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Mobile Suit Gundam Curucuz Doan's Island: Die verlorene Folge des legendären Mecha-Anime - Filmkritik

Der vermutlich legendärste Mecha-Anime überhaupt kehrt mit "Mobile Suit Gundam: Curucuz Doan's Island" auf die deutschen Kinoleinwände zurück. In unserer Filmkritik schildern wir euch, warum ihr dem Anime-Hit eine Chance geben solltet.

Mobile Suit Gundam Curucuz Doan’s Island: Die verlorene Folge des legendären Mecha-Anime – Filmkritik
"Mobile Suit Gundam: Curucuz Doan's Island" startet am 28. Februar 2023 in den deutschen Kinos.

Seit dem Start des ersten „Mobile Suit Gundam“-Anime im Jahr 1979 expandierte die Franchise immer weiter und brachte nicht nur zahlreiche weitere Serien und Filme, sondern natürlich auch Videospiele hervor. Mit dem neuen Kinofilm „Mobile Suit Gundam: Curucuz Doan’s Island“ kehrt Animationsstudio Sunrise („InuYasha“) nun wieder zurück zu den Wurzeln und bietet dem internationalen Publikum eine (fast) neue Geschichte.

Fast neu? Die Story des Anime-Abendfüllers, den wir uns bereits vorab mit deutscher Synchronisation ansehen durften, basiert auf der 15. Episode der inzwischen legendären Originalserie des Mecha-Hits, die jedoch lange nicht international zur Verfügung stand. Für viele hiesige Fans ist es somit eine spezielle Gelegenheit, dieses Versäumnis nachzuholen. Warum ihr das tun solltet, verraten wir euch nachfolgend in unserer Filmkritik.

Ein mysteriöser Mann und seine Insel

Doch zunächst widmen wir uns der Story des Titels, die im Jahr Universal Century 0079 spielt. Hierzu ein Miniexkurs: Kurz gesagt gibt es innerhalb der Reihe verschiedene Zeitlinien, wobei die Universal Century-Timeline gewissermaßen das Hauptuniversum bezeichnet. Zu verschiedenen anderen Ablegern der IP, etwas dem 2022 gestarteten „Mobile Suit Gundam: The Witch from Mercury“, müsst ihr dementsprechend kein Vorwissen mitbringen.

Die Handlung wirft uns unmittelbar hinein in die Wirren eines Unabhängigkeitskrieges zwischen den Kolonien des Fürstentums Zeon und der Erdföderation. Mittendrin befindet sich auch der junge Kadett Amuro Ray, der im Cockpit eines neuen Mobile Suit Gundam Platz nimmt, einer mächtigen Kampfmaschine, die bisher allerdings noch nie vollumfänglich im Einsatz erprobt worden ist. Eine Möglichkeit hierzu soll sich jedoch schon sehr bald bieten.

Amuro und sein Team erhalten den Befehl zur sogenannten „Island of No Return“ zu reisen, um dort Nachzügler der Aufständischen zu stoppen. Als sie das kleine Eiland erreichen, finden sie zu ihrer großen Überraschung nur einige Kinder und einen nicht mehr ganz aktuellen Zaku Mobile Suit vor. Darüber hinaus treffen sie auf einen geheimnisvollen Mann namens Curucuz Doan und als Amuro diesem allmählich auf die Schliche kommt, überschlagen sich bald die Ereignisse.

Hinsichtlich seiner Erzählstruktur ist klar ersichtlich, dass es sich bei „Mobile Suit Gundam: Curucuz Doan’s Island“ im Kern noch immer um eine TV-Episode handelt. Oder eher gesagt, um ein TV-Event, das mit dem Budget eines Kinofilms ausgestattet gegenüber dem Original deutlich ausgearbeiteter und ausgefeilter daherkommt. Das wird insbesondere im finalen Akt der Handlung deutlich, der merklich größere Ausmaße als noch im 1979er-Original annimmt.

Studio Sunrise weiß die zusätzliche Laufzeit übrigens meist durchaus gut zu nutzen. Insbesondere Amuros Charakterentwicklung bekommen die Extraminuten gut, der sich im Laufe des Films mit den Kindern anfreundet und sich wirklich um sie kümmern möchte. Da diese Szenen nicht überstürzt abgefrühstückt werden, sondern Zeit bekommen, um sich entfalten zu können, macht dies den langsam anschwellenden Konflikt im späteren Verlauf der Story umso dramatischer.

Amuro muss im Laufe der Ereignisse erwachsener werden

„Curucuz Doan’s Island“, wie die Episode, auf der der Film basiert ebenfalls heißt, zeigt hierbei besonders schön, wie Amuro langsam erwachsen werden muss. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes noch ein Junge, der am Anfang einer großen Reise steht. Von dem Mann, zu dem er einmal werden soll, ist noch nicht allzu viel zu sehen, doch wir erleben im Rahmen des Anime-Kinofilms bereits einige wichtige Schritte, die er im Rahmen dieser Entwicklung nehmen muss.

Insbesondere seine Kämpfe gegen andere Mobile Suit-Piloten, die auf dem Schlachtfeld bereits deutlich mehr Erfahrung als er gesammelt haben, sticht hier heraus. Das Talent unseres Protagonisten ist klar ersichtlich und ebenfalls etwas, das im weiteren Verlauf der Haupthandlung in den nachfolgenden Episoden und Serien noch stärker ausgebildet werden wird.

Doch nicht nur Amuros Charakterentwicklung wird verglichen mit dem Original erweitert, sondern ebenso die von Curucuz Doan. Wir erfahren, dass er im Laufe seiner Kampfeinsätze auch Zivilisten ermordete, was letztendlich dazu führen sollte, dass er den Dienst niederlegte. Er kümmert sich seither um die Kinder, deren Eltern während der Kampfhandlungen zwischen Zeon und Erdförderation gestorben sind und Hilfe brauchen. Es ist eine willkommene Erweiterung des Ausgangsmaterials, die der Figur etwas mehr Tiefe gibt.

Dennoch bekommen nicht alle Charaktere im jüngsten „Mobile Suit Gundam“-Kinofilm ähnlich viel zu tun. Gerade die Motive und Motivationen der Bösewichte der Story werden nur unzureichend vertieft. Dies ist insbesondere deshalb schade, da sich die Franchise gerade durch ihre komplexen Thematiken, tiefgründigen Fragen und vielschichtigen Konfliktparteien auszeichnet. All diese Elemente sind hier zwar vorhanden, doch die Schurken kommen etwas zu kurz.

Des Weiteren erhalten auch einige andere Nebenfiguren nicht allzu viel Screentime, weshalb sie etwas verschwendet wirken. Die Mitglieder einer Militärbasis, zu der Curucuz Doan beispielsweise eine Verbindung hat, sind meistens einfach nur da, als dass sie einen spürbaren Einfluss auf die Handlung ausüben würden. Außerdem gibt es ab und an Probleme mit dem Pacing (Erzähltempo), denn einige Szenen, gerade am Anfang, dauern gefühlt doch einen Tick zu lang.

Dafür stechen andere Überarbeitungen, die das verantwortliche Team in „Mobile Suit Gundam: Curucuz Doan’s Island“ vorgenommen hat, direkt ins Auge: Die Zeichnungen und Animationen. Natürlich orientierten sich die Macher merklich am Stil und den bekannten Designs der ikonischen Vorlage, doch der Qualitätssprung ist klar erkennbar. Alles sieht deutlich cleaner aus als damals, während es noch immer einen gewissen Old-School-Charme verströmt.

Ein tolles Gundam-Abenteuer – auch für Neulinge?

Außerdem sind die Bewegungen der Charaktere merklich geschmeidiger als noch im Original und auch die 3DCG-Modelle der gewaltigen Kampfroboter fügen sich wunderbar ins Gesamtbild ein. Vor allem die krachend inszenierten Mecha-Fights profitieren deutlich von den Überarbeitungen. An die optische Opulenz anderer moderner Ableger, etwa der Anime-Serie „Mobile Suit Gundam: The Witch from Mercury“, kommt der Kinofilm zwar nicht heran, doch insgesamt kann sich das Science-Fiction-Abenteuer definitiv sehen lassen.

Definitiv hören lassen kann sich darüber hinaus die deutsche Synchronisation des Films, die mit einigen bekannten Synchronschauspielern aufwartet, etwa Florian Hoffmann (Taketora Yamamoto in „Haikyu!!“) als Doan, Daniela Molina (Fymryn in „DOTA: Dragon’s Blood“) oder auch Felix Spieß (Piccolo in „Dragon Ball Super: Super Hero“) als Kai. Alle Sprecher und Sprecherinnen sind spürbar mit Herzblut bei der Sache und liefern gewohnt gute Arbeit ab.

Ehe wir zu unserem Fazit kommen, noch kurz ein paar Worte zur Einsteigerfreundlichkeit der Geschichte: Der Anime-Kinofilm richtet sich in erster Linie natürlich vor allem an langjährige Fans der Reihe, die bereits eine gewisse Verbindung zur Franchise haben. Es gibt jede Menge Fan-Service, etwa in Form von kleinen Anspielungen auf die größere Story. An Neulingen werden diese Referenzen entsprechend vorbeigehen und sie dürften ab und an sicherlich auch ein kleines Fragezeichen über dem Kopf haben, da sich nicht wirklich alles für Neueinsteiger aus dem Kontext erschließt. Somit gibt es eine kleine Einstiegshürde.

Diese ist es jedoch wert genommen zu werden, wenn ihr eine Schwäche für Anime und tolle Science-Fiction-Abenteuer haben solltet. Es mag nicht unbedingt das beste Kapitel der langlebigen Reihe sein, hat der Film doch hier und da seine Probleme sowie Schwächen. Doch es ist zweifelsohne die beste Art, um diesen Teil des legendären Mecha-Anime zu erleben, der neben seinem Old-School-Feeling vor allem mit seinem gut ausgearbeiteten Hauptcharakter zu überzeugen weiß.

„Mobile Suit Gundam: Curucuz Doan’s Island“ startet am 28. Februar 2023 in den deutschen Kinos.

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