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Review

Marvel’s Midnight Suns im Test: Wie XCOM, nur anders

Wir haben uns in das Inhaltsmonster “Marvel’s Midnight Suns” gestürzt und versucht, mal wieder die Welt zu retten. Wie uns dabei die Kombination aus RPG und Taktik-Game gefallen hat, verraten wir euch im Test.

play3 Review: Marvel’s Midnight Suns im Test: Wie XCOM, nur anders

8.5

In “Marvel’s Midnight Suns” versuchen einige Mitglieder der Avengers mit den namensgebenden Midnight Suns, die eingefleischten Comic-Fans sicherlich ein Begriff sind, die Welt vor Lilith zu retten. Unterstützung bekommen sie dabei von eurem Charakter, der kurz zuvor von den Toten wieder ins Leben gerufen wird und auf den Namen Hunter hört.

Hunter ist das Kind von Lilith und verfügt daher über zahlreiche besondere Kräfte. Im „MCU“ und den Comics kommt dieser Charakter nicht vor, deshalb könnt ihr euren Hunter im Editor recht frei gestalten. Geschlecht, Haare, Augen und Co. – das übliche Standardprogramm.

Um Mutter Lilith, die nun auch die Soldaten von Hydra befehligt, aufzuhalten, müsst ihr möglichst viele Helden um euch scharen und in „XCOM“-artigen Kämpfen alle Feinde ausschalten. Obwohl die Geschichte zunächst simpel klingt, öffnen sich im Laufe der Zeit immer mehr Pfade abseits des Hauptziels, die für Spannung und Tiefe sorgen. Durch die vielen Verzweigungen und teils wirklich tiefgehenden Nebengeschichten lernt ihr eure Lieblingshelden besser verstehen und entdeckt Seiten an ihnen, die eher unbekannt sind.

Obwohl die vielen vertonten Dialoge teilweise langatmig und hier und da auch etwas zum Fremdschämen sind, bilden sie ein wichtiges Herzstück von “Marvel’s Midnight Suns”. Kennt ihr die Charaktere aus dem „Marvel“-Universum, werdet ihr immer wieder kleine Anekdoten zu hören bekommen, die an ihre Abenteuer auch außerhalb der Kinofilme erinnern. Ein Fest für Comic-Fans!

Ist „Marvel’s Midnight Suns“ wie „XCOM“?

Die Entwickler haben schon früh in diversen Interviews erklärt, dass sie zunächst den Plan hatten, ein typisches “XCOM” mit Superhelden zu machen. Doch schon nach den ersten Spiel-Sessions wurde ihnen klar: Das funktioniert so nicht. In “XCOM” mussten sich die Charaktere hinter Hindernissen verstecken und verfehlten ab und an ihr Ziel. Doch stellt euch Captain America vor, der aus kurzer Distanz verfehlt. Oder Ironman, der hinter einer Mauer kauert, um nicht getroffen zu werden. Das ganze Superhelden-Flair wäre völlig dahin. Wir sind froh, dass sich die Entwickler deshalb dazu entschieden haben, ihre “XCOM-Formel” neu zu denken.

Die strategischen Elemente sind in ihren Grundzügen nach wie vor vorhanden. Das Zufallselemente der Trefferchance wurde allerdings zugunsten von Superhelden eliminiert. Außerdem verstecken sie sich nicht mehr hinter Gegenständen, sondern nutzen sie bei ihren Angriffen aus. Kisten und Co. lassen sich nun werfen oder als Prellbock verwenden, um Gegner dagegen zu schleudern. Außerdem können Sprünge über größere Barrikaden ganz neue Möglichkeiten in Sachen Gameplay eröffnen.

Kartenspiel trifft “XCOM”

In den Grundzügen bekommt ihr hier ein Taktik-RPG mit rundenbasierten Kämpfen gegen Hydra-Soldaten, Superschurken und so manch überraschende Charaktere. So weit, so bekannt. Doch die Kämpfe in “Marvel’s Midnight Suns” bringen einen ganz neuen Clue mit: Skill-Karten. Jeder Held verfügt über ein eigenes Kartendeck mit charakterspezifischen Fähigkeitskarten, von denen ihr jeweils acht ins Deck packen könnt. Damit bestimmt ihr alle im Kampf verfügbaren Skills, aber nicht ihren jeweiligen Einsatzzeitpunkt.

Pro Runde zieht ihr bis zu sechs Karten aller auf dem Spielfeld stehenden Helden und habt eine begrenzte Anzahl an Aktionen, die ihr ausführen könnt. Wenn es eure Handkarten erlauben, kann ein Held mehrmals hintereinander angreifen, heilen und Gegner ausschalten. Wer wie oft agieren darf, liegt dabei buchstäblich in eurer Hand. Mit etwas Zugpech kann beispielsweise Iron Man gerade keinen Angriff vollführen, weil ihr die Karte nicht gezogen habt.

Mit den verschiedenen Skill-Karten der Charaktere kommt eine Variation des altbekannten Zufallsprinzips und gleichzeitig eine ganz neue Spieltiefe zum Vorschein. Allein das Sammeln neuer Skill-Karten würde, ausführlich erklärt, einen eigenen Artikel füllen. Kurz gesagt: Ihr erhaltet regelmäßig neue Skill-Karten, die sich in eurer Basis upgraden lassen, um sie zu verbessern. Damit das geht, benötigt ihr Ressourcen und die Ressourcen bekommt ihr, wenn ihr nicht benötigte Karten zerlegt. Dann baut ihr euch für jeden Helden das passende Deck zusammen, baut es gefühlt alle zwei Stunden um und geht mit einer möglichst cleveren Skill-Kombination in den Kampf. Ganz zu schweigen von Sparring-Sessions, Trainings-Dungeons und anderen Aktionen, die eure Helden stärken.

Hunter als Joker im Team

Während die einzelnen Helden fantastisch animierte Angriffe ausführen, die ihr aus den Comics und Filmen kennt, sind euch die Attacken von Hunter sicher neu. Kein Wunder, schließlich ist er (oder sie) ein neu erschaffener Held. Als Kind von Lilith und Legende hat Hunter einiges auf dem Kasten. Neben zwei Klingen, die im Nahkampf ordentlich Schaden ausführen, zaubert Hunter den einen oder anderen Heilzauber aus dem Hut und ist damit vor allem in den ersten Stunden eigentlich ein Muss in eurem Team.

In vielen Missionen gibt es mindestens einen Charakter, der als aktives Teammitglied vorgegeben ist. Dieser Held steht meistens im Mittelpunkt. Könnt ihr nur zwei Charaktere wählen, teilt euch das Spiel über den Handlungsverlauf einen Unterstützer zu. Meistens schließen sich diese Charaktere danach recht schnell der Gruppe an. So wächst euer Team stetig und ihr könnt nach zahlreichen Spielstunden zwischen 12 Helden auswählen.

Ihr solltet darauf achten, euren Helden durch Trainings-Sessions, private Events und Gesprächen möglichst viel Aufmerksamkeit zu schenken. Irgendwer will eigentlich immer irgendwo irgendetwas von euch. Und je mehr in eure Abtei (temporär) einziehen, desto wuseliger wird es. Das hat zur Folge, dass ihr ständig das Gefühl habt, etwas zu verpassen und nicht allen gerecht zu werden.

Viel zu viele Ressourcen und Möglichkeiten auf kleiner Fläche

Wie im letzten Absatz angerissen, gibt es in der Abtei an jeder Ecke etwas zu tun. Täglich liegen in den verschiedenen Zimmern Geldstücke oder andere Ressourcen auf dem Boden, die Truhen in der Umgebung füllen sich von Zauberhand wieder auf und so ziemlich jeder Held will ständig plaudern. Regelmäßig sind auch richtige Ausflüge, zum Beispiel zum Malen in der Natur, möglich. Es gibt sogar eine Geburtstagsparty! Das alles ist neben den Kämpfen ein netter Zeitvertreib und hilft dabei, die Kollegen kennenzulernen. Ein Filmabend mit Minoru erhöht euer Freundschaftslevel, ebenso wie das gemeinsame Zocken mit Spider-Man.

Habt ihr in der Abtei Geschenke gefunden oder gekauft, können diese ebenfalls als Bestechung für einen höheren Freundschaftsgrad genutzt werden, der euch im Spiel Vorteile bringt. Größere Events, zum Beispiel mit dem Gothic Club, werden regelmäßig in Gesprächen und via SMS angeboten und können freiwillig angenommen oder abgelehnt werden. Macht ihr es an diesem Tag nicht, gibt es später eine neue Chance.

Über den War Table, sozusagen die Einsatzzentrale, könnt ihr neben den Hauptmissionen auch Nebenmissionen für Ressourcen oder zum Leveln absolvieren. Außerdem lassen sich Helden allein auf Missionen schicken, was sie zeitweise für weitere Quests nicht verfügbar macht. Außerdem lassen sich an verschiedenen Orten in der Abtei Dinge verbessern, herstellen oder auseinandernehmen. Die daraus resultierenden Ressourcen könnt ihr an anderer Stelle für Verbesserungen aller Art nutzen oder für kosmetische Outfits ausgeben. Da verliert man leicht den Überblick.

Gefangen in einer schönen, kleinen Welt

Die Abtei der Midnight Suns und die umliegenden Bereiche sind das Kontrollzentrum und die Wirkungsstätte der Charaktere. Hier leben, schlafen und trainieren alle Helden im Spiel. Stück für Stück öffnet sich der Bereich um die Abtei, sodass ihr euch die Beine auch mal im Wald oder kleineren Dungeons vertreten könnt. Wir waren zunächst etwas enttäuscht, dass die zu erkundende Welt außerhalb der Kämpfe so klein ist. Gleichzeitig hätte uns eine riesige Großstadt vermutlich noch mehr Möglichkeiten erschlagen. Wir haben bereits genug damit zu tun, alle Skills zu jonglieren, zu trainieren und Spaß mit virtuellen Heldenfreunden zu haben.

Bevor wir zum Fazit springen, müssen wir an dieser Stelle unbedingt noch einmal auf die Grafik zu sprechen kommen. Wir drücken bei Captain America auf Anabolika ein Auge zu und ärgern uns nur ganz wenig über aufploppende Texturen, denn der Rest von “Marvel’s Midnight Suns” sieht fantastisch aus! Klar, Hunter hat keine Emotionen im Gesicht und läuft wie ein joggender Soldat durch die Gegend, aber ansonsten sind die Helden größtenteils super getroffen. Vor allem die Animationen im Kampf, und darauf kommt es in XCOM-artigen Games an, sind einfach ein Traum. Fans werden es lieben, wie Spider-Man durch Gegnergruppen schwingt und Minoru ihre Fledermäuse auf die Gegner loslässt.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Spaßige, auf Wunsch herausfordernde Kämpfe
  • XCOM-Charme gekonnt in Kartenspiel umgesetzt
  • Taktische Kämpfe mit Wiederspielwert
  • Alle Dialoge vertont
  • Perfekt für Comic-Fans
  • Vielschichtige Geschichte mit spannenden Wendungen
  • Fantastische Superhelden-Kämpfe
  • Controller-Steuerung funktioniert gut
CONTRA
  • Keine große Umgebung zu erkunden
  • Überwältigende Anzahl an Ressourcen und Aktivitäten
  • Hunter steif und schräg vertont
  • Teils aufploppende Texturen

Marvel’s Midnight Suns im Test: Wie XCOM, nur anders

“Marvel’s Midnight Suns” ist ein Inhaltsmonster. Die rundenbasierten Kämpfe machen einfach Spaß und sprudeln vor jeder Menge Superheldencharme. Da sich Missionsziele immer wieder ändern, plötzlich überraschende Wendungen eintreten und es weitere Überraschungen gibt, nutzt sich das Gameplay auch nie wirklich ab.

Abseits der fantastischen Kämpfe gibt es viele Stunden gut vertonter Dialoge und einige fantastische Cutscenes, die das Geschehen auflockern. Langweilig wird euch dabei sicher nicht! Manchmal ziehen sich die Bedürfnisse und Nebengeschichten einzelner Figuren trotzdem etwas sehr in die Länge, aber da müsst ihr dann einfach durch. Spätestens 20 Minuten später erwartet euch ja wieder ein taktisch anspruchsvoller (je nach Schwierigkeitsgrad) Kampf mit tollen Manövern und jeder Menge Superhelden-Action. Ein Fest für Superhelden-Fans!

Lasst euch nur nicht von den vielen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und Verbesserung eurer Helden erschlagen. Allein die Auswahl der Farben aller Superhelden-Outfits kann euch Stunden kosten. Aber dafür haben wir einen Tipp: Stellt den Zufallsmodus bei der Auswahl der Kleidung ein, die eure Helden tragen sollen. Dadurch wechseln sie regelmäßig ihre Freizeit- und Kampfoutfits und ihr müsst euch nicht für einen Look entscheiden.

Kommentare

SeniorRicketts

SeniorRicketts

30. November 2022 um 15:25 Uhr
ADay2Silence

ADay2Silence

30. November 2022 um 15:30 Uhr
Dennywestside

Dennywestside

30. November 2022 um 15:49 Uhr