„Pro-Wrestling ist endlich wieder cool“, so fasste es Dwayne „The Rock“ Johnson zuletzt bei der WWE-Show SmackDown zusammen. World Wrestling Entertainment (kurz: WWE) schwimmt aktuell auf einer Welle des Erfolgs: Ausverkaufte Arenen, ein Milliarden-Deal mit Netflix und ein Führungswechsel sorgen für ein deutlich frischeres Produkt. Und das nur wenige Wochen vor der großen Jubiläumsshow WWE Wrestlemania 40.
Es könnte also keinen besseren Zeitpunkt für das Erscheinen von „WWE 2K24“ geben. Noch im vergangenen Jahr heimsten Entwickler Visual Concepts und Publisher 2K Games viel Lob für den runderneuerten Vorgänger ein. In diesem Jahr aber geht’s ins Detail – aber genügt das aus, um „WWE 2K24“ zu einem absoluten Must-Have für Wrestling-Fans zu machen?
Wrestlemania-Showcase
Die 40 Jahre Wrestlemania feiert „WWE 2K24“ in Form des Showcase-Modus. Wie schon in den vergangenen Jahren spielt ihr hier Matches nach und müsst innerhalb der Kämpfe vorgegebene Aufgaben wie Move-Kombinationen abarbeiten. Dadurch treibt ihr das Geschehen voran und werdet obendrein mit schönen Wechseln von Gameplay in Videosequenzen belohnt.
Im Vergleich zum Vorjahr gibt sich „WWE 2K24“ ein wenig zahmer. Die Einsatzziele sind insgesamt einfacher, vor allem aber weit weniger kleingliedrig als zuvor. Dadurch entfällt vielerorts das komplizierte Positionieren und Ausrichten eures Gegners. Gelegentliches Gefummel ist aber weiterhin dabei.
Darüber hinaus ist der Gameplay-Anteil deutlich geringer. In einigen Matches müsst ihr kaum was machen, bekommt dafür aber jede Menge stimmungsvolle Videos serviert. Der Showcase dient somit als idealer Einstieg in „WWE 2K24“. Für die kommenden Jahre aber muss sich Visual Concepts etwas Neues einfallen lassen. Die Idee hinter dem Showcase nutzt sich spürbar ab.
Mehr Details an jeder (Ring-)Ecke!
Dass es nämlich auch anders geht, zeigen die unzähligen kleinen und großen Anpassungen und Veränderungen innerhalb des Spiels. Am auffälligsten sind hier sicher die neuen Match-Arten.
Ambulance- und Casket-Matches folgen einem grundsätzlich sehr ähnlichen Prinzip: Befördert euren Gegner in den Sarg bzw. den Krankenwagen und sperrt ihn darin ein. Das Verschließen der Türen löst „WWE 2K24“ beide Male mit einem Button-Mashing-Mini-Spiel, was gerade im Multiplayer und auf den höheren Schwierigkeitsgraden ganz schön in die Arme gehen kann. Ansonsten überzeugen in beiden Fällen die erweiterten Interaktionsmöglichkeiten: Beispielsweise können wir uns mit unserem Widersacher oben auf dem Krankenwagen prügeln, den Kollegen herunterwerfen oder auch von oben herunterspringen. Im Casket-Match können wir auf den Sarg steigen oder auch Aktionen darauf durchziehen.
Als Special-Referee müssen wir gar eine gute Figur als Ringrichter machen. Begehen wir zu viele Fehler und zählen etwa Pin-Versuche zu fix durch, werden wir gar durch einen KI-Ref ersetzt. Der Special-Referee-Modus erweist sich als erstaunlich durchdacht und bietet mit Optionen wie einem „falschen Ropebreak“ oder gar einem „Screwjob“ mitsamt Abbruch im Aufgabegriff. Das Gauntlet-Match dagegen bietet eine Reihe von Varianten und ist eine unterhaltsame Elimination-Style-Matchart.
Der Umfang stimmt!
Ansonsten ist „WWE 2K24“ ein wahres Biest, was den Spielumfang angeht. Das Roster ist mehr als 200 Superstars stark und beinhaltet Talente aus der aktuellen Generation, aber auch jede Menge Legenden, die ihr u.a. im Showcase freischaltet. Das Roster ist dabei (halbwegs) aktuell, auch wenn jüngere Neuverpflichtungen wie etwa die Authors of Pain fehlen und der bei der WWE Survivor Series im November zurückgekehrte CM Punk im ersten DLC-Paket nachgeliefert wird.
So greift ihr beispielsweise auf Stars wie Cover-Held Cody Rhodes, Roman Reigns, Becky Lynch, Rhea Ripley oder Seth Rollins zurück. In Sachen Legenden treten u.a. Hulk Hogan, The Ultimate Warrior, der Undertaker oder auch Bret Hart auf. Im Vergleich zum Vorjahr fehlen etwa Adam „Edge“ Copeland (inzwischen bei der Konkurrenz-Promotion AEW) oder Goldberg (nicht mehr unter Vertrag). Das Roster ist aber insgesamt immer noch mehr als solide. Gerade in Verbindung mit dem bereits angekündigten Season-Pass und den Community-Funktionen wird sich niemand über einen Mangel an Talenten beklagen dürfen.
In Sachen Spielmodi wagt man keine Experimente und baut die bislang vorhandenen Optionen mal mehr, mal weniger aus. Grundsätzlich bleibt aber vieles sehr ähnlich. Ein gutes Beispiel dafür ist der MyRise-Modus: Dieser splittet sich erneut in zwei Kampagnen – diesmal in „Undisputed“ und „Unleashed“. Mit einem selbst kreierten Wrestler bzw. Wrestlerin arbeitet ihr euch hier durch eine Verkettung kleinerer Geschichten und könnt euren Star mit verdienten Talentpunkten aufwerten und dessen Moveset optimieren.
MyRise ist gespickt mit teils obskuren Stories und Insider-Gags. Beispielsweise gerieten wir mit Xavier Woods aneinander, weil wir in Zusammenarbeit mit The Miz und Gigi Dollin dessen YouTube-Show Up, Up, Down, Down kopierten. MyRise ist unterhaltsam, aber uns fehlten hier das Fünkchen Genialität und auch eine bessere Präsentation. Die Backstage-Aufnahmen sind doch vergleichsweise steif.
In den MyGM-Modus investierte man zweifellos mehr Arbeit. Wie gehabt managt ihr hier eine der TV-Shows von World Wrestling Entertainment und stellt dabei Fehden und Matches zusammen, um möglichst gute Einschaltquoten einzufahren. Ziel ist die Hall of Fame. Diesmal unterfüttert man das Ganze mit einem „Manager“-System: Zum einen besitzen eure Stars nun eine Erfahrungsstufe und können entsprechend gut eingesetzt aufsteigen. Dadurch generieren sie bessere Matches und mehr Zuschauer. Neue Talente holt ihr euch über den erweiterten Talentscout. Auch ist es so möglich, Wrestler von der Konkurrenz abzuwerben.
Den Sandbox-Modus MyUniverse, wahlweise für die gesamte Promotion oder nur einen Superstar, erweitert man in erster Linie um neue Möglichkeiten für das eigene Storytelling. Dadurch hat man mehr kreative Freiheiten. Zu guter Letzt wäre da noch der Sammelkartenmodus MyFaction, der um neue Ranglistenmodi ergänzt wurde, aber leider auch viele Mikrotransaktionen beinhaltet.
Viele Details, bekannte Probleme
Was allerdings bereits an dieser Stelle auffällt: „WWE 2K24“ bietet nicht die eine große Neuerung, sondern eine Vielzahl an kleinen Anpassungen. Und gerade Fans der Materie können sich hier hinein arbeiten. Sie freuen sich etwa über die Möglichkeit, sich mit Kurt Angle die „Straps“ vom Anzug herunterzuziehen oder darüber, dass man nun Kommentatorenpulte als weitere Ebene nutzen kann.
Auch das Waffenverhalten wurde überarbeiten: Stühle, Tische und andere Objekte dürfen wir jetzt werfen – und das ist herrlich lustig. Das optionale Blut hinterlässt jetzt Flecken auf der Matte, Schminke verläuft im Showcase-Modus. „WWE 2K24“ mag auf den ersten Blick nicht sonderlich innovativ sein, jedoch bietet es ausgezeichneten Fanservice.
Beim Match-Geschehen selbst fallen die wenigen großen Neuerungen auf: Beispielsweise hauen wir uns jetzt in Schlagduellen und damit verbundenen Mini-Games die Bomben um die Ohren. In Tag-Team-Matches dirigieren wir nun unseren KI-Partner, der etwa einen Tisch aufstellt oder die Gegner angreift. Die Computer-Widersacher agieren besser, aber sind mitunter erneut ein wenig unkoordiniert und ziellos.
Auch die Steuerung ist nicht perfekt. Das Aufheben der bereits angesprochenen Waffen erfolgt stets mit einer kleinen Verzögerung. Und überhaupt wirkt das Geschehen in seinen schwächeren Momenten etwas träge und zäh. Das spiegelt sich auch beim KI-Ringrichter wider, der längst nicht so flott und dynamisch zählt, wie wir uns das wünschen würden. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Polygon-Zuschauer auf den Rängen. Deren Verhalten wirkt weiterhin zu generisch und nicht kontextsensitiv genug. Auch ihre Zurufe wissen nicht wirklich zu gefallen.
Zum Schluss werfen wir noch einen Blick auf die Technik: „WWE 2K24“ erscheint zeitgleich für PlayStation 4 und PlayStation 5 (sowie für PC, Xbox One und Xbox Series S/X). Im Gegensatz zu „NBA 2K24“ oder auch „EA Sports FC 24“ gibt es keine exklusiven Grafik-Features für die aktuelle Konsolengeneration. Die Unterschiede fallen hier eher dezent im Detailgrad und den Ladezeiten auf.
Weitere Tests auf PLAY3.DE:
„WWE 2K24“ macht aber in Puncto Präsentation keine großen Sprünge mehr: Auffällig sind die verbesserten Animationen und auch Übergänge zwischen Kontern. Auch die Mimik und die Gesichter vieler Stars wurden erweitert. Zugleich aber kämpft die Grafik-Engine weiterhin mit der Darstellung von Haaren und auch einige Legenden sehen arg merkwürdig proportioniert aus.
Auch wenn das Drumherum wie etwa der Soundtrack und die Menüs modern und stimmig wirken, so erkennt man auch, dass man bei „WWE 2K24“ langsam an die Grenzen des technisch Möglichen stößt. Auch hier muss in den kommenden Jahren etwas passieren!
Kommentare
RaVn
04. März 2024 um 15:38 UhrJedes Jahr das Gleiche. Ich erinnere mich an die guten alten Zeiten, in denen Wrestlingsgames ein unfassbar großer Spaßfaktor waren. Dazu ein Haufen Editoren. Sandbox Vergnügen 24/7
Und wieder überlege ich: Greife ich dieses Jahr zu? Wage ich den (neu)Einstieg.
Und doch wieder: es überzeugt mich einfach nicht.
Viel Umfang ist ja super. Doch fehlt es eine klare Linie. An moderner Technik. An Originalität. Am nötigen Wow! Ich habe wieder das Gefühl, dass 2K nicht vom alten Muster ausbrechen will. Es sich nicht traut oder es nicht darf. Wahrscheinlich ist diese monströse WWE-Lizenz daran schuld, das mehr wie ein Korsett wirkt, in das dieses Produkt jedes Jahr aufs Neue gedrückt wird.
Ratchet82
04. März 2024 um 16:25 Uhralso ich hatte mir WWE 22 geholt gür günstig Geld und fand es ganz nett 🙂
allerdings muss ich mir die Reihe nicht jedes Jahr holen, dafür ändert sich einfach zu wenig, wobei man zugeben muss dass das bereits zu PS1/2 Zeiten der Fall war