Mit Werken wie seinen „Mass Effect“-Games machte sich das renommierte Entwicklerstudio BioWare weltweit einen Namen, doch nun teilte ein ehemaliges Mitglied des Teams gegen das Unternehmen aus. In einer Reihe von Twitter-Nachrichten schrieb gestern David Gaider, der als Narrative Lead an der „Dragon Age“-Reihe mitwirkte, dass die zu Electronic Arts gehörende Firma ihre Autoren „im Stillen verärgert“ habe.
Arbeit von Autoren werde nicht ausreichend wertgeschätzt
Über die Arbeit von Autoren sagt Gaider, diese sei eine Disziplin, welche in der Branche „ständig unterbewertet“ werde. Es sei eine Einstellung, die er nicht nur bei Leuten beobachte, die bereits in der Gaming-Industrie tätig seien, sondern auch bei denen, die neu in diese Branche kämen.
„Sogar BioWare, das seinen Erfolg auf dem Ruf guter Geschichten und Charaktere aufbaute, wandelte sich langsam von einem Unternehmen, das seine Autoren lautstark schätzte, zu einem Unternehmen, in dem wir… im Stillen verärgert wurden […].“ Mehr noch: Die Abhängigkeit von qualifizierten und dementsprechend teuren Autoren sowie Autorinnen und ihren Werken sei zunehmend als eine Art Belastung angesehen worden, die „die Firma zurückhielt“.
Gaider gibt zu, dies sei ein durchaus schwerwiegender Vorwurf, doch wie er erklärt, sei dies eine Entwicklung, die er selbst während seiner Zeit beim Studio „deutlich gespürt“ habe, ehe er dieses im Jahr 2016 schließlich verlassen hatte. Die Verantwortlichen hätten irgendwann nur noch gefragt, wie weniger geschrieben werden könnte. „Eine gute Geschichte würde einfach passieren, per Zauberstab, anstatt etwas zu sein, das Unterstützung und Priorität braucht“, so Gaider weiter.
Abschließend erklärt der einstige „Dragon Age“-Narrative Lead, wenn jemand gutes Schreiben mögen würde, „sei es in einem Spiel, einem Film, einem Online-Artikel oder was auch immer“, allerdings die dahinterstehende Leistung nicht zu würdigen wisse, etwa indem die Autoren und Autorinnen den ihnen zustehenden Lohn erhalten würden, dann wäre das letztendlich nicht das, „was jeder andere hört.“
Weitere Meldungen zu BioWare:
- Die Entwickler möchten ihren guten Ruf wiederherstellen
- Einer der führenden Mass Effect-Autoren verlässt das Studio
- Dragon Age Absolution – Eine weitere gelungene Games-Adaption?
Der Zeitpunkt dieser Tweets dürfte von David Gaider übrigens vermutlich nicht ganz zufällig gewählt worden sein. Vorgestern verkündeten die Mitglieder der WGA (The Writers Guild of America), dass sie nach 15 Jahren erneut in einen Streik treten würden (via IGN). Die Autoren fordern, „angesichts der existenziellen Krise, in der sich die Autoren befinden“, von den Hollywood-Studios bessere Gehaltsstrukturen und Arbeitsbedingungen.
Aktuell arbeitet BioWare an „Dragon Age: Dreadwolf“ und einem neuen Ableger der „Mass Effect“-Reihe. Für beide Titel ist gegenwärtig noch kein Veröffentlichungszeitraum bekannt.
Writing is one of those disciplines which is constantly undervalued. It's something that everyone thinks they can do ("I can write a sentence! I know what story is!"), and frankly the difference between good and bad writing is lost on many, anyhow. So why pay much for it, right?
— David Gaider (@davidgaider) May 2, 2023
Was ist eure Meinung zu den Aussagen von David Gaider bezüglich dem Stellenwert von Videospielautoren?
Weitere Meldungen zu Bioware.
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Kommentare
TomCat24
04. Mai 2023 um 11:34 UhrDiese Aussage würde Einiges erklären . Das erste DA war brillant. Auch ME 1-3 hatten Charaktere und Story/Welt als enorme Stärke. Aber es ließ ja Alles nach . Betrachtet man als Beispiel Andromeda . Das ist zwar besser als sein Ruf aber die Charaktere waren schon schwächer und konnten einen nicht mehr wirklich mitnehmen .
Aber ich denke nicht nur EA hat hier ein Problem . Die Qualität von Charakteren die Sympathieträger sind und eine Story die man erleben möchte, sucht man inzwischen mit der Lupe.
OzeanSunny
04. Mai 2023 um 11:50 UhrHmm schwierig den Sachverhalt einzuschätzen.
Hat er recht oder tritt er nur nach?
Schenzen
04. Mai 2023 um 11:56 UhrGaider ist ein meisterhafter Autor ohne ihn wäre Dragon Age nicht desselben gewesen (+ Mike Laidlaw) . Was er sagt ist nicht von der Hand zu weisen. Mittlerweile dominieren Games die man wie fast Food konsumiert es kommt ein Ghost of Tsushima God of war , Horizon etc mit wirklich simplen und austauschbaren Storys und Dialogen diese Games machen paar Tage /Wochen Spaß und werden dann vergessen und man kehrt verständlicherweise nicht wieder zu ihnen zurück. Meisterwerke wie ein Dragon Age Origins sind Werke an die man sich noch 20 Jahre später erinnert wenn man diese nicht sowieso regelmäßig wiederholt. Fast vorbei scheinen die Zeiten wo Storys/Dialoge/Charaktere einem dem Atem geraubt haben wie bei einem Legacy of Kain , Mafia 1 etc.
Das letzte was wirklich gut geschrieben war und ich gezockt habe war Disco Elysium im Triple A Markt kann man es meisst nicht mehr erwarten . Große Hoffnung habe ich was FF16 angeht.
Magatama
04. Mai 2023 um 12:17 UhrAuch die Autoren sind eine Berufsgruppe, die durch KIs wie ChatGPT auf weite Sicht bedroht ist.
Echodeck
04. Mai 2023 um 12:19 UhrBei welchen Spiel wollen wir anfangen, wer länger gespielt hat, dem ist das schon so oft aufgefallen, erste Titel war die Bombe, der zweite Teil naja. Das Problem ist ja bei den grossen Budget wird dann nicht mehr das kreative Entwickler Team gefragt wie soll es weiter gehen sondern Sales und Marketing mischen sich ein um zu garantieren was erzielt den höchsten gewinnen und dann werden die Excell Listen des Grauens hervor gekramt. Bestes Beispiel is ja Ubisoft, die hatten jetzt nur noch Battleroyal in allen Marken, DLC nur noch Horde Modus und Story ist dann in der Openworld irgendwie auch scheiss egal geworden, wenn man eine YouTube, TicToc Twittch hype Thematikin einer Mechanik abgehandelt hatte
branch
04. Mai 2023 um 12:27 Uhr@Schenzen
GoT, GoW und HZD/FW?
Die nennst du als Beispiel für Fast Food Gaming?
Gestern n Sonnenstich bekommen?
Schenzen
04. Mai 2023 um 13:18 Uhr@branch Gott sei Dank kein ,, Sonnenstich“ , nur einen anderen Anspruch wenn es um Writing geht. Alles ist relativ.
vangus
04. Mai 2023 um 17:02 UhrAls wenn es früher besseres Writing gegeben hätte ^^.
Wenn es ein Gebiet gibt, welches sich stetig verbessert hat neben der Grafik, dann das Writing-Niveau.
Dass irgendwelche Kommerz-Mainstream-Games vergleichsweise schlechtes Writing bieten, das ist in der Filmwelt doch überhaupt nicht anders.
God of War aber schlechtes Writing zu unterstellen zeugt von wenig Ahnung. Zählt eindeutig zu dem besten Writing der letzten Jahre. Charaktere, Dialoge, Ingame-Momente, kann ja sogar mit relativ guten Filmen mithalten, sowas gab es vor 10 Jahren noch kaum.
TLoU1&2, Cyberpunk 2077, RDR2, die Sperrspitze.
Ebenso klasse sind Indies wie Edith Finch, Firewatch, Inside (ja, Videogame-Writing geht auch ohne Dialoge und das ist sogar die höhere Kunst in diesem Medium), Gone Home, Night in the Woods, wunderschön geschrieben.
Bei RPGs zählt sicher auch, wie sich Entscheidungen auswirken, aber das ist nur ein Teil vom Writing. Die Story selbst ist sowieso immer relativ unwichtig, denn entscheidend ist in jeder Kunstform viel mehr die Erzählung. Die simpelsten Stories sind stark erzählt oft die größten Erlebnisse. Die Lore in Spielen, also die Hintergrundgeschichte, ist noch viel unwichtiger, da sie eh meist nur optional in irgendwelchen Schriftstücken zu finden ist, interessiert nicht oder ist zumindest nebensächlich in der Handlung, optional halt.
Wichtig beim Writing in RPGs sind die Charaktere und wie man mit ihnen interagiert! DA Inquisition hat z.B. tolle Charaktere und vor allem hervorragende Ingame-Dialoge, die während des Gameplays vieles über die Welt und den Charakteren preisgeben. Beziehungen aufbauen, automatische natürliche Gespräche, sehr gut geschrieben. Wichtig beim Videogame-Writing ist eben, wie das Writing ins Spiel integriert wird. Sche!ß auf Romane, die in irgendwelchen RPG-Untermenüs zu finden sind oder ewig lange Dialog-Sequenzen, die mit spielen nicht viel zu tun haben….
Einige Spiele haben vielleicht gutes Writing im Sinne der Literatur bzw. Filmdrehbüchern, aber Videospielwriting ist nunmal etwas anderes und viele scheinen das auch noch gar nicht realisiert zu haben…
Und Writer ist auch nicht gleich Writer.
Die einen schreiben die Story, die anderen an Charakteren, an Dialogen, an der Handlung in Zusammenarbeit mit den Game- und Leveldesignern usw., und wieder andere schreiben die Beschriftungen in den Menüs, jeder kleine Text, die Überschriften, die Optionsmenü-Erklärungen, das machen auch Writer.
Und andauernd muss etwas während der Entwicklung umgeschrieben werden, weil sich das Spiel stets im Wandel befindet. Levels ändern sich. Sequenzen kommen und gehen. Plötzlich muss eine Ladesequenz eingebaut werden mit jemanden den Vorsprung hochhelfen, schon muss ein Writer sich paar Worte einfallen lassen wie: „Los, ich helfe dir hoch“, was auch immer.
Writer sind natürlich wichtig und ständig in der Entwicklung involviert. Dass die gerecht behandelt und wertgeschätzt werden, sollte natürlich selbstverständlich sein.
Bei Bioware und dem erfahrenen Team hinter dem neuen Dragon Age mache ich mir aber keine Sorgen. Wird sicherlich ein klasse Game.
StoneyWoney
04. Mai 2023 um 17:28 Uhr@AnthroGamer Das ist keine allgemein gültige Vorgehensweise. Viele Spiele fangen beim Gameplay-Prototyping an. Manche bauen auch erst die Spielwelt, bevor eine Geschichte hineingeschrieben wird (Bioshock).
Ja, ich finde professionelle Autorenarbeit beim Gaming auch super wichtig. Ich liebe spannende Geschichten. Wollte nur darauf hinweisen, dass nicht alle Spiele den selben Prozessstrukturen folgen.