Puff, 80 Milliarden Dollar weg. Diesen Wertverlust mussten die chinesischen Videospielgiganten Tencent und NetEase hinnehmen, nachdem in China ein neuer Gesetzesentwurf vorgelegt wurde.
Sollte er endgültig beschlossen werden, käme es im bevölkerungsreichsten Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern zu einer Einschränkung der Geschäftsaktivitäten und Verdienstmöglichkeiten.
Was steht im Entwurf? Laut Reuters untersagt das Reglement den Betreibern von Online-Games, Spieler zu belohnen, wenn sie sich jeden Tag einloggen oder zum ersten Mal oder wiederholt Geld für ein Spiel ausgeben.
Zusätzlich ist vorgesehen, dass Betreiber die Summe der Beträge begrenzen, die in die virtuellen Geldbörsen der Spieler eingezahlt werden dürfen. Das heißt, die Spielerkonten erhalten ein festes Limit, was in Online-Spielen die Zahlungsfähigkeit einschränkt.
Entwurf ist bislang nicht final
Zwar kann der von der chinesischen Presse- und Veröffentlichungsbehörde vorgelegte Regelentwurf modifiziert werden und tritt frühestens 2024 in Kraft. Allerdings gingen die Anteilseigner der beiden führenden chinesischen Videospielunternehmen in Deckung und warfen ihre Aktien auf den Markt.
In Zahlen ausgedrückt: Die Aktienkurse von Tencent, dem weltweit umsatzstärksten Unternehmen in der Spielebranche, erlebten zeitweise einen Rückgang von bis zu 16 Prozent. Die Kurse von NetEase verzeichneten einen noch größeren Einbruch mit einem Verlust von bis zu 25 Prozent.
Rein rechnerisch sank der Wert der beiden Unternehmen damit um 80 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Für diesen Betrag übernahm Microsoft die Publisher Activision-Blizzard (69 Milliarden Dollar) und Zenimax samt Bethesda (7,5 Milliarden Dollar) sowie weitere Studios wie Mojang (2,5 Milliarden Dollar).
Kettenreaktion traf auch andere Firmen
Die Aktien des Technologie-Investors Prosus fielen zusammen mit Tencent um 14,2 Prozent und gehören kurz vor dem Wochenende zu den größten Verlierern der Börse. Prosus hält einen Anteil von 26 Prozent an Tencent.
„Es ist nicht unbedingt die Regulierung selbst – es ist das politische Risiko, das zu hoch ist“, meint Steven Leung, Executive Director of Institutional Sales beim Broker UOB Kay Hian in Hongkong. „Die Leute hatten gedacht, dass diese Art von Risiko vorbei sein sollte und damit begonnen, wieder auf die Fundamentaldaten zu schauen. Das schadet dem Vertrauen sehr.“
Zum Thema – Techland: Tencent schnappt sich Dying Light 2-Entwickler über Mehrheitsbeteiligung
Schon vor zwei Jahren führte China strenge Spielzeitbeschränkungen für Minderjährige ein. Ebenfalls kam es zur vorübergehenden Aussetzung von Genehmigungen für neue Spiele, die 2022 wieder aufgenommen wurden.
Zumindest an der Börse ist die Skepsis etwas verflogen und die Aktien von Tencent und NetEase konnten in den vergangenen Stunden minimal zulegen. Doch noch immer liegt der Tagesverlust bei rund 11 und 21 Prozent. Die ersten Milliarden sind zumindest gerettet.
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Kommentare
Horst
22. Dezember 2023 um 16:04 UhrKann man von der chinesischen Regierung halten, was man mag, aber der Gesetzesentwurf ist wirklich genial! Dass das den beiden Firmen wehtun würde, ist klar. Aber wenn man hauptsächlich Geld mit der Sucht von Menschen macht…
OzeanSunny
22. Dezember 2023 um 16:18 UhrTja der Aktienmarkt ist halt spekulativ.
Kann passieren.
Ich mag China nicht wegen ihrer Politik.
Da gibt es einfach viel zu viele Ungereimtheiten.
Aber dieser Gesetzentwurf ist wirklich gut.
Ryuga
22. Dezember 2023 um 16:26 UhrKann gerne auch von anderen übernommen werden.
StoneyWoney
22. Dezember 2023 um 16:29 Uhr„Laut Reuters untersagt das Reglement den Betreibern von Online-Games, Spieler zu belohnen, wenn sie sich jeden Tag einloggen oder zum ersten Mal bzw. wiederholt Geld für ein Spiel ausgeben.“
Sehr gut! Bin dafür! Zocke ich ein Spiel und sehe tägliche Login-Boni, lösen diese bei mir täglichen Respekt-Verlust aus…Bis ich irgendwann einen solch plumpen Versuch, Suchtverhalten auszunutzen, wieder deinstalliere.
Wer durch das Verbot jetzt fette Verluste einfährt, sollte, statt sich selbst zu bemitleiden, eher Selbstreflektion betreiben.
Khadgar1
22. Dezember 2023 um 16:30 UhrBei dem Gesetzesentwurf gibt es nichts zu meckern. Sollte sich der Westen mal abschauen, aber das kannste vergessen bei den Marionetten.
FPshooter
22. Dezember 2023 um 16:32 UhrIch habe es auch nicht mit China, finde das Gesetz aber gut und notwendig. Warum gibt es sowas nicht bei uns im Westen? Dass der Kurs so massiv einbricht, macht erschreckend klar, wie mies sich die ganze Branche finanziert. Gibt es eigentlich überhaupt noch Anbieter, die ihr Geld schlicht damit verdienen, ein gutes Spiel herzustellen und dann von den Verkäufen zu leben? Je nach game sind da doch schon Milliarden Umsätze drinnen, die kostet heute noch keine Produktion, egal wie aufwändig das Ergebnis ist. Aber nee, das langt ja nicht, man kriegt den Hals net voll, siehe GTA, Fifa usw. Und die kommen nicht aus China.
StoneyWoney
22. Dezember 2023 um 16:39 Uhr@FPshooter Warum? Je geringer die Kontrolle durch den Staat, desto höher die Kontrolle durch Konzerne.
Möppelmann
22. Dezember 2023 um 16:53 Uhr@FPshooter
Ich glaube Onlinegamingsucht ist da drüben ein größeres Problem als bei uns. Zudem sollen die chinesischen Bürger vermutlich so ihre Zeit (und ihr Geld) produktiver nutzen.
Aber ja, finde das Gesetz grundsätzlich auch nicht verkehrt.
Nelphi
22. Dezember 2023 um 17:13 Uhr@Möppelman: meinst echt, dass das Suchtproblem in China in Relativen Zahlen größer ist und nicht doch eher in absoluten Zahlen was auf die höhere Bevölkerungszahl zurückzuführen ist?
Nelphi
22. Dezember 2023 um 17:14 UhrAch ja, finde den Gesetzesentwurf auch gut!
DerKanzler
23. Dezember 2023 um 05:26 Uhr@FPshooter
Von China aus sind wir im Osten.
DerKanzler
23. Dezember 2023 um 05:28 UhrWer das Befürwortet soll bitte nach China auswandern.
GeaR
23. Dezember 2023 um 09:30 UhrDachte erst „oh nein was wird da wieder eingeschränkt?“ aber der Entwurf reguliert endlich die Microtransaktionen. Also was gutes. Man geht einer Sucht entgegen, wo viel zu viele Menschen für zu viel Geld ausgeben.
Zawa_Furuka
23. Dezember 2023 um 10:46 UhrDas Gesetz verhindert keine Microtransaktionen, es verbietet nur die Belohnungen für Aktionen, die Leute anfüttern sollen.
Und da es der Regierung nicht darum geht, die Leute zu schützen, sondern ihnen mehr Zeit zum Arbeiten zu verschaffen, ist das Gesetz nicht gut. Eher eine weitere Bevormundung des chinesischen Volkes.
Auch bei der Einschränkung von Spielzeiten für Minderjährige geht es nur darum, die Kinder ohne große Ablenkung von der Schule in die Arbeit zu schicken, damit sie produktiv für den Staat sind.
Sekiro99
23. Dezember 2023 um 11:45 UhrFinde es gut was China gemacht hat. Vorbildlich.
Noir64Bit
23. Dezember 2023 um 12:09 Uhr@DerKanzler….“Von China aus sind wir im Osten.“
Äääh, meinst Du das Politisch oder Geographisch? Weil Geographisch sind wir von China aus im Westen! 😛
DynastyWarrior
23. Dezember 2023 um 12:45 UhrOh das ist ja ein großartiges Thema. Hab ich gestern Abend grob etwas davon gehört, aber nicht gedacht, dass es sogar hier eine News dazu gibt. Es betrifft vor allem Leute wie mich. Weil ich wahrscheinlich genau DIE Spiele von diesen 2 Unternehmen spiele.
Warframe (Tencent) und Naraka Bladepoint (NetEase). Und es ist verständlich, dass NetEase mehr Verluste gemacht hat. Denn Naraka ist echt extrem teuer.
Inwiefern sind eigentlich die Entwickler dafür verantwortlich? Ich meine…Warframe wird ja von Digital Extremes entwickelt, und Naraka glaube ich von 24Entertainment. Habe die da überhaupt mitzureden bei bestimmten „Praktiken“.
Warframe. Zocke es seit ziemlich genau 10 Jahren, aber seit ca. 2 Jahren nicht mehr so regelmäßig, und habe über 8300 Stunden (dachte neulich es wären über 9000). In den ersten Jahren fand ich es überhaupt nicht schlimm, was die Monetarisierung angeht. Ich musste niemals Platinum kaufen (Ingame-Währung) und konnte trotzdem alles aus dem Markt kaufen. Denn es gibt ein Handelssystem. Man kann im Spiel einfach für Platinum handeln. Und das hat mir sehr geholfen. Seit einigen Jahren gehört Warframe zu Tencent. Vielleicht kommt es nur mir so vor, aber ich glaube seitdem ist es schlimmer geworden. Mittlerweile bringen die hin und wieder überteuerte Pakete in den Store. Zwar sind es hauptsächlich Kosmetika, aber die packen dann auch noch eine große Menge an Platinum rein, damit es noch teurer wird. Dabei wollen die meisten Spieler nur die Kosmetika, da sie ja für Platinum handeln können. Willst du Kosmetika? Kauf das ganze Ding. Die haben zwar schon vorher Pakete rausgebracht, aber das waren so die üblichen Pakete, die alle Paar Monate kamen.
Und die Daily Login Belohnungen waren eigentlich immer harmlos. Das beste an denen war, für mich, dass ab und zu auch mal ein Markt Coupon gegeben wurde. Ich habe noch so einiges in meiner Einkaufsliste, welche ich durch diese Coupons billiger bekommen würde. Vor kurzem haben sie diese abgeschafft. Sehr ärgerlich für mich, denn stattdessen haben sie ein Platinum Coupon reingepackt. Kauf Platinum für günstiger. Toll. Brauch ich nicht.
Naraka Bladepoint. Oh Junge wo fange ich da an. Das Spiel wurde irgendwie für reiche Leute entwickelt. Soviel Geldgier. Ich zocke es seit ca. 5 Monaten, und ich liebe es. Aber die Kosmetika in dem Spiel sind extrem teuer. Und die bringen ständig neues Zeug raus. Gefühlt alle 2 Wochen. Und das Zeug ist echt geil. Wenn ich mir so grob ausrechne, wieviel Geld ich im Monat investieren müsste, um diese Inhalte zu bekommen, da wäre ich wahrscheinlich bei minimum 100€. Und da bin ich noch nicht mal bei den Lootboxen. Ungefähr alle 3 Monate bringen die eine spezielle Lootbox raus, mit ca. 20-30 Gegenständen. Eine Runde kostet 360 Gold. Zum Vergleich, es gibt auch Boxen für 240 Gold das entspricht genau 2€. Die Leute verballern hunderte, HUNDERTE von Euros, nur um die 2 Extreme Skins (Droprate 0,3% oder so) zu bekommen. Und dann gibt es mittlerweile noch so ein Bonus-Gegenstand, der vielleicht immer noch nicht gedroppt ist, also nochmal extra investieren. Man muss sich nur mal Paar „treasure opening“ YT-Videos anschauen. Verrückt.
Dann gibt es noch die Advanced Hidden Treasure. Also Battle Pass, läuft ca. 3 Monate, kostet ca. 10€, die sind total in Ordnung. Nur krass ist, dass sie ältere Inhalte von diesen Pässen nochmal zurückbringen. Aber für Gold, so hoch wie für einen ganz neuen Gegenstand. Umgerechnet ca. 15€. Ein Outfit verdammt. So ein Pass hat 3 neue Outfits und 4 neue Waffenskins und kostet 10€. Finde den Fehler oder rede es dir zurecht.
Also wenn China mit diesen Gesetzen bewirken will, dass diese Unternehmen „humaner“ werden, dann supi. Ich denke aber nicht, dass sie damit aufhören. Irgendwie muss immer ein neues Profitmaximum erreicht werden.