Lange mussten sich Fans gedulden, nun ist sie fast da: Mit „Fallout“ steht eine neue Videospiel-Adaption bei Amazon Prime Video in den Startlöchern, die auf dem gleichnamigen Games-Hit aus dem Hause Bethesda basiert. Wir durften uns die acht Episoden schon anschauen und verraten euch in unserer Serienkritik, warum ihr diesem abgedrehten Trip durchs atomare Ödland auch als „Fallout“-Neuling unbedingt eine Chance geben solltet.
Eins noch vorneweg: Die acht Episoden haben wir uns im englischen Originalton mit deutschen Untertiteln angesehen. Zur Qualität der deutschen Synchronisation der Videospiel-Adaption können wir euch deshalb in diesem Artikel leider nichts sagen.
Okey-dokey, ab ins Ödland
Mehr als 200 Jahre nach dem Großen Krieg, der die Welt in eine atomare Wüste verwandelt und einen Großteil der Menschheit ausgelöscht hat, steht unsere Heldin Lucy kurz davor, den Bund der Ehe einzugehen. Als Bewohnerin von Vault 33, einem riesigen unterirdischen Atomschutzbunker, soll sie einen Mann aus dem benachbarten Vault 32 heiraten. Allerdings währt die Freude über ihre Hochzeit nicht lange, denn schon bald bricht die Hölle los.
Nach einer Reihe schicksalhafter Ereignisse beschließt Lucy, ihre Heimat zu verlassen und die Außenwelt zu erkunden, um einen Weg zu finden, wie sie ihren Vater retten kann. Während ihrer Reise muss sie jedoch schnell erkennen, dass im Ödland ganz andere Regeln als in ihrem behüteten Zuhause gelten. Freundlichkeit und Güte helfen ihr nicht weiter. Deshalb muss sie sich unweigerlich fragen, was sie bereit zu tun ist, um ihr Ziel zu erreichen.
Die eher zweckmäßige Story der „Fallout“-Serie, die rund neun Jahre nach dem Finale von „Fallout 4“ ansetzt, wird uns aus der Perspektive von drei Hauptfiguren erzählt. Lucy ist unser primärer Hauptcharakter, doch immer wieder erleben wir Teile der Geschichte auch aus der Sicht von Maximus und dem Ghul. Maximus ist Knappe der Stählernen Bruderschaft, einer Militärorganisation, während der Ghul ein im Ödland berüchtigter Revolverheld ist.
Brutal, blutig und abgef*ckt
Was uns jedoch als erstes ins Auge sprang, noch vor den gut geschriebenen Hauptcharakteren, auf die wir gleich etwas näher eingehen, ist die Inszenierung. Jonathan Nolan und Lisa Joy, die gemeinsam bereits das Sci-Fi-Epos „Westworld“ für HBO umgesetzt hatten, zaubern mit ihrem neuesten Werk eine teils wahnwitzige Erfahrung auf den Bildschirm. Die Inszenierung hat uns ab Episode 1 in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen!
Vor allem zu Beginn feuern die Verantwortlichen regelrecht ein audiovisuelles Feuerwerk ab, das blutige Gewaltexzesse, bitterbösen Humor und dank ansprechender Choreographien auch eine gewisse Anmut schön miteinander vereint. Untermalt wird das Geschehen regelmäßig von bekannten Musikhits der 50er und 60er, was schlichtweg hervorragend zum Stil und der Atmosphäre von „Fallout“ passt. Hier wirkt alles wie aus einem Guss.
Zu verdanken ist dies auch der enormen Detailverliebtheit, mit der die bekannte Welt der Videospiel-Vorlage für die Prime Video-Show nachgezeichnet wurde. Fans werden schnell bekannte Designs sowie Kreaturen wiedererkennen und natürlich darf der ikonische Pip-Boy, den auch Lucy stets am Handgelenk trägt, nicht fehlen. Kurzum: Inszenatorisch erwartet euch hier ein brutaler, blutiger und abgef*ckter Trips ins Ödland, der vor allem viel Spaß macht.
Ein Blick in die Vergangenheit
Abseits der tollen Inszenierung haben es uns vor allem die teils herrlich skurrilen Charaktere der „Fallout“-Serie angetan. Insbesondere Lucy als unsere Protagonistin ist toll geschrieben und macht im Laufe der acht Episoden eine faszinierende Entwicklung durch. Als sie ihre ersten Schritte in der Außenwelt macht, ist es noch herzallerliebst anzuschauen, wie unschuldig und freundlich sie gegenüber nahezu jedem ist, dem sie unterwegs begegnet.
Nach ihren Aufeinandertreffen mit dem Ghul und anderen Bewohnern des Ödlands muss sie jedoch erkennen, dass sie mit den Regeln, die ihr in Vault 33 beigebracht wurden, in der echten Welt nicht weiterkommt. Ganz im Gegenteil: Ihre Gutmütigkeit bringt sie immer wieder in missliche Lagen, weshalb sie erkennt, dass sie sich an ihre neue Umgebung anpassen muss. Hauptdarstellerin Ella Purnell spielt Lucy dabei mit jeder Menge Witz und Charme, jedoch auch einer gewissen Schlagfertigkeit, wenn es darauf ankommt. Sie liefert eine tolle Leistung ab und entwickelte sich für uns schnell zum Herz der Serie.
Der heimliche Scene Stealer in „Fallout“ war für uns allerdings der Ghul, gespielt von einem großartig aufgelegten Walton Goggins! Er muss gewissermaßen zwei Charaktere verkörpern, denn er lebte bereits vor dem Ausbruch des Großen Kriegs und hat dementsprechend eine ganz andere Perspektive auf das Ödland als die naive Lucy. Da er schon so lange dabei ist, weiß er einfach, worauf es in der Postapokalypse ankommt. Es ist ein spannender Kontrast zu dem Menschen, der er früher einmal war und zu jener Welt, in der er damals lebte, was die Flashbacks so faszinierend macht. Eine tolle Leistung von Goggins.
Maximus, dargestellt von Aaron Clifton Moten, fällt hingegen im Vergleich zu Lucy und dem Ghul etwas ab. Gerade in den ersten Episoden war er für uns der langweiligste der Hauptfiguren. Als Mitglied der Stählernen Bruderschaft hat er wieder eine andere, durchaus spannende Sicht auf die Welt. Doch erst im Zusammenspiel mit Lucy und dem Ghul treten interessante Facetten des Charakters ans Tageslicht. Gegen Ende der Geschichte vollzieht Maximus gegen seinen Willen dafür eine spannende Entwicklung, weshalb wir uns sicher sind, dass eine potentielle Fortsetzung mehr aus der Figur herausholen könnte.
Eine faszinierende Welt mit Schönheitsfehlern
Durch die neue Prime Video-Serie fließt somit unverkennbar die „Fallout“-DNS. Das wird ebenfalls bei den behandelten Themen deutlich: Wie schon in den „Fallout“-Spielen geht es auch in der Show um verschiedene Facetten des menschlichen Verhaltens. Wie verhalten sich Menschen in Extremsituationen? Welche Gesellschaftsformen bilden sich über Jahrhunderte hinweg? Lässt sich wirklich in solchen Extremsituationen noch moralisch zwischen „gut“ und „böse“ unterscheiden? Es sind nur einige der Fragen, die zum Nachdenken anregen und die Seherfahrung um eine weitere spannende Ebene bereichern.
Bis hierhin hatten wir bereits viel Lob für die „Fallout“-Serie übrig, doch ein kleines bisschen müssen wir vor dem Fazit auch noch meckern. Obwohl die Serie an sich sehr stimmig aussieht, was insbesondere den detailverliebten Sets und guten Kostümen zu verdanken ist, schwankt die Qualität der CGI-Effekte. Einige Computer- und Spezialeffekte sehen wirklich toll aus, andere wirken dafür leider etwas billig. Hier hätten die Macher wohl noch etwas mehr Zeit benötigt.
Doch von ein paar Kleinigkeiten abgesehen sind wir uns sicher, dass sowohl alteingesessene „Fallout“-Fans als auch Neulinge mit der Serie ihren Spaß haben können. Die Story ist eigenständig genug, um für sich zu funktionieren, bietet Fans dabei jedoch genug Punkte für die Verortung im größeren Spiele-Universum. Ein schöner Balanceakt, an dem die eine oder andere Videospiel-Adaption in der Vergangenheit bereits gescheitert ist.
Kommentare
OzeanSunny
10. April 2024 um 15:11 UhrIch habe auch nichts anderes erwartet.
Walter Goggins war schon in Justified ein grandioser Charakter oder in Sons of Anarchy.
Und nicht zu vergessen in the hateful eight.
Wo er mitspielt ist immer eine top Performance drin.
Ich freue mich schon sehr darauf wenn es losgeht.
Tolle Kritik von euch.
Für die unentschlossenen sicher absolut hilfreich.
Wastegate
10. April 2024 um 15:44 UhrHab nie ein Fallout-Game gespielt aber die Serie werd ich mir ansehen.
Christian1_9_7_8
10. April 2024 um 15:57 UhrZum Serien Start, hätte noch der Next Gen Patch für Fallout 4 unerwartet um die Ecke kommen müssen…das wärs gewesen
OzeanSunny
10. April 2024 um 16:11 Uhr@ Christian1_9_7_8
Ähm, Bethesda oder Microsoft?
Das muss wenn die Community schon machen.
Die sind ja nicht in der Lage so etwas hinzubekommen.
Hat man ja an dem letzten Game of the Generation gesehen was Bethesda kann.
Selbst da hat sich glaube ich die Mod Community zurückgezogen.
Serial Killer
10. April 2024 um 16:27 UhrFantastico
Wenn wir schon kein Fallout 5 mehr in diesem Jahrzehnt bekommen dann wenigstens die serie
El Presidente
10. April 2024 um 16:32 UhrDie Bilder die ich bisher gesehen habe, sahen alle nach Cosplay aus. Und warum ist die Frau nicht schwarz ? Und warum ist sie nicht gehörlos, zieht ein Bein nach oder sitzt gar im Rollstuhl. Finde es zum Kotzen wie Hollywood manche Menschen benachteiligt.
Pat030
10. April 2024 um 16:46 Uhr@El Presidente
Bester unwitzigster Kommentar.
Christian1_9_7_8
10. April 2024 um 17:02 Uhr@ OzeanSunny der Patch ist schon seit langem angekündigt..man wird immer vertröstet
KlausImHausAusDieMaus
10. April 2024 um 17:09 UhrHört sich gut an. Morgen oder am Wochenende geht’s los .
SebbiX
10. April 2024 um 23:33 UhrHabe so Bock drauf, denke werde Samstag nach der Arbeit anfangen und irgendwann Sonntag durch sein
KingDingeIing
11. April 2024 um 08:09 UhrOmfg es ist tatsächlich Venus von SoA 😀
Ich glaub da schau ich echt mal rein.
Pr4y
11. April 2024 um 20:18 Uhrmega bock drauf! ich hoffe, die serie kann was 🙂
aber die welt und story gibt schon viel her, dazu halt dann mit glück guter fanservice, der schön in die geschichte der serie eingebunden ist. könnte wundervoll werden :)))
XiscoBerlin
12. April 2024 um 12:12 UhrFolge 1 bereits angesehen und ich bin doch positiv begeistert. 🙂 Dabei bin ich kein Fan der Spiele. Die Kritik hier passt auf den Punkt!
The_Carljey
12. April 2024 um 12:27 Uhr@Christian1_9_7_8
Well, jokes on you. Next-Gen-Patch hat ein Datum. 🙂
Am 25. April kommt er.
Johnny666
14. April 2024 um 10:24 UhrBis auf das es teilweise zu klat und sauber für ne atomarer Apokalypse wirkt, ist die Serie super geworden, glaube das man noch nicht mal Fallout gespielt haben muss um sie interessant zu finden.
Erst TloU und jetzt Fallout scheint ja langsam zu laufen was Spiel Umsetzungen angeht.
Smoff
15. April 2024 um 09:51 UhrDie Serie habe ich durch und muss sagen. MEGA NICE….Das war wirklich ein Trip. Staffel 2 wird wohl kommen….