sich ein schöner Spielfluss.

Das volle Potenzial des Szenarios schöpft Frontier Developments nicht aus. Das ändert aber nichts daran, dass „F1 Manager 2022“ trotz kleinerer Macken eine unterhaltsame und gut spielbare F1-Versoftung geworden ist.

Kommentare

francescolindson

francescolindson

02. September 2022 um 18:39 Uhr