Beim Namen „Silent Hill“ bekommen die meisten von euch wahrscheinlich direkt Gänsehaut. Die Jüngeren wegen der teils schwachen Titel der vergangenen zehn Jahre, die Älteren allerdings erinnern sich mit Freude an die Anfänge des Survival-Horrors zurück und daran wie die „Silent Hill“-Serie in ihren Anfängen Genre-Barrieren durchbrach.
Gemeinsam mit „Resident Evil“ machte „Silent Hill“ den virtuellen Grusel auf Konsolen wirklich salonfähig und prägte damit eine ganze Spielart. Vor über zwanzig Jahren erschien mit „Silent Hill 3“ ein Spiel, welches die Serie in eine neue Richtung führen sollte und vielleicht der letzte wirklich große Ableger der Reihe war. Wir blicken zurück auf die bewegte Vergangenheit des Spiels.
Ein Neustart für „Silent Hill“
Wir alle leben in der Verklärung, dass die frühen „Silent Hill“-Spiele gnadenlose Hits waren, die gleich zum ersten Tag die Charts dominierten. Dem war aber im Falle des 2001 veröffentlichten zweiten Teils nicht so. Trotz hoher Testwertungen und einem überaus positiven Presse-Feedback verkaufte sich „Silent Hill 2“ vor allem in Japan zunächst eher schleppend.
Konami war damit nicht zufrieden. Masahiro Ito, der damals als Artist an „Silent Hill 2“ mitarbeitete, kommentierte später via Twitter, dass es aus der Community immer wieder Kritik gab, weil der zweite Teil kein direkter Nachfolger war und sich auch das Kreaturen-Design zu stark unterschied.
Die in Japan schwachen Verkäufe sorgten bei der Firmenspitze von Konami für eine starke Reaktion: Man teilte das bestehende Team Silent auf. Ein Teil sollte sich um die Produktion des dritten Serienablegers kümmern. Andere wie beispielsweise „Silent Hill 2“-Director Masashi Tsuboyama suchten nach neuen Konzepten für die Zukunft der Serie.
Daraus sollte schließlich das 2004 veröffentlichte „Silent Hill 4: The Room“ werden. Durch diese Maßnahmen war das „Silent Hill 3“-Kernteam auch deutlich kleiner als noch beim zweiten Teil. Arbeiteten daran noch 50 bis 60 kreative Köpfe mit, waren es bei „Silent Hill 3“ nur noch etwa 40. Als prägende Entwickler gelten Masahiro Ito, Autor Hiroyuki Owaku und Director Kazuhide Nakazawa.
Wie weit die Überlegungen für eine Neuinterpretation der „Silent Hill“-Serie gingen, erklärte Ito-san später via Twitter. Ursprünglich hätte „Silent Hill 3“ nämlich ein Rail-Shooter werden sollen. Er selbst sprach sich zu dieser Zeit bereits gegen ein derartiges Konzept aus und betonte, dass dieser „schreckliche Plan“ viel Geld und Zeit in Anspruch nahm. Zum Glück wurde diese Idee allerdings verworfen.
Ein neues „Silent Hill“
Die ersten beiden „Silent Hill“-Teile interpretierten den Survival-Horror neu: Mit ihrem eher ruhigen und psychologischen Grusel erschufen sie eine dichte Atmosphäre. Die Einsamkeit des Spielers bzw. des Hauptcharakters in einer fremden, feindlichen Welt kreierte so eine morbide Stimmung, die nicht selten für nasse Hände an den Gamepads sorgte.
Das sollte sich mit „Silent Hill 3“ ändern. Um sich von den Vorgängern zu unterscheiden, wählte das Team Silent einen deutlich direkteren Horror-Ansatz. Das Spiel war gewalttätig und unterstrich dies auch durch die Darstellung seiner Welt(en) und dem Kreaturen-Design. Als Inspirationen dienten dabei Werke von Stephen King, aber auch der Horror-Klassiker „Jacob’s Ladder – In der Gewalt des Jenseits“. Allerdings gelten auch „Alice im Wunderland“ und „Der Zauberer von Oz“ bei der Erschaffung des „Silent Hill 3“-Plots als Vorlagen.
Nachdem „Silent Hill 2“ vielerorts dafür kritisiert wurde, dass es nicht direkt an den ersten Teil anschloss, machte „Silent Hill 3“ genau das. Mit Heather, der Adoptivtochter von Harry Mason, stand hier erstmals ein weiblicher Hauptcharakter im Mittelpunkt. Die Prämisse des Spiels sieht die junge Frau immer wieder zwischen der Realität und der so genannten Otherworld, also einer schaurigen Paralleldimension, wechseln.
Gleich zu Beginn beispielsweise befindet sich Heather in dem Lakeside-Vergnügungspark der Otherworld, erwacht dann aber kurze Zeit später in einem Restaurant. Wie sich später herausstellt, hängen diese Geschehnisse mit Heathers Vergangenheit zusammen. Die Wechsel zwischen Realität und Otherworld bilden eine der tragenden, atmosphärischen Säulen von „Silent Hill 3“.
Alles ganz normal …
Beim Charakterdesign gibt sich Team Silent zunächst zurückhaltend. Man wollte hier vor allem „normale Menschen“ abbilden – und nicht etwa stilisierte Helden oder abgedrehte Freaks. Heathers Aussehen wurde etwa durch Sophie Marceau (u.a. bekannt aus „Braveheart“) und Charlotte Gainsbourgh (bekannt aus „21 Gramm“) inspiriert. Hatte sie zu Beginn der Entwicklung noch lange Haare, wurden diese im Verlauf immer kürzer. Man wollte sie nicht übermäßig sexualisieren, trotzdem bestanden schließlich die Mitarbeiterinnen darauf, dass Heath statt einer Jeans einen kurzen Rock zu ihrer armfreien Weste tragen sollte. Insgesamt allerdings wirkt sie vergleichsweise unschuldig.
Und auch die übrigen Charaktere sind nicht vollkommen überzeichnet, sondern besitzen durchaus menschliche Schwächen. Am Privatdetektiv Douglas nagt zusehends das Alter und Sektenpriester Vincent schielt mit einem Auge stets in einer andere Richtung, weil er andere nicht direkt ansehen kann. Dies soll seinen zwiespältigen Charakter darstellen.
Heathers Gegenspielerin Claudia dagegen war anfangs noch von oben bis unten tätowiert und hatte eine Glatze. Man entschied sich aber gegen dieses Konzept und verpasste ihr stattdessen lange, blonde Haare und ein wehendes Kleid. Nach dem Betrachten eines Modemagazins allerdings rasierte man ihr die Augenbrauen ab. Dies sollte das Interpretieren von Emotionen erschweren.
Beim Monster-Design wiederum verzerrten die Macher einmal mehr die Realität und verdrehte Körper bis ins Absurde. Man ging hier aber ganz bewusst nicht in die Fantasy-Richtung, sondern kreierte die Bedrohung aus dem Wiedererkennungswert heraus. Die Extremitäten des „Closer“ beispielsweise sind zu gewaltigen Fleischkeulen verwachsen. Das Gameplay wiederum wurde dezent drastischer und durch schwere Waffen wie Maschinengewehre und eine Schrotflinte aufgewertet.
„Silent Hill 3“ war in allen Belangen schroffer und härter als seine Vorgänger. Das Kreaturen- und Umgebungs-Design wurden schließlich mit einer aufgefrischten Akustik untermalt: Beispielsweise hielt erstmal ein Soundtrack mit gesungenen Texten Einzug, der teils von der Musikerin Mary Elisabeth McGlynn, Songwriter Joe Romersa und „Silent Hill“-Sound-Künstler Akira Yamaoka eingespielt wurden.
Remake von „Silent Hill 3“ gefällig?
Nach knapp zwei Jahren Entwicklungs- und Konzeptionszeit erschien „Silent Hill 3“ am 23. Mai 2003 für die PlayStation 2 in Europa, später folgen die Releases in Japan und Nordamerika. Das Spiel ist ein Erfolg und trifft mit der angesprochenen Neuausrichtung den Geschmack der Kritiker und der „Silent Hill“-Fans.
Auch in Japan erobert dass Spiel kurz nach dem Start mit über 300.000 verkauften Exemplaren die Spitze der Charts. „Silent Hill 3“ schließt damit gekonnt die Trilogie ab, die bis heute Maßstäbe im Genre des Survival-Horror setzte. Doch bereits der 2004 kommende Nachfolger „Silent Hill 4: The Room“ kann diesen Qualitätsstandard längst nicht mehr halten und wenn man ehrlich ist, ging es danach mit Konamis Grusel-Reihe bergab.
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Und genau deshalb würden wir uns freuen, wenn nach dem (hoffentlich) erfolgreichen Remake von „Silent Hill 2“ auch der dritte Teil noch einmal in Angriff genommen werden könnte. Genug Potenzial steckt hier allemal drin und Remake bekannter Marken bleiben uns ja wohl auch in den kommenden Jahren erhalten. Also … wir sehen uns in „Silent Hill“!
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Kommentare
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29. Mai 2023 um 11:08 UhrSchöner Bericht!
Renello
29. Mai 2023 um 11:09 UhrSilent Hill 1-3 sind allesamt Meisterwerke
SH1 hat den Horror neu definiert. Waren Alone in the Dark und Resident Evil eher trashige Gruselerlebnisse, ging Silent Hill direkt unter die Haut.
SH2 war nicht mehr so heftig wie sein Vorgänger, dafür sehr subtil und im Storytelling unglaublich intelligent. Ich habe selten über ein Spiel so viel nachgedacht wie Silent Hill 2. Definitiv eins der besten Spiele aller Zeiten.
SH3 hat sogar mich das Fürchten gelehrt. Es war immer noch ein tolles Spiel, aber reichte schon nicht mehr ganz an seine beiden Vorgänger heran.
Seit mich Silent Hill 4 so enttäuscht hat, dass ich es sogar abgebrochen hab, konnte mich kein weiterer Teil mehr zum Kauf bewegen.
Ein Remake zu Teil 1 würde ich komplett feiern.
CybernetikFrozone
29. Mai 2023 um 11:23 UhrEinfach eine physische Version von Silent Hil 1-4 machen,von Silent Hill 2 können die ja die PC Enhanced Edition auf die Scheibe bringen.
Index
29. Mai 2023 um 11:35 UhrIch fand Silent Hill 1-4 gut.
Würde es nach mir gehen, würd ich von 1-4 ein Remake haben wollen.
Schön aufpoliert im Stil von RE 2.
Würd mich mega packen.
Cholera
29. Mai 2023 um 12:03 UhrIch hätte mir bei der HD Collection nur eine bessere Steuerung gewünscht. Weil es wie damals bei resident evil einfach nervig war
Marston-213
29. Mai 2023 um 12:35 UhrSilent Hill 3 ist gut, Teil 1 und 2 find ich aber deutlich besser.
xjohndoex86
29. Mai 2023 um 13:16 UhrWas habe ich mich darauf gefreut gehabt anno 2003. Letzte mündliche Prüfung für den Realschulabschluss und ab zum Händler des Vertrauens um mit dem nächsten Meisterwerk von Team Silent das Wochenende zu verbringen. Audiovisuell war (und ist das immer noch) so eine Bombe. Die Mimik, die Texturen, die Kinematographie… alles seiner Zeit vorraus. Und der Horror nie zuvor oder danach so heftig gewesen. Was für ein Biest! Erzählerisch nach der großen Enthüllung aber absolut ernüchternd und geradezu belanglos zum Ende hin. Nach Teil 2 hatte ich da so viel mehr erwartet. Und ich persönlich fand es super, dass dieser vollkommen eigenständig war. Teil 4 hatte dann diesen Schnitzer aber sowas von gekittet und hatte nicht nur eine mega Storyline sondern überzeugte mit frischen Ideen und neuem Konzept. Denn ganz ehrlich: So sehr wie ich das Konzept des Straßen/Flure säubern und Türen abklappern mit Taschenlampe und Radio geliebt habe in Teil 1 & 2. So sehr hatte es sich abgenutzt im dritten Teil. Da muss ich einfach ganz ehrlich sein. Zu schade, dass dieser mutige-, neue Ansatz mit The Room bis heute nicht gewürdigt wird. Und ja, es ist zu 100% ein Silent Hill. Mit der genau der gleichen Handschrift. Das abzuwerten hat nur dazu geführt, was man danach bekommen hat…
Schöner Artikel aber den letzten Absatz kann man sich halt sparen. Denn auch wenn einen SH4 vom Konzept her nicht gefallen hat – qualitativ gab es da keinen Unterschied! Ganz im Gegenteil dann zu Downpour, Homecoming etc.
xjohndoex86
29. Mai 2023 um 13:20 UhrUnd über eine Master Collection, wie bei MGS, mit den ersten vier zeitlosen Schönheiten würde ich mich auch sehr freuen. Allerdings bleibt nach der durchwachsenen HD Collection dann abzuwarten, ob Konami seinem Vermächtnis dieses mal gerecht wird.
Krawallier
29. Mai 2023 um 17:34 UhrIch fand Homecoming eigentlich noch ziemlich gut.
Marston-213
29. Mai 2023 um 19:13 Uhr@Krawallier
Echt? Homecoming ist für mich mit Abstand der schlechteste Teil der Reihe. Wahnsinnig schlechtes Spiel meiner Meinung nach.
CaptainObvious
29. Mai 2023 um 21:06 UhrMir hat Homecoming auch gefallen.
Genauso wie der 4.Teil The Room.
War zwar kein richtiges Silent Hill fand es damals aber trotzdem super verstörend
Krawallier
30. Mai 2023 um 00:29 UhrHomecoming hatte ein gutes Gameplay, die Waffen waren zugleich auch immer Werkzeuge, der Orden kam drin vor und der Protagonist war Zugleich Opfer und Täter. War für mich noch am ehesten ein Silten Hill der ersten drei Teile.
The Room hatte auch noch was, zwar hatte der Protagonist einfach nur Pech gehabt den falschen Mietvertrag unterschrieben zu haben, aber grad der erste Durchgang war bei mir sehr intensiv, weil ich nicht wusstem dass man mit den Kerznen in der Wohnung die Geister austreiben konnte, daher wurde die Wohnung ab der zweiten Hälfte gruseliger und gefährlicher als die eigentlichen Abstecher.
Origins fand ich dagegen recht Fad, aber gut war ja auch ein PSP SPiel.
Shattered Memories war auch noch ganz gut, aber ich fand die Flucht Szenen am Ende einfach nur noch nervig und hab mich da durch gewürgt. aber trotzdem eine gute alternativ Story zum ersten Teil.
Dawnpour gefällt mir als Horrorspiel so auch noch sehr gut, aber es ist ein schlechtes Siltent Hill. Fand die Nebenmissionen teils besser als die Hauptstory.
Man muss dazu sagen, dass die Ära der Horrorspiele auf der SP3/ Xbox 360 ohnehin vorbei war und alles nur noch auf Action getrimmt wurde.
Bulllit
30. Mai 2023 um 08:39 UhrMit so welche Berichten würde diese Seite ein Sprung nach vorne machen! Bitte mehr davon.
dark_reserved
30. Mai 2023 um 09:12 UhrNaja aber Nen 3er Remake ohne Teil 1 macht doch kein Sinn oder? Der 3te setzt doch immerhin Teil 1 fort…
xjohndoex86
30. Mai 2023 um 11:34 UhrJo. Wenn dann müsste nach – einem hoffentlich erfolgreichen – Remake von Teil 2, Teil 1 her. Und danach dann Teil 3. Was natürlich für Neukäufer total verwirrend ist. Konami hätte Teil 2 einfach Restless Dreams nennen sollen. Steht sowieso vollkommen für sich.