Nachdem wir im Juni diesen Jahres unsere zweite Runde mit dem kleinen U-Boot Moon in „Under the Waves“ drehen konnten, ist das Spiel mittlerweile offiziell im Handel erhältlich. Wir konnten uns die Chance natürlich nicht nehmen lassen, einen genauen Blick auf die Vollversion des atmosphärischen Unterwasser-Adventures zu werfen und ob uns das fertige Game im Test so überzeugen konnte wie in unseren Preview-Sessions, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Flucht vor den eigenen Dämonen
Die Story des Spiels, das vom kleinen Indie-Team Parallel Studio entwickelt wurde, entführt uns in eine alternative Version der 1970er-Jahre. Wir schlüpfen darin in die virtuelle Haut des Berufstauchers Stan, der für den Konzern Unitrench zuständig ist. Im Auftrag der Firma soll er sich um eine Unterwasserstation in der Nordsee kümmern und dafür sorgen, dass dort alles immer mit rechten Dingen zugeht.
Wirklich viele Verbindungen zur Außenwelt gibt es dabei nicht. Der regelmäßigste Kontakt ist noch Tim, der den Vater unseres Protagonisten kannte und nun die Aufgaben unseres Protagonisten koordiniert. Ansonsten sind wir und Stan weitestgehend auf uns gestellt. Eine bewusste Entscheidung unserer Hauptfigur, denn schnell wird klar, dass er mit einem schweren Trauma zu kämpfen hat und versucht, am Meeresboden seinen eigenen Dämonen zu entfliehen.
Geschichte und Themen sind in ihren eindringlichsten Momenten die größte Stärke von „Under the Waves“, denn hier greifen die beklemmende Atmosphäre, Stans Isolation, seine innere Zerrissenheit und seine seelischen Narben, die nach und nach aufgedeckt werden, hervorragend ineinander. Wenn wir seine Trauer ergründeten, untermalt zu den melancholischen Klängen des stimmungsvollen Soundtracks, dann hat uns das emotional wirklich berührt.
Insbesondere im dritten Akt der Handlung, wenn diese richtig an Fahrt aufnimmt und zusehends immer düsterer wird, läuft das Spiel zur Höchstform auf. Einige Momente verströmten beinahe die Stimmung eines Horrorfilms und wir hätten uns gewünscht, dass diese Szenen noch länger angehalten hätten.
Der Schutz der Ozeane
Allerdings bewegt sich das Writing nicht durchgehend auf einem so hohen Niveau. Das ist besonders deshalb schade, da Parallel Studio in ihrem Werk nicht nur den Umgang mit Traumata und Ängsten behandeln, sondern auch auf die Verschmutzung der Ozeane aufmerksam machen wollen. Um diese Thematik auf angemessene Weise behandeln zu können, arbeitete das Entwicklerteam mit der gemeinnützigen Organisation Surfrider Foundation zusammen.
Diese Gruppe hat sich dem Schutz der Ozeane verschrieben und stand dem Studio mit Rat und Tat zur Seite und fand sogar seinen Weg ins Spiel selbst. Es ist zweifelsohne ein wichtiges Thema, immerhin geht die Verschmutzung der Weltmeere uns alle etwas an. Bei der Vermittlung dieses Sachverhalts, etwa in Form von Unitrenchs Taten, bei denen es durchaus Parallelen zu realen Ölbohrkonzernen gibt, und auch der Einbindung von Surfrider gehen die Verantwortlichen allerdings nicht immer allzu subtil vor, was etwas an der ansonsten dichten Stimmung nagt.
Doch natürlich ist der Schutz der Ozeane nicht nur auf narrativer Ebene ein bedeutender Teil des Spiels, denn dieser spiegelt sich ebenfalls im Gameplay wider. Wir können zum Beispiel verschiedene Materialien sammeln, etwa Plastikmüll, Kohle oder bestimmte Algen. Dadurch halten wir nicht nur die Spielwelt sauber, sondern können unsere gesammelten Güter auch dazu nutzen, um verschiedene Dinge an Bord unserer Station herzustellen.
Zumindest, wenn nicht gerade mit anderen Aufgaben beschäftigt sind, immerhin müssen wir den Laden für Unitrench immer am laufen halten. In der Regel müssen wir uns um kleine Dinge kümmern, etwa Fehler untersuchen oder die Ursache für Lecks finden. Es sind schöne kleine Rätsel, die wir lösen müssen und erhalten hierbei auch relativ große Freiheiten, den Antworten auf die Spur zu kommen. Wenn wir am Ziel angekommen sind, gibt es meist keine weiteren Hinweise.
Es ist somit nicht immer ersichtlich, wo wir mit Stan hinschwimmen oder mit unserem kleinen U-Boot Moon hinfahren müssen. Letzteres ist davon abgesehen ab und an etwas fummelig zu steuern, gerade in engeren Passagen, in denen wir auch nicht auf die Kamera bauen können. Die Rätsel und Tauchfahrten können somit für den einen oder anderen sicherlich etwas frustrierend sein, obwohl die Lösung meist nicht allzu weit entfernt ist. Allerdings fanden wird diesen Missionsaufbau nicht schlimm, denn es unterstreicht das Gefühl von Stans Isolation und Einsamkeit. Er fühlt sich verloren und wir uns in diesen Momenten ebenfalls.
Im Gegensatz zur emotional anspruchsvollen Geschichte, empfanden wir das Gameplay sehr entspannend. Es ist kein einfacher Walking-Simulator, in dem wir ab und an nur ein oder zwei Tasten drücken müssen, sondern fordert uns schon etwas mehr ab, obgleich es ehrlicherweise auch nicht zu anspruchsvoll ist. Vielmehr findet es eine angenehme Balance und wir hatten definitiv unseren Spaß dabei, die Rätsel zu lösen – wenn wir nicht gerade etwas abgelenkt waren.
Wunderschöne Unterwasserwelt
Während wir in den Tiefen der Nordsee unterwegs waren, egal ob auf uns gestellt oder an Bord von Moon, erwischten wir uns dabei, wie wir regelmäßig inne gehalten haben. Die von Parallel Studio geschaffene Unterwasserwelt ist schlichtweg wunderschön anzuschauen und zog uns direkt in ihren Bann. Insbesondere die Bewohner dieser Welt haben es uns angetan, seien es Schildkröten, Haie oder Fischschwärme, die unbeeindruckt von uns ihre Kreise zogen.
Ein weiterer Grund, warum wir uns so gerne in den Weiten der bildhübschen Unterwasserwelt verloren haben, ist die Klangkulisse. In der Ferne konnten wir beispielsweise immer wieder Walgesang hören und ab und zu konnten wir sogar einen Blick auf diese Giganten erhaschen.
So schön die Welt von „Under the Waves“ auch immer wieder anzuschauen ist, technisch wirklich sauber war die von uns getestete PlayStation 5-Version leider nicht. Gerade auf der Unterwasserstation kam es regelmäßig zu Tearing, also einem Zerreißen des Bildes. Auch kleinere Grafikfehler sind noch enthalten sowie falsche Fehlermeldungen, die anzeigen, dass etwas mit den Speicherdaten nicht in Ordnung sei. Hier muss das Entwicklerteam noch nachbessern.
Des Weiteren wirkten die Gesichtsanimationen von Stan auf uns im Laufe der Story etwas zu steif. Er durchlebt einige wirklich traumatische Dinge im Laufe der Story, doch von seinem Gesicht konnten wir das leider nicht immer ablesen. Dafür ist die deutsche Sprachausgabe gut gelungen, auch wenn die englische für unseren Geschmack noch leicht die Nase vorne hat.
Kommentare
spider2000
03. September 2023 um 20:22 UhrWerde es später irgendwann spielen und hoffe das bis dahin ein Patch erscheint.
SithLord
03. September 2023 um 20:23 UhrIch warte immer noch auf einen Patch. Habe auf der PS 5 teils extremes Tearing und Abstürze.
xjohndoex86
03. September 2023 um 20:37 UhrTearing ist das Schlimmste. Unschön für die Augen und reißt mich immer komplett raus. Dass man das weit nach der PS3 Ära noch mal sieht verwundert mich. Beim PC kann man wenigstens VSync erzwingen.
Sunwolf
03. September 2023 um 20:46 UhrWollte es mir erst auch holen doch irgendwie haben mir die Let´s Plays gezeigt das es selbst für 30€ zu viel ist.
No_Saint
03. September 2023 um 21:11 UhrGefällt mir.Kommt auf die Merkliste.(-:
Eloy29
03. September 2023 um 21:12 UhrTearing ist schlimm, zwar nur in den Innenbereich aber dafür dort ohne Ende.
serial killer
03. September 2023 um 21:38 UhrAlso ich finde es eigentlich recht gut.
Die Taucherfahrung ist toll umgesetzt und vermittelt ein wirklich immersives vergnügen.
Schade das der generelle Detailgrad hier kein höheres Niveau erreicht hat ist aufjedenfall verschenktes Potential.
Aber insgesamt würde ich soweit eine 8 /10 geben.
Mal was tiefgründiges und erfrischendes Vergnügen.
Aufjedenfall absolute Abtauchempfehlung hier.
AndromedaAnthem
03. September 2023 um 21:53 UhrJa, ’ne 8 kann man für Under The Waves durchaus geben, find ich! Atmosphärisches, entschleunigtes, Game, richtig gute deutsche Synchro und ein Patch ist auch unterwegs ~ alles gut, für mich! 🙂
raphurius
03. September 2023 um 22:31 UhrUnder the Waves scheint in der schieren Masse momentan beinahe ein wenig „unter zu gehen“, doch sobald es gesund gepatcht wurde, werde ich bestimmt mal ein Blick darauf werfen! Setting und Atmosphäre scheint schon mal echt stark zu sein!
Lemon68
04. September 2023 um 00:14 Uhrwird auf alle Fälle gezockt!
OzeanSunny
04. September 2023 um 04:13 UhrLiest sich echt spannend und toll.
Aber momentan bin ich mit dem fantastischen Baldurs Gate 3 beschäftigt.
Deswegen wird einiges geschoben 😉
Braindad
04. September 2023 um 08:58 UhrLeider für mich auf der PS5 gar nicht spielbar. An einer bestimmten Stelle im Spiel hängt sich das Game komplett auf. Hab schon alles probiert, Datenbank neu aufgebaut, Spiel gelöscht. Teilweise konnte ich es gar nicht mehr starten. Spielstand gelöscht und neu begonnen. An der gleichen Stelle wieder abgekackt. Das nervt mich, sonst wäre es ein gutes Spiel. Hoffe die patchen es bald…
LaLiLuLeiLo
04. September 2023 um 10:53 UhrOb man das U-Boot auch mit xbox controller steuern kann?
Lemon68
04. September 2023 um 11:04 UhrLaLiLuLeiLo
selbstverständlich auch auf XBox und mit XBox Controller
serial killer
04. September 2023 um 12:04 UhrHäh….was soll die frage laleöilolub
CaptainAhoi
04. September 2023 um 12:26 UhrAls Captain werde ich natürlich auch in See stechen.
Mugger
04. September 2023 um 19:09 UhrKann man das U-Boot auch mit nem Logitech Pad steuern oder sprengt es da den Rahmen?
Und warum heißt das U-Boot „Moin“, Anspielung?
Mugger
04. September 2023 um 19:10 Uhr*Moin
verdammtes T-9
Mugger
04. September 2023 um 19:10 UhrAch le** mich, *Moon ! wie der Film.
S85
04. September 2023 um 19:14 UhrIch spiele es seit zwei Tagen. Die Balance der Lautstärke zwischen Soundtrack und Dialogen ist nicht ganz optimal …. aber sonst bin ich sehr angetan vom Spiel. Das Setting macht verdammt viel her und erzeugt eine unglaublich dichte Atmosphäre. Die Steuerung mit dem U-Boot ist zwar in der Tat etwas fummelig … aber das legt sich mit fortschreitender Nutzung. Grafikfehler habe ich ebenfalls ein paar gesehen, störten aber bisher nicht sonderlich. Ich liebe diese kleinen, entschleunigten Spiele die den Fokus auf eine fesselnde Geschichte legen! Immer mehr davon bitte.