In den letzten Jahren bewies Capcom mehrfach ein feines Fingerspitzengefühl, seine großen Marken mit neuen Titeln wieder auf Kurs zu bringen und nun soll dieses Kunststück erneut mit „Street Fighter 6“ glücken. Nach dem von der Community eher mäßig aufgenommenen Vorgänger, soll der neueste Teil der legendären Fighting-Game-Franchise nun alles wieder besser machen. Ob das gelingt oder das Game in Runde 1 zu Boden geht, erfahrt ihr in unserem Test.
Ein echtes Street Fighter-Action-RPG
Eine Neuerung ist gewissermaßen das Herzstück des Singleplayer-Parts des Spiels, der World Tour-Modus. Hierbei handelt es sich um eine Story-Kampagne, in der ihr euch einen eigenen Charakter in einem überaus umfangreichen Editor zusammenstellt und dann bei Luke in die Lehre geht. Auf eurer langen Reise, die euch rund um den Globus führen soll, müsst ihr für euch herausfinden, was Stärke tatsächlich bedeutet.
Unterstützung erhaltet ihr hierbei von verschiedenen ikonischen Gesichtern der Reihe, die euch unter ihre Fittiche nehmen, beispielsweise Fanliebling Chun-Li. Von ihnen erhaltet ihr nicht nur Lektionen in Sachen Stärke, sondern lernt ebenfalls einige mächtige Techniken. Diese könnt ihr in eurem Status-Menü gewissermaßen ausrüsten und euch so einen einzigartigen Kampfstil erarbeiten, der Moves verschiedener Kämpfer und Kämpferinnen miteinander kombiniert.
Natürlich dürft ihr euren Charakter auch optisch individualisieren, etwa indem ihr verschiedene Klamotten kauft, die teilweise sogar die Statuswerte eurer Spielfigur positiv beeinflussen können. Das kann euch auf eurem Weg zum Maximallevel 99 sehr helfen, denn währenddessen werden sich euch zahllose Gegner entgegenstellen, sowohl bekannte Gesichter als auch allerlei Straßenschläger, die verschiedenen Gangs angehören.
Mit World Tour erwartet euch ein vollwertiges Action-Rollenspiel im „SF“-Look, das wirklich Spaß macht und in das ihr, bis ihr wirklich alle Moves eurer verschiedenen Meister gelernt habt, dutzende Stunden investieren könnt. Lediglich der Schwierigkeitsgrad hätte gerne etwas höher sein können, denn zumeist rammten wir unsere Gegner ohne allzu große Mühe mit unseren wuchtigen Schlägen, Tritten und Special Moves in den Boden.
Die etwas trashige B-Movie-Story an sich ist somit zwar nicht unbedingt der Rede wert, unter anderem, weil sie recht vorhersehbar ist und ziemlich klischeemäßig daherkommt. Da sich „Street Fighter 6“ hier selbst jedoch nie zu ernst nimmt und es einige herrlich abgedrehte und im positiven Sinne dumme Situationen gibt, hat all dies dennoch einen großen Unterhaltungswert, dem wir uns nicht entziehen konnten.
Welcome to a New Era!
Nachdem ihr im World Tour-Modus herausgefunden habt, was Stärke tatsächlich ist, könnt ihr euch natürlich noch in diversen weiteren Spielmodi austoben. „Street Fighter 6“ hat eine ordentliche Auswahl zu bieten, die ihr mit den zum Start verfügbaren 18 Kämpfern und Kämpferinnen in Angriff nehmen dürft, zu denen diverse alte Hasen wie Ryu, Ken und Cammy genauso gehören wie die Neulinge Jamie sowie Kimberly. Hier dürfte für jeden Geschmack ein passender Charakter dabei sein.
Darüber hinaus kann in den übrigen Spielmodi die größte Stärke des Fighting-Games richtig glänzen: Das hervorragende Gameplay, das für Spieler und Spielerinnen aller Erfahrungsstufen etwas bietet.
Auf den ersten Blick hat sich hierbei für langjährige Fans der Reihe nicht allzu viel verändert, weshalb diese schnell wieder in ihren gewohnten Flow kommen sollten. Wie seine Vorgänger zeichnet sich auch der aktuellste Ableger der Franchise in erster Linie dadurch aus, dass die Mechaniken zwar schnell gelernt werden können, doch wer sie wirklich verinnerlichen und meistern möchte, vor dem liegt ein langer und steiniger Weg.
Während alteingesessene Anhänger der Serie getrost zur klassischen Steuerung greifen können, auf der leichte, mittlere und schwere Schläge/Tritte wie gewohnt auf sechs Tasten verteilt sind, dürften sich Neulinge und Gelegenheitsspieler über die beiden neuen Steuerungsoptionen freuen. Bei „Modern“ müsst ihr die teils kniffligen Kombos hingegen nicht manuell ausführen, denn dies funktioniert vereinfacht über recht simple Tastenkombinationen. Der „Dynamische Steuerungstyp“ geht hier sogar noch einen Schritt weiter und ermöglicht es euch, automatische Attacken basierend auf eurer Position zum Gegner auszuführen.
Egal ob ihr nur ein paar schnelle Runden mit euren Freunden spielen oder euch richtig in die technischen Feinheiten des Kampfsystems vertiefen wollt, „Street Fighter 6“ bietet etwas für jeden und gibt sich diesbezüglich merklich zugänglicher als seine Vorgänger.
Natürlich hat es sich Capcom nicht nehmen lassen, ein paar Dinge am Kampfsystem zu verändern und hier kommt das neue Drive System ins Spiel! Dies ist eine neue Spezialanzeige, die sich unter der Lebensenergie der Charaktere befindet. Wenn ihr sie strategisch klug einsetzt, kann sie der Schlüssel zum Sieg sein und sie ermöglicht es euch, flexibel auf unterschiedliche Spielsituationen zu reagieren, sowohl in der Offensive als auch in der Defensive.
Der Drive Impact entfesselt einen heftigen Schlag, der die Deckung eures Gegners durchbricht, während es euch ein Drive Parry erlaubt, einen gegnerischen Angriff abzublocken. Mit einem Drive Rush könnt ihr derweil einen beherzten Sprint hinlegen und so die Distanz zu eurem Gegenüber fix überwinden. Wenn ihr es richtig timt, könnt ihr auch einen Drive Reversal ausführen, einen Konter, der zwar nur wenig Schaden verursacht, euch jedoch aus engen Situationen befreien kann.
Zuletzt gibt es noch den Overdrive, einen kräftigen Spezialangriff, der ordentlich Wumms hat und den Gegner zurückschleudert. Da jede dieser Aktionen einen Teil eurer Drive Anzeige verbraucht, muss der Einsatz wohl überlegt sein. Wenn ihr zu viele Drive-Aktionen aneinanderhängt, kommt euer Charakter in einen Burnout-Zustand, der euch für gegnerische Drive-Attacken besonders anfällig macht. Überlegt also gut, wie ihr eure Aktionen nutzt.
Dieses neue System, das gewissermaßen die EX-Special Moves ablöst, ist vielseitig einsetzbar und sich in diese sowie die weiteren, komplexeren Mechaniken von „Street Fighter 6“ einzuarbeiten, machte uns während des Tests der PlayStation 5-Versions immer großen Spaß.
Solltet ihr euch langsam an die komplexen Möglichkeiten des Drive Systems und des überarbeiteten Kampfsystems generell herantasten wollen, könnt ihr dazu die umfangreichen Lektionen der Übungen-Sektionen nutzen. Hier könnt ihr den Umgang mit jedem einzelnen Charakter lernen, leicht verständliche Tutorials durchgehen, Leitfäden zu den Figuren durchlesen und euch in Combo-Prüfungen beweisen, um eure Fähigkeiten zu verfeinern.
Wenn ihr euch wirklich ins Training reinknien wollt, bietet euch das Spiel auch hierfür zahlreiche Möglichkeiten: Ihr könnt Wiederholungen so genau einsehen, dass das Üben Frame-genauer Konter möglich ist. Dank sehr kurzer Ladezeiten könnt ihr euch außerdem schnell in Rematches stürzen und kommt so nie aus dem Flow. Das Game gibt euch alle Möglichkeiten an die Hand, um eure Fertigkeiten am Controller bis zum Maximum zu trainieren.
Das technisch anspruchsvolle, facettenreiche und nahezu perfekt ausbalancierte Kampfsystem ist zweifelsohne die größte Stärke von „Street Fighter 6“ und führt die altehrwürdige Reihe in neue Höhen. Es ist wirklich der Beginn einer neuen Ära der legendären Franchise!
Gewaltiger Umfang und viel Stil
Des Weiteren ist der jüngste Ableger der Fighting-Games-Serie ein wahres Umfangsmonster, denn zusätzlich zu den bisher vorgestellten Modi könnt ihr euch ebenfalls in klassischen Versus-Matches (1 vs. 1 oder Teamkampf), abgedrehten Special Matches, die mit verschiedenen Sonderregeln daherkommen, der klassischen Arcade-Story für jeden der 18 Kämpfer und selbstverständlich im Online-Multiplayer austoben, der Crossplay unterstützt.
Der Netcode ist übrigens bereits jetzt absolut hervorragend und im Rahmen unseres Tests hatten wir während unserer Multiplayer-Matches nie Probleme.
Für Old School-Fans lohnt sich die Story besonders, denn hier tretet ihr mit einem Kämpfer eurer Wahl in einer kleinen Kampagne von fünf bis 12 Duellen an. Die Inszenierung fällt mit schick gezeichneten Standbildern zwar eher schlicht aus, dafür warten hier diverse Boni darauf, von euch freigeschaltet zu werden, insbesondere einige tolle Bilder! Bis ihr alles gesehen und freigeschaltet habt, ziehen erneut zahlreiche Stunden ins Land.
Doch „Street Fighter 6“ bietet euch nicht nur einen gewaltigen Umfang zum Start, sondern hat auch jede Menge Stil! Die kräftigen Farben und einprägsamen Charakterdesigns harmonieren wunderbar miteinander und fügen sich mit den geschmeidigen Animationen sowie übertriebenen Posen zu einem großartigen Gesamtbild zusammen. Abgerundet wird die audiovisuelle Präsentation von einem tollen Soundtrack mit treibenden Beats.
Lediglich im World Tour-Modus kann Capcoms hauseigene RE-Engine, die bereits bei anderen Hits wie „Resident Evil 4 Remake“ oder „Devil May Cry 5“ zum Einsatz kam, nicht vollends überzeugen. Gerade die Charaktere, die durch die Spielwelt laufen, fallen qualitativ deutlich ab und außerdem traten während unseres Tests vereinzelte Pop-ups und Texturnachlader auf. Einer von wenigen Schwachpunkten, die der Titel hat.
Kommentare
Björn23
31. Mai 2023 um 06:55 UhrBelangen überflügelt. „Street Fighter 6“ ist ein Statement und ein starker Anwärter auf den Titel des besten Fighting-Games 2023!
Naja bisher ist noch kein fighting-game erschienen.
MK1 kommt dieses Jahr aber was sonst.
Tekken 8 wird 100% nicht dieses Jahr erscheinen.
Oder gibt es da noch ein Game wo ich nichts von weiß?
OzeanSunny
31. Mai 2023 um 07:09 UhrLiest sich alles klasse und informativ.
Erstmal einen Daumen dafür hoch!
Absolut Top.
Persönlich werde ich da viel später einsteigen, Fighting Games sind irgendwie nicht mehr meins.
Früher absolut gerne gespielt aber im Laufe der Zeit habe ich einfach die Lust an diesem Genre verloren.
Ich freue mich aber für Capcom das sie wieder so ein tolles Game gelauncht haben.
Ridgewalker
31. Mai 2023 um 08:22 UhrIch kriege Augenkrebs… sieht furchtbar aus und die Charaktere völlig überzeichnet bis in die unendliche Hässlichkeit….
sonderschuhle
31. Mai 2023 um 09:36 UhrBin gespannt wo Tekken und Mortal Kombat landen werden.
Sebhein
31. Mai 2023 um 10:49 Uhr@Ridgewalker
Deine Kritik kann ich sehr gut nachvollziehen, Street Fighter hatte immer schon diesen überzeichneten Comic / Manga / Anime Style.
Die neue Grafik, wenn auch weniger Comic mäßig, bleibt diesem Ansatz schon treu. Wenn man damit nichts anfangen kann ist das definitiv nichts für einen. Mir gefällt der Grafikstil zB richtig gut, verstehe aber jeden der sagt das ist nicht seins.
TemerischerWolf
31. Mai 2023 um 11:29 UhrScheint richtig gut geworden zu sein, Metascore 92% Donnerwetter! Bin eigentlich kein Fan von Comic Look, aber werde mir die Demo jetzt doch mal näher ansehen. 🙂
Janno
31. Mai 2023 um 11:46 UhrViel zu bunt. Ist ja wie Fortnite.
OFWGKTA
31. Mai 2023 um 13:56 UhrBunt= fortnite, wow was für ein intelligenter Vergleich.
Sebhein
31. Mai 2023 um 15:02 UhrStreet Fighter war immer bunt, seit dem ersten Teil schon vor Ewigkeiten
xxkingionarexx
31. Mai 2023 um 17:33 UhrIst es gut ? Aber an usf4 wird es nicht rankommen
Twisted M_fan
01. Juni 2023 um 13:06 UhrHab Gestern auch mal die Demo gespielt und war wirklich erschrocken wie schwach die Grafik ist.Mein eindruck von den ganzen Trailern haben das in der Demo leider genau so wiedergegeben.Das fängt schon im Hauptmenü an das ich mit der farbe Pink erdrosselt werde,dann diese bescheuerten effekte in den kämpfen die wie farbkläckse aussehen finde ich furchbar hässlich.Und mal ganz ehrlich was sind das für undetallierte Hintergründe!! da ist kaum bewegung und nur sehr wenig zu sehen wo ich sage das sieht toll aus.
Spierlerisch kann das sicher sehr gut sein aber die Demo hat mich sehr abgeschreckt ob von der Grafik oder dem albernen Styl wo mir übel wird.Ich denke es ist wieder mal mehr auf Jugendliche getrimmt worden die so etwas toll finden.Die hohen Wertungen kann ich bei vielen Spielen auch nicht mehr ernst nehmen.