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Lords of the Fallen im Test: Nicht "Dark Souls", aber trotzdem gut?

Bekannter Name, neue Herausforderungen und Probleme: "Lords of the Fallen" besticht durch das clevere Wechseln zwischen den Welten Axiom und Umbral, aber bietet es auch packenden und gut ausbalancierten Soulslike-Spaß? Der PS5-Test gibt Aufschluss darüber!

play3 Review: Lords of the Fallen im Test: Nicht „Dark Souls“, aber trotzdem gut?

7.5

Mit dem 2009 erschienenen „Demon’s Souls“ und dem 2011 folgenden „Dark Souls“ definierte der Entwickler FromSoftware ein neues Genre. So genannte Soulslike-Spiele waren aber nicht nur enorm fordernd, sondern warteten auch mit einer ganz eigenen Form der Progression und Geschichtenerzählung auf.

Dieser damals innovative Ansatz fand in der Spielerschaft rauschenden Zuspruch und entsprechend auch viele Nachahmer. Das 2014 veröffentlichte „Lords of the Fallen“ schlug in genau diese Kerbe, konnte aber die Qualitäten der Vorlage nie erreichen. Entwickler CI Games wagt nun einen erneuten Anlauf. Am 11. Oktober 2023 erschien das neue „Lords of the Fallen“ und will diesmal im Soulslike-Genre seine Fußstapfen hinterlassen.

Wandler zwischen den Welten

Das aktuelle „Lords of the Fallen“ ist weder ein klassisches Reboot, noch ein Nachfolger zum 2014 veröffentlichten Quasi-Vorgänger. Zeitlich spielt es eintausend Jahre später, erfordert allerdings keine Kenntnisse über die Vorgeschichte des 2014 veröffentlichten ersten Spiels.

Wie für ein Soulslike typisch, serviert euch auch „Lords of the Fallen“ seine Geschichte nicht auf dem Silbertablett, Vielmehr müsst ihr sie euch mit der Zeit mit Hilfe von Dialogen und Texten zusammenreimen. Man orientiert sich dabei tonal und auch optisch stark an der „Dark Souls“-Serie und ihrer Architektur.

Das Spiel teilt sich in Axiom, die Welt der Lebenden, und das Totenreich Umbral. Gleich zu Beginn erhaltet ihr eine Laterne, mit deren Hilfe ihr Umbral betreten könnt. Zurück nach Axiom kommt ihr aber nur über bestimmte Altäre. Umbral ist – ähnlich wie etwa in „Soul Reaver“ – tief in der Spielwelt verankert. Denn wo in Axiom vielleicht Brücken oder Leitern fehlen, können diese in Umbral vorherrschen. Die Erkundung von „Lords of the Fallen“ erfordert also immer wieder die Wechsel zwischen den Welten.

Zugleich bietet auch Umbral einen anderen Ansatz: So trefft ihr hier auf Zombies, die euch ans Leder wollen. Und bleibt ihr zu lange in Umbral, werdet ihr von Jägern heimgesucht. Zugleich lockt Umbral aber auch mit enorm viel Beute, sodass eine Risiko-Gewinn-Rechnung entsteht. Geht ihr außerdem in Axiom drauf, steht ihr zunächst in Umbral wieder auf. Hier besitzt ihr also so etwas wie ein Bonusleben, was gerade in Bosskämpfen besonders praktisch ist.

Das Kampfsystem: Es braucht Zeit …

„Lords of the Fallen“ wartet zum Start mit neun Charakterklassen auf. Vier weitere schaltet ihr später frei. Hier reicht das Angebot vom schwer bewaffneten und gepanzerten Kriegswolf bis hin zu Klerikern und Feuerkultisten, die bereits zu Beginn über Zauberfähigkeiten verfügen. Auch dabei natürlich der Verdammte, der mit ausgeglichenen Stats und einem Eimer als Waffe zu Felde zieht. Sehr praktisch übrigens: Gespeichert wird in „Lords of the Fallen“ durch Ruhen an Altären, alternativ dürft ihr euch auch einen an Umbral-Beeten selbst pflanzen. Mit jedem Ausruhen stehen nicht nur Feinde wieder auf, sondern es füllen sich auch eure Lebensenergie- und Munitionsreserven wieder auf.

Das Kampfsystem besitzt dabei zweifellos seine Eigenheiten und benötigt entsprechend viel Zeit, damit man sich darauf einstellen kann. Es ist dabei längst nicht so berechenbar wie beispielsweise „Elden Ring“ oder auch „Life of P“. So greift ihr wie gewohnt auf schwere und leichte Attacken zurück, könnt aber auch euren Kontrahenten mit einem Tritt aus dem Gleichgewicht bringen.

Angriffe könnt ihr zu Kombinationen verknüpfen und dadurch mehr Schaden anrichten. Zugleich müsst ihr stets ein waches Auge auf eure Ausdauer haben, damit euch nicht die Puste ausgeht. Diese benötigt ihr natürlich auch für Ausweichmanöver wie Side-Steps oder Rollen und Zwischensprints. Per Tastendruck wechselt ihr geschwind zu Distanzwaffen wie Armbrüsten und dem Bogen, greift zu Wurfwaffen oder auch Zaubersprüchen.

Die Eigenheiten kosten gerade anfangs enorm Nerven. Zum einen spielen Kamera und Zielerfassung nicht immer mit. Nicht selten ragen Objekte in engen Wegen ins Bild hinein oder die Kamera jagt hektisch herum. Die Zielerfassung funktionierte im Test teilweise nur im zweiten Versuch oder lockte sich eigenständig wieder aus.

Zum Start kämpft „Lords of the Fallen“ mit kleineren, technischen Problemen. Clipping-Fehler gab es etliche und auch die Bildrate machte nicht immer den stabilsten Eindruck. Krasse Slowdowns gab es im Test allerdings nicht.

Soulslike-Spiele funktionieren leider nur mit maximaler Kontrolle – in „Lords of the Fallen“ muss man sich stärker an die Gegebenheiten gewöhnen als bei der Konkurrenz. Störend fallen hier auch teils die Charakteranimationen auf: Der eigene Held macht bei Angriffe einen Satz nach vorne, was zwar nützlich sein kann, aber auch manchmal zu Problemen führt.

… aber es wird besser!

Die Chance, dass ihr gerade in den ersten zwei bis fünf Stunden das Gamepad wütend an die Wand werft, ist hier also vergleichsweise groß. Habt ihr aber euren Rhythmus gefunden und ein Gefühl für die Spielwelt entwickelt, dann wird „Lords of the Fallen“ bedeutend besser und motiviert. Ein Mal in Fahrt, könnt ihr nämlich sehr schöne Angriffssalven abfeuern und seid vergleichsweise flink auf den Kettenstiefel. Gerade auch die taktische Komponente des Fernkampfs und der Zaubersprüche spielen hier aufgrund der vielfältigen Magieauslegung mit hinein.

Geschicktes Parieren öffnet Zeitfenster für harte Konter, zugleich können auch schnelle Ausweichmanöver die Gelegenheit zum Zuschlagen bieten. Der richtige Einsatz der Lampe, mit dem ihre euren Widersacher kurzzeitig die Seele rauben und diese verdreschen könnt, ist ebenfalls wichtig und bringt eine neue Nuance mit hinein.

Etwas störend fällt im weiteren Verlauf die mangelnde Gegnervielfalt auf. Standard-Schergen wie Hunde oder auch Wachleute wiederholen sich mit der Zeit. Gleiches gilt auch für die Umbral-Zombies. Hier wäre sicherlich mehr möglich gewesen.

An den Boss-Kämpfen muss Entwickler CI-Games dazu auch noch einmal Hand anlegen. Diese telegrafieren teils ihre Angriffe im Vorfeld derart deutlich, dass darunter der spielerische Anspruch des Soulslikes leidet. Zugleich empfanden wir den ersten Boss als zu hart und mussten uns mit Grinding einen Vorteil verschaffen. Das Boss-Design erweist sich insgesamt als solide und natürlich werden die Schlachten auch formschön mit einem breiten Orchester-Soundtrack untermalt.

An dieser Stelle möchten wir den Koop-Modus loben. Das Herbeirufen eines zweiten Mitstreiters funktionierte im Test ausgezeichnet. Zu zweit ist das Spiel zwar (für ein Soulsike) fast schon zu leicht, trotzdem ist das gemeinsame Legen der überdimensionalen Monstrositäten enorm befriedigend.

7.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Wechsel zwischen Axiom und Umbral
  • Mix aus Kämpfen, Erforschen und Rätseln
  • Gut umgesetztes Kampfsystem
CONTRA
  • Kamera- und Steuerungsprobleme – hoher Eingewöhnungsfaktor
  • Geringe Gegnervielfalt
  • Technikprobleme zum Start

Lords of the Fallen im Test: Nicht „Dark Souls“, aber trotzdem gut?

„Lords of the Fallen“ erreicht nicht ganz den Standard, den die PS5-Version von „Demon’s Souls“ oder auch „Elden Ring“ zuletzt besaßen. Gerade in den ersten Spielstunden kämpft man nicht nur mit dem hohen Schwierigkeitsgrad, sondern vor allem auch mit den Tücken der Technik.

Die unsaubere Kamera stört dabei ebenso wie die teils unruhige Zielerfassung oder auch das durchwachsene Balancing. Erst mit der zunehmenden Spielzeit und wenn Funktionen wie Zauber und das Kampfsystem mehr in Fleisch und Blut übergegangen sind, entfaltet „Lords of the Fallen“ seine ganze Stärke.

Gerade die Wechsel zwischen Axiom und Umbral, sowie die damit verbundenen Erkundungs- und Rätseloptionen, machen den größten Unterschied zu anderen Soulslike-Games aus. „Lords of the Fallen“ mag in vielerlei Hinsicht nicht perfekt sein, bietet aber dennoch interessante Ansätze, die es von der Masse abheben.

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