In den vergangenen Jahren rückten Lootboxen verstärkt in den Fokus von Eltern, Kritikern und Jugendschützern, die in Mechaniken dieser Art nichts anderes als ein Glückspiel für ein teilweise minderjähriges Publikum sehen.
Ein besonders bekanntes Beispiel für Lootboxen sind die Kartenpakete des Ultimate Team-Modus der „FIFA“-Reihe beziehungsweise der „EA Sports FC“-Titel. Für diese gaben die Spielerinnen und Spieler im Jahr 2021 mehr als 1,6 Milliarden US-Dollar aus. Umgerechnet entspricht dies einem Drittel aller Umsätze, die der Publisher Electronic Arts im Jahr 2021 generierte.
Im Rahmen der „Glücksspiel für Kinder? – Wie FIFA & Co an Kids verdienen“ genannten und knapp 43 Minuten langen Doku wirft die ARD einen ausführlichen Blick auf die Lootbox-Problematik. In der Doku kommt unter anderem der ehemalige E-Sport-Profi Tim Latka zu Wort.
Latka kritisiert, dass der Ultimate Team-Modus bewusst so konzipiert wurde, dass die User ohne den Einsatz von Echtgeld im Prinzip kaum eine Chance haben, sich in der Spitze zu behaupten. Meist gehe hier ohne den Einsatz von 2.000 bis 3.000 Euro nichts.
Streamer und Youtuber als Teil des Problems
Ein weiterer Aspekt des Problems, der in der Doku angesprochen wird, sind bekannte Streamer und Youtuber, die aus den Lootboxen ein Geschäftsmodell gemacht haben. Videos, in denen sie aus den Kartenpaketen bekannte und seltene Kicker wie Cristiano Ronaldo, Kylian Mbappé oder Lionel Messi ziehen, bringen es nicht selten auf Millionen Aufrufe und bescheren dementsprechend hohe Einnahmen.
Oftmals sind es minderjährige beziehungsweise jüngere User, die diese Videos anschauen und ihren vermeintlichen Vorbildern nacheifern möchten. Doch während reichweitenstarke Streamer problemlos vier- oder fünfstellige Beträge investieren können, hat der Kauf von Lootboxen für Otto Normal-Jugendliche oder suchtgefährdete Menschen nicht selten drastische finanzielle Konsequenzen.
In der Doku ergänzen die Redakteure, dass solche Schicksale wissentlich in Kauf genommen werden. So liegt der ARD beispielsweise ein internes Schreiben an die EA-Belegschaft vor, in dem es heißt, dass eine der Säulen der „FIFA“-Reihe darin bestand, die User dazu zu bringen, in den umsatzstarken Ultimate Team-Modus zu wechseln.
Suchtexperte kritisiert die USK
Da Lootboxen auf nichts anderem als Glück basieren, werden sie von Tim Latka als eine moderne Art des Glücksspiels bezeichnet. In ein ähnliches Horn bläst ein Suchtberater der Bernhard Salzmann-Klinik in Gütersloh, der sich seit 14 Jahren mit Lootboxen und anderen Suchtmechaniken beschäftigt.
Der Experte setzt sich laut eigenen Angaben seit Jahren für stärkere Jugendschutzmaßnahmen ein und nimmt dabei unter anderem die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle in die Pflicht.
Die USK habe es nämlich bis heute versäumt, Lootboxen und ähnliche Pay2Win-Mechaniken als Glücksspiel einzustufen und die jeweiligen Titel dementsprechend nur für ein volljähriges Publikum freizugeben.
Im weiteren Verlauf der Doku kommen zudem Stimmen aus der Politik und anderen Bereichen zu Wort, die sich aktiv für einen besseren Jugendschutz im Bereich der Lootboxen einsetzen.
Die komplette und unserer Meinung nach sehr interessante Dokumentation findet ihr in der Mediathek des ARD.
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Kommentare
Tobse
10. Januar 2024 um 15:18 UhrWird Zeit dass die EU hier einen Riegel vorschiebt, absolutes Gift nicht nur für die Kids von heute
daywalker2609
10. Januar 2024 um 15:27 UhrBestenfalls ein Okayes Video das zwar wichtige Punkte anspricht, aber leider leider in klassisches Denken verfällt. Lootboxen böse, Firmen böse, eventuell verändern der Richtlinien. Das Kinder aber auch immer mehr Probleme haben mit Geld umzugehen wird halt nicht erwähnt.
SithLord
10. Januar 2024 um 15:32 UhrZeit dem ganzen endlich ein Ende zu setzen. Das nimmt auch den ganzen FIFA Streamern auf YouTube und Co dann endlich mal den Wind aus den Segeln und die Jugend lässt sich weniger beeinflussen und manipulieren.
naughtydog
10. Januar 2024 um 15:33 Uhr@daywalker2609
Das gehört natürlich auch erwähnt. Macht die Aussage „Lootboxen sind böse“ aber nicht falsch.
Die Dinger gehören aus meiner Sicht tatsächlich weg, da sie nicht dem Zufall unterliegen, sondern von Algorithmen bestimmt werden. Schlimmer als Glücksspiel.
MartinDrake
10. Januar 2024 um 15:34 UhrIch bin immer wieder verwundert wie viel Spass man mit Fifa (jetzt EAFC) haben kann:
Originale Teams, Kumpels auf der Couch oder Online, Start und Los; Fussball gegen Freunde… es ist ganz einfach!
Kayo
10. Januar 2024 um 15:41 UhrEinfach ab 18 machen alles.
Evermore
10. Januar 2024 um 15:50 UhrIch werde mir die Doku nachher mal geben aber ich befürchte das von den öffentlich rechtlichen auch wieder viel Mist dabei „argumentiert“ wird.
Nicht falsch verstehen. Die Kritik an lootboxen und Pay2win Mechaniken sind natürlich berechtigt. Aber bei den öffentlichen schwimmt meist der Unterton mit das Videospiele ja ein Minderwertiges und billig zu produzierendes Medium sein. Am besten es kommt noch die „Killerspiele“ Keule.
Sollte ich den Eindruck haben das solch ein Ton herrscht schalte ich gerne sofort aus.
Tobse
10. Januar 2024 um 16:00 Uhr@Kayo: Meiner Meinung nach wird es am Ende dennoch zu Hauf in den Händen von Kids / Heranwachsenden landen. „Mama, das ist doch nur ein Fußballspiel!“ und schwupp landet es im Warenkorb / Einkaufswagen.
Gibt einfach zu viele Erziehungsberechtigte die sich mit diesen Medien nicht auskennen und somit auch nicht realisieren was für einen Schanden das bewirken kann
OptimusMaximus
10. Januar 2024 um 17:16 UhrEndlich gibt’s auch von den öffentlich rechtlichen mehr Aufklärung.
Gaas ist Krebs. Gaas ist ein Tumor. Gaas muss sterben.
Jeder der diesen Rotz unterstützt und spielt gehört geknechtet.
Brok
10. Januar 2024 um 17:21 UhrJa. Andererseits sind auch Dinge wie Pokemon Karten im Grunde Glücksspiel die Suchtverhalten forcieren und ausnutzen
RegM1
10. Januar 2024 um 19:46 Uhr@Brok
Bei Pokemon-Karten hast du aber einen physischen „Gegenwert“, um die Karten zu tauschen brauchst du soziale Kontakte und es gibt eine Art Lerneffekt, wenn du ständig dieselben Karten bekommst.
Und die wichtigste Komponente ist, dass es keine wiederkehrende Ausgabe ist, wenn du eine Karte hast, dann musst du sie nicht nach einem Jahr erneut tauschen oder aus einem Pack ziehen.
Bei den meisten Videospielen wird absolute Gewinnoptimierung betrieben (jedes Jahr neues 80€ Game, jedes Jahr neue Packs), alle positiven Aspekte, die es bei physischen Karten gibt, fehlen.
@Tobse @SithLord
Vor wenigen Jahren waren sogar Casino-Streams noch ganz normal, vorher CS-Gambling, wo ebenfalls etliche Streamer MILLIONEN gemacht haben. Dann kamen Sponsorings von etlichen Firmen, z.B. Energydrinks, eigenes Merchandise uvm., Erotikstreams mit widerlichen „Subgoals“ sind der aktuelle „Hit“.
Diese Influencer sind keinen Deut besser als Spielefirmen und gehören ebenfalls stark reguliert, da die Eltern es offensichtlich nicht hinbekommen ihre Kinder zu überwachen.
Ehrlich gesagt sollte dieses Verhalten sogar strafbar sein.
Zur Doku:
Es wird leider nur an der Oberfläche gekratzt, dieser Kaninchenbau ist so tief, da sollten die öffentlich-rechtlichen Sender mal richtig Recherche betreiben und eine umfassende Beleuchtung aller Sachverhalte anstreben.
Das wäre mal eine gute Investition meines Rundfunkbeitrags.
RegM1
10. Januar 2024 um 19:54 UhrNur um das mal in Relation zu setzen:
Tabakwerbung wurde richtigerweise verboten.
Energydrinks, Vaporisierer & Liquids, Chemiekekse und vieles weitere wird von Streamern und anderen Influencern offen beworben.
Guckt euch doch auf instagram um „swipe up to save 20% on bad product xyz“, es ist eine widerliche Privatisierung des Marketings.
Abofallen durch geschaltete Werbung, falsche Versprechungen „How you can make 3000$ a day“ – das ist doch nicht mehr normal.
Als Fernseh- & Zeitungswerbung noch aktuell waren, gab es Beschwerdemöglichkeiten und die Werbung war nur begrenzt interaktiv, man musste MINDESTENS eine Telefonnummer wählen und alle seine Daten rausgeben.
Heute ist man in 2 Minuten bei einem Online-Casino angemeldet und kann zig tausend Euro verzocken.