Mit „Wanted: Dead“ erscheint heute ein blutiges Old-School-Actionspiel, das diversen aktuellen Trends in der Gaming-Landschaft trotzt. Es gibt keine Open-World, keine umfangreiche Individualisierungsoptionen, eine eher überschaubare Anzahl an Sammelgegenständen und kaum andere Dinge, die euch vom Herz des Titels ablenken: Seinem Kampfsystem. Ob das alleine ausreicht, um im Test zu überzeugen, das verraten wir euch nachfolgend in unserem Ziel.
Ehe wir loslegen noch eine kleine Anmerkung: Unser Test bezieht sich auf die PC-Version des Spiels, die uns zur Verfügung gestellt wurde.
Die Zombie-Einheit an vorderster Front
Doch zunächst ein paar Worte zur Story: Diese versetzt Spieler und Spielerinnen in die Rolle von Lt. Hannah Stone, einer einstigen Soldatin, die wegen diverser Verfehlungen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Wie im DC-Blockbuster „Suicide Squad“ wird die Regierung jedoch auf die Talente der erfahrenen Kriegerin aufmerksam und bietet ihr einen Deal an: Sie kommt aus dem Gefängnis frei, muss dafür jedoch als Teil einer Spezialeinheit gefährliche Missionen bestreiten.
Gemeinsam mit ihrem Team stürmt Hannah fortan von einem Einsatzort zum nächsten und stellt sich dort gefährlichen Kriminellen, Androiden und Ninjas entgegen. Dabei kommt die Zombie-Einheit allmählich einer viel größeren Sache auf die Spur, die der Truppe alles abverlangen soll.
Die Story könnte einem B-Movie aus den 1980ern entsprungen sein und dazu passt auch die mitunter etwas holprige Inszenierung inklusive einiger eher trashiger Dialoge und einer ordentlichen englischen Synchronisation. Das klingt nun jedoch negativer als es ist, denn wenn ihr euch auf diesen wilden Mix aus brutalen Kämpfen, Nudelwettessen und Karaoke-Singen, der sich selbst glücklicherweise nicht allzu ernst nimmt, einlasst, erwartet euch hier ein wirklich abgefahrener Ritt.
Survival of the Fittest
Ehrlich gesagt würde eine übermäßig komplexe Geschichte wohl auch nicht zu „Wanted: Dead“ passen, denn die wahren Stärken des Titels liegen ganz klar in seinem Gameplay. Die meiste Zeit über stürzt ihr euch mit Hannah in halsbrecherische Situationen. Standardmäßig ist sie dabei mit einem Katana, einer Pistole und einem Sturmgewehr bewaffnet. Von besiegten Gegnern könnt ihr zudem eine zweite Schusswaffe aufnehmen oder ihr nehmt eine, die in den Levels rumliegt. Zudem könnt ihr Granaten freischalten und auch eine begrenzte Anzahl an Heilgegenständen gehören zum Inventar der Heldin.
Obwohl das Leveldesign oft das Spielen als klassischer Third-Person-Shooter unterstützt, Hannah kann beispielsweise hinter Objekten in Deckung gehen und von dort aus auf die Feinde schießen, solltet ihr euch nicht allzu sehr auf die Schießprügel verlassen. Bedeutend durchschlagskräftiger sind die Nahkampfangriffe in Verbindung mit klug gesetzten Schüssen, um Gegner ins Taumeln zu bringen oder ihre Deckung zu brechen, um sie anschließend zu erledigen. Ihr könnt den Titel zwar durchaus wie einen Shooter spielen, allerdings sind die Bleispritzen primär dazu gedacht, eure Kombos miteinander zu verbinden, damit kein Leerlauf entsteht.
All das entwickelte im Rahmen unseres Playthroughs eine regelrechte Sogwirkung auf uns. Während wir anfangs noch oft Prügel kassierten, lernten wir nach und nach Hannahs Bewegungsrepertoire immer effizienter zu nutzen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei übrigens ihre Adrenalinanzeige, ein kleiner Kreis unter ihrer Lebensenergie. Ist dieser gefüllt, feuert sie mehrere Schüsse ab, um Gegner zu betäuben und sie danach mit einem stylisch inszenierten Finisher zu erledigen. Bereits nach wenigen Arealen schnetzelten wir uns ansehnlich von Gegner zu Gegner, blockten Angriffe ab, setzten zu Kontern an und tränkten den Boden mit Blut.
Letzteres ist übrigens nicht im übertragenen Sinne gemeint, denn trotz seiner USK 16-Freigabe ist „Wanted: Dead“ sehr blutig und die Gegner verlieren regelmäßig diverse Körperteile. Für zartbesaitete Spielernaturen ist der knallharte Actiontitel somit eher weniger geeignet. Apropos knallhart: Dies ist eine ziemlich treffende Beschreibung für den Schwierigkeitsgrad des Games. In Anlehnung an die großen Vorbilder, etwa „Devil May Cry“ oder auch „Ninja Gaiden“, sind die Gefechte überaus knackig, gerade im späteren Spielverlauf. Bereits kleine Fehler können in den linearen Levels und Arenakämpfen zum Game Over führen.
Gut durchdachtes Kampfsystem mit Schönheitsfehlern
Diese Spielerfahrung kann zwischenzeitlich frustrierend sein, gerade für all jene Spielerinnen und Spieler, die eher selten fordernde Action-Games spielen, allerdings ist es einfach ein tolles Gefühl, ganze Gegnergruppen in ihre Einzelteile zu zerlegen, ohne selbst auch nur einen einzigen Kratzer abzubekommen. Frustrierend auch deshalb, da die Lebensenergie oft schneller zur Neige ging als wir gucken konnten und die Anzahl der Heilitems, passend zur Old-School-Ausrichtung, begrenzt ist. Wenn ihr euch auf dieses Erlebnis einlasst, erhaltet ihr dafür ein wirklich gut durchdachtes Kampfsystem, das euch dafür belohnt, euch konstant zu verbessern.
Ein kleines Zugeständnis an moderne Genre-Vertreter haben die Entwickler von Soleil Ltd. dann übrigens doch noch in ihr Spiel eingebaut: Einen Talentbaum, der mit seinen drei Ästen angenehm übersichtlich ausfällt. Für jeden erledigten Gegner und jede gelungene Aktionen erhält Hannah Erfahrungspunkte, die in verschiedene neue Fähigkeiten und Gadgets investiert werden können. Hierzu zählen etwa Granaten, eine Zeitlupen-Fuktion, eine Ausweichrolle, weitere Offensivaktionen oder mehr Heilgegenstände. So könnt ihr die Protagonistin nach und nach auf euren Spielstil ausrichten, was zum Weiterspielen motiviert.
Wie ihr euch somit vorstellen könnt, hatten wir wirklich jede Menge Spaß mit der brachialen Action von „Wanted: Dead“, die definitiv das Highlight des Titels darstellt. Es ist durch und durch ein Old-School-Actionspiel, das hinsichtlich seiner Struktur – ihr lauft mit Hannah während der Hauptmissionen von einem Kampf in den nächsten – auch in einem PS2- oder PS3-Game hätte vorkommen können. Es erinnert an etwas einfachere Gaming-Zeiten, im positiven Sinne.
Allerdings müssen wir hier auch Kritik anbringen, denn weil die Kämpfe ziemlich fix ablaufen, ging während unseres Tests immer mal wieder die Übersicht verloren. Die Kamera fängt das Geschehen leider nicht immer optimal ein, weshalb uns Gegner öfter in den Rücken fielen als uns lieb war. Ein Lock-On hätte hier etwas Abhilfe schaffen können. Die Steuerung funktionierte zudem zwar gut, im direkten Vergleich mit den großen Vorbildern ist das Kampfsystem allerdings weder so präzise („Ninja Gaiden“) noch so komplex („Devil May Cry“). Hier könnte ein potentieller Nachfolger sicherlich perfekt ansetzen und etwas nachbessern.
Technisch nicht auf der Höhe
Bis hierhin haben wir bereits hier ab und an den Begriff „Old-School“ fallen gelassen und das aus gutem Grund: Es ist eine Bezeichnung, die wunderbar zu „Wanted Dead“ passt. Abgesehen von kleinen Erkundungsabschnitten in einem Polizeirevier und einer Hand voll Minispielen, die das Spielgeschehen angenehm auflockern und übrigens jederzeit über das Hauptmenü von euch separat angewählt werden können, ist der Titel sehr gradlinig ausgefallen und fokussiert sich in erster Linie auf das Wesentliche. Hinsichtlich der Technik hätte das Game jedoch gerne noch etwas moderner sein dürfen.
Grafisch bewegt sich das Spiel eher auf dem ordentlichen Niveau früher PS4-Games. Die Charaktermodelle von Hannah und ihrem Team sind dabei zwar gut gelungen, doch einige Ecken der Spielwelt solltet ihr euch nicht allzu genau ansehen. Andere Areale sind zwar durchaus schick designt und bieten zerstörbare Levelelemente sowie ein paar nette Spiegelungen, doch ein echtes Current-Gen-Spiel erwartet euch hier nicht. Angesichts der eher simpel designten Areale, die meistens lediglich als Kampfarenen fungieren, und der Gegnerklone, die euch angreifen, wäre hier vermutlich noch etwas mehr drin gewesen.
Des Weiteren hatten wir ab und an Framerate-Einbrüche, wenn wirklich viel auf dem Bildschirm los war. Auch in Cutscenes kam es gelegentlich zu kleinen Slowdowns und einmal ist das Spiel während des Tests auch komplett abgestürzt. Hannah blieb darüber hinaus manchmal an Ecken oder Objekten hängen, was ebenfalls ärgerlich ist. Hier kann ein Patch hoffentlich zeitnah nachbessern. Nichts zu meckern haben wir dafür bei der musikalischen Untermalung, die schlichtweg toll ausgefallen ist. Stefanie Joosten (Quiet in „Metal Gear Solid V“) steuerte mehrere Songs für das Game bei und sprach außerdem eine Nebenfigur im Spiel.
Kurzum erwartet euch mit „Wanted: Dead“ eine echte Achterbahnfahrt, die nicht nur mit knackiger Action, sondern auch einem mindestens ebenso wilden Stilmix aufwartet. Neben Zwischensequenzen in Spielgrafik werden beispielsweise auch Videos im Anime-Look und sogar Live-Action-Sequenzen geboten. Dem Spiel gelingt es dabei, all diese so unterschiedlichen Facetten scheinbar mühelos miteinander zu verbinden, was dem Titel zu einem eigenen Charme verleiht.
Kommentare
FinalSpace
14. Februar 2023 um 15:21 UhrHört sich an, als ob es zu schwer für mich ist…
Wastegate
14. Februar 2023 um 15:35 UhrOh, IGN hat das Game ganz schön abgewatscht >>> 4/10
Hm , wenns mal geht m Sale ist werd ich reinschauen.
No_Saint
14. Februar 2023 um 15:37 UhrSo ganz überzeugt bin ich vom gesehenen nicht.
Old-school hin oder her aber ich hatte schon das Gefühl das die Steuerung nicht so präzise ist.
Spiele aktuell für lau Jedi Fallen Order. Da ist das Kampfsystem eigentlich ganz spaßig , wäre da nicht die Steuerung,das ist so ein Eierschalenlauf und die Kamera während den Kämpfen richtig stümperhaft.
Sowas macht auch ein grundlegend gutes Kampfsystem teils zunichte!
Jedenfalls scheint hier die Old-school Action ganz OK zu sein….hole es mir vielleicht irgendwann wenn es günstiger wird.
Allen anderen „Have Fun“
naughtydog
14. Februar 2023 um 16:04 UhrFür nicht-Vollpreis würde ich mir das sogar reintun.
SeniorRicketts
14. Februar 2023 um 18:26 UhrDas beste spiel ist es sicher nicht
So wie Forspoken aber die internationalen Wertungen sind schon sehr hart
Bin mir sicher das dass was Wanted Dead macht über die köpfe vieler tester geht
Wie die schlechte perfomance des hauptcharacters oder die schlechten NPCs im polizeirevier
Es ist ein AA game und neue IP von einem neuen studio
Einige verbesserungen würden einem sequel sehr gut tun
Aber man merkt das es das game ist das die entwickler machen wollten
Das kann man bei vielen AAA und high budget studios heutzutage nicht mehr behaupten
*Hust*battlepassliveserviceonlineonly*hust*
SeniorRicketts
14. Februar 2023 um 18:32 UhrNoch grad eingefallen ist mir das dass deckungssystem nicht so geil ist
Wenn man die kamera zu weit nach links oder rechts dreht steht sie auf
Wahrscheinlich weil es ein automatisches deckungssystem sollte aber trotzdem nicht so sein
Und wenn man die schrotis nachlädt kann man nicht abbrechen und sie bewegt sich sehr langsam es sei denn man drückt Dreieck
Also schnellpistole ziehen
xjohndoex86
15. Februar 2023 um 00:45 UhrHört sich für mich nach ähnlichen Plus- und Minuspunkten an wie bei Soleil’s Valkyrie Elysium. Man kann eine ganze Weile wohlwollend drüber hinwegsehen aber irgendwann nervt das absolut kreativlose Leveldesign und das plumpe Gegner entgegen werfen einfach nur noch. Und das ist wirklich schade, denn das Kampfsystem haben sie einfach drauf und auch Figuren können sie gut schreiben. Auch beim Art Design gibt es einige Highlights. Aber was nützt das wenn man irgendwann nur noch stumpf abarbeitet? Ich hoffe sie packen da in Zukunft noch 1-2 große Schippen drauf. Der PS2/3 Faktor darf dabei gerne bleiben.
K7Psych
15. Februar 2023 um 12:01 UhrIch feier es richtig ab!