Mario Andretti hatte eine Vision. Der frühere Rennfahrer wollte mit einem eigenen Team die Formel 1 bereichern. Doch die Verantwortlichen der Formel 1 lehnten die Aufnahme Ende Januar ab. Es bleibt somit bei zehn Formel-1-Teams. Zumindest in der Realität. Im Spiel „F1 Manager 2024“ hingegen hat jeder Spieler die Möglichkeit, sich den Traum von Andretti zu erfüllen und ein elftes Formel-1-Team zu gründen.
Das Spiel von Frontier Developments geht mit dem am 23. Juli 2024 erscheinenden „F1 Manager 2024“ in die dritte Runde. Der „F1 Manager 2022“ war ein ordentlicher Einstiegstitel, der mit viel Tiefgang und einer beachtlichen Grafik punktete. Der „F1 Manager 2023“ wurde durch die sogenannten Rennwiederholungen erweitert, sodass sich die Rennen aus der Realität nachspielen ließen.
Dieser Modus ist weiterhin im F1 Manager enthalten. Der Spieler hat also die Möglichkeit, mit der Startaufstellung aus der Realität Rennen zu starten und als Teamchef wichtige Entscheidungen zu treffen. Zudem gibt es weiterhin die „Rennmomente“, bei denen der Spieler mitten im Rennen einsteigt und eine Mission erfüllen muss.
Als elftes Team an den Start gehen
Die große Neuerung im „F1 Manager 2024“ ist nun die Möglichkeit, ein eigenes Team zu erstellen und als elfter Rennstall neben Mercedes, Ferrari & Co. an den Start zu gehen.
Wie das funktioniert? Zunächst darf ich auswählen, wie mein Team heißen soll. Ich entscheide mich für den Namen „Jensen Racing“. Danach kann ich mich praktisch zwischen sechs verschiedenen Startvoraussetzungen entscheiden. Möchte ich als ein Top-Team starten, das über viel Geld verfügt und sich die besten Fahrer leisten kann? Oder beginne ich als ein kleines Team mit einem geringen Budget?
Bei der Gründung des Teams gibt es viele Gestaltungsmöglichkeiten. Zunächst wähle ich meine zwei Piloten aus. Ich entscheide mich für Ferrari-Pilot Charles Leclerc und für Mick Schumacher. Letzterer hat natürlich nicht die fahrerische Qualität von Leclerc. Aber wenn ich als Teamchef schon die Möglichkeit habe, einen zweiten deutschen Fahrer in die Formel 1 zu holen, muss ich das einfach machen. Bei der Antriebsstrang-Auswahl stehen Ferrari, Renault, Honda und Mercedes zur Auswahl. Alle vier Motorlieferanten haben unterschiedliche Vor- und Nachteile.
Auto, Rennanzug und Logo lässt sich kreativ gestalten
Danach geht es an die Gestaltung des Autos, des Rennanzugs und meines Logos. Grundsätzlich bietet das Spiel hier viel gestalterischen Freiraum. Ich kann eine der vielen Vorlagen verwenden, oder selbst kreativ werden. Bei der Autolackierung stehen eine Vielzahl an Mustern und möglichen Farbverläufen zur Auswahl. Zwar ist es etwas kompliziert, den richtigen Farbton einzustellen. Mit etwas Übung gelingt das aber gut. Beim Rennanzug und Logo verhält sich das ähnlich.
Abschließend kann ich noch auswählen, ob ich im Spiel ein Tutorial benötige, wie komplex die Autoentwicklung sein soll und wie stark die gegnerischen Teams in den Rennen sind. Das wars! Mein eigenes Formel-1-Team ist gegründet.
Im Verlaufe einer Saison habe ich jederzeit die Möglichkeit, das Design meines Autos, der Rennanzüge und des Logos zu verändern. Das passt gut zur echten Formel 1, weil auch die realen Teams teilweise für bestimmte Rennen mit Sonder-Designs an den Start gehen. McLaren fuhr zum Beispiel beim Großen Preis von Monaco in einem Senna-Design. Ferrari wiederum ging beim Großen Preis von Miami mit blauen Rennanzügen und einer rot-blauen Lackierung an den Start.
Sponsoren, die etwas erleben möchten
Sobald das eigene Team gegründet ist, unterscheidet sich der weitere Karriereverlauf kaum vom „F1 Manager 2023“. Allerdings gibt es kleine Neuerungen, die dem Spiel durchaus mehr Tiefe verleihen. Da wären zunächst einmal die Sponsoren, die neuerdings höhere Ansprüche stellen. Sie möchten nicht nur gute Leistungen auf der Rennstrecke sehen, sondern auch hofiert werden.
Es gibt viele Engagement-Aktivitäten, die die Sponsoren zufriedenstellen oder zusätzliches Geld in Kasse spülen – allerdings auch Nachteile haben. Lässt man die Sponsoren im Rennsimulator fahren, pausiert die Fahrzeugentwicklung. Lädt man die Sponsoren zu einem Trainings-Event ein, sind die eigenen Fahrer genervt, ihre Freizeit dafür opfern zu müssen. Hier gilt es, einen Kompromiss zu finden.
Überhaupt spielt das Wohlbefinden der Fahrer und der wichtigsten Angestellten (Renningenieur, Sportdirektor etc.) im „F1 Manager 2024“ eine wichtige Rolle. Die Mentalität der Fahrer kann positiv, neutral oder negativ sein. Unzufriedene Piloten fahren nicht nur schlechter, sondern lassen sich womöglich auch von der Konkurrenz abwerben.
Die Zufriedenheit setzt sich immer aus den drei Kriterien „Persönliche Umstände“, „Teamleistung“ und „Teamchef“ zusammen. Leclerc ist zum Beispiel glücklich, weil er schneller ist als sein Teamkollege Schumacher. Dafür allerdings stört ihn, wie schwach die Autoleistung im Vergleich zur Konkurrenz ist und dass die Einrichtungen nicht dem höchsten Standard entsprechen. Schumacher wiederum leidet darunter, nicht mit Leclerc mithalten zu können.
Beide Fahrer sind selten zufrieden
Es ist schwer bis unmöglich, beide Fahrer und alle Angestellten dauerhaft glücklich zu machen. Andererseits passt das gut zur echten Formel 1. Schließlich ist es bislang auch keinem Rennstall gelungen, den als Diva geltenden Fernando Alonso dauerhaft glücklich zu stellen. Und Lewis Hamilton fühlte sich bei Mercedes offenbar auch nicht mehr so wohl, weshalb er im kommenden Jahr zu Ferrari wechselt. Das Mentalitätssystem sorgt jedenfalls dafür, dass der Charakter der Fahrer noch mehr zum Vorschein kommt.
Allerdings verschenkt Frontier Developments mit dem „F1 Manager 2024“ hier auch viel Potenzial. Es ist nicht möglich, mit den Fahrern Einzelgespräche zu führen, um sie zum Beispiel zu motivieren oder ein schlechtes Verhältnis zum Teamkollegen auszumerzen. Es gibt auch keine Interviews, die man rund um die Rennen führt und dessen Antworten Einfluss auf die Mitarbeiter haben.
Der ganze Medienbereich, der eigentlich in der Formel 1 sehr präsent ist (von Zeitungen und Fernsehen bis hin zu Social Media) wird im Spiel überhaupt nicht thematisiert. Die einzige Ausnahme ist der Kommentator bei den Rennen, der allerdings genauso schlecht ist wie bei den Vorgängerspielen. Dafür sind die Original-Boxenfunksprüche weiterhin im Spiel enthalten, sodass ich wirklich die Stimme von Max Verstappen & Co höre.
Auf den eigenen Fahrer wetten
Die Rennen an sich sind gut umgesetzt und machen viel Freude. Die Grafik, die für ein Managerspiel ohnehin schon sehr gut war, wurde noch einmal leicht optimiert. Rasen, Kies und Rennstrecke haben sich optisch verbessert. Zudem gibt es mit der Helikopter-Ansicht eine neue Kameraperspektive, die gleichermaßen übersichtlich und hübsch anzusehen ist.
Vor Beginn des Rennwochenendes muss ich die Rennziele für meine beiden Fahrer festlegen. Drei verschiedene Mindestplatzierungen stehen im „F1 Manager 2024“ zur Auswahl. Je höher ich das Ziel setze, desto höher fällt die mögliche Belohnung aus. Solche Wetten auf den eigenen Fahrer haben zwar wenig mit der Realität zu tun, sorgen aber für noch mehr Spannung.
Der Verlauf der Rennwochenenden hat sich nicht groß verändert. Es beginnt mit den freien Trainingseinheiten, bei denen man in Zusammenarbeit mit den Fahrern nach dem richtigen Setup sucht. Die Fahrer geben nach ihren schnellen Runden ein Feedback und verraten zum Beispiel, ob der Wagen übersteuert, wie die Kurvengeschwindigkeit ausfällt und ob die Bremsstabilität stimmig ist.
Danach kann ich die Anpassungen vornehmen und meinen Fahrer erneut auf die Strecke schicken. Selbstverständlich lassen sich diese Sessions auch simulieren. Am Samstag folgt das Qualifying oder auch das Sprintrennen, das genauso wie beim „F1 Manager 2023“ weiterhin im Spiel enthalten ist.
Technische Defekte sorgen für eine neue Herausforderung
Eine spannende Neuerung im „F1 Manager 2024“ sind die technischen Defekte, mit denen ich im Rennen mehrmals konfrontiert war. Dabei gilt die Grundregel: Je älter meine Autoteile sind, desto größer ist die Gefahr eines Defekts.
Ein Beispiel: In einem Rennen stelle ich fest, dass der Motor von Mick Schumacher zu sehr erhitzt. Das Spiel verrät uns, wie ich darauf reagieren muss. Ich soll ihn in sauberer Luft fahren, also nicht direkt hinter einem anderen Auto, und außerdem Kraftstoff sparen lassen. Dies führt dazu, dass sich das Problem nicht verschlimmert bzw. im Optimalfall sogar zurückgeht.
In diesem Fall gelingt es mir zumindest, Schumacher die restlichen sieben Runden zu Ende fahren zu lassen und über die Ziellinie zu bringen. Bei zwei anderen Rennen ließ ich Leclerc zu lange auf abgenutzten Reifen fahren – und wurde mit einem Reifenschaden bestraft. Er rettete sich zwar in die Box, fiel aber soweit zurück, dass das Rennen praktisch gelaufen war.
Auch die konkurrierenden Fahrer haben gelegentlich mit technischen Defekten zu kämpfen. Ich bekomme eingeblendet, welches Auto ein Problem hat. Allerdings verrät mir das Spiel nicht, was für ein Problem er hat und wie schwerwiegend dies ist.
Überhaupt kam es mir so vor, als würden die technischen Defekte der Konkurrenten weniger schwerwiegend ausfallen. Es gab nicht einen einzigen Fall, bei dem ein gegnerischer Fahrer so einen großen Schaden hatte, dass er plötzlich bis ans Ende des Feldes zurückfiel. Hier fehlt noch etwas das Gleichgewicht. Nichtsdestotrotz sind die technischen Defekte eine sinnvolle Neuerung, die noch mehr Formel-1-Feeling versprühen.
Darüber hinaus spielt sich der F1 Manager 2024 ähnlich wie der Vorgänger. Zwischen den Rennwochenenden habe ich unter anderem die Möglichkeit, neue Fahrzeugteile zu entwickeln, die Infrastruktur meines Teams zu erweitern oder Talente (aus der Formel 2 und Formel 3) aufzubauen und in die Formel 1 zu bringen. Kurzum: Ich kann all das machen, was Mario Andretti auch so gerne getan hätte.
Kommentare
RoyceRoyal
22. Juli 2024 um 16:35 UhrIch weiß nicht…ich spiele grad zum zweiten Mal dem 23 Teil mit Rennen auf Schwer. Das ist irgendwie sogar spannend, aber man macht halt die ganze Zeit das gleiche. Man achtet auf die Reifen und gibt dann mehr oder weniger frei. Wenn man überholen möchte muss man vor der Gerade ERS freigeben, sonst kommt kein Angriff.
Vielleicht bin ich zu doof, aber vielleicht muss man das Spiel studieren um den vollen Spaß zu haben. Man müsste mal ausprobieren wie viel Seasons man spielen müsste um ein Team an RB vorbei zu bekommen. Ich klick da halt irgendwas rum, dabei kommt irgendwas raus…aber was man da so richtig macht…kapiert das einer wirklich?
Ich spiele es immer gern ne Std vor zu Bett gehen, so werde ich den neuen Teil für sehr schmales Geld auch mal mitnehmen.
longlegend
22. Juli 2024 um 16:46 UhrIch werde hier als großer F1 Fan wohl wieder zuschlagen.
Der 2023er Teil war gut, obwohl paar Sachen gefehlt oder gestört haben.
Finde das auch einen tollen Entwicklungsansatz den Frontier an den Tag legt. Man hat geschaut dass der Kern funktioniert, und jedes Jahr wird dieser Kern um sinnvolle Features erweitert, die eigentlich immer gut umgesetzt sind. Genau so etabliert man eine neue Serie, das ist viel sinnvoller als überall was reinzubuttern, was dann letztendlich nur halbherzig implementiert wurde und unter Umständen noch verbuggt ist.
Affenknutscher
22. Juli 2024 um 16:51 UhrSchön das es solche Manager Spiele gibt,mir persönlich reicht aber schon F1 24 von der Tiefe her,was denn Karrieremodus betrifft.