Während die Europäische Kommission die geplante Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft genehmigt und damit offenbar zur Stärkung des Cloud-Gamings beitragen möchte, zeigte sich die britische CMA vor einigen Wochen hartnäckig und verweigerte die Einwilligung.
Gegen die Blockade der Regulierungsbehörde hat Microsoft inzwischen Berufung eingelegt. In einer „Zusammenfassung des Antrags“, die auf der Webseite des Competition Appeal Tribunals veröffentlicht wurde, sind fünf Gründe zusammengefasst, mit denen das Unternehmen hinter der Xbox und Windows gegen die Entscheidung der CMA vorgehen möchte.
Cloud-Gaming sollte nicht separat betrachtet werden
Im ersten Punkt betonen die Anwälte, dass die CMA bei der Bewertung der Position von Microsoft bei Cloud-Gaming-Diensten Fehler gemacht habe, indem „die Einschränkungen durch native Spiele nicht berücksichtigt“ wurden. So könnten Cloud-Spieler auch wieder zum traditionellen Gaming wechseln, sodass der Cloud-Markt nicht separat betrachtet werden sollte.
Ebenfalls habe die Beschwerdegegnerin „grundlegende Fehler in ihrer Berechnung und Bewertung der Marktanteilsdaten für Cloud-Gaming-Dienste“ gemacht, was die wettbewerbliche Beurteilung beeinträchtigte.
Im zweiten Punkt verweist man darauf, dass von der CMA „drei langfristige kommerzielle Vereinbarungen“, die Microsoft mit Cloud-Gaming-Anbietern geschlossen habe, nicht berücksichtigt wurden.
Bei den drei weiteren Punkten handelt es sich um:
- Die Behauptung der CMA, dass Activision die eigenen Spiele wahrscheinlich auch ohne den Zusammenschluss auf Cloud-Diensten zur Verfügung gestellt hätte, war „irrational und wurde in einer verfahrenstechnisch unfairen Art und Weise getroffen“.
- Die Behauptung der CMA, dass Microsoft die Fähigkeit und den Anreiz hätte, konkurrierende Cloud-Gaming-Dienste „auszuschließen“, indem man den Zugang zu Activision-Spielen zurückhält, war „unrechtmäßig“.
- Insgesamt war die Entscheidung der CMA ein „Verstoß“ gegen ihre „gewohnheitsrechtliche Pflicht zur Fairness“ und ihre eigenen „Leitlinien für Abhilfemaßnahmen“.
In einer Erklärung betonte Rima Alaily, Corporate Vice President und Deputy General Counsel von Microsoft: „Die Entscheidung der CMA ist aus mehreren Gründen fehlerhaft, unter anderem weil sie die Rolle des Cloud-Streaming auf dem Spielemarkt und unsere Position darin überschätzt, und weil sie nicht bereit ist, Lösungen zu berücksichtigen, die von der Industrie und der Öffentlichkeit in überwältigender Weise unterstützt werden.“
Daher sei man zuversichtlich, was die Stärke der Berufung und die verbindlichen Zusagen betrifft, die Microsoft gemacht habe, um „den Wettbewerb und die Auswahl für die Spieler heute und in Zukunft zu erhöhen“. Einen solchen Ansatz verfolgte Microsoft in der Unternehmensgeschichte allerdings nicht immer.
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Was meint ihr: Kann sich Microsoft im Berufungsverfahren durchsetzen und den Deal in Großbritannien doch noch zustande kommen lassen?
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Kommentare
KoA
29. Mai 2023 um 18:54 Uhr@ Outcaste:
„Aber die Berufungsgründe sind ja hauptsächlich eine überbewerten des Marktanteils beim cloud gaming… Sollte dem statt gegeben werden, müsste sich das Ergebnis ja nach unten korrigieren und die abhilfen dann als ausreichend angesehen werden…“
Nicht zwangsläufig. Diesbezüglich käme es immer noch darauf an, wie viel die eventuelle Neuberechnung vom ursprünglichem Ergebnis abweicht. U.U. ändert sich vielleicht das neu berechnete Ergebnis, aber die daraus resultierende Bewertung bleibt im Grunde dennoch gleich.
Outcaste
29. Mai 2023 um 19:59 Uhr@KoA
Gut so hab ich das noch nicht gesehen. Hm es bleibt auf jeden Fall spannend. 😉
Outcaste
29. Mai 2023 um 19:59 UhrÄhm also das bezog sich auf die geschichte mit dem Ab Deal…
Outcaste
29. Mai 2023 um 20:07 Uhr@KoA
Zum Thema davor… (so langsam wirds interessant mit zwei Themen ;-))
Selbstverständlich wird die Führung von Sony durchaus auch Ideen und Vorschläge einbringen, genauso wie sich das Ganze Netzwerk untereinander unterstützt. Auch ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Dennoch hakte ich den Anteil am Erfolg da für recht überschaubar. Sicherlich hat Sony ein sehr gutes Händchen beim auswählen der erfolgversprechendsden Ideen, dennoch ist die Hauptarbeit da beim Studio.
Ich versuche das mal mit der Redfall Argumentation zu erklären.
Das Redfall ein Desaster war steht ausser Frage. War das jetzt die Schuld von Microsoft? Deiner Argumentation nach schon, wobei ich dir da natürlich auch teilweise recht gebe.
Wenn Starfield nun ein durchschlagender Erfolg werden sollte, war es dann auch der verdienst von Microsoft? Dem vorherrschenden Tenor hier nach nicht, denn es wurde ja nur zugekauft. Eine der beiden Argumentationen kann man bringen, aber beides gleichzeitig nicht.
Ich verstehe das es bei den Sony Studios n bisschen anders ist, da sie schon viel länger bei Sony sind. Dennoch ist das nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn Sony hat auch den hang dazu, Studios bei vollem Risiko erstmal als third Party entwickeln zu lassen, um dann erst bei einem Erfolg zu kaufen. Siehe die Returnal Entwickler bzw die geschichte mit Forespoken.
Outcaste
29. Mai 2023 um 20:12 Uhr@KoA
Und das die IPs jetzt in der Hand des direkten Konkurrenten sind… Korrigieren wir hier auf den Mitbewerber mit den Ambitionen so viele Spieler wie möglich zu erreichen…. 😉
Nein Spaß bei Seite. Natürlich hat nun Microsoft da das Sagen, aber so funktioniert das nun mal. Sony will mit Sicherheit auch noch ne Menge kaufen. Und in dem Moment wo die unterschreiben, ist das sicherlich sofort nur noch exklusiv auf Sony Hardware spielbar. Das steht ausser Frage.
Microsoft macht das noch nicht mal so drastisch, aber dennoch ist es nicht ganz unfair wenn man mal die eigene Medizin schlucken muss…
Weiterhin tut es auch den playstation Kunden gut wenn Sony in zugzwang kommt. Der Konzern neigt durchaus dazu faul zu werden wenn man zu erfolgreich wird… Siehe ps3 Ära… 😉
Feuerstein
29. Mai 2023 um 21:57 Uhr@Waltero_PES naja. Du drehst hier viele Tatsachen wie es dir passt und postest Quellen von Seiten die gerade nicht sehr bekannt sind.
Zum Thema Bungie. Es war die Voraussetzung von Bungie (und nicht Sony) für den Kauf, dass die Spiele weiterhin Multiplatform bleiben werden.
Zum Thema Übernahme. Deine Punkte zur CMA können stimmen oder nicht. Jedenfalls hat Microsoft und Activision 2 der besten Anwälte von UK angeheuert. Diese Anwälte haben schon mehrere Male vor Gericht gegen die CMA gewonnen. Sie haben sicherlich die 5 Punkte aus guten Gründen gewählt.
Mehrere Investmentbanken darunter einer der größten Investmentbanken der Welt (Macquarie) sehen die Chancen vor Gericht für Microsoft sehr gut. Sie raten sogar Microsoft die Übernahme ohne die Genehmigung von der CMA abzuschließen. Da schon 38 Länder die Übernahme genehmigt haben. Hier der Artikel dazu: https://www.deraktionaer.de/artikel/medien-ittk-technologie/microsoft-activision-deal-chancen-fuer-den-abschluss-besser-als-gedacht-20332686.html
Deswegen finde ich es immer witzig wie manche behaupten das die Argumente von Microsoft gegen die CMA schwach wären ohne die Hintergründe dafür zu kennen. Einfach mal abwarten. Keiner hätte es gedacht das es Microsoft schaffen wird die Bedenken bezüglich Konsolen von der CMA abzuwenden und trotzdem habe sie es geschafft.
Es gibt sogar Präzedenzfälle wo die CMA vor gericht verloren hat. Kann man auf Resetera nachlesen. Ein anwalt namens Idas hat diese gut aufgelistet. Auch BloombergLaw hat dazu ein Artikel geschrieben. Kostet aber Geld.
Feuerstein
29. Mai 2023 um 22:00 Uhr@Waltero_PES Danke für den Artikel. Genau das was viele Analysten sagen. Durch die Genehmigung der Übernahme von über 38 Länder kann die Übernahme auch ohne die CMA gelingen.
„Not necessarily, argues David Hoppe, founder and managing partner of the tech-focused legal firm Gamma Law, based in San Francisco. “Note that the CMA has previously said that they had no further concerns regarding anticompetitive effects in the console market, so the decision today just related to the cloud gaming market sector,” he said in an e-mail sent soon after the CMA ruling. “If the decision stands and the deal receives approval in other jurisdictions, Microsoft could geofence the Activision games out of the UK, and that would presumably address the CMA’s concerns.”
Waltero_PES
29. Mai 2023 um 23:34 UhrFeuerstein:
Das ist schon eine arge Verkürzung des Artikels. Was bringt Dir das? Auch mal recht haben?
Magatama
30. Mai 2023 um 12:28 UhrLustig. Die CMA so: Microsoft wird die Möglichkeit haben, ihre entstandene Marktmacht auszunutzen. Microsofts Gegenargument so: Boah, ihr seid voll gemein, wir würden das doch nie machen! Ehrlich! Das müsst ihr uns einfach glauben, echt jetzt. Kasper.
Magatama
30. Mai 2023 um 12:40 UhrÜbrigens lustige Diskussion hier (ich hab sie nur überflogen, zum richtig Lesen ist’s zu viel). Unterm Strich ist die Frage, ob Sony genausoviel Dreck am Stecken hat wie MS (ich persönlich denke nicht, ich sag nur: Browserkrieg) relativ irrelevant. Wenn ich die Wahl habe, wer am Markt mehr Einfluß haben sollte, entweder die Seite, die sagt „Gute Spiele verkaufen keine Konsolen“ oder „For the Players“, dann fällt die Wahl doch relativ leicht …