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Diablo 4 im Test: In Sanktuario ist die Hölle los!

Die Hölle öffnet ihre Tore und Dämonin Lilith, die Schöpferin Sanktuarios, will ihr Reich zurückerobern. Wir haben uns der gerissenen Schurkin und ihren dämonischen Horden in unserem großen "Diablo 4"-Test entgegengestellt.

play3 Review: Diablo 4 im Test: In Sanktuario ist die Hölle los!

9.0

"Diablo 4" erscheint am 6. Juni 2023 unter anderem für PlayStation 4 und PlayStation 5.

Nach einigen Entscheidungen, die von der Community nicht allzu gut aufgefasst wurden, möchte Blizzard eine seiner beliebtesten Marken mit „Diablo 4“ wieder auf Kurs bringen und alte sowie neue Fans überzeugen. Wir durften uns bereits vorab ausführlich in Sanktuario umschauen und verraten euch in unserem großen Test des Action-Rollenspiels, ob es sich lohnt, sich einmal mehr den finsteren Mächten der Hölle entgegenzustellen.

Die Schöpferin Sanktuarios kehrt zurück

Uralten Legenden zufolge entstand Sanktuario einst aus der Vereinigung des Engels Inarius und der Dämonin Lilith. Jahrhunderte später breitete sich in den von der Menschheit errichteten Dörfern und Königreichen jedoch zusehends Verderbnis aus, welche die Welt ins Chaos zu stürzen droht. Inmitten dieser unsicheren Zeiten kehrt aufgrund eines düsteren Rituals nun die Tochter des Hasses persönlich zurück, die ihr Reich zurückerobern will.

Allein durch ihre bloße Präsenz weckt sie die niedersten und dunkelsten Triebe in Lebewesen in ihrer Umgebung. Doch es gibt noch immer Helden und Heldinnen, die sich dieser dunklen Bedrohung entgegenstellen. Doch werden gute Absichten alleine ausreichen, die Höllenwesen und ihre Meisterin zurückzuschlagen?

Die Story von „Diablo 4“ dürfte euch im ersten Durchlauf rund 30 bis 35 Stunden beschäftigen, abhängig von eurem Spielstil und eurer gewählten Weltstufe (Schwierigkeitsgrad). Wir fühlten uns während unserer Zeit mit der Kampagne sehr gut unterhalten und sie ist eine der größten Stärken des Titels. Sie wird nicht nur in einigen wirklich schick inszenierten Zwischensequenzen erzählt, sondern lebt insbesondere von den Auftritten ihrer Schurkin.

Lilith ist eine charismatische Antagonistin, die jede Szene spielend leicht an sich reißt. Das liegt vor allem daran, dass sie nicht wie eine typische Bösewichtin wirkt, sondern ihr wirklich etwas an den Menschen Sanktuarios zu liegen scheint. Darüber hinaus ist ihre Verbindung zu Inarius ziemlich spannend mit anzuschauen.

Grenzenlose Möglichkeiten der Charakterentwicklung?

Der Star des Games ist jedoch, serientypisch, das Gameplay. Nachdem wir uns für eine der fünf Klassen (Barbar, Druide, Jäger, Totenbeschwörer, Zauberer) entschieden haben, können wir unsere Spielfigur in einem schön umfangreichen Charaktereditor zusammenbasteln. Anschließend geht es auch direkt los und wir finden uns in der Wildnis Sanktuarios wieder. Hier beginnt unsere wie eure große Abenteuerreise, die über die Zukunft der Spielwelt bestimmt. Wir erkunden Dörfer, Städte und Dungeons, schalten Schnellreisepunkte frei und kämpfen gegen allerlei Gegnertypen, von Dämonen über Räuber bis hin zu Monstern.

Es sind hierbei die nach und nach verfügbar werdenden Individualisierungsmöglichkeiten, die den großen Reiz von „Diablo 4“ ausmachen. Dies geschieht einmal über den Talentbaum jeder Charakterklasse, in den verdiente Fähigkeitspunkte investiert werden dürfen. Sobald wir eine gewisse Anzahl an Fertigkeiten freigeschaltet haben, erhalten wir Zugriff auf den nächsten Zweig des Baumes. So schalten wir allmählich neue Attacken, passive Fähigkeiten und Ultimates frei.

Das ist nicht nur wunderbar zugänglich, da einzelne Upgrades nachvollziehbar erklärt werden, sondern lädt ebenfalls zum Experimentieren ein. Wollen wir unseren Charakter eher auf den Nahkampf oder Fernkampf skillen? Lieber Gift oder doch eher Fallen oder eventuell doch Elementarmagie? Drei mögliche Spezialisierungen bringen zusätzliche Würze ins herrlich wuchtige und blutige Kampfsystem, denn diese gewähren euch weitere nützliche Fertigkeiten.

All das und noch mehr ist möglich und eurer Fantasie sind quasi kaum Grenzen gesetzt. Solltet ihr einmal etwas neues mit eurer Figur ausprobieren wollen, könnt ihr eure Punkte einfach zurücksetzen und diese neu verteilen. Entweder alle auf einmal oder einzeln gegen etwas Gold.

Noch vielschichtiger wird all dies in Kombination mit dem Ausrüstungssystem: In bester „Diablo“-Manier wartet natürlich allerlei Loot auf euch, von verschiedenen Rüstungsteilen über neue Waffen bis hin zu Extragegenständen wie Amuletten und Ringen, die zusätzliche passive Boni gewähren und in vier Seltenheitsstufen unterteilt sind. Ihr könnt Stunden damit verbringen, verschiedenste Variationen auszuprobieren und werdet dann vermutlich immer noch an der Oberfläche kratzen.

Wo wir gerade schon beim Thema Loot waren: Eure Ausrüstung dürft ihr natürlich auch im Laufe des Spiels verbessern. Schmiede können eure Waffen und Rüstungsteile mit unterschiedlichen Ressourcen aufwerten und so noch mächtiger machen. Zudem könnt ihr in einige Edelsteine einsetzen, was euch ebenfalls passive Boni gewährt, etwa eine kleine Regeneration eurer Lebensenergie bei erfolgreichen Treffern. Dies hilft euch dabei, euren Spielstil zu verfeinern.

Sobald ihr euren Charakter auf Level 50 gebracht habt, was ihr bis zum Ende der Story-Kampagne gut schaffen solltet, ist nämlich noch lange nicht Schluss. Weitere Fähigkeitspunkte dürft ihr dann zwar nicht mehr in den Talentbaum investieren, dafür wartet jedoch das Paragon-Board auf euch. Hierbei handelt es sich um eine separate Gameplay-Facette, in der ihr einzelne Attribute eurer Spielfigur, etwa ihre Intelligenz oder Stärke, bis Level 100 gezielt verbessern dürft. Dies ist letztendlich in Kombination mit der Verbesserung eurer Ausrüstung der Faktor, der euch den entscheidenden Vorteil im Kampf gegen Liliths Anhänger geben wird.

Wir hatten uns für unseren ersten Durchlauf beispielsweise für eine Jägerin entschieden und deren Attacken mit Finsternis verstärkt und auf Glückstreffer geskillt. Wir hatten also eine gewisse Chance, unsere Gegner mit erfolgreichen Treffern verwundbar und somit kurz regungslos zu machen, was zwar einen relativ riskanten Spielstil bedeutete, der sich jedoch in der Regel ausgezahlt hat. Die Kämpfe waren stets spannend, vor allem gegen mächtige Bossgegner! Diese mit Pfeilen einzudecken, dann in den Nahkampf überzugehen, einige heftige Treffer auszuteilen und danach wieder auf Distanz zu gehen, war sehr spaßig.

Diese komplexen Möglichkeiten, eure Spielfigur ganz an euren persönlichen Spielstil anzupassen, sind zweifelsohne die größte Stärke von „Diablo 4“. Es macht ungemein Spaß, diese vielfältigen Möglichkeiten zu ergründen, in der Praxis zu erproben und gezielt immer weiter zu verbessern. Gerade im Endgame, wenn es in den Kampf gegen Weltbosse und den gemeinsamen Kampf mit anderen Spielern und Spielerinnen gegen diese geht, kommt dies zur Geltung.

Always online ein zweischneidiges Schwert

Allerdings sind wir nicht bei allen anderen Facetten des Action-Rollenspiels ähnlich euphorisch. Der Always Online-Zwang sorgte bereits im Vorfeld für allerlei Zündstoff und wurde von Teilen der Community scharf kritisiert. Während unseres Tests entpuppte sich dieser Umstand gewissermaßen als zweischneidiges Schwert: Einerseits wirkt die Welt ungemein lebendig, da wie in einem MMO andere Spieler durch die Welt wuseln und der Koop einfach gestartet werden kann.

Andererseits gibt es leider – wie in einem MMO – keine Pause-Funktion und keine Möglichkeit, das Spiel manuell zu speichern. Es kam öfter vor, dass wir gerade unsere Ausrüstung anpassen wollten, als wir von Monstern überrascht und fast ins virtuelle Nirvana befördert worden sind. Da wir nicht eigenhändig speichern durften, kam es zudem selten vor, dass ein gewisser Teil unseres Fortschritts nicht vom Spiel gesichert wurde, was selbstverständlich ärgerlich ist.

Ebenfalls nicht hundertprozentig überzeugen konnten uns die Nebenmissionen des Spiels. Diese sorgten zwar für kurzweilige, nette Unterhaltung, da sie oft in recht kurzer Zeit zu bewältigen waren, nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist uns jedoch keine dieser Aufgaben. Mal musste etwa ein Exorzismus überwacht, mal böse Geister vernichtet werden. Selbiges gilt für das Dungeon-Design, das sich zwischenzeitlich doch recht stark wiederholt, sowohl was den Aufbau, als auch die Missionsziele und Bosse angeht. Uns beschlich bei der Erkundung von Höhlen immer wieder das Gefühl „Hier waren wir doch schon einmal.“

Apropos Bosse: Das Balancing machte auf uns während des Tests noch nicht überall einen richtig runden Eindruck. Das betrifft sowohl den Schwierigkeitsgrad einiger Bosse, der etwas schwankend war, als auch die Macht verschiedener Skills. Erfahrungsgemäß bessert Blizzard diesbezüglich vor allem nach dem Release nochmal ordentlich nach, weshalb wir in diesem Punkt nicht allzu streng sein möchten.

Erstklassiges Artdesign und filmreiche deutsche Sprachausgabe

Nur positive Worte haben wir indes für das Artdesign von „Diablo 4“ übrig. Das Spiel ist grafisch vermutlich nicht der opulenteste Titel, doch er hat ein höllisch gutes Artdesign. Jedes Areal in Sanktuario, egal ob wir uns in Wäldern, Steppen, Wüsten, kleinen Dörfern oder prächtigen Metropolen befinden, verströmt eine einzigartige Atmosphäre. Mehr noch, sie ziehen uns unweigerlich noch tiefer in diese düstere Welt hinein, in der das Chaos regiert.

Technisch präsentiert sich das Game dafür, von kleinen Fehlern abgesehen, ebenso von seiner schaurig schönen Seite. Die Charaktermodelle sehen wirklich schick aus, insbesondere unsere Spielfigur sowie Lilith, und auch die Welt strotzt nur so vor vielen kleinen Details, welche Sanktuario wunderbar zum Leben erwecken. Einzig vereinzelte Texturnachlader oder selten auftretende Slowdowns sowie Verbindungsabbrüche störten das ansonsten positive Bild.

Nicht lumpen lassen hat sich Activision Blizzard dafür bei der deutschen Lokalisation des Action-RPGs. Insbesondere die deutsche Sprachausgabe bewegt sich auf höchstem Niveau und besticht mit namenhaften Sprechern und Sprecherinnen wie Claudia Urbschat-Mingues (u.a. Sprecherin von Angelina Jolie) oder auch Engelbert von Nordhausen (u.a. Sprecher von Samuel L. Jackson). Abgerundet wird all dies von einem tollen orchestralen Soundtrack, der hervorragend zur düsteren Stimmung des Spiels passt und auch einige emotionale, ruhige Stellen passend untermalt.

9.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Spannende und schön inszenierte Geschichte
  • Lilith ist eine tolle, facettenreiche Antagonistin
  • Sanktuario ist ein abwechslungsreicher Schauplatz
  • Motivierende wie komplexe Möglichkeiten, die Spielfigur anzupassen
  • Spaßiges Kampfsystem, das verschiedene Spielstile unterstützt
  • Erstklassiges Artdesign & tolle deutsche Lokalisation
CONTRA
  • Nebenmissionen eher generisch
  • Dungeons wiederholen sich (Struktur, Bosse)
  • Always Online hat deutliche Nachteile (keine Pause-Funktion, kein manuelles Speichern)
  • Kleine technische Fehler

Diablo 4 im Test: In Sanktuario ist die Hölle los!

Mit „Diablo 4“ gelingt Blizzard ein tolles Comeback, das nicht nur mit einer aufregenden Geschichte und Lilith als vielschichtige Schurkin überzeugen kann, sondern vor allem mit seinem hervorragenden Gameplay. Dämonen, Monster, aggressive Tiere und andere Gegner mit unseren immer mächtiger werdenden Fähigkeiten und Waffen in den Boden zu stampfen, macht einfach einen höllischen Spaß.

Dabei ist es vor allem die Komplexität der Anpassungsmöglichkeiten, die es uns im Action-Rollenspiel besonders angetan hat. Der Talentbaum in Kombination mit dem Paragon-Board und den Individualisierungs- sowie Upgradeoptionen unserer Ausrüstungsgegenstände und Waffen ist derart vielschichtig und flexibel, das allein hiermit Stunden verbracht werden können, um die Spielfigur ganz an den eigenen Geschmack anzupassen.

Kleine Fehler, etwa eher generische Nebenmissionen, sich wiederholende Dungeons und kleine Macken, die mit Always Online einhergehen, schmälern zwar den ansonsten sehr positiven Gesamteindruck, doch es lohnt sich, dem Ruf Sanktuarios zu folgen, in dem bald die Hölle los sein wird!

Kommentare

StudienWolf

StudienWolf

31. Mai 2023 um 10:45 Uhr
RoyceRoyal

RoyceRoyal

02. Juni 2023 um 16:39 Uhr