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Review

Fallout: Ein abgedrehter Trip durchs atomare Ödland - Serienkritik

Wir durften uns vorab in die acht Episoden der heißerwarteten "Fallout"-Serie von Amazon Prime Video und Bethesda stürzen. Was die neue Videospiel-Verfilmung alles zu bieten hat, das erfahrt ihr in unserer Serienkritik.

play3 Review: Fallout: Ein abgedrehter Trip durchs atomare Ödland – Serienkritik

8.5

"Fallout" ist ab dem 11. April 2024 exklusiv bei Amazon Prime Video verfügbar.

Lange mussten sich Fans gedulden, nun ist sie fast da: Mit „Fallout“ steht eine neue Videospiel-Adaption bei Amazon Prime Video in den Startlöchern, die auf dem gleichnamigen Games-Hit aus dem Hause Bethesda basiert. Wir durften uns die acht Episoden schon anschauen und verraten euch in unserer Serienkritik, warum ihr diesem abgedrehten Trip durchs atomare Ödland auch als „Fallout“-Neuling unbedingt eine Chance geben solltet.

Eins noch vorneweg: Die acht Episoden haben wir uns im englischen Originalton mit deutschen Untertiteln angesehen. Zur Qualität der deutschen Synchronisation der Videospiel-Adaption können wir euch deshalb in diesem Artikel leider nichts sagen.

Okey-dokey, ab ins Ödland

Mehr als 200 Jahre nach dem Großen Krieg, der die Welt in eine atomare Wüste verwandelt und einen Großteil der Menschheit ausgelöscht hat, steht unsere Heldin Lucy kurz davor, den Bund der Ehe einzugehen. Als Bewohnerin von Vault 33, einem riesigen unterirdischen Atomschutzbunker, soll sie einen Mann aus dem benachbarten Vault 32 heiraten. Allerdings währt die Freude über ihre Hochzeit nicht lange, denn schon bald bricht die Hölle los.

Nach einer Reihe schicksalhafter Ereignisse beschließt Lucy, ihre Heimat zu verlassen und die Außenwelt zu erkunden, um einen Weg zu finden, wie sie ihren Vater retten kann. Während ihrer Reise muss sie jedoch schnell erkennen, dass im Ödland ganz andere Regeln als in ihrem behüteten Zuhause gelten. Freundlichkeit und Güte helfen ihr nicht weiter. Deshalb muss sie sich unweigerlich fragen, was sie bereit zu tun ist, um ihr Ziel zu erreichen.

Die eher zweckmäßige Story der „Fallout“-Serie, die rund neun Jahre nach dem Finale von „Fallout 4“ ansetzt, wird uns aus der Perspektive von drei Hauptfiguren erzählt. Lucy ist unser primärer Hauptcharakter, doch immer wieder erleben wir Teile der Geschichte auch aus der Sicht von Maximus und dem Ghul. Maximus ist Knappe der Stählernen Bruderschaft, einer Militärorganisation, während der Ghul ein im Ödland berüchtigter Revolverheld ist.

Brutal, blutig und abgef*ckt

Was uns jedoch als erstes ins Auge sprang, noch vor den gut geschriebenen Hauptcharakteren, auf die wir gleich etwas näher eingehen, ist die Inszenierung. Jonathan Nolan und Lisa Joy, die gemeinsam bereits das Sci-Fi-Epos „Westworld“ für HBO umgesetzt hatten, zaubern mit ihrem neuesten Werk eine teils wahnwitzige Erfahrung auf den Bildschirm. Die Inszenierung hat uns ab Episode 1 in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen!

Vor allem zu Beginn feuern die Verantwortlichen regelrecht ein audiovisuelles Feuerwerk ab, das blutige Gewaltexzesse, bitterbösen Humor und dank ansprechender Choreographien auch eine gewisse Anmut schön miteinander vereint. Untermalt wird das Geschehen regelmäßig von bekannten Musikhits der 50er und 60er, was schlichtweg hervorragend zum Stil und der Atmosphäre von „Fallout“ passt. Hier wirkt alles wie aus einem Guss.

Zu verdanken ist dies auch der enormen Detailverliebtheit, mit der die bekannte Welt der Videospiel-Vorlage für die Prime Video-Show nachgezeichnet wurde. Fans werden schnell bekannte Designs sowie Kreaturen wiedererkennen und natürlich darf der ikonische Pip-Boy, den auch Lucy stets am Handgelenk trägt, nicht fehlen. Kurzum: Inszenatorisch erwartet euch hier ein brutaler, blutiger und abgef*ckter Trips ins Ödland, der vor allem viel Spaß macht.

Ein Blick in die Vergangenheit

Abseits der tollen Inszenierung haben es uns vor allem die teils herrlich skurrilen Charaktere der „Fallout“-Serie angetan. Insbesondere Lucy als unsere Protagonistin ist toll geschrieben und macht im Laufe der acht Episoden eine faszinierende Entwicklung durch. Als sie ihre ersten Schritte in der Außenwelt macht, ist es noch herzallerliebst anzuschauen, wie unschuldig und freundlich sie gegenüber nahezu jedem ist, dem sie unterwegs begegnet.

Nach ihren Aufeinandertreffen mit dem Ghul und anderen Bewohnern des Ödlands muss sie jedoch erkennen, dass sie mit den Regeln, die ihr in Vault 33 beigebracht wurden, in der echten Welt nicht weiterkommt. Ganz im Gegenteil: Ihre Gutmütigkeit bringt sie immer wieder in missliche Lagen, weshalb sie erkennt, dass sie sich an ihre neue Umgebung anpassen muss. Hauptdarstellerin Ella Purnell spielt Lucy dabei mit jeder Menge Witz und Charme, jedoch auch einer gewissen Schlagfertigkeit, wenn es darauf ankommt. Sie liefert eine tolle Leistung ab und entwickelte sich für uns schnell zum Herz der Serie.

Der heimliche Scene Stealer in „Fallout“ war für uns allerdings der Ghul, gespielt von einem großartig aufgelegten Walton Goggins! Er muss gewissermaßen zwei Charaktere verkörpern, denn er lebte bereits vor dem Ausbruch des Großen Kriegs und hat dementsprechend eine ganz andere Perspektive auf das Ödland als die naive Lucy. Da er schon so lange dabei ist, weiß er einfach, worauf es in der Postapokalypse ankommt. Es ist ein spannender Kontrast zu dem Menschen, der er früher einmal war und zu jener Welt, in der er damals lebte, was die Flashbacks so faszinierend macht. Eine tolle Leistung von Goggins.

Maximus, dargestellt von Aaron Clifton Moten, fällt hingegen im Vergleich zu Lucy und dem Ghul etwas ab. Gerade in den ersten Episoden war er für uns der langweiligste der Hauptfiguren. Als Mitglied der Stählernen Bruderschaft hat er wieder eine andere, durchaus spannende Sicht auf die Welt. Doch erst im Zusammenspiel mit Lucy und dem Ghul treten interessante Facetten des Charakters ans Tageslicht. Gegen Ende der Geschichte vollzieht Maximus gegen seinen Willen dafür eine spannende Entwicklung, weshalb wir uns sicher sind, dass eine potentielle Fortsetzung mehr aus der Figur herausholen könnte.

Eine faszinierende Welt mit Schönheitsfehlern

Durch die neue Prime Video-Serie fließt somit unverkennbar die „Fallout“-DNS. Das wird ebenfalls bei den behandelten Themen deutlich: Wie schon in den „Fallout“-Spielen geht es auch in der Show um verschiedene Facetten des menschlichen Verhaltens. Wie verhalten sich Menschen in Extremsituationen? Welche Gesellschaftsformen bilden sich über Jahrhunderte hinweg? Lässt sich wirklich in solchen Extremsituationen noch moralisch zwischen „gut“ und „böse“ unterscheiden? Es sind nur einige der Fragen, die zum Nachdenken anregen und die Seherfahrung um eine weitere spannende Ebene bereichern.

Bis hierhin hatten wir bereits viel Lob für die „Fallout“-Serie übrig, doch ein kleines bisschen müssen wir vor dem Fazit auch noch meckern. Obwohl die Serie an sich sehr stimmig aussieht, was insbesondere den detailverliebten Sets und guten Kostümen zu verdanken ist, schwankt die Qualität der CGI-Effekte. Einige Computer- und Spezialeffekte sehen wirklich toll aus, andere wirken dafür leider etwas billig. Hier hätten die Macher wohl noch etwas mehr Zeit benötigt.

Doch von ein paar Kleinigkeiten abgesehen sind wir uns sicher, dass sowohl alteingesessene „Fallout“-Fans als auch Neulinge mit der Serie ihren Spaß haben können. Die Story ist eigenständig genug, um für sich zu funktionieren, bietet Fans dabei jedoch genug Punkte für die Verortung im größeren Spiele-Universum. Ein schöner Balanceakt, an dem die eine oder andere Videospiel-Adaption in der Vergangenheit bereits gescheitert ist.

8.5

Wertung und Fazit

PRO
  • Lucy ist ein sympathischer Hauptcharakter
  • Drei richtig gut aufgelegte Stars
  • Detailverliebte Ödland-Welt
  • Herrlich abgefahrene Inszenierung
  • Story auch für Neulinge gut zugänglich
CONTRA
  • Story ist an sich eher zweckmäßig
  • Maximus' Handlungsstrang fällt etwas ab
  • CGI-Qualität schwankend

Fallout: Ein abgedrehter Trip durchs atomare Ödland – Serienkritik

„Fallout“ schafft es dank seiner Originalgeschichte sowohl alteingesessene Fans als auch Frischlinge gleichermaßen ins Boot zu holen und in diese faszinierende Welt zu entführen. Das atomare Ödland ist auf den ersten Blick ein trostloser Ort, doch immer wieder gibt es inmitten des Bluts und des Wahnsinns kleine Hoffnungsschimmer. Es ist ein wirklich aufregender Mix, dessen Sogwirkung wir uns nicht entziehen konnten.

In dieser Serie erwartet euch eine exzentrische, mitunter sogar richtig abgef*ckte Seherfahrung, die ihr aufgrund der herrlich überdrehten Inszenierung und der verrückten Charaktere so schnell sicherlich nicht wieder vergessen werdet. Trotz kleinerer Schwächen wie einer eher zweckmäßigen Story oder auch schwankender CGI-Effekte könnt ihr mit diesem bitterbösen Abenteuer eine richtig gute Zeit haben.

Die „Fallout“-Serie ist ein wunderbar abgedrehter Trip durchs atomare Ödland und eine der bisher besten Videospiel-Verfilmungen.

Kommentare

OzeanSunny

OzeanSunny

10. April 2024 um 15:11 Uhr
Christian1_9_7_8

Christian1_9_7_8

10. April 2024 um 15:57 Uhr
OzeanSunny

OzeanSunny

10. April 2024 um 16:11 Uhr
Serial Killer

Serial Killer

10. April 2024 um 16:27 Uhr
El Presidente

El Presidente

10. April 2024 um 16:32 Uhr
Christian1_9_7_8

Christian1_9_7_8

10. April 2024 um 17:02 Uhr
KlausImHausAusDieMaus

KlausImHausAusDieMaus

10. April 2024 um 17:09 Uhr
KingDingeIing

KingDingeIing

11. April 2024 um 08:09 Uhr
XiscoBerlin

XiscoBerlin

12. April 2024 um 12:12 Uhr
The_Carljey

The_Carljey

12. April 2024 um 12:27 Uhr