In den letzten Jahren gab es für Fans von Electronic Arts‘ „Need for Speed“-Reihe ein stetiges Auf und Ab, denn nur selten konnten die jüngsten Ableger der Spieleserie den Fan-Erwartungen wirklich gerecht werden. Mit „Need for Speed Unbound“ ist nun seit wenigen Tagen der neueste Teil des Franchise im Handel erhältlich. Wir haben fleißig Runden im Racing-Game gedreht und verraten euch in unserem Test, ob die Marke endlich zu ihrer alten Form zurückkehren kann.
Ein neues Racing-Talent am Steuer
Beginnen wir mit dem Story-Modus: Zunächst erstellt ihr euch in einem Editor einen eigenen Charakter, ehe ihr im Prolog des Games als ein aufstrebendes Talent, das Teil einer kleinen Crew ist. Obwohl es anfangs ziemlich gut läuft, soll sich das schon bald ändern, denn ihr und euer Mentor werdet von eurer besten Freundin hintergangen! Ein paar Jahre später müsst ihr wieder von vorne anfangen und versuchen, eure einstige Vertraute auf der Straße auszustechen und sie letztendlich zu schlagen.
Die Geschichte legt einen großen Fokus auf die Themen Familie und Vertrauen, was an bekannte Blockbuster wie etwa die „Fast & Furious“-Reihe erinnert. Erzählt wird die Handlung sowohl über ordentlich inszenierte Zwischensequenzen als auch Telefonate, die ihr erhaltet, während ihr durch die offene Spielwelt saust. Eine sonderlich komplexe Story solltet ihr jedoch nicht erwarten, denn diese verläuft ziemlich vorhersehbar und ohne echte Highlights. Sie ist somit eher zweckdienlich.
Allerdings ist das durchaus zu verschmerzen, denn sie führt euch gut in die Grundlagen der Steuerung ein und gibt euch die Möglichkeit, eure Fahrfähigkeiten in verschiedenen Rennevents zu beweisen. Ihr könnt euch in klassischen Rundkursrennen, bei Drift-Events und Streckenrennen austoben. Sonderlich originell sind die verfügbaren Events leider nicht. Zudem wiederholen sich einige Kurse schon in den ersten Stunden recht schnell, weshalb wir zwischenzeitlich Probleme hatten, wirklich interessante Rennen zu finden, für die sich der Aufwand einer Teilnahme auch wirklich lohnen würde.
Neu sind die sogenannten Takeovers: Hier müsst ihr mit eurem Wagen einen Kurs abfahren und mit gekonnten Boosts sowie Drifts Hindernisse überwinden. Jede erfolgreiche Aktion lässt eure Punktezahl in die Höhe schießen. Sollte es euch gelingen, die vorgegebenen Zielvorgaben zu knacken, könnt ihr gutes Geld verdienen. Diese Events heben sich angenehm von den übrigen Angeboten von „Need for Speed Unbound“ ab und machen wirklich großen Spaß, wenn ihr den Dreh erst einmal raus habt.
Das ist übrigens ein gutes Stichwort, denn die Einstiegshürde ist nicht ohne und es dürfte einige Zeit vergehen, bis ihr die Konkurrenz deutlich hinter euch zurücklassen könnt. Um die Sache noch etwas interessanter zu machen, könnt ihr mit einem anderen Fahrern übrigens vor dem Rennen auch wetten, um noch mehr Geld zu verdienen, was zusätzliche Würze in die Sache bringt. Der durchaus knackige Schwierigkeitsgrad hat hier sowohl positive als auch negative Aspekte.
Langsam weiter und immer weiter
Beginnen wir mit den positiven: Die Rennen gegen eure KI-Gegner sind von Beginn an fordernd und verlangen von euch, stets aufmerksam zu sein. Wenn ihr im Rausch der Geschwindigkeit an Hindernissen und andere Fahrzeugen vorbeisaust, kann euch jeder Fehler zum Verhängnis werden. Dadurch bleiben die Rennevents vor allem in den ersten Spielstunden stets spannend und dank des hervorragenden arcadigen Fahrgefühls auch immer überaus unterhaltsam. Da in so ziemlich allen verfügbaren Events ein recht großer Wert auf gut getimte Drifts gelegt wird, hebt sich der EA-Racer etwas von anderen Genre-Konkurrenten ab.
Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass ihr anfangs nur recht überschaubare Chancen auf den Sieg haben dürftet, was zwischenzeitlich durchaus frustrierend sein kann. Selbst wenn ihr kaum Fehler machen solltet, werden euch die besten KI-Fahrer sehr wahrscheinlich hinter sich lassen. Allerdings ist das durchaus beabsichtigt, denn so seid ihr dazu gezwungen, euch mit eurem Auto genau auseinanderzusetzen und das Maximum aus ihm herauszuholen. Wenn ihr erst einmal Geld in verschiedene Verbesserungen gesteckt und den fahrbaren Untersatz an eure Bedürfnisse angepasst habt, wird es in den Rennen gleich viel besser laufen.
„Need for Speed“-typisch dürft ihr auch wieder viele Teile eurer Autos optimieren, um sowohl die Optik als auch die Leistung und das Handling upzugraden. Zunächst ist dies auf jeden Fall ratsam, euer bei Events verdientes Geld möglichst in solche Upgrades zu investieren. Das tut ihr, indem ihr eure Garage aufwertet, was euch wiederum Zugriff auf bessere Ersatzteile gewährt. Zumindest, wenn euch die Polizei euer Cash nicht vorher abnehmen sollte.
Natürlich sind auch wieder die Cops hinter euch her, sollte eure Fahndungsstufe zu hoch steigen. Jedes Event, an dem ihr teilnehmt, ist mit einem gewissen Risiko verbunden. Zunächst ist dieses noch recht überschaubar, doch bei den lukrativeren Rennen im späteren Spielverlauf werden immer mehr Polizeifahrzeuge auf euch aufmerksam werden. Hier ist euer Nitrovorrat euer bester Freund, denn mit dem Extraschub könnt ihr den Abstand zu euren Verfolgern gut vergrößern.
Mit waghalsigen Aktionen (Beinaheunfälle, Drifts, Fahren im Gegenverkehr, Sprünge) sowie dem Fahren im Windschatten eures Vordermannes füllt ihr euren Nitrovorrat wieder auf. Ein neues wichtiges Element ist in diesem Zusammenhang übrigens der sogenannte Burst-Nitro, eine aus drei Teilen bestehende Spezialanzeige neben eurer eigentlichen Nitroleiste. Jeder Abschnitt des Bursts gibt euch einen heftigen Schub und sind alle drei Teile aufgeladen, geht es richtig ab! Sollten die Gesetzeshüter euch jedoch für einige Sekunden festsetzen können, werdet ihr verhaftet und verliert euer zuvor erspieltes Geld.
Große, leblose Open-World
Wir reden hier allerdings von einem ziemlich großen „falls“, denn die KI der Polizeifahrer agiert nicht gerade sonderlich clever. Solange sie euch im Blick behalten, fahren sie euch zwar recht hartnäckig hinterher, allzu große Anstalten, um euch aus dem Verkehr zu ziehen, machen sie jedoch nicht. Über den Funk könnt ihr zwar hören, wie sie Rammmanöver ankündigen, doch während unseres Tests ist das nie vorgekommen. Mit schnellen Richtungswechseln könnt ihr die Polizisten in der Regel schnell abhängen, weshalb diese KI-Gegner eher lästig denn wirklich bedrohlich sind. Das nimmt den Verfolgungsjagden leider einiges an Spannung.
Darüber hinaus hält die Open-World von „Need for Speed Unbound“, Lakeshore City, natürlich noch weitere Beschäftigungsmöglichkeiten für euch bereit. Die zwischen den Events frei befahrbare Spielwelt ist in mehrere Bereiche unterteilt, die sich optisch angenehm voneinander unterscheiden. Es gibt Strecken am Wasser entlang, durch durch Wälder hindurch und natürlich auch urbane Gebiete, etwa einen Chinatown-Distrikt oder ein Hafengebiet.
In den verschiedenen Arealen gibt es auch allerlei zu entdecken, unter anderem Sammelobjekte wie versteckte Streetart-Kunststücke oder optionale Herausforderungen. Letztere können daraus bestehen, überall in der Open-World verstreute Plakattafeln zu zerstören oder auch Radarfallen auszulösen. In ihrer Gesamtheit sind all das nette Beschäftigungen, die euch ein kleines bisschen Abwechslung zwischen den Rennen bieten.
Selbstverständlich ist auch wieder ein Mehrspielermodus an Bord, der sich sehr ähnlich anfühlt wie der Story-Modus: Auch hier erstellt ihr euch eine Spielfigur, mit der ihr danach an verschiedenen Events teilnehmt. Ein Unterschied ist, dass ihr online nicht von der Polizei gejagt werdet. Ihr könnt euch also ganz auf spannende Rennen gegen andere Spieler konzentrieren. Während unseres Tests funktionierte hier alles bereits sehr gut; Verbindungsprobleme oder Schwierigkeiten, Mitspieler zu finden, hatten wir keine.
Schade ist hierbei jedoch, dass die Spielwelt im Single- wie Multiplayer eher leblos ist. Es gibt zwar ein paar Fußgänger, die mal durch die Straßen gehen, und einige Fahrzeuge, die sich mit euch auf der Straße befinden, doch vollends überzeugen konnte uns Lakeshore nicht. Das liegt ebenfalls daran, dass wir uns recht schnell an den Bereichen sattgesehen haben. Da es keine Schnellreisefunktion gibt, müsst ihr zwangsweise viel umherfahren, weshalb die leblose Open-World noch mehr auffällt. Da hilft leider auch der stattliche Fuhrpark von insgesamt über 140 lizenzierten Boliden, an denen ihr herumschrauben dürft, nur bedingt weiter.
Im Rausch der Geschwindigkeit
Ehe wir zum Fazit kommen, noch ein paar Worte zur Technik von „Need for Speed Unbound“. Grafisch kann sich der Arcade-Racer wirklich sehen lassen, was nicht nur an der durchaus schick anzusehenden Open-World, sondern vor allem den toll designten Fahrzeugmodellen liegt. Diese glänzen mit vielen kleinen Details, insbesondere, wenn ihr mit dem integrierten Fotomodus eure fahrbaren Untersätze genauer unter die Lupe nehmt. Zudem ist, wie weiter oben bereits angeklungen, die Fahrphysik Criterion-typisch wirklich hervorragend gelungen. Jedes Auto steuert sich etwas anders und eure Tunings haben stets einen spürbaren Einfluss.
An dem Stilmix aus sehr realistischer Optik bei Spielwelt und Autos auf der einen sowie einer Cel-Shading-Optik bei Figuren und Effekten auf der anderen Seite dürften sich indes die Geister scheiden. Es ist definitiv ein einzigartiger visueller Look, der dabei hilft, den Titel von der Genre-Konkurrenz abzuheben. Ob ihr diesem an diesem doch recht eigenwilligen Mix letztendlich tatsächlich Gefallen findet, dürfte hingegen sehr von euren persönlichen Präferenzen ab.
Selbiges gilt für den Soundtrack, der vor allem aus allerlei Hip-Hop-Tracks besteht. Insgesamt sind 70 Songs von Künstlern und Künstlerinnen aus 25 Ländern enthalten. Während der Rennen helfen sie dabei, euch immer weiter nach vorne zu peitschen. Des Weiteren passen die ausgewählten Musikstücke ziemlich gut zum Vibe der Story und dem ausgefallenen Grafikstil. Wie sehr ihr die Musik genießen könnt, ist allerdings auch von eurem Geschmack abhängig.
Durchgehend gut gefiel uns dafür die konstante Bildrate von 60 FPS bei einer 4K-Auflösung. Das Geschwindigkeitsgefühl ist, vor allem mit einem der teureren Luxusboliden oder einem stark hochgezüchteten Fahrzeug, schlichtweg hervorragend und die Umgebung rauscht nur so an euch vorbei. Dabei geht auch allerlei zu Bruch, etwa Zäune, Bäume, Laternen sowie Verkehrsschilder. Lediglich immer wieder ins Bild ploppende Objekte trüben den technischen Eindruck etwas. Ein bekanntes Problem, das der EA-Titel mit vielen Open-World-Games gemein hat.
Kommentare
hardtobelieve
08. Dezember 2022 um 08:26 Uhr„Großartiges Fahr- & Geschwindigkeitsgefühl“
Whoot? Das Spiel ist sicher besser als die letzten Teile und macht auch wieder mehr Spaß, aber das Fahrgefühl ist halt noch weiterhin ein kleines Manko.
hardtobelieve
08. Dezember 2022 um 08:26 UhrAber Geschmäcker und so 🙂
hardtobelieve
08. Dezember 2022 um 08:35 Uhr*Wenn es das Fahrverhalten von Hot Pursuit hätte, was ich im Vergleich die Tage wieder gezockt habe, dann wäre es nicht nur ein tolles Fahrverhalten sondern auch das weitaus bessere Spiel in meinen Augen
Kalderkleine
08. Dezember 2022 um 09:08 UhrNein.
st0nie
08. Dezember 2022 um 09:11 UhrAlso ich empfinde die Welt als ok. Will keine Menschenmengen oder sonst was, will Rennen fahren. Mein einziger Kritikpunkt wären die nervigen Cops. Das wird auf Dauer nervig die immer wieder abschütteln zu müssen nach jedem Event. Dazu auf Heat Stufe 5 auch brutal aggressiv die Truppe.
dark_reserved
08. Dezember 2022 um 09:12 UhrIch bin derzeit mit gt7 mega zufrieden nach Jahren ohne Interesse an Rennspielen
Flex_deine_Ex
08. Dezember 2022 um 09:30 UhrWiso wird in einem Rennspiel die Open world kritisiert??das ist ja auch kein GTA.Zuviele Autos sind ein Nervender Hinterniss bei Rennen.Mir macht’s auf jeden Fall richtig Spass.8.5 Pkt bei mir.
Seven Eleven
08. Dezember 2022 um 10:20 UhrAlte Form wäre : kein Open World.
Erzähler für die Autodaten.
Highman
08. Dezember 2022 um 10:50 UhrMir hat die Aufteilung von tag und nacht rennen bei heat besser gefallen. Jetzt gibts halt nur noch illegale straßenrennen. Auch die trennung von single- und multiplayer gefällt mir nicht so gut. War bei heat ebenfalls besser. Dass die online rennen nicht mit bots aufgefüllt werden find ich auch schade. Macht aber eigentlich schon bock, weiß nur nicht wie lange ich es noch spielen werde wenn ich mit der story durch bin.
logan1509
08. Dezember 2022 um 12:48 UhrIst das eigentlich immer noch so, dass man an einer Art unsichtbarem Gummiband hängt? Keine Ahnung, wie ich es sonst beschreiben soll, aber bei den letzten Teilen kam es mir immer so vor, als ob man gegen die Bremsen des Autos ankämpfen muss, weil die Kiste immer automatisch bis zum Stillstand gebremst hat, sobald man vom Gas ging.
Ridgewalker
08. Dezember 2022 um 13:41 UhrKönnte direkt so auch für die Switch laufen.
samonuske
08. Dezember 2022 um 14:14 Uhrlieber ein neues Ridge Race
Thraexz81
08. Dezember 2022 um 14:51 UhrIch war am Anfang auch skeptisch. Muss aber sagen das es ein gutes Spiel geworden ist. Die Musik trifft nicht mein Geschmack, habe sie auch ausgeschaltet. Trotz allem bin ich begeistert.
Twisted M_fan
08. Dezember 2022 um 17:14 UhrOpen World geht mir auch nur noch auf den Keks bei Rennspiele,hätte viel lieber wie die alten Teile vorgegebene Strecken ohne dämliche Story und Charaktere.Ein Drive Club macht mir heute noch viel mehr spass als die letzten gefühlten 6 NFS Teile.Hab mir jetzt nach einigen Jahren ein neues Lenkrad gekauft und freue mich wieder auf GT7 und ACC zu spielen auch wenn es eher ein billig Lenkrad ist.
Seven Eleven
08. Dezember 2022 um 18:15 UhrDriveclub ist schon saugut. Kann man nix gegen sagen
ripper0666
12. Dezember 2022 um 15:20 UhrIch habe mir NFSU nun auch zugelegt.
Ich muss sagen dieser Anime Stil gefällt mir sehr gut. Das hebt das Spiel sehr von anderen Rennspielen ab und fügt sich super ins Spiel ein. Es geht wieder mehr um Straßenrennen und Tuning und auch die Story ist ganz ok für ein Rennspiel.
Auch das System mit der Garage und dem „sichern“ des Gewinn Geldes usw finde ich super und macht nochmal eine schönen Reiz aus. Das Handling der Autos ist wie immer sehr arcadelastig und kann noch in den Einstellungen optimiert werden. Passt also alles. Sammelgestände gibt es auch reichlich. Somit hat man immer was zu tun. Einzig die Musikauswahl (nur Hip Hop/Elektro Tracks) finde ich nicht gut. Das hätte man von jeder Musikrichtung etwas nehmen müssen. So ist es zu speziell und Geschmacksache. Mein Fall es es absolut nicht. Ich gebe 8,5 Punkte. Wie immer meine persönliche Meinung.