Teamchefs sind mittlerweile fast so berühmt wie die Fahrer selbst. Günther Steiner, der ehemalige Teamchef von Haas, wurde durch die Netflix-Serie „Drive to Survive“ zur Kultfigur. Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff oder Christian Horner von Red Bull stehen mehr in der Öffentlichkeit als einige Piloten.
Der „F1 Manager“ von Frontier Developments machte im Sommer 2022 aus dem Aufgabenfeld der Teamchefs ein durchaus gelungenes Spiel. Der Nachfolger „F1 Manager 2023“ wurde um einen sinnvollen Race-Replay-Modus erweitert, sodass sich die Rennen aus der Realität nachspielen lassen.
Mit dem „F1 Manager 2024“ erscheint am 23. Juli 2024 der neueste Ableger. Mit der Gründung eines eigenen Teams wurde ein komplett neues Feature eingefügt, das sich viele Fans schon bei den vergangenen zwei Titeln wünschten. Wir hatten die Möglichkeit, das Spiel schon einmal zwei Stunden Probe zu spielen und mit dem neugegründeten Formel-1-Team „Jensen Racing“ (wer kennt es nicht?) in Konkurrenz zu Red Bull & Co zu treten.
Auto und Rennoverall gestalten, Fahrer und Motor auswählen
Bei der Gründung des Teams fällt sofort auf: Es gibt viel Gestaltungsspielraum. Wir entscheiden uns für einen Teamnamen, nehmen zudem mit der Höhe des Startkapitals sowie der Qualität der Teameinrichtungen (Windkanal, Rennsimulator etc.) Einfluss auf den Schwierigkeitsgrad. Später lassen sich je nach Vorerfahrung noch weitere Einstellungen dazu tätigen.
Danach wählen wir zwei Fahrer und die wichtigsten Mitarbeiter aus. Wir gehen mit Max Verstappen und Pierre Gasly an den Start. Auch der Motorlieferant (Ferrari, Renault, Honda oder Ferrari) muss ausgewählt werden. Diese unterscheiden sich in der Motorenpower und in der Haltbarkeit. Letzteres ist nun sehr wichtig, denn im Rennen können technische Probleme auftreten. Doch dazu später mehr.
Beim Design des Logos, der Autos und des Rennoveralls gibt es relativ viel Gestaltungsspielraum. Die Vorlagen lassen sich sehr individuell anpassen, sodass schöne oder auch unfassbar hässliche Rennboliden entstehen können. Wer Spaß daran hat, kann sich hier richtig austoben. Es lässt sich sogar bestimmen, wo genau die Logos der Sponsoren auf dem Auto und Rennanzug zu sehen sind.
Sponsoren wollen zufriedengestellt werden
Apropos Sponsoren: Diese spielen im „F1 Manager 2024“ eine größere Rolle. Zu Beginn des Spiels können wir die Angebote durchstöbern und uns für fiktive Sponsoren entscheiden. Danach gilt es, die Geldgeber zufriedenzustellen. Nicht nur mit guten Ergebnissen, sondern auch mit Sponsorenaktivitäten. Das geht allerdings zulasten der Produktivität. Ein Ingenieur, der den neugierigen Mitarbeitern des Sponsors die Boxengasse zeigt, kann schließlich nicht am Auto werkeln. Auch Fahrer sind irgendwann genervt, wenn sie für Sponsorenaktivitäten abgezogen werden. Hier gilt es, die richtige Balance zu finden.
Insgesamt versucht der „F1 Manager 2024“, mehr Tiefe ins Spiel zu bringen. Deshalb wurde auch das sogenannte „Mentality System“ eingeführt. Fahrer und die wichtigsten Mitarbeiter können mit der Personalsituation (Vertrag, Konkurrenzkampf zum Teamkollegen etc.), der Leistung des Autos und der Zusammenarbeit mit dem Teamchef unterschiedlich zufrieden bzw. unzufrieden sein. Eine Gehaltserhöhung kann manchmal helfen, löst aber nicht alle Probleme.
Fahrer lassen sich austauschen, können aber auch abgeworben werden
Funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Team und Fahrer überhaupt nicht mehr, kann man einen Wechsel vornehmen. Ähnlich wie in der Realität hat jedes Formel-1-Team eine Nachwuchsakademie mit Fahrern, die in der Formel 2 und Formel 3 unterwegs sind. Eine Beförderung in die Formel 1 ist wahrheitsgetreu nur möglich, wenn die jungen Piloten genügend Punkte für die Superlizenz geholt haben. Auch beim Nachwuchs gilt übrigens: Der Gemütszustand kann je nach Karriereverlauf schwanken.
Alternativ lassen sich auch Fahrer und Mitarbeiter scouten und von der Konkurrenz abwerben. Es kann allerdings passieren, dass auch die eigenen Angestellten von einem Konkurrenzteam weggeschnappt werden. Je unzufriedener ein Fahrer oder Mitarbeiter ist, desto größer ist die Gefahr. Möglicherweise lässt sich dadurch nachempfinden, wie sich Toto Wolff gefühlt haben muss, als Lewis Hamilton ihm bei einem gemeinsamen Frühstück mitteilte, von Mercedes zu Ferrari zu wechseln.
All die genannten Neuerungen sorgen dafür, dass man zwischen den Rennen gefühlt etwas mehr zu tun hat bzw. mehr Einfluss nehmen kann. Die sonstigen Aufgaben, bei denen speziell die Entwicklung des Autos ein wichtiger Part ist, haben sich gegenüber dem „F1 Manager 2023“ nicht groß verändert.
22 Autos sind auf der Strecke unterwegs
Entscheidend ist ohnehin, was auf der Rennstrecke passiert. Eines vorweg: Gründet man ein eigenes Team, sind ab sofort 22 anstatt der üblichen 20 Rennwagen auf der Strecke. Das eigene Team ersetzt also kein vorhandenes Team, sondern erweitert das Starterfeld. Die realen Fahrer, die man für sein eigenes Team ausgewählt hat, werden bei dem jeweiligen Konkurrenzteam durch andere Piloten ersetzt. Pech für Red Bull, dass ich ihnen Verstappen weggeschnappt habe. Aber wer kann schon nein sagen, wenn Jensen Racing ruft?
Grafisch erreichte der „F1 Manager“ zwar nie das Niveau des F1-Spiels von Codemasters und EA Sports, bewegte sich aber für ein Managerspiel auf einem sehr ordentlichen Niveau. Der „F1 Manager 2024“ sieht noch besser aus als der Vorgänger, vor allem Rasen, Kies und Rennstrecke haben sich optisch verbessert. Zudem gibt es neue Kameraperspektiven, zum Beispiel die Helikopter-Kamera.
Weiterhin hören wir im Spiel die Original-Funksprüche der Fahrer und Renningenieure, wenn sie zum Beispiel über den Zustand der Reifen sprechen. Die Original-Stimmen waren in den vergangenen zwei Jahren noch ein Novum in der Welt der Rennspiele. Allerdings zieht „F1 24“ hier nach und soll nun selbiges bieten. Ein Defizit am „F1 Manager“ war bislang der TV-Kommentar, der so hölzern vorgetragen wurde, dass man ihn besser hätte weglassen können. Da wir beim Anspielen die englische Version ohne Kommentar testeten, wissen wir hierzu noch nichts Näheres.
Die Einflussmöglichkeiten während des Rennens sind größtenteils identisch zum vergangenen Jahr. Man kann dem Fahrer zum Beispiel die Anweisung geben, Full Speed zu fahren oder aber die Reifen zu schonen und Benzin zu sparen. Auch die taktischen Anweisungen, zum Beispiel das Vorbeilassen des Teamkollegen oder das bestmögliche Verteidigen der Position, sind unverändert und werden von den Fahrern ordentlich umgesetzt.
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Oh Schreck, ein technischer Defekt
Neu ist, dass ab sofort technische Defekte am Fahrzeug auftreten können. Beim Testspielen musste ich zum Beispiel feststellen, dass die Zeiten von Sergio Perez im Red Bull langsamer und langsamer werden. Schuld war nicht die fahrerische Inkonstanz des Mexikaners, wobei auch das realistisch gewesen wäre, sondern das Auto – genauer gesagt der Ausfall des ERS (Energierückgewinnungssystem).
Weitsichtige Teamchefs hätten vermutlich besser vorgesorgt. Man kann sich anzeigen lassen, wie hoch das Risiko einer Beeinträchtigung des Motors, ERS oder Getriebes ist. Hierauf lässt sich reagieren, zum Beispiel, indem man den Fahrer vorsichtiger fahren lässt, sodass die Temperatur des Antriebsstrangs sinkt. Einige Defekte treten nur vorübergehend auf und lassen sich beheben, andere können von jetzt auf gleich ein komplettes Rennen ruinieren – zum Beispiel ein Getriebeschaden. Aber das Gute ist: Auch die Konkurrenten können davon betroffen sein.
Das Spiel erscheint unter anderem für die Playstation 4 und 5 und soll in der Standard-Version für 34,99 Euro angeboten werden.
Eines vorweg: Der „F1 Manager“ ist kein Spiel für jedermann. Nicht alle haben Freude daran, sich durch die vielen Menüs zu wurschteln oder die Rennen als aktiver Zuschauer zu verfolgen. Doch all die Gamer, die ein Faible für die Formel 1 und für Managerspiele haben, dürfen sich auf den „F1 Manager 2024“ freuen. Die Gründung eines eigenen Teams war von der Community schon lange gefordert und bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten. Neuerungen bei den Sponsoren, das Mentalitätssystem und technische Defekte im Rennen sorgen für mehr Tiefe.
Wie gut all das funktioniert – ob sich die Zufriedenheit der Fahrer zum Beispiel auf die Leistung auswirkt und wie ausgewogen technische Defekte auftreten – lässt sich nach dem ersten Probespielen noch nicht bewerten. Was offenbar fehlt, sind typische Medienaktivitäten wie zum Beispiel Interviews vor und nach dem Rennen oder Pressekonferenzen. Auch Teambesprechungen, in denen man mit dem Fahrer kommuniziert, wären eine sinnvolle Erweiterung. Insgesamt aber bietet der „F1 Manager 2024“ vieles von dem, was die Formel 1 so faszinierend macht.
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Kommentare
Affenknutscher
15. Mai 2024 um 16:30 UhrObwohl sich die Reihe bescheiden verkauft,bleiben die am Ball Respekt.
Da ich aber zusätzlich lieber selber fahren will,sagt mir das F1 Spiel von EA eher zu.