Neben „House of the Dragon“ ging mit „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ kürzlich noch ein weiteres Fantasy-Epos an den Start. Jahrtausende vor den Ereignissen der Filmreihe angesiedelt, erzählt die Serie nun eine größtenteils eigenständige Geschichte um sowohl bekannte als auch neue Charaktere. Ob ihr bei der Amazon-Serie einen Blick wagen könnt, das verraten wir euch wie gewohnt in den nachfolgenden Zeilen unserer Serien-Vorschau.
Ein Zeitalter des Friedens… oder doch nicht? Das bietet die Geschichte
Nach einem Jahrhunderte währenden Krieg konnte das Böse in Form von Morgoth bezwungen werden. Fortan sollte eigentlich ein Zeitalter des Friedens anbrechen, doch nicht alle waren sich sicher, dass die dunklen Mächte tatsächlich endgültig besiegt werden konnten. Eine dieser Personen ist die Elben-Kriegerin Galadriel, die Sauron, einen der treuesten Diener Morgoths, noch immer irgendwo in Mittelerde vermutet und schwört, ihn um jeden Preis ausfindig zu machen.
Auch in anderen Teilen des Kontinents scheinen noch immer finstere Kräfte für Unheil zu sorgen, während sich einige Völker selbst so viele Jahre später noch mit den Nachwirkungen des verheerenden Krieges und den Taten ihrer Vorfahren konfrontiert sehen. Inmitten dieser verwirrenden Zeiten plant der Elben-Schmied Celebrimbor sein bisher womöglich größtes Werk, das die Geschichte Mittelerdes für immer verändern könnte.
Anders als die „Der Herr der Ringe“- und „Der Hobbit“-Trilogie basiert die neue Fantasy-Serie „Die Ringe der Macht“ auf keiner direkten Vorlage von J. R. R. Tolkien. Stattdessen orientierten sich die Macher an verschiedenen Aufzeichnungen des Schöpfers der Reihe, etwa dem Silmarillion, und reicherten diese Quellen mit neuen Geschichten an, um so etwas eigenes zu erschaffen: Verwurzelt im Alten, erweitert um einige neue Akzente.
Der Herr der Ringe durch und durch, aber auch uninteressante Charaktere
Es ist ein durchaus gewagter Ansatz, denn das Mittelerde-Universum genießt nicht erst seit Peter Jacksons Oscar-prämierter erster Filmreihe Kultstatus. Zudem schwebt der überlebensgroße Schatten der ersten Trilogie ständig über der neuen Serie und dürfte von Fans unweigerlich mit dieser verglichen werden. Hinsichtlich ihrer Inszenierung und Erzählweise orientiert sich die Prime Video-Exklusivproduktion merklich an den den Kinofilmen. Manchmal vielleicht sogar etwas zu sehr.
Das Erzähltempo ist anfangs, wie in den Filmen, sehr gemächlich. Zudem verschwenden die Macher zu viel Zeit auf eher uninteressante Charaktere. Eine überraschend forsche und kriegerische Galadriel zu sehen, ist beispielsweise ziemlich spannend, da diese Seite ihrer Vergangenheit in Tolkiens Werken lediglich angedeutet wurde. Selbiges gilt für einen noch sehr weltoffenen Elrond, der seinen Zwergen-Freund Durin um einen Gefallen bitten möchte. Zu sehen, wie beide ihre angeknackste Freundschaft wieder kitten, zählt zu den emotional stärksten Szenen der ersten zwei Episoden.
Auf der anderen Seite sehen wir auch einen Elben-Soldaten, der eine Liebesbeziehung mit einer Menschenfrau eingegangen ist. Das sorgt zwar für etwas Abwechslung in der Fantasy-Serie, allerdings plätschert dieser Teil der Story zu sehr vor sich hin. Weder der Handlungsstrang an sich noch dessen zwei zentrale Figuren sind sonderlich aufregend. Es ist eine Schwäche, die die Serie mit den Filmen gemein hat, gerade mit den „Der Hobbit“-Adaptionen.
Darüber hinaus fällt die Inszenierung der Actionszenen in diesem Teil der Serie merklich ab. Ein Kampf gegen einen Ork in einem Haus war zum Beispiel viel zu hektisch geschnitten und die Kamera war oft zu nah an den Figuren dran, wodurch die Übersicht verloren ging. Diese Schnitzer sind bisher jedoch eher die Ausnahme, denn andere Momente, etwa Galadriels packend gefilmte Flucht vor einem Seeungeheuer, sind ungleich spannender anzuschauen.
Doch nicht nur erzählerisch bewegt sich „Die Ringe der Macht“ nah an Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie, sondern auch audiovisuell. Es ist klar ersichtlich, wie viel Zeit, Geld und Arbeit investiert wurde, um das Zweite Zeitalter Mittelerdes zum Leben zu erwecken. Das Ergebnis sind teils wahrlich opulente Bilder sowie einige atemberaubend schöne Landschaftsaufnahmen, die bei Fans direkt so manche Erinnerung wachrufen dürften.
Der Look wirkt dabei insgesamt nicht so künstlich wie bei „Der Hobbit“, allerdings auch nicht so dreckig wie in „Der Herr der Ringe“. Hier wurde ein guter Mittelweg gefunden. Ähnlich eindrucksvoll fällt der Soundtrack aus, der von Komponist Bear McCreary („God of War“) beigesteuert wurde und hervorragend zur Serie passt.
Kann sich die Serie in sich verändernden Zeiten vom großen Vorbild lösen?
Neben den sich kaum vermeiden lassenden Vergleichen zu Jacksons sechs Mittelerde-Filmen, dürfte sich die neue Serie außerdem noch mit einer weiteren Herausforderung konfrontiert sehen: Seit wir die Abenteuer von Bilbo, Frodo und ihren Freunden auf der großen Leinwand gesehen haben, hat sich das Fantasy-Genre gewandelt. Zu verdanken ist dies in erster Linie dem gewaltigen Erfolg von „Game of Thrones“, das nun in Form von „House of the Dragon“ ein Comeback feiert. Das von George R. R. Martins literarischen Werken inspirierte Fantasy-Epos hat zahlreiche nachfolgende Serien geprägt.
Im direkten Vergleich ist „Die Ringe der Macht“ jedoch weder so ambivalent noch so brutal wie die Vorzeigeproduktion aus dem Hause HBO. Darüber hinaus bleiben auch die teils fast schon peinlich geschriebenen Dialoge und die Qualität der Drehbücher hinter der Konkurrenz zurück. Es gibt zwar spektakulär inszenierte Kämpfe, doch so blutig wie in Westeros geht es nicht zu. Statt ins Dark Fantasy-Genre zu wechseln, bleibt die Amazon Prime-Serie den High Fantasy-Wurzeln ihrer Vorlage treu und erzählt eine recht klassische Geschichte vom Kampf Gut gegen Böse. Eine Entscheidung, über die sich vermutlich viele Fans freuen dürften.
Insgesamt ist den Machern von „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ die Rückkehr nach Mittelerde gelungen. Bereits bekannte Charaktere werden von ungewohnten Seiten gezeigt und des Weiteren werden verschiedene neue Handlungsstränge eröffnet, die neugierig machen – erwähnt sei diesbezüglich das Rätsel um den vom Himmel gefallenen Fremden. Die Serie weiß dabei audiovisuell zu überzeugen und erweckt die Vergangenheit Mittelerdes bildgewaltig zum Leben. Ob das allerdings ausreichen wird, damit das Fantasy-Abenteuer wirklich eine eigene Identität entwickeln kann, das muss sich erst noch zeigen.
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Kommentare
Dunderklumpen
08. September 2022 um 11:37 Uhr@FinalSpace
„wer auf einen Kommentar antwortet, den er nicht oder nur zum Teil gelesen hat, disqualifiziert sich als ernstzunehmender Diskussionsteilnehmer nur selbst“
Wenn man einen halben Teil einer Folge schaut und so eine ganze Serie beurteilt, trifft das doch eigentlich genau so 😀
consoleplayer
08. September 2022 um 11:47 UhrOhne dich ist es im Forum zuletzt angenehmer geworden. Hier beleidigst du halt noch weiter. Das gehört anscheinend einfach zu deinem Charakter. Tolle Erziehung.
Puhbaron
09. September 2022 um 15:21 UhrIch liebe es immer wenn Fans jammern, aber nur die Hälfte der Lore kennen. Wenn man alle Schinken und Nachwerke kennt, weiß man zb. Das sich Tolkien selbst nicht immer sicher war, mit seinen Völkern. Wie im Silmarillion steht, gibt es Zwergenfrauen ohne Bart, Zwergenfrauen die sich rassieren und sogar waschen. Andersfarbige Elben, die ihr anglitz durch das Betreten Mittelerdes änderten usw. Das Galadriel zum Schwert griff ist auch nichts erfundenes, vllt nicht so *Marvellike* wie hier dargestellt, aber das konnten Legolas und sein Vadder ja auch*hust. Was mich jedoch störte, waren die Mobberein im Kindesalter, das haben die Elben in Valinor wirklich nicht getan bzw würde es nie erwähnt, nur das sie misstrauisch nach Melkors Akt wurden.
Puhbaron
09. September 2022 um 15:29 Uhr@ResidentDiebels Tolkien war alles andere als närrisch, wenn es um seine Geschichten ging. Er segnete sogar die Jackson Filme ab, obwohl die ach Veränderung in der Lore hatten.