Seit ihrem Start vor gut zehneinhalb Jahren konnte die „Outlast“-Reihe mit ihren beiden Hauptablegern bereits die Herzfrequenz zahlreicher Horrorfans in die Höhe schnellen lassen. Mit „The Outlast Trials“ wagt die Franchise nun den Sprung in Multiplayer-Gefilde und bietet eine Spielerfahrung, die sowohl solo als auch kooperativ mit bis zu drei Mitspielern angegangen werden kann. Doch ist das am Ende noch die Horrorerfahrung, die die Marke groß gemacht hat?
Dieser Frage sind wir in der PlayStation 5-Version des Horrorspiels auf den Grund gegangen. Dabei haben wir atmosphärischen Horror, völlig verrücktes Chaos und auch die eine oder andere Überraschung überlebt. Doch das sei bereits verraten: Nicht alle davon waren sonderlich positiv.
Willst du unser Versuchskaninchen sein?
Ehe wir zum Multiplayer kommen, gehen wir zunächst auf die Story von „The Outlast Trials“ ein. Diese versetzt euch ins Jahr 1959, also mitten hinein in die Ära des Kalten Krieges (1947-1991). Dwight D. Eisenhower ist Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, unter dessen Führung die USA und die Sowjetunion sich gewissermaßen auf eine friedliche Koexistenz einigten. Die über Landesgrenzen hinweg operierende Murkoff Corporation ergreift hier eine Chance.
Das Unternehmen rekrutiert einfache Menschen, die nie eine militärische Ausbildung genossen haben, für ihr Programm. Im Laufe verschiedener Prüfungen wollen die Verantwortlichen so potentielle Testsubjekte herausfiltern, die für eine größere Aufgabe bestimmt sind. Während diverser Tests werden Ausdauer und Moral der menschlichen Versuchskaninchen auf eine harte Probe gestellt. Die „Gewinner“ der Aufgaben sollen so zu Schläfern geformt werden.
Das Setting und die Handlung von „The Outlast Trials“ sind definitiv spannend. Darüber hinaus sind viele Abschnitte im Singleplayer ungemein atmosphärisch, was der einmal mehr gelungenen Kombination aus schicker Optik, stimmungsvoller Musik und dem allgegenwärtigen Gefühl der Hilflosigkeit zu verdanken ist. Eine ähnlich packende Erfahrung wie etwa der erste Teil der Reihe ist der neueste Ableger dennoch nicht. Die Story zum Beispiel wird recht minimalistisch und wenig mitreißend erzählt. Zudem ist der eigene Charakter, und das ist viel wichtiger, letztendlich irrelevant, da er nur eine von zahlreichen Testpersonen ist. Hier verspielt der Titel sein Potential.
Augen auf, ich komme!
Am grundliegenden Spielgefühl ändert sich dafür trotz neuer Multiplayer-Komponente nichts. Während jeder der fünf Prüfungen müsst ihr unterschiedliche Aufgaben erledigen, während mehrere Gegner hinter euch her sind. Waffen oder andere Möglichkeiten, euch effektiv gegen die Feinde zu wehren, gibt es serientypisch nicht. Stattdessen müsst ihr mit eurem Nachtsichtgerät durch die Schatten schleichen, euch verstecken und auf den geeigneten Zeitpunkt warten.
Das bedeutet natürlich nicht, dass ihr euch nicht irgendwie aus der Affäre ziehen könnt, wenn die Gegner euch auf die Schliche kommen. Ihr könnt sie mit Wurfobjekten ablenken oder ihnen auch mal einen Ziegelstein ins Gesicht pfeffern, um sie so kurzzeitig zu lähmen. Auch wenn das die Feinde nicht ausschaltet, könnt ihr euch so die letztendlich womöglich entscheidende Sekunde erkaufen, um euer Ziel zu erreichen oder erfolgreich vor euren Häschern zu fliehen.
Für jede erfolgreich abgeschlossene Mission erhaltet ihr Gutscheine, mit denen ihr mal mehr, mal weniger nützliche Boni freischalten könnt. So erhaltet ihr beispielsweise Zugriff auf eine Röntgenansicht, Boosts für eure physischen und psychischen Fähigkeiten oder auch Amps, die gewissermaßen die Perks des Horror-Abenteuers darstellen. Mit euren neuen Fähigkeiten könnt ihr beispielsweise unter Hindernissen hindurchrutschen, Gegner etwas länger betäuben oder aber gefangene Teammitglieder befreien. All das ist wirklich nützlich, vor allem bei den teils knackigen Herausforderungen.
Hier macht sich der Multiplayer-Fokus von „The Outlast Trials“ auch klar bemerkbar, denn diese Boni sollen euch natürlich an den Controller fesseln. Teilweise dauert es leider ziemlich lange, bis ihr euch einen dieser Vorteile leisten könnt, weshalb ihr um Grind am Ende wohl kaum herumkommen dürftet.
Das nervenaufreibende Katz-und-Maus-Spiel, eine der seit jeher größten Stärken der Horrorspielreihe, ist also trotz allem in ihrem jüngsten Ableger vorhanden und funktioniert im Kern einmal mehr hervorragend. Wenn wir den Gegnern in eine Falle laufen oder diese uns aus dem Nichts anspringen, pumpt das Adrenalin unaufhaltsam durch unsere Adern. Wenn ihr genau diese Art von Horrorerfahrung haben möchtet, kommt ihr hier sicherlich ordentlich auf eure Kosten.
Ein atmosphärischer Multiplayer?
Allerdings kann Multiplayer im Kontext eines Horrorspiels ein zweischneidiges Schwert sein. Einmal ist es schön, den Gefahren während einer „Outlast“-Prüfung nicht alleine ausgesetzt zu sein. Geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid, wie es so schön heißt. Wenn übers Headset allerdings über alles mögliche, nur nicht das Geschehen auf dem Bildschirm gesprochen wird, kann die ansonsten dichte Atmosphäre darunter leiden und etwas von ihrem Schrecken einbüßen.
Darüber hinaus kann es, wie bei anderen Mehrspielertiteln, schnell chaotisch werden – insbesondere, wenn ihr mit euch fremden Personen zusammenspielt. Anstatt dass jeder eine Rolle übernimmt, um die während einer Prüfung oder Herausforderung angesetzten Ziele zu erreichen, besteht hier die Gefahr, dass jeder einfach das macht, wonach ihm gerade der Sinn steht. Auch dies kann der Atmosphäre schaden. Mit einem eingespielten Team seid ihr hier, wie es oft bei Multiplayer-Games ist, im Zweifelsfall sicherlich deutlich besser beraten.
Obwohl das bis hierhin etwas negativ klang, soll das nicht bedeuten, dass der Multiplayer-Part von „The Outlast Trials“ keinen Spaß machen würde. Die Areale und Gegner sind wirklich großartig gestaltet und glänzen mit vielen kleinen, blutigen Details, was absolut perfekt zur Stimmung des Horror-Games passt. Besonders packend werden die Runden, wenn ein Mitglied des Teams eine Psychose erleidet und nicht mehr zwischen Realität und Halluzinationen unterscheiden kann.
Nicht einmal eurem eigenen Team könnt ihr hier noch vertrauen, denn es erscheinen euch Doppelgänger eurer Mitspieler, die sich nur durch kleine Details von den Originalen unterscheiden. Wenn ihr euch hier in falscher Sicherheit wiegen solltet, könntet ihr euch schneller mit einem Messer in eurem Bauch wiederfinden, als euch lieb sein dürfte. Mit Überraschungen wie diesen läuft das Spiel wirklich zur Hochform auf und versetzt euch in Angst und Schrecken!
KI-Aussetzer und die große Frage
Während unserer Zeit mit „The Outlast Trials“ haben uns andere Überraschungen allerdings auch weniger gut gefallen. Hierzu zählen vor allem die immer mal wieder auftretenden KI-Aussetzer eurer Gegner. Einige Feinde reagierten zum Beispiel nur sehr spät auf uns oder unsere Mitspieler. Manchmal haben sie gar nicht auf uns geachtet, obwohl sie uns sicher hätten sehen müssen. Das nimmt den Feinden leider einiges von ihrer angsteinflößenden Aura.
Leider hatten wir ab und an auch Probleme damit, Mitspieler zu finden, doch ab dem Launch läuft es bei euch diesbezüglich hoffentlich reibungsloser. Außerdem sollten die Macher die seltenen Verbindungsabbrüchen nach dem Release hoffentlich in den Griff bekommen, damit sich möglichst viele Spieler ungehindert in die gefährlichen Prüfungen stürzen können.
Ehe wir zu unserem Fazit kommen, bleibt am Ende natürlich noch die große Frage: Kann „The Outlast Trials“ gegen die Genre-Konkurrenz bestehen? Dank seiner dichten Atmosphäre, den clever designten Arealen und dem spannenden, wenn auch nach mehreren Stunden etwas repetitiven, Katz-und-Maus-Spiel, hat das Game definitiv alle Zutaten, die mitreißender und brutaler interaktiver Horror benötigt.
Entscheidend dürfte deshalb vielmehr sein, ob es dem Entwicklerteam gelingen wird, die Spielerinnen und Spieler auch in den Wochen und Monaten nach dem Launch immer wieder mit neuen Prüfungen, Herausforderungen und Events zu fesseln. Hier müssen wir abwarten, sind jedoch aufgrund der alten, richtig guten „Outlast“-DLCs vorsichtig optimistisch.
Kommentare
wITCHcrftXX
04. März 2024 um 16:14 UhrYes!
Gaia81
04. März 2024 um 16:23 UhrLiebe outlast letzten 2 teile waren verdammt gut hoffe das auch
supreme-ikari7
04. März 2024 um 16:42 UhrSingleplayer Outlast ist weitaus besser als dieses Multiplayer gedöns
Celas
04. März 2024 um 19:09 Uhr@supreme-ikari7
komisch finde ich genau andersrum. In Trials kann man sich teils noch wehren und entweder allein oder mit Freunden macht das Spiel schon echt bock.
RoyceRoyal
05. März 2024 um 07:37 UhrSonst bin ich ja immer für PVP und MP-Gedöns, hier hätte ich mich aber auf eine schockierende Singleplayererfahrung mehr gefreut.
So werde ich es gar nicht spielen, bei Bedarf greife ich auf Dead by Daylight zurück.
TomSir79
05. März 2024 um 13:15 UhrNö.
Wegrennen und Verstecken sind nun mal nicht meine Art. Deswegen spricht mich diese Horror-Reihe auch nicht an.
supreme-ikari7
05. März 2024 um 14:10 Uhr@Celas für mich persönlich macht die Multiplayer Komponente viel von der Atmosphäre kaputt.
Senad 77
05. März 2024 um 19:02 UhrSpielt es wer auf der PS5 wie läuft es da Performance mässig? Gibt es Qualitäts und Performance modus oder nicht?