Nach einigen Entscheidungen, die von der Community nicht allzu gut aufgefasst wurden, möchte Blizzard eine seiner beliebtesten Marken mit „Diablo 4“ wieder auf Kurs bringen und alte sowie neue Fans überzeugen. Wir durften uns bereits vorab ausführlich in Sanktuario umschauen und verraten euch in unserem großen Test des Action-Rollenspiels, ob es sich lohnt, sich einmal mehr den finsteren Mächten der Hölle entgegenzustellen.
Die Schöpferin Sanktuarios kehrt zurück
Uralten Legenden zufolge entstand Sanktuario einst aus der Vereinigung des Engels Inarius und der Dämonin Lilith. Jahrhunderte später breitete sich in den von der Menschheit errichteten Dörfern und Königreichen jedoch zusehends Verderbnis aus, welche die Welt ins Chaos zu stürzen droht. Inmitten dieser unsicheren Zeiten kehrt aufgrund eines düsteren Rituals nun die Tochter des Hasses persönlich zurück, die ihr Reich zurückerobern will.
Allein durch ihre bloße Präsenz weckt sie die niedersten und dunkelsten Triebe in Lebewesen in ihrer Umgebung. Doch es gibt noch immer Helden und Heldinnen, die sich dieser dunklen Bedrohung entgegenstellen. Doch werden gute Absichten alleine ausreichen, die Höllenwesen und ihre Meisterin zurückzuschlagen?
Die Story von „Diablo 4“ dürfte euch im ersten Durchlauf rund 30 bis 35 Stunden beschäftigen, abhängig von eurem Spielstil und eurer gewählten Weltstufe (Schwierigkeitsgrad). Wir fühlten uns während unserer Zeit mit der Kampagne sehr gut unterhalten und sie ist eine der größten Stärken des Titels. Sie wird nicht nur in einigen wirklich schick inszenierten Zwischensequenzen erzählt, sondern lebt insbesondere von den Auftritten ihrer Schurkin.
Lilith ist eine charismatische Antagonistin, die jede Szene spielend leicht an sich reißt. Das liegt vor allem daran, dass sie nicht wie eine typische Bösewichtin wirkt, sondern ihr wirklich etwas an den Menschen Sanktuarios zu liegen scheint. Darüber hinaus ist ihre Verbindung zu Inarius ziemlich spannend mit anzuschauen.
Grenzenlose Möglichkeiten der Charakterentwicklung?
Der Star des Games ist jedoch, serientypisch, das Gameplay. Nachdem wir uns für eine der fünf Klassen (Barbar, Druide, Jäger, Totenbeschwörer, Zauberer) entschieden haben, können wir unsere Spielfigur in einem schön umfangreichen Charaktereditor zusammenbasteln. Anschließend geht es auch direkt los und wir finden uns in der Wildnis Sanktuarios wieder. Hier beginnt unsere wie eure große Abenteuerreise, die über die Zukunft der Spielwelt bestimmt. Wir erkunden Dörfer, Städte und Dungeons, schalten Schnellreisepunkte frei und kämpfen gegen allerlei Gegnertypen, von Dämonen über Räuber bis hin zu Monstern.
Es sind hierbei die nach und nach verfügbar werdenden Individualisierungsmöglichkeiten, die den großen Reiz von „Diablo 4“ ausmachen. Dies geschieht einmal über den Talentbaum jeder Charakterklasse, in den verdiente Fähigkeitspunkte investiert werden dürfen. Sobald wir eine gewisse Anzahl an Fertigkeiten freigeschaltet haben, erhalten wir Zugriff auf den nächsten Zweig des Baumes. So schalten wir allmählich neue Attacken, passive Fähigkeiten und Ultimates frei.
Das ist nicht nur wunderbar zugänglich, da einzelne Upgrades nachvollziehbar erklärt werden, sondern lädt ebenfalls zum Experimentieren ein. Wollen wir unseren Charakter eher auf den Nahkampf oder Fernkampf skillen? Lieber Gift oder doch eher Fallen oder eventuell doch Elementarmagie? Drei mögliche Spezialisierungen bringen zusätzliche Würze ins herrlich wuchtige und blutige Kampfsystem, denn diese gewähren euch weitere nützliche Fertigkeiten.
All das und noch mehr ist möglich und eurer Fantasie sind quasi kaum Grenzen gesetzt. Solltet ihr einmal etwas neues mit eurer Figur ausprobieren wollen, könnt ihr eure Punkte einfach zurücksetzen und diese neu verteilen. Entweder alle auf einmal oder einzeln gegen etwas Gold.
Noch vielschichtiger wird all dies in Kombination mit dem Ausrüstungssystem: In bester „Diablo“-Manier wartet natürlich allerlei Loot auf euch, von verschiedenen Rüstungsteilen über neue Waffen bis hin zu Extragegenständen wie Amuletten und Ringen, die zusätzliche passive Boni gewähren und in vier Seltenheitsstufen unterteilt sind. Ihr könnt Stunden damit verbringen, verschiedenste Variationen auszuprobieren und werdet dann vermutlich immer noch an der Oberfläche kratzen.
Wo wir gerade schon beim Thema Loot waren: Eure Ausrüstung dürft ihr natürlich auch im Laufe des Spiels verbessern. Schmiede können eure Waffen und Rüstungsteile mit unterschiedlichen Ressourcen aufwerten und so noch mächtiger machen. Zudem könnt ihr in einige Edelsteine einsetzen, was euch ebenfalls passive Boni gewährt, etwa eine kleine Regeneration eurer Lebensenergie bei erfolgreichen Treffern. Dies hilft euch dabei, euren Spielstil zu verfeinern.
Sobald ihr euren Charakter auf Level 50 gebracht habt, was ihr bis zum Ende der Story-Kampagne gut schaffen solltet, ist nämlich noch lange nicht Schluss. Weitere Fähigkeitspunkte dürft ihr dann zwar nicht mehr in den Talentbaum investieren, dafür wartet jedoch das Paragon-Board auf euch. Hierbei handelt es sich um eine separate Gameplay-Facette, in der ihr einzelne Attribute eurer Spielfigur, etwa ihre Intelligenz oder Stärke, bis Level 100 gezielt verbessern dürft. Dies ist letztendlich in Kombination mit der Verbesserung eurer Ausrüstung der Faktor, der euch den entscheidenden Vorteil im Kampf gegen Liliths Anhänger geben wird.
Wir hatten uns für unseren ersten Durchlauf beispielsweise für eine Jägerin entschieden und deren Attacken mit Finsternis verstärkt und auf Glückstreffer geskillt. Wir hatten also eine gewisse Chance, unsere Gegner mit erfolgreichen Treffern verwundbar und somit kurz regungslos zu machen, was zwar einen relativ riskanten Spielstil bedeutete, der sich jedoch in der Regel ausgezahlt hat. Die Kämpfe waren stets spannend, vor allem gegen mächtige Bossgegner! Diese mit Pfeilen einzudecken, dann in den Nahkampf überzugehen, einige heftige Treffer auszuteilen und danach wieder auf Distanz zu gehen, war sehr spaßig.
Diese komplexen Möglichkeiten, eure Spielfigur ganz an euren persönlichen Spielstil anzupassen, sind zweifelsohne die größte Stärke von „Diablo 4“. Es macht ungemein Spaß, diese vielfältigen Möglichkeiten zu ergründen, in der Praxis zu erproben und gezielt immer weiter zu verbessern. Gerade im Endgame, wenn es in den Kampf gegen Weltbosse und den gemeinsamen Kampf mit anderen Spielern und Spielerinnen gegen diese geht, kommt dies zur Geltung.
Always online ein zweischneidiges Schwert
Allerdings sind wir nicht bei allen anderen Facetten des Action-Rollenspiels ähnlich euphorisch. Der Always Online-Zwang sorgte bereits im Vorfeld für allerlei Zündstoff und wurde von Teilen der Community scharf kritisiert. Während unseres Tests entpuppte sich dieser Umstand gewissermaßen als zweischneidiges Schwert: Einerseits wirkt die Welt ungemein lebendig, da wie in einem MMO andere Spieler durch die Welt wuseln und der Koop einfach gestartet werden kann.
Andererseits gibt es leider – wie in einem MMO – keine Pause-Funktion und keine Möglichkeit, das Spiel manuell zu speichern. Es kam öfter vor, dass wir gerade unsere Ausrüstung anpassen wollten, als wir von Monstern überrascht und fast ins virtuelle Nirvana befördert worden sind. Da wir nicht eigenhändig speichern durften, kam es zudem selten vor, dass ein gewisser Teil unseres Fortschritts nicht vom Spiel gesichert wurde, was selbstverständlich ärgerlich ist.
Ebenfalls nicht hundertprozentig überzeugen konnten uns die Nebenmissionen des Spiels. Diese sorgten zwar für kurzweilige, nette Unterhaltung, da sie oft in recht kurzer Zeit zu bewältigen waren, nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist uns jedoch keine dieser Aufgaben. Mal musste etwa ein Exorzismus überwacht, mal böse Geister vernichtet werden. Selbiges gilt für das Dungeon-Design, das sich zwischenzeitlich doch recht stark wiederholt, sowohl was den Aufbau, als auch die Missionsziele und Bosse angeht. Uns beschlich bei der Erkundung von Höhlen immer wieder das Gefühl „Hier waren wir doch schon einmal.“
Apropos Bosse: Das Balancing machte auf uns während des Tests noch nicht überall einen richtig runden Eindruck. Das betrifft sowohl den Schwierigkeitsgrad einiger Bosse, der etwas schwankend war, als auch die Macht verschiedener Skills. Erfahrungsgemäß bessert Blizzard diesbezüglich vor allem nach dem Release nochmal ordentlich nach, weshalb wir in diesem Punkt nicht allzu streng sein möchten.
Erstklassiges Artdesign und filmreiche deutsche Sprachausgabe
Nur positive Worte haben wir indes für das Artdesign von „Diablo 4“ übrig. Das Spiel ist grafisch vermutlich nicht der opulenteste Titel, doch er hat ein höllisch gutes Artdesign. Jedes Areal in Sanktuario, egal ob wir uns in Wäldern, Steppen, Wüsten, kleinen Dörfern oder prächtigen Metropolen befinden, verströmt eine einzigartige Atmosphäre. Mehr noch, sie ziehen uns unweigerlich noch tiefer in diese düstere Welt hinein, in der das Chaos regiert.
Technisch präsentiert sich das Game dafür, von kleinen Fehlern abgesehen, ebenso von seiner schaurig schönen Seite. Die Charaktermodelle sehen wirklich schick aus, insbesondere unsere Spielfigur sowie Lilith, und auch die Welt strotzt nur so vor vielen kleinen Details, welche Sanktuario wunderbar zum Leben erwecken. Einzig vereinzelte Texturnachlader oder selten auftretende Slowdowns sowie Verbindungsabbrüche störten das ansonsten positive Bild.
Nicht lumpen lassen hat sich Activision Blizzard dafür bei der deutschen Lokalisation des Action-RPGs. Insbesondere die deutsche Sprachausgabe bewegt sich auf höchstem Niveau und besticht mit namenhaften Sprechern und Sprecherinnen wie Claudia Urbschat-Mingues (u.a. Sprecherin von Angelina Jolie) oder auch Engelbert von Nordhausen (u.a. Sprecher von Samuel L. Jackson). Abgerundet wird all dies von einem tollen orchestralen Soundtrack, der hervorragend zur düsteren Stimmung des Spiels passt und auch einige emotionale, ruhige Stellen passend untermalt.
Kommentare
No_Saint
31. Mai 2023 um 09:19 Uhr…habe zwar nie so richtig was mit dem Genre oder Diablo anfangen können, aber Diablo IV hat schon was…. Demo war spaßig.
Werde ich mir bestimmt zulegen wenn es günstiger wird oder eine GOTY kommt. Hat keine Priorität!
Allen anderen wünsche ich viel Spaß beim daddeln.
StudienWolf
31. Mai 2023 um 10:45 Uhr@chadgar
Weil der liebe GeaR keinen Spaß hat, wenn neben ihm Blin Bling Chars rumlaufen. Das ist aber sein Problem und nicht das der Allgemeinheit 🙂
Mir wäre es auch ehrlich gesagt egal, wenn die nen Token für Max Level raushauen, die es auch bei WoW gibt. Was juckt mich das wenn Hans und Franz sich Zeit ersparen wollen durch Geldeinsatz. Mindert ja nicht meinen persönlichen Spielspaß 😀
Khadgar1
31. Mai 2023 um 11:37 Uhr@StudienWolf
Aha, so ist das als bei dem guten Mann.
Das würde mich auch kein Stück stören. Hab solche Lvl Booster auch schon bei FF14 genutzt. Ob man nun Zeit oder Geld investiert ist jedem selbst überlassen und hat keinerlei Einfluss auf mein Spielerlebnis. Aber ja, die Leute heutzutage können nicht aufhören zum Nachbarn zu schielen.
GeaR
31. Mai 2023 um 13:25 UhrLeute, ihr checkt es einfach nicht… Ich sage euch, dass Spiele sogar um solche Vereinfachungen programmiert werden und euch Beispiele genannt wo es derbe umgesetzt wurde, sodass es sogar auf den Spielspaß geht. Die Spiele werden oft mit dem Shop im Fokus programmiert. So, dass man irgendwann dazu verleitet wird für ein Vollpreisspiel noch mehr zahlen zu müssen. Siehe Beispiel GT7 was ich doch ausführlich aufgeschrieben habe. Dort wurden die Preisgelder absichtlich verringert und der Onlinezwang ist eine Maßnahme, damit man mit anderen spielt und dadurch andere Manipulationen nutzt.
Ich sage aber auch nicht, dass es bei Diablo 4 jetzt so eintrifft aber durch vorherige Vorgehensweisen von denen, kann sowas sehr wohl passieren. Diablo 3 hatte einen Shop mit einer Echtgeldbörse.
Würdet ihr auch Dopping kaufen, damit ihr beim Sport schneller seid und andere dadurch überholt? Merkt ihr nicht, dass man alles nur des Geldes wegen einem vorsetzt? Kein Wunder, dass man solche Spiele nicht als Sport ansieht.
Bei welchem Sport kann man legal boosten?
Wofür Vorteile verkaufen? Jeder sollte doch die selben Voraussetzungen beim Sport haben und ich sehe Gaming eigentlich gerne als Sport an.
Ich kann mir doch auch nicht mehr Gehalt mit einem Booster als Sportler kaufen.
Und grundsätzlich haben ingameshops meiner Meinung nichts in Vollpreisspielen zu suchen. Man benötigt ja schließlich neben dem 80€ Spiel auch noch ein Abo auf den Konsolen, damit man es spielen kann.
Ich werde immer die kritische Rolle einnehmen beim Thema Shops. Meiner Meinung muss sowas reguliert werden. Ich habe eine Bekannte und deren Freund hat jeden Monat von seinem Gehalt 400€ für FIFA tut Packet ausgegeben. Irgendwann haben einige Menschen keine Kontrolle darüber und das Zeug ist oft überteuert. Wir reden ja nicht von 2€, sondern von mehreren hunderten von Euro die viele Leute in Zeug reinstecken, was keinen Gegenwert hat. Sprich man kauft sich etwas, was keine Arbeit dem Entwickler kostet. Sowas wie ein addon kostet den Entwickler Entwicklungskosten. Ein Buff kostet den Entwickler 5 Minuten es in den Shop zu plazieren.
Es kann doch nicht sein, dass man so viel Geld für keinen Arbeitsaufwand verlangt. Und was passiert am Ende? Die Reichen profitieren von den Vorteilen und die Armen können sich die Vorteile nicht leisten. Kosmetik okay kann man verkaufen. Reiche Leute kaufen auch überteuerten Kram aber dadurch sind sie auch nicht in einem Schachspiel im Vorteil es besser und schneller zu lernen.
Wieso gibt es aber diese Vorteile? Weil man die eigenen Spiele erschweren kann. Ein Schachspiel kann man nicht mit Vorteilen Vollpumpen. Ein Elder Scrolls kann man mit mangelndem Inventar Platz einem schlecht machen und dann als Rettung eine Inventarerweiterung oder ein Abo verkaufen. Spiele werden oft absichtlich schwerer gemacht oder es werden Probleme in Spiele programmiert, sodass irgendwann die Leute zu dem Punkt kommen, dass sie ohne nicht mehr können oder wieder mit Zeiteinbußen rechnen müssen wie das ständige Porten zur Stadt und dann dort alles verkaufen zu müssen. Das war übrigens der Grund wieso ich aufgehört habe mit Fallout 76 und Teso. Dazu muss man auch noch PS plus Mitglied sein und dann noch ein Teso oder sogar noch ein Fallout Abo? Never
Magatama
31. Mai 2023 um 13:26 UhrOhne die Shared World würde ich mir’s sofort bedenkenlos holen, so aber nicht. Wenn sie das später updaten, dass man andere Spieler wirklich rausschalten kann, schlage ich dann zu, ansonsten ein Käufer weniger.
feabhra
31. Mai 2023 um 18:51 UhrWaaas, Ihr testet das ???…..Und wann kriege ich und die anderen Interessenten das ???
RoyceRoyal
02. Juni 2023 um 16:39 UhrTja wäre der Titel von Bungie (3D MMO Shooter) oder From Software (3th Person) in dem Setting, vermutlich GOTY.
Aber Gameplay von 1996…nö.
Tobi-San
05. Juni 2023 um 10:38 UhrEngelbert von Nordhausen hat unter anderem auch Bill Cosby gesprochen.
Ich finde es gut, dass Blizzard trotz der Cosby-Suite-Affäre trotzdem gute Leute wie Engelbert von Nordhausen behält, denn der kann ja mal absolut gar nichts dafür wie Blizzard mit seinen Mitarbeitern umgeht.