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Aus Mangel an Beweisen: Jake Gyllenhaal glänzt in neuem Gerichts-Thriller bei Apple TV+ - Serienkritik

Krimi- und Thriller-Profi David E. Kelley ("Boston Legal") spendiert mit seiner Apple TV+-exklusiven Miniserie "Aus Mangel an Beweisen" dem gleichnamigen Roman eine Neuverfilmung mit Hollywood-Star Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle.

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8.0

Die Miniserie "Aus Mangel an Beweisen" (Originaltitel: "Presumed Innocent") basiert auf einem gleichnamigen Roman.

Der Gerichts-Thriller „Aus Mangel an Beweisen“ aus dem Jahr 1990, der auf einer gleichnamigen Romanvorlage basiert, ist mittlerweile ein echter Klassiker. Nun startet auf Apple TV+ eine Neuauflage des Films, doch gegenüber der ersten Verfilmung gibt es die eine oder andere Veränderung. Einmal handelt es sich beim Remake nicht mehr um einen Film, sondern um eine Serie. Zudem übernimmt nicht mehr Harrison Ford die Hauptrolle, sondern sein Kollege Jake Gyllenhaal, den Filmfans aus seinen Rollen in „Prince of Persia: Der Sand der Zeit“, „Spider-Man: Far From Home“ oder auch „Southpaw“ kennen dürften.

Wir durften uns die ersten sieben der insgesamt acht Episoden der neuen Miniserie bereits vorab anschauen. In unserer kleinen Serienkritik verraten wir euch, ob auch ihr euch in den Gerichtssaal wagen solltet. Ehe wir loslegen noch eine kleine Info vorab: Die Folgen haben wir uns in der englischsprachigen Originalversion angesehen. Zur deutschen Synchronisation können wir euch dementsprechend keine Einschätzung mit auf den Weg geben.

Ein Staatsanwalt im Fadenkreuz

An der Ausgangslage der bekannten Story ändern die Macher der „Aus Mangel an Beweisen“-Neuauflage nur wenig. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Rusty Sabich, der als stellvertretender Staatsanwalt in Chicago arbeitet. Ein grausamer Mord erschüttert schon bald nicht nur die Einwohner der Stadt, sondern sorgt auch in den Reihen der Gesetzeshüter für Aufsehen: Ein Mitglied der Staatsanwaltschaft soll das Verbrechen begangen haben!

Rusty übernimmt den Fall, verschweigt jedoch, dass er vor einiger Zeit eine Affäre mit dem Mordopfer hatte. Wenig später gerät unser Protagonist allerdings selbst ins Fadenkreuz der Ermittler, denn alle Beweise deuten allmählich darauf hin, dass Rusty der Mörder ist.

Wie der Fall am Ende ausgeht, verraten wir euch selbstverständlich nicht in unserer „Aus Mangel an Beweisen“-Serienkritik. Was wir euch dafür verraten können, ist, dass sich die neue Apple TV+-Serie im positiven Sinne wie eine hervorragende Fernsehserie anfühlt. Jede Episode endet auf einem Cliffhanger und macht so Lust auf die nächste Folge. Ein Kniff, der lange nicht mehr so effektiv genutzt wurde wie in diesem packenden Gerichts-Thriller.

Zu verdanken ist dies auch dem Umstand, dass wir als Zuschauer munter miträtseln können. Ist Rusty tatsächlich der Mörder? Falls nicht, wer könnte sonst das Verbrechen begangen haben? Es ist eine Stärke der richtig guten Krimis und Thriller, in denen genau diese Fragen und deren Beantwortung einen nicht unerheblichen Teil des Sehvergnügens ausmachen. Obwohl „Vergnügen“ es hier eventuell nicht ganz trifft, immerhin geht es um ernste Themen.



Die Todesstrafe droht

Unserem Hauptcharakter Rusty droht immerhin die Todesstrafe, sollte ihm der Mord an seiner einstigen Geliebten nachgewiesen werden. „Sollte“ ist hier das entscheidende Stichwort, denn die Verteidigung erkennt schnell, dass sie bei den Geschworenen Zweifel säen müssen. Die Jury spielt im US-amerikanischen Rechtssystem eine bedeutende Rolle und sollten die Geschworenen genug verunsichert werden, könnte der Angeklagte der Todesstrafe entgehen.

Es ist ein Element, das den Prozess in „Aus Mangel an Beweisen“ für uns so spannend gemacht hat. Doch wichtig hierbei ist, dass die Jury nicht nur den Mord beäugt, sondern auch Rustys Moral beziehungsweise sein unmoralisches Verhalten gegenüber seiner Ehefrau. Die Untreue gegenüber seiner Frau holt ihn letztendlich ein und droht zusammen mit den schwerwiegenden Anschuldigungen zu einer Flutwelle zu werden, die ihn unwillkürlich mitreißen könnte.

Davon einmal abgesehen bietet eine Serienadaption im Gegensatz zu einer Umsetzung als Kinofilm natürlich gewisse Vorzüge. Da die Verantwortlichen bei einer Serie deutlich mehr Zeit haben, um die Geschichte zu erzählen, erhalten wir im Falle der Apple TV+-Show Szenen, die im Film von 1990 noch entfallen mussten. Rustys Frau darf nun beispielsweise einen größeren Part einnehmen und selbiges gilt für die verstorbene Affäre unseres Protagonisten.

Es sind willkommene Ergänzungen beziehungsweise Erweiterungen, die das Seherlebnis auch für all jene Zuschauer frisch halten, die den Film mit Harrison Ford bereits kennen. Kleiner Wehrmutstropfen hierbei: Das Pacing, also das Erzähltempo der Serie, ist für unser Empfinden nicht immer optimal. Des Weiteren werden einige Rollen noch immer unzureichend genutzt. Ironischerweise betrifft dies Rustys Frau Barbara, obwohl sie nun mehr Screentime bekommt.

Es sind kleine Schwächen, die auch der insgesamt gut aufgelegte Cast nicht gänzlich aufzufangen vermag. Dabei ist das Ensemble, das die Verantwortlichen für die Apple TV+-Serie vor der Kamera versammelt haben, hochkarätig mit wundervollen Darstellerinnen und Darstellern besetzt. Insbesondere Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal konnte uns mit seiner vielschichtigen Darbietung von Rusty Sabich auf ganzer Linie überzeugen.



Ein starkes, wenn auch zwischenzeitlich unterfordertes Staraufgebot

Gyllenhaal hat bereits mehrfach sein Talent mit hervorragenden Performances unter Beweis gestellt und auch in „Aus Mangel an Beweisen“ weiß er zu überzeugen. Sein Charakter Rusty ist überaus vielschichtig und zwischenzeitlich wirkt er dermaßen schuldig, dass es schwerfällt, noch an seine Unschuld zu glauben. Rusty durchlebt während des Prozesses zahlreiche intensive Emotionen und Gyllenhaal schafft es mit seiner mitreißenden Art, diese zu vermitteln.

Doch auch seine Co-Stars können überzeugen. Besonders hervorheben möchten wir hier Ruth Negga („Preacher“) als Rustys Frau Barabara, die in ihren Szenen packend schauspielert, auch wenn wir uns gewünscht hätten, dass die Apple TV+-Serie noch mehr hieraus gemacht hätte. Ähnlich verhält es sich mit ihrer Kollegin Lily Rabe, die als Dr. Rush ihr Können beweisen darf, vom Drehbuch allerdings nicht wirklich gefordert wird.

Da wir gerade schon beim Thema „Drehbuch“ waren: Ein paar Wendungen während des Gerichtsverfahrens hätten gerne noch etwas aufregender geschrieben werden dürfen. Gyllenhaal & Co. machen die Show definitiv sehenswert und entschädigen für die eine oder andere Länge, doch etwas mehr Kreativität sowie Mut bei Kameraarbeit und Drehbuch hätten wir uns zwischenzeitlich doch gewünscht, um uns noch mehr zu fesseln.

Ehe wir zu unserem Fazit kommen, möchten wir auch noch kurz auf David E. Kelley eingehen, der die „Aus Mangel an Beweisen“-Serie geschaffen hat. Kelley hat sich im Laufe seiner Karriere besonders mit Krimis und Thrillern einen Namen gemacht, etwa „Big Little Lies“, „Big Sky“ oder auch „Love & Death“. Das Niveau einiger seiner vorheriger Arbeiten wird jedoch leider nicht ganz erreicht. Im direkten Vergleich fehlten uns zwischenzeitlich der Pfiff und dieses gewisse Etwas, das aus einer guten bis sehr guten Serie eine großartige macht.

„Aus Mangel an Beweisen“ ist am 12. Juni 2024 exklusiv bei Apple TV+ gestartet.

8.0

Wertung und Fazit

PRO
  • Neue Szenen fügen sich gut in die Miniserie ein
  • Spannendes Gerichtsverfahren
  • Mordfall lädt zum Mitraten ein
  • Stark aufspielender Cast, insbesondere Jake Gyllenhaal
CONTRA
  • Pacing ist mitunter etwas holprig
  • Drehbuch und Inszenierung könnten noch mitreißender sein

Aus Mangel an Beweisen: Jake Gyllenhaal glänzt in neuem Gerichts-Thriller bei Apple TV+ – Serienkritik

Mit „Aus Mangel an Beweisen“ hat Apple TV+ sein Angebot an hochwertigen Krimiserien um einen weiteren sehenswerten Titel ergänzt. Dass sich hier ein genauerer Blick lohnt, ist vor allem dem stark aufspielenden Ensemble zu verdanken. Allen voran Jake Gyllenhaal als Hauptdarsteller glänzt mit einer vielschichtigen, intensiven wie gleichermaßen einfühlsamen Performance. Zu rätseln, ob Gyllenhaals Rusty Sabich wirklich der Mörder ist oder nicht, macht großen Spaß und sorgte dafür, dass wir uns schnell in der Show verlieren konnten.

Dank des stark aufspielenden Casts fallen einige erzählerische und inszenatorische Schwächen auch nicht allzu sehr ins Gewicht, obwohl wir uns an der einen oder anderen Stelle in diesen Bereichen ein bisschen mehr erhofft hatten. Insgesamt setzt die Miniserie keine bahnbrechenden neuen Impulse, doch nicht jede Show muss ihr Genre revolutionieren. Uns konnte der toll gespielte Gerichts-Thriller in seinen Bann ziehen und solltet ihr ein Herz für Serien dieser Art haben, kommt ihr hier sicherlich auf eure Kosten.

Kommentare

Konrad Zuse

Konrad Zuse

18. Juni 2024 um 22:58 Uhr
Snakeshit81

Snakeshit81

19. Juni 2024 um 00:47 Uhr
OzeanSunny

OzeanSunny

19. Juni 2024 um 04:02 Uhr
moody_hank

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19. Juni 2024 um 06:33 Uhr
moody_hank

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19. Juni 2024 um 06:34 Uhr
Hippiekiller

Hippiekiller

19. Juni 2024 um 08:12 Uhr
Konrad Zuse

Konrad Zuse

19. Juni 2024 um 08:48 Uhr
Hippiekiller

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19. Juni 2024 um 09:33 Uhr
Konrad Zuse

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19. Juni 2024 um 10:02 Uhr
Hippiekiller

Hippiekiller

19. Juni 2024 um 11:08 Uhr
Konrad Zuse

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19. Juni 2024 um 12:53 Uhr
Hippiekiller

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19. Juni 2024 um 13:02 Uhr
KlausImHausAusDieMaus

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19. Juni 2024 um 13:36 Uhr
Knoblauch1985

Knoblauch1985

19. Juni 2024 um 14:03 Uhr