Nachdem ein Kinofilm von „Spider-Man“-Regisseur Sam Raimi vor mehreren Jahren noch scheiterte, nahm sich HBO („Game of Thrones“) der Aufgabe an, den gefeierten PlayStation-Hit „The Last of Us“ umzusetzen. Die 1. Episode des postapokalyptischen Charakterdramas legt bereits ein mehr als nur solides Fundament und warum ihr, egal ob Fan oder nicht, diese TV-Serie unbedingt im Auge behalten solltet, verraten wir euch nachfolgend in unserem Ersteindruck.
Die Welt am Abgrund
Vor 20 Jahren lebte Joel gemeinsam mit seiner Tochter Sarah und seinem Bruder Tommy ein ziemlich normales Leben. Während die beiden Brüder gemeinsam arbeiten, geht Sarah zur Schule und möchte eines Tages ein Geschenk für ihren Vater besorgen. Während sie sich um diese Aufgabe kümmert bemerkt sie kaum, wie die Welt allmählich aus den Fugen gerät. Am Abend bricht schließlich die Hölle los und für das Trio wird nie wieder etwas sein, wie es zuvor war.
Im Jahr 2023 ist Joel vom Leben gezeichnet: Die Qualen über den Verlust seines Kindes versucht er, mit Alkohol und Schmerzmitteln zu betäuben. Mit Tommy ist er bereits seit langer Zeit zerstritten und als Schmuggler hält sich der einstige alleinerziehende Vater geradeso über Wasser. Nachdem ein Bekannter Joel und seine Freundin Tess über den Tisch ziehen wollte, machen sie Bekanntschaft mit einem jungen Mädchen namens Ellie. Der Beginn einer gewaltigen Reise.
Die „The Last of Us“-Serie orientiert sich dabei in vielerlei Hinsicht sehr nah am Original, teilweise wurden Einstellungen und auch Dialoge 1:1 aus dem ursprünglich 2013 für PlayStation 3 veröffentlichten Survival-Horror-Adventure übernommen. Ein Umstand, der Bände hinsichtlich der narrativen Qualität der Vorlage spricht, die als eines der besten Videospiele aller Zeiten gilt. Ein anschauliches Beispiel für die originalgetreue Adaption ist die Autofahrt während der Nacht des Ausbruchs der Pilzinfektion, in der die Welt dem Abgrund entgegentaumelt. Wie in der Vorlage sehen wir Zuschauer hier viele Geschehnisse aus Sarahs Perspektive.
Neue Ideen fügen sich organisch ein
Allerdings wurden die bekannten Ereignisse des PlayStation-Originals auch etwas verändert und/oder erweitert, um sie an die erzählerischen Möglichkeiten des neuen Mediums anzupassen. Dass solche Änderungen vorgenommen werden würden, gaben Showrunner Craig Mazin („Chernobyl“) und Neil Druckmann, der Autor der Games-Vorlage, bereits geraume Zeit vor dem Start der TV-Serie bekannt. Wie sich dies äußert, zeigt vor allem der Prolog sehr gut.
Im Spiel übernehmen wir die Kontrolle über Sarah, die während der Nacht des Ausbruchs aufwacht und können in ihrer Rolle das Haus durchsuchen. Hierbei stolpern wir über verschiedene Nachrichten, die von einer mysteriösen Krankheit berichten, ehe die Situation kurze Zeit später eskaliert. Diese Szenen funktionieren in einem Game sehr gut, da wir die Kontrolle haben und so in die Welt gezogen werden. Die Interaktivität steigert kurz gesagt die Immersion.
Eine Serie oder auch ein Film funktionieren indes anders und eine 1:1-Umsetzung der Spielszenen hätten in diesem Falle nicht ähnlich gut funktioniert. Stattdessen begleiten wir Sarah, wie sie nach der Schule ein Geburtstagsgeschenk für ihren Vater besorgt, ihren Nachmittag bei den Nachbarn verbringt und im Hintergrund die Welt um sie herum langsam aus den Fugen gerät. Zunächst nur in flüchtigen Momenten oder unscharfen Einstellungen, dann in einem riesigen Chaos.
Diese und weitere Änderungen, etwa Joels und Tess‘ erstes Treffen mit Firefly-Anführerin Marlene und der jungen Ellie, fügen sich organisch und glaubhaft in die Erzählung ein. Doch all das wäre nur halb so viel wert, wenn sie nicht durch starke Schauspielleistungen und eine glaubhafte Welt gestützt werden würden. Die aufwendigen Sets strotzen nur so vor Details und helfen dabei, den ewigen dreckigen Überlebenskampf von Joel & Co. regelrecht greifbar zu machen.
Licht in der Dunkelheit
Ebenfalls hervorragend sind die Leistungen der Hauptdarsteller: Pedro Pascal („The Mandalorian“) und Bella Ramsey („Game of Thrones“) sahen sich im Vorfeld der Premiere von „The Last of Us“ zahlreichen kritischen Blicken ausgesetzt, da sie den Charakteren aus dem Spiel nicht allzu sehr ähneln würden. Mit ihren hochklassigen und glaubwürdigen Performances zeigen sie jedoch eindrucksvoll, warum sie als Joel und Ellie besetzt worden sind.
Während Pascal sowohl die innere Zerrissenheit als auch die auf verstörende Weise aus Joel herausbrechende rohe Brutalität perfekt verkörpert, gelingt es Ramsey wunderbar, die hoffnungsvolle Natur Ellies mit ihrer schlagfertigen, cleveren Seite in Einklang zu bringen. Noch viel wichtiger: Die Chemie zwischen den beiden Stars der Videospiel-Adaption ist wundervoll gelungen und zieht den Zuschauer geradezu in seinen Bann. Doch nicht nur die beiden Hauptdarsteller können glänzen, sondern ebenso die Nebendarsteller, allen voran Anna Torv („Mindhunter“) als abgebrühte Schmugglerin Tess. Am Cast gibt es nichts auszusetzen.
Insgesamt macht die die 1. Episode der „The Last of Us“-Serie einen hervorragenden Job, uns in diese unwirtliche Welt einzuführen und das Fundament für all jene dramatische Ereignisse zu legen, die auf Joel und Ellie noch warten. Sollten die noch kommenden Folgen dieses hohe Niveau halten können, dürften die Macher tatsächlich einen Weg gefunden haben, den „Videospiel-Fluch“ endlich auch im Live-Action-Bereich erfolgreich zu brechen.
Mit seiner faszinierenden Welt und insbesondere seinen komplexen Charakteren hat die Show absolut das Zeug dazu, der nächste Hit aus dem Hause HBO zu werden. Die Anpassungen, welche an der Story der Vorlage vorgenommen wurden, fügen sich dabei sehr organisch in das bekannte Konstrukt ein. Hier dürfte uns das erste große Serien-Highlight des noch jungen Jahres erwarten und diese nervenzerfetzende Reise solltet ihr euch keinesfalls entgehen lassen.
„The Last of Us“ ist am 15. Januar 2023 bei HBO und HBO Max gestartet. Hierzulande erfolgte die Premiere am 16. Januar 2023 bei Sky Deutschland und dem Streaming-Anbieter WOW. Neue Episoden werden immer montags veröffentlicht.
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Kommentare
DerGärtner
19. Januar 2023 um 11:46 Uhr@User666
Bei wem?
Finde die Serie nicht gut. Die Änderungen wie/was die „Pandemie“ ausgelöst hat, zombies sich verhalten usw sind grauenhaft dämlich, alles fühlt sich ewig in die länge gezogen, Besetzung ist so schlecht wie ich es erwartet habe.
Für einen nicht gamer, den es nicht stört das jeder Satz dreimal so lange ist als er sein muss und den die grundlose diversität nicht stört, mag das eine gute Serie sein, für alle anderen ist das höschtens „ok“, Tendenz sinkend
the_ghost
19. Januar 2023 um 12:32 UhrWie viele Folgen wird es in Staffel 1 geben? Ich schaue es mir erst an wenn ich die komplette Staffel in einem Rutsch gucken kann