Die Actionspiel-Profis von Team Ninja („Ninja Gaiden“-Reihe) wollen es mal wieder wissen: Nach ihrem Erfolg mit „Nioh“ wagen sie sich mit „Wo Long: Fallen Dynasty“ erneut an ein Soulslike, das euch diesmal ins antike China entführt, welches von dämonischen Kräften überrannt wird! Ob es sich lohnt, den knallharten Kampf gegen die dunklen Mächte aufzunehmen und ob es dem Entwicklerstudio gelungen ist, einen weiteren Hit abzuliefern, sehen wir uns nachfolgend in unserem Test an.
Drei Reiche im erbitterten Überlebenskampf
Ihr schlüpft in die Rolle eines namenlosen Milizsoldaten, dessen Dorf zu Beginn des Spiels von den dunklen Mächten angegriffen und nahezu dem Erdboden gleichgemacht wird. Zeitlich bewegen wir uns im frühen 3. Jahrhundert nach Christus: Die Herrschaft der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) über das alte China neigt sich ihrem Ende entgegen. Die Zeit der Drei Reiche (ca. 208-280 n. Chr.) ist angebrochen und das angesichts einer beispiellosen übernatürlichen Bedrohung. Im Rahmen der Story kämpft ihr euch durch verschiedene Schlachtfelder, um die Dämonen zurückzudrängen.
Die Geschichte von „Wo Long: Fallen Dynasty“ ist nun nicht unbedingt die ganz große Stärke des Action-RPGs, denn sie verläuft insgesamt recht vorhersehbar. Dafür wissen einige schön inszenierte Zwischensequenzen zu gefallen, die immer wieder toll anzusehen sind. Wirklich glänzen kann das Spiel hingegen eher in anderen Bereichen, insbesondere bei seinem Kampfsystem, das den Experten von Team Ninja einmal mehr sehr gut gelungen ist.
Chinesische Kampfkünste gegen dämonische Heerscharen
Nachdem ihr euch euren eigenen Soldaten beziehungsweise eure Soldatin in einem angenehm umfangreichen Charaktereditor erstellt habt, zieht ihr auch schon hinaus in die Welt. Zunächst noch mit einem Schwert bewaffnet, habt ihr schon bald Zugriff auf verschiedene andere Waffenarten, darunter etwa Äxte, Hämmer, Knüppel, Säbel oder auch Speere. Unterteilt sind diese in vier Kategorien, genauer von 1 Stern bis 4 Sterne, was Auswirkungen auf die Werte des entsprechenden Argumentationsverstärker hat. Jede Waffengattung spielt sich dabei angenehm anders und verlangt von euch eine etwas andere Vorgehensweise.
Wenn ihr euch für Schwerter als Primärwaffe entscheidet, ihr könnt davon immer zwei ausrüsten, sind die Kämpfe schnell – und damit meinen wir wirklich schnell! Sobald ihr den Dreh erst einmal raus habt, wirbelt ihr wie ein Derwisch über den Bildschirm und lichtet spielend die Reihen der Gegner. Mit größeren Waffen wird das Tempo natürlich entsprechend gedrosselt, doch als Gegenzug für die etwas entschleunigten Scharmützel sind eure Attacken ungleich durchschlagskräftiger. Alle Angriffsmanöver sind übrigens von chinesischen Kampfkünsten inspiriert und fügen sich dementsprechend organisch in das Setting des Games ein.
Eine besondere Rolle in den Kämpfen spielt euer Wille, dessen Anzeige ihr immer gut im Blick behalten solltet. Ihr verbraucht Willen bei verschiedenen Spezialaktionen, etwa Zaubern oder auch mächtigen Angriffen, sowohl euren schweren Attacken mit der Dreieck-Taste als auch bei Waffenspezifischen Fähigkeiten, die per Quadrat-/Dreieck-Taste + R1-Taste ausgelöst werden. Jede dieser Aktionen, genauso wie Abwehren und Blocken, verbraucht etwas Willen. Hiermit verbunden ist der Moralrang, den ihr mit der Befreiung eines Schlachtfelds, also dem Aufstellen eurer Banner, erhöht. Je höher Moral und Wille, desto stärker seid ihr.
Somit spielen sich die Konfrontationen in „Wo Long: Fallen Dynasty“ stets angenehm taktisch, denn euer Ziel sollte es immer sein, euren Moralrang zu erhöhen und den Willen der Gegner zu brechen. Letzteres lässt sie für einen kurzen Augenblick wehrlos zurück, woraufhin ihr einen verheerenden Finisher (Dreieck-Taste) ausführen könnt. Doch natürlich gilt das auch für euch, denn wenn es den Gegnern gelingen sollte, euren Willen zu brechen, seid ihr ihren Angriffen kurz schutzlos ausgeliefert. Da die Kamera beim hohen Tempo leider nicht immer mithalten kann, passierte uns das öfter als uns lieb war.
Magische Dämonentöter
Wo wir gerade bereits beim Thema Blocken waren: Dieses Spielelement ist von entscheidender Bedeutung im Soulslike, denn wenn ihr das perfekte Timing habt, könnt ihr per Kreis-Taste die gegnerischen Angriffe ablenken und ihnen so in den Rücken fallen. Gelingt euch das bei rotglühenden Aktionen, also bei mit Willen verstärkten Attacken, fügt das dem Willen eurer Feinde großen Schaden zu – insbesondere bei Bossgegnern, dazu gleich mehr, ist dies enorm wichtig.
Abgerundet wird euer Angriffsarsenal von verschiedenen Fernkampf- und Sekundärwaffen. Während der Fokus des Kampfsystems ganz klar auf dem krachenden Nahkampf liegt, habt ihr ebenfalls die Möglichkeit, mit Pfeil und Bogen oder auch einer Armbrust Feinde aus größerer Distanz aufs Korn zu nehmen. Da die Munition jedoch arg begrenzt ist, müsst ihr euch gut überlegen, wann ihr sie einsetzt. Außerdem könnt ihr noch kleine Waffen wie (vergiftete) Wurfmesser oder Feuerkessel ausrüsten. Mit Zaubern aus fünf verschiedenen Kategorien, die an euren Willen und eure Moral gebunden sind, könnt ihr Feinden zusätzlich einheizen!
Für jeden besiegten Gegner erhaltet ihr Wahres Ki, das ihr benötigt, um euren Charakter aufzuleveln. Das wiederum geschieht in den fünf Bereichen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Jede dieser Kräfte ist mit anderen Attributen eurer Spielfigur verbunden, Holz etwa mit der Gesundheit und Feuer mit eurer Angriffskraft, weshalb ihr gut überlegen solltet, wie ihr euren Charakter verstärkt. Auf diesem Weg erhaltet ihr Zauberpunkte, mit denen ihr neue magische Kräfte freischaltet. Wie die Werte eurer Spielfigur dürft ihr übrigens, die entsprechenden Materialien vorausgesetzt, auch eure Waffen und Rüstung aufwerten.
Ihr könnt also allerlei Facetten eurer Spielfigur ganz nach euren Wünschen in „Wo Long: Fallen Dynasty“ konfigurieren, um sie an euren Spielstil anzupassen. Das schließt selbstverständlich auch euer Outfit ein, das aus vier beliebigen Einzelteilen (Kopf, Brust, Hände, Beine) zusammengestellt werden kann. Achten solltet ihr hierbei immer auf das Gewicht, denn ist dieses im grünen Bereich, könnt ihr flink ausweichen. Im roten Bereich dafür nur seeeehr langsam und träge. Apropos langsam und träge: Das trifft so leider auch auf die Heilanimation zu, denn das lebensrettende Gebräu trinkt euer Charakter enttäuschend lahm.
Insgesamt hat uns das motivierende Kampfsystem des neuesten Team Ninja-Werks dennoch wirklich sehr viel Spaß gemacht und hervorragend gefallen. Es braucht zwar etwas Zeit, den Charakter so zu individualisieren, bis alles optimal passt, doch sobald das geglückt ist und die verschiedenen Mechaniken in Fleisch und Blut übergegangen sind, entwickelt der Titel einen großartigen Flow und selbst zuvor unüberwindbar erscheinende Gegner fallen schnell vor euch in den Staub!
Du kommst nicht vorbei!
Natürlich dürfen in einem herausfordernden Soulslike knackige Kämpfe gegen Bossgegner nicht fehlen und glücklicherweise kann „Wo Long: Fallen Dynasty“ auch hier in weiten Teilen punkten. Kommt ihr auf einem neuen Schlachtfeld an, einem großen Areal, das ihr mal mehr, mal weniger frei erkunden dürft, müsst ihr dieses erobern. Dafür stellt ihr Banner und Standarten auf, die als fair gesetzte Checkpoints fungieren und eure Moral anheben. Am Ende wartet immer ein Bosskampf auf euch.
Zunächst das Positive: Jeder dieser Bosse, gegen die wir im Rahmen unseres Tests gekämpft haben, hatte einen eigenen Kniff und erforderte somit eine eigene Taktik. Es ging somit darum, diese herauszufinden und sich so über mehrere Versuche immer weiter vorzutasten, um den Boss letztendlich zu bezwingen. Hierbei hatten wir in den meisten Begegnungen sehr viel Spaß, denn die Kämpfe waren zwar herausfordernd, dabei jedoch nie unfair. Wenn wir verloren haben, was einen Verlust eures Wahren Kis und eine Senkung eures Moralrangs nach sich zieht, war es nahezu immer unser eigener Fehler.
Sobald ein Boss durchschaut und seine Moves verinnerlicht wurden, entwickelten sich oft großartige Duelle, die beinahe wie durchchoreographierte Tänze aussahen. Sollte es einmal zu knifflig werden, dürft ihr übrigens auch bis zu zwei KI-Begleiter beschwören, die euch zur Seite stehen, um eure Chancen zu erhöhen. Die meisten Bossgegner fordern euch wirklich eine Menge ab, doch wenn ihr sie bezwingen konntet, ist das Gefühl, Genre-typisch, einfach fantastisch!
Allerdings ist die Qualität der Bosse im Action-RPG schwankend. Einige dieser mächtigen Gegner sind wirklich hervorragend designt und es ist ersichtlich, wie viel Zeit und Mühe die Verantwortlichen von Team Ninja investiert haben. Leider fallen einige Bosse allerdings dann doch spürbar ab und waren überraschend einfach zu besiegen. Während wir für Reiter Lu Bu sicherlich anderthalb Stunden (oder mehr) benötigten, fielen andere Bosse unserer Klinge schon im ersten oder zweiten Anlauf zum Opfer. Das ist schade, denn so blieben diese Konfrontationen, die eigentlich echte Highlights sein sollten, kaum im Gedächtnis.
Grafisch nur schick
Ehe wir zu unserem Fazit kommen, noch ein paar Worte zur Technik von „Wo Long: Fallen Dynasty“. Die Grafik ist, wie ihr anhand unserer Screenshots im Testartikel sehen könnt, durchaus schick anzuschauen. Mit dem visuellen Bombast eines „God of War: Ragnarök“ kann sich das Spiel zwar nicht messen, doch insgesamt wirkt der Look in sich stimmig und wie aus einem Guss. Des Weiteren präsentieren sich die Areale der Spielwelt recht abwechslungsreich. Neben düsteren Abschnitten, etwa dem verwüsteten Dorf zu Beginn, gibt es auch verschneite Regionen und saftig grüne Wiesen.
Ihr könnt zudem auswählen, ob ihr die Auflösung und grafische Qualität bevorzugt oder lieber eine höhere Framerate haben möchtet. Wir hatten uns angesichts des hohen Tempos der Kämpfe, in denen zudem hübsche Partikeleffekte den Bildschirm füllten, für letzteres entschieden und haben diese Wahl, abgesehen von gelegentlichen kurzen Slowdowns, nicht bereut. Weitaus ärgerlicher waren da schon die Pop-ups, die nicht nur Objekte, sondern leider auch Gegner beinhalteten, was zur einen oder anderen unschönen Überraschung während unseres Tests führen sollte.
Ebenfalls unschön waren die, trotz des installierten Day-1-Patches, wiederholten Abstürze. Selbiges gilt für die Hitboxen bei einigen Bossgegnern, die nicht immer unmittelbar auf unsere Treffer zu reagieren schienen. Hier muss Team Ninja noch nachbessern und noch einiges an Feintuning investieren.
Dafür sind die enthaltenen chinesischen, englischen und japanischen Tonspuren ziemlich gut gelungen. Wir haben zunächst auf Englisch begonnen, würden euch, falls ihr ein noch authentischeres Feeling haben möchtet, allerdings zur chinesischen Synchronisation raten. In Kombination mit dem guten Soundtrack kam hier während des Kampfes im alten China eine wirklich angenehm dichte Atmosphäre auf, die uns immer tiefer in diese Welt ziehen konnte.
Kommentare
PSFanboy666
02. März 2023 um 12:02 UhrMein nächstes Game wenn ich mit Hogwarts Legacy durch bin. Freu mich schon drauf.
matze0018
02. März 2023 um 12:29 UhrGeil… Bin hyped! Rein in den Bruch… 😉
Carlito
02. März 2023 um 12:35 UhrIch muss sagen, mich hat die Demo leider abgeschreckt. Bzw der Boss. Fand den für den Anfang einfach viel zu schwer. Ich weiß darum geht es bei so spielen auch und ich habe auch gerne blood Bourne oder elden Ring gezockt aber für den ersten Boss fand ich es trotzdem zu hart und hat mir die Lust an den spiel genommen. Allen anderen viel Spaß mit dem Game
tayfun098
02. März 2023 um 12:48 UhrWeiß nicht was alle haben, fand das Game ziemlich einfach. Kann ja schließlich nicht so schwer sein auf Reaktion eine Taste zu drücken. Demo war also sehr einfach. Keine Ahnung wie die anderen Demos waren.
Ich persönlich hoffe das das PvP System gut ist.
remmi_demmi91
02. März 2023 um 12:52 UhrAlso mich hat der erste Boss aus der zweiten Demo auch abgeschreckt. War schon bei Sekiro nicht der größte Fan der Konter-Mechanik. Im GamePro Test habe ich aber gelesen, dass der erste Boss als eine Art Gatekeeper funktioniert und es danach deutlich einfacher wird. Gebe dem Spiel also vielleicht doch eine Chance. Unschaffbar ist der Boss auf jeden Fall nicht. Hatte ihn in Phase zwei schon auf 60% runter
Carlito
02. März 2023 um 12:56 Uhr@Remmi genau so weit hatte ich ihn auch. Bin aber von ca 10-12 versuchen ehrlich gesagt auch nur zwei mal zur zweiten Phase gekommen. Dann war irgendwie die Luft raus. Habe auch keine Lust 70 auszugeben um dann nicht weiter als Demo Länge zu kommeb. Wie gesagt die from Software Titel haben mir auch immer Bock gemacht und die meisten habe ich auch durch aber hier fand ich es echt abschreckend
Zockerfreak
02. März 2023 um 12:58 UhrDank GP werde ich es auch mal testen,für mehr reicht es aber wahrscheinlich nicht,da mir für solche Spiele die Motivation und Zeit fehlt.
Kioya
02. März 2023 um 15:29 UhrMit dem Demo Boss haben die sich leider keinen gefallen getan, weil keiner rafft das man einfach die Ulti drücken muss damit er stirbt und in die cutszene kommt XD